Defizitäre Theorien

Wir stecken schon lange in der Krise, was die Behandlung von mentalen Erkrankungen betrifft. Ein Grund liegt darin, dass wir defizitäre Theorien nicht aufgeben wollen, die den Menschen betreffen. Ludwig Binswanger hat zurecht darauf hingewiesen, dass sowohl Freud als Heidegger defizitäre pathologische Paradigmen zu Anthropologien entwickelt haben, aus der sie Existenzialien ableiteten.  Der Mensch ist aber nicht in erster Linie ein unbewusstes Triebwesen noch ist er in diese Welt geworfen. Solche Zuschreibungen vermitteln ein verfehltes Dasein und taugen nicht für eine affirmative ontische und ontologische Beschreibung menschlicher Befindlichkeiten. Binswanger postulierte deswegen seine Daseinsanalyse, die sich ja am gelungenen Leben orientieren muss und nicht am verfehlten. Heidegger schwebt mit seiner Behauptung in der Gefahr, faschistoid zu werden, indem er Sinnentleerung zum Existenzial stilisiert. Und das Fundament ( „Unterbau“) unseres Lebens ist nicht der Trieb, wovon Freud eben noch überzeugt war. Wir wollen alles darauf zurückführen und determinieren den Menschen auf eine völlig untergeordnete Partial-„Leistung“, die unser Menschsein kaum erfasst.

Eine positive Anthroplogie definiert den Menschen dahingehend, dass sie beschreibt, wozu der Mensch fähig ist, welche Macht er über sich selbst besitzt gegen die Behauptung, er sei nicht Herr im eigenen Haus. Sein vorherrschendes affirmatives Existenzial ist sein Seinkönnen im Sinne einer Teleologie des Daseins. Wir sind entworfen auf die Verwirklichung unseres ganzen Menschseins hin, aber nicht geworfen. Wir wollen die vielen realen Abweichungen von dieser These nicht unter den Tisch fallen lassen, aber auch darauf aufmerksam machen, dass viele falsche Theorien über den Menschen, viele schlechte Verhaltensweisen von Menschen mitbewirken. Wenn ich behaupte, der Mensch sei in seinem Innersten triebhaft und aggressiv, wird er nicht viel dafür tun, diese defizitären Lagen zu überwinden, sie sogar als conditio humana verstehen. Auch die These, das menschliche Leben sei zum größten Teil von unbewussten Motiven geprägt, ist meines Erachtens nicht richtig. Jeder, der Bewusstseinsarbeit betreibt, weiß, dass er Zugang zu seinem Inneren hat. Und je mehr er hierin fortschreitet, um so besser geht es ihm. Wir können auch nicht wirklich Gott erfahren, wenn wir nicht bei uns selbst ankommen. Triebe und damit verbundene negative Emotionen sind allerdings ein Gegenspieler bewusster Erfahrung von Welt und ihrer Zusammenhänge. Das Zurückgeworfensein auf sein defizitäres Selbst verhindert Objektivität und beschränkt das intellektuelle Fassungsvermögen. Sexualität ist meines Erachtens auch ein Gegenspieler des Präfrontalcortex, der für Bewusstseinsprozesse zuständig ist. Wer diesen Teil des Gehirns stärken will, sollte deshalb asketisch leben – zumindest für die Zeit der Heilung von mentalen Krankheiten, für die man tiefe Einsichten braucht. Der Präfrontalcortex ist der Ort der Entwicklung gegen Funktionen der Reproduktion und der reinen Anpassung, die nicht so sehr einem gesunden Gehirn entspricht, wie wir das heute allgemein im Darwinschen Sinne propagieren. Wir halten diese Anpassung für Gesundheit. Aber meines Erachtens will sich das Gehirn lebenslang entwickeln, womit Veränderung zum Daseinsprinzip wird. Psychoneuroimmunologisch gesehen sind Selbsterkenntnis und Bewusstsein der beste Schutz gegen Angriffe von außen.

Eine Gesellschaft wie die deutsche ist alles andere als gesund, was auch die Gründung einer neuen Partei, die sich „Gesundheitsforschung“ nennt, bezeugt. Wir sind dabei, unsere Standards anderen Ländern wie Griechenland aufzudrücken, ohne uns zu fragen, was dieser hohe Krankenstand bedeutet. Sicher kommt hier ein Leiden am Leben zum Ausdruck. Die Repressionspolitik, die sich auf menschenfeindliche Paradigmen stützt, hat heute viele Gesichter. Es wird nicht mehr gefördert und unterstützt im Sinne einer Stabilisierung intrinsischer Motivationen, sondern es wird ausgesondert und ausgeschlossen. Alles, was sich nicht einordnet, wird sabotiert. Und wieder besonders primitiv und atavistisch: Männer schädigen Frauen. Es läuft so vieles schief und viele sehen, dass dem so ist. Menschen wollen sich auch in ihren Berufen entwickeln können, damit sie lange gesund bleiben. Wenn wir begriffen haben, dass unser bewusstes Gehirn den Ton angibt, müssen wir Existenzialien anders deuten. Ein unpassendes In-der-Welt-Sein kann zu Störungen vielerlei Art führen. Es sind nicht die Gene, die zu mentalen Krankheiten führen, sondern die falschen ontischen Bedingungen und ontologischen Zuschreibungen und natürlich die Verletzungen durch andere. Wir leben nicht in einem offenen Entwicklungssystem in Anerkennung unseres Gehirns, sondern in einer Zeit der Vernachlässigung desselben. Menschen haben enorme Selbstheilungskräfte durch dieses so konzipierte Gehirn. Wir müssen aber auch die Voraussetzungen schaffen, sie auch nutzen zu können. Und der Mensch als einzelner kann sich entscheiden, ob er lieber dem Präfrontalcortex folgt oder eben seinen Trieben. Beides zugleich ist wohl nicht gut vereinbar. Wir bleiben seltsam stecken und hier bleibt dann auch nur die Anpassung. Und Entwicklungsstau führt dann wieder zu Trieben – ein archaischer Kreislauf. Wo das Leben im Gegenteil im Fluss ist, gibt es keinen Trieb. Die Möglichkeiten der Evolution im Denken und der Selbstheilung existieren aber bereits in uns, wir haben es nur nicht gelernt, sie zu aktivieren.

Mit dem Präfrontalcortex verbunden ist auch die Individualisierung, die weder Egoismus noch Vereinzelung bedeutet, sondern Entfaltung der Genexpression und damit der Einzigartigkeit von Menschen, die mit ihren besonderen Fähigkeiten eine Gesellschaft befördern. Unser gesamtes Ausbildungssystem benotet und bewertet nur die Anpassung an die Verhältnisse. Kreativität und Produktivität werden oft sogar unterbunden. Wer schon in der Schulzeit andere Bücher liest als die vorgeschriebenen, beweist Eigenwilligkeit und sollte deswegen auch seine intrinsische Begabung erhalten können, denn er hat nicht die Absicht, Sachbearbeiter zu werden. Eigeninitiative wird zu oft sanktioniert und damit unterminiert. Wir sind kein Land der Kreativen und auch kein Land des guten Lebens. Wir sollten uns Gedanken machen, warum wir gerade hier in Deutschland unsere Seelen immer wieder schinden und uns zum Maßstab der Dinge machen. Eine Rentner- und Konzernpartei ist hier sicher nicht die Rettung.

Husserls phänomenologische Methode, die zu den Sachen selbst führt und diese beschreibt, muss auf den Menschen angewendet werden vor allem in Bezug auf Therapien, wenn man nicht in der Lage ist, die Bewusstseinsarbeit in die eigenen Hände zu nehmen. Im individuellen Leiden wurde man ein Opfer des Lebens, das andere uns vorschreiben, die sich wiederum keine Gedanken gemacht haben, was wirklich zählt. Innehalten sollte man nicht nur im Kloster. Jeder kann sich die Frage stellen, was für ihn in diesem Leben Bedeutung hat und was nicht. Er hat aber nicht das Recht, seine Einschränkungen anderen aufzubürden. Gesellschaft ist Vielfalt und nicht Einfalt. Und uns fällt auch nur viel Gutes ein, wenn wir den Raum dafür schaffen und zu Entdeckern werden anstatt zu Konsumenten, die zu viel essen und sich manipulieren lassen. Leider lebt davon unsere Wirtschaft, die das Korrektiv der Spiritualität  ersetzt.

Ludwig Binswanger: Grundformen und Erkenntnis menschlichen Daseins. Zürich 1942

Michel Onfray: Anti Freud. Die Psychoanalyse wird entzaubert. München 2011

Ökofeminismus

Die Kritik an der Institutionalisierung von Männlichkeit hat noch keine Tradition, da das Bewusstsein für feministische Orientierungen besonders auch in den Wissenschaften noch nicht deutlich genug ist. Sandra Harding betont, man sei keine Männerhasserin, wenn man diese androzentischen Denkmuster kritisiert und entlarvt. Androzentrische Theorien wissenschaftlicher Erkenntnis müssen stärker bezüglich ihres Nutzens für die Gesellschaft und die Politik hinterfragt werden. Ein feministischer Blick auf die Dinge kann aus den Sackgassen herausführen, in die wir alle hineinmanövriert wurden. Es geht angesichts der Probleme nicht mehr in erster Linie um ein Mitmachen, sondern um ein Andersmachenkönnen. Diese Fähigkeit muss kultiviert und gefördert werden.

Im Fokus des Interesses sollte die Gesundheit stehen. Wie wir denken und handeln, hat einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Die hohen Erkrankungszahlen zeigen, dass Verhältnisse etabliert wurden, die die Gesundheit angreifen. Unser jetziges System zwingt viele Menschen zu ungesunden Verhaltensweisen. Vorsorge und Fürsorge sind elementare Haltungen, die in allen Bereichen eine Rolle spielen sollten, denn sie führen zu Kooperation und mildern die männlichen Konkurrenzparadigmen, die vor allem der Hierarchisierung einer Gesellschaft dienen. Die aber macht keinen Sinn. Wir sehen zunehmend den Einfluss der Bürger auf Meinungsbildungs- und Wissensprozesse. Die Generierung von Wissen ist nicht länger allein die Aufgabe von Institutionen, deren Partikularinteressen oft die Bedürfnisse von Menschen ignorieren. Was als wissenschaftlich, objektiv und rational angesehen wird, bestimmen auch immer noch Männer. Ob diese oft männlichen Definitionen auch zielführend sind im Sinne einer gelingenden Verständigung über die Verbesserungen unserer sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Lagen, muss hier dringend in Frage gestellt werden. Unsere Gesundheit hängt von einer gesunden Umwelt ab und auch das gesunde Alter ist eine Frage der Prävention.

Kann ein feministischer Blick diese Perspektive eröffnen, diese Welt wieder humaner und gesünder zu machen? Überall setzen sich gewalttätig männliche Prinzipien und Paradigmen durch, infiltriert von männlichen Ideologien und Theorien, die ganz offensichtlich keine Heilung ermöglichen und einen Rationalitätsstandard vertreten, den man eigentlich nur als einseitig, simplifizierend und damit als unzutreffend bezeichnen kann.  Der Verabsolutierung eines männlichen Leistungsstrebens, das ja vielfältige Konsequenzen hat, sind selbst Frauen auf den Leim gegangen. Die Mechanisierung des eigenen Lebens ist ein Verrat an den tieferen Reflexionen, für die Frauen einen wichtigen Beitrag leisten können. Einem gesunden Gedeihen in der Natur entspricht die volle Entfaltung, die zu einem verantwortlicheren Menschsein befähigt. Wir wissen, dass unsere Art zu leben, in die wir alle hineinzwängen, nicht globalisierbar ist. Hier spätestens sollten wir hellhörig werden und nach neuen Konzepten suchen für ein qualitatives Wachstum, von dem alle profitieren könnten, wenn wir auch die Vielfalt der Lebenswege anerkennen. Der individuelle und verantwortungsvolle Beitrag ist höher zu bewerten als die Anpassung an ein System zunehmender Unterdrückung, Ausbeutung und Schädigung der Gesundheit sowie der Umwelt.

Der heutige Feminismus muss sensibilisieren für die vielen Absurditäten heutigen Daseins. Man kann erst sagen, dass es den Menschen gut geht, wenn sie ein Leben führen können, das nicht unweigerlich in die Krankheit führt, weil vermeintliche Zwänge dies so mitsichbringen. Es ist klar, dass sich der Mensch gegen dieses Bombardement von Giftstoffen materialer und ideeller Art auf Dauer nicht immunisieren kann. Irgendwie sind wir dabei, uns selbst abzuschaffen und begreifen die Anzeichen verschiedenster Fehlentwicklungen nicht.  Krankheit im Alter ist  kein Schicksal. Wer die Aufmerksamkeit hat, auf die Signale seines Körpers zu achten, der kann schwere Erkrankungen verhindern. Eine Politik, die individuelle Vorsorge sanktioniert, orientiert sich eindeutig an falschen Maßstäben. Der Verlust der Gesundheit ist eine persönliche Katastrophe und ein volkswirtschaftlicher Schaden. Es ist offensichtlich, dass die feministische Perspektive die ganzheitlichere ist und deswegen den (Selbst-) Heilungsprozess befördern kann.

Auch der Rentendruck hat zu einer falsch verstandenen Emanzipation geführt. Frauen sollten in all ihren Entscheidungen ernst genommen und nicht in ein männliches Korsett gezwängt werden. Dies muss auch auf jeden Fall sozial abgesichert sein. Und hier wären wir wieder bei einem bedingungslosen Grundeinkommen, das jeden individuellen Lebensentwurf der bewussten Teilhabe und vor allem die  intrinsischen Motivationen ermöglicht, die nicht alle zertifiziert und benotet werden müssen. Die Digitalisierung kann auch einen Freiraum schaffen für mehr Kreativität und Produktivität. Hier sind Frauen besonders gefragt, herauszustellen, wie ein menschlicheres Miteinander aussehen könnte jenseits enger Grenzen von Angestelltendasein und Familie. Veränderungen sollten auch nicht weh tun oder Menschen schädigen. Das Wohl aller im Auge zu behalten bedeutet eben auch, keine Opfer zu generieren. Auch das ist ein verachtenswertes männliches Paradigma, dem wir als Frauen entschieden widersprechen müssen. Frauen sollten sich für die Möglichkeit lebenslanger Entwicklung bei Achtung individueller Fähigkeiten einsetzen. Gesundheit bedeutet auch, den eigenen produktiven Weg zu finden, um gesellschaftlich wirksam zu werden. Dies kann nur in einem  ökologischen Wirtschaften geschehen. Und: „Männer verkörpern nicht das ideale Menschenbild“ stellt nicht nur Maria Mies fest.

Frauen müssen sich 23 Jahre nach dem Erscheinen von Hardings Buch fragen, was sie für die Transformation der Inhalte von Wissenschaften beigetragen haben. Zu vielen Frauen ging es darum, in einer Männerwelt und in einem Männerdenken zu bestehen. In den Wissenschaften bedeutet diese Haltung eine Blockade des Erkenntnisfortschritts. Dass Männer vor allem immer wieder Männer zitieren und die soziale Definition damit extrem prägen, darf nicht länger hingenommen werden. Der wissenschaftliche Diskurs ist immer noch ein eindeutig patriarchaler. Dies hat Auswirkungen auf eine Politik, die über Etablierung von Konkurrenzsystemen an Ungleichheit interessiert ist. Wenn ich als Frau den Wissenschaftsbetrieb nicht verändern kann und nicht die gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge begreife, ist das auch immer als Verrat an der Sache zu bewerten. Es geht nicht darum, dieselben wissenschaftlichen Karrieren wie Männer zu machen mit denselben Inhalten. Wir sehen, dass solches Denken nicht zu mehr Gesundheit, Wohlergehen  und Glück geführt hat. Wer sich ausruhen will auf denkerischer Tradition, hat den feministischen Auftrag nicht verstanden. Dass Männer in Frauen aus eher narzisstischen Gründen ein Pendant suchen, sollten Frauen durchschauen. Das ist nicht die Basis für Fortschritt und Entwicklung.

Westliche wissenschaftliche Rationalität ist in erster Linie männlich, orientiert auch am Positivismus. Wissenschaft lässt sich aber keinesfalls auf formale oder naturwissenschaftliche Aussagen beschränken. Feministische Kritik am Ethnozentrismus des Westens ist eine Kritik an einem in vielerlei Hinsichten beschränkten Denken. Konventionalistisch zu denken ist aber immer noch die Eintrittskarte in die wissenschaftliche Welt. Diese Selbstgefälligkeit hat soziale Folgen, denen sich auch die Wissenschaft heute stellen muss. Es muss für Soziologen und Philosophen immer darum gehen, vermeintliches Wissen kritisch zu hinterfragen. Skeptizismus ist auch in Bezug auf die Medien angesagt. Und es gibt keinen Grund, einem Mann zu vertrauen, der den gesunden Menschenverstand für sich gepachtet haben will. Frauen sind definitiv in einer anderen Lage als Männer und wir haben es nicht geschafft, sie auch entsprechend zu würdigen, für welche Lebensform sie sich auch entscheiden. Die Entwertung der Frau ist nicht beendet und sie wird von Männern betrieben, die nicht in der Lage sind, ihre eigenen Paradigmen zu hinterfragen. Deshalb werden wir auch noch lange statussymbolträchtige und umweltvernichtende Autos auf den Straßen sehen. Potenzial- und Regenerationsvernichtung auf vielen Ebenen statt Offenheit für neues Denken. Und: Wer potenziell Leben gibt, der hat auch einen besseren Bezug zu lebendiger und gesunder Vielfalt. Wie alle unsere Fähigkeiten muss auch diese kultiviert werden, damit diese Welt besser beleuchtet wird.

Sandra Harding: Das Geschlecht des Wissens. Frauen denken die Wissenschaft neu. New York 1994

Maria Mies/Vandana Shiva: Ökofeminismus. Neu Ulm 2016

Bildung

Leider haben wir zurzeit keine bedeutenden Berater in der Politik, die auf die nahenden Herausforderungen vorbereiten. Wie Richard David Precht in der Sendung von Markus Lanz richtig feststellte, greift die Politik die wirklich wichtigen Fragen nicht auf, vermeidet regelrecht ein Sprechen über die Probleme, die auf uns zukommen. Precht spricht von einer „Pfadabhängigkeit“ in fast allen Parteien. In was für Zeiten leben wir, wenn sich Politiker nicht mehr trauen, die Wahrheit zu sagen, d.h. vermeiden, die Probleme beim Namen zu nennen. Zu befürchten ist, dass da eben auch Gegenkräfte am Werk sind, die ihre fragwürdigen Errungenschaften (z.B. Bologna etc.) sichern wollen gegen jede Kritik und Veränderung. Der Bürger wird wieder einmal für blöd verkauft.

Der Stillstand in der Politik ist gefährlich, weil die normale Erwerbsarbeit im Zuge der Digitalisierung schwinden könnte und wir aber weiterhin Menschen für ein Arbeitsleben ausbilden, das es so bald nicht mehr geben wird. Ein Computer weiß eben einfach mehr als ein einzelner Mensch und kann Unmengen von Daten erfassen. Manch einer fragt sich, warum er noch so viel im Studium büffelt, wenn die Maschine eben doch genauer und zuverlässiger ist. Geht es heute nicht eher darum, diese Informationen kreativ zu kommentieren und sie in  ein Ganzes einzubinden, was der Computer eben nicht kann? Wie lerne ich diese Fähigkeiten? Sind hier Schule und Universitäten noch die richtigen Anlaufstellen so wie sie heute konzipiert sind? Bildungszeiten wurden drastisch verkürzt, der Mensch hat einfach nicht mehr den Überblick, den er aber braucht, um mit der digitalen Welt zurecht zu kommen. Er braucht ein Wissen, wie man mit Informationen umgeht und sie zu Wissen generiert. Dafür brauchen wir kritische und sehr kreative Menschen, die die ausgetretenen Pfade eben auch verlassen können. Das braucht Zeit. Man hat den Eindruck, dass man durch die Verkürzung der Bildungszeiten genau diese Intention unterbinden will. Alles wurde auf Anpassung an ein marodes Systems gesetzt, so dass viele darunter schon leiden und gelitten haben.

Precht meinte in einem Interview: „Bei den 68ern spielten vor allem die Universitäten eine wichtige Rolle. Doch deren gesellschaftliches Potential ist spätestens seit PISA und Bologna völlig eingedampft. Es gibt diesbezüglich heute kaum langweiligere und unkritischere Orte als unsere Universitäten.“ Wie konnte so etwas geschehen? Wer waren die Drahtzieher, die die Universitäten zu höheren  Schulen und Erziehungsanstalten umfunktionierten? Welches Menschenbild verbirgt sich dahinter? Unangenehme Fragen dürfen nicht mehr gestellt werden, überhaupt verlässt man sich auf ein so etabliertes  Konkurrenzsystem, das nicht mehr durch neue Ideen glänzt, sondern nur noch in der Anpassung den anderen übertrumpfen will. Bildung muss unter solchen Bedingungen verkümmern, Fortschritt kann nur noch von denkenden Menschen kommen, die sich nicht einschüchtern und normieren lassen. Es sei auch daran erinnert, dass Jean-Jacques Rousseau im Gesellschaftsverrtrag die politische Legitimität durch den allgemeinen Willen, der das Gemeinwohl anstrebt,  konstituiert sieht und nicht durch Gottesgnadentum.

Diejenigen, die sich für Bologna ereiferten, wollten nicht wahrhaben, dass die Zeichen der Zeit ganz andere sind, als die vorgegaukelten. Sicher, es wird immer Menschen geben, die nicht intrinsisch motiviert sind. Aber man kann viel für die Beförderung von Motivation tun. Hier sind wir längst noch nicht viel weiter gekommen. Ausgehen sollte man aber immer davon, dass der Mensch ein gelingendes Leben will entsprechend seiner Interessen und Fähigkeiten. Davon hängt auch seine Gesundheit langfristig ab. Entfaltung und Gesundheit sind aneinander gekoppelt. Wer im Leben ausgebeutet wird, der beutet auch seine Umwelt aus im Sinne von: Das steht mir zu, das habe ich mir verdient als Ausgleich für meine Entbehrungen. Wir wissen heute, dass unser Lebensmodell nicht globalisierbar ist. Die Erde wäre in absehbarer Zeit am Ende. Ein Umdenken bestünde also darin, von dieser „Noteninflation“, die Precht eine „Fehlfixierung“ nennt, wegzukommen in Richtung hin zu einer Befähigungsbildung, die sich nicht ständig in Konkurrenz zu anderen sieht, sondern jedem die eigene Entwicklung gönnt.  Wenn man bedenkt, dass viele, die gute Noten haben, keine besonderen Befähigungen besitzen, dann sollte man an diesem  Bildungssystem zweifeln.  Der Zertifkatenwahnsinn ist Ausdruck einer Inkompetenz, Menschen einfach durch ein Tun lernen zu lassen. In diesem Zusammenhang sei auch der Freilerner André Stern erwähnt, der sich seine Berufe erarbeitet hat durch Interesse an der Sache. Und Intelligenz ist keine festgeschriebene Größe. Sie lässt sich befördern und sie  kann verkümmern. Letzteres kann sich aber keine Gesellschaft leisten.

Bildung hat auch immer damit zu tun, dass ich die Anderen achte in ihren eigenen Wegen, dem Leben einen Sinn zu geben. Wer Menschen pauschal verurteilt und disqualifiziert, der hat in erster Linie ein Bedürfnis, sich zu erheben, sich als klüger, besser und leistungsfähiger zu sehen. Eventuell wurde er so programmiert. Einige Sekten und Organisationen legen es nur darauf an, Menschen in hohe Positionen zu bringen, um ihre Ideen (Ideologien) dann gegenüber Untergebenen durchzusetzen. Dieses Modell hat ausgedient, denn Menschen sind sehr komplexen Zusammenhängen ausgesetzt und müssen den eigenen Weg finden, um nicht eines Tages völlig abgehängt zu werden. Es geht nicht so sehr darum, viel zu bedeuten, aber jeder braucht seine Aufgabe und je weniger diese nur reproduziert, desto größer ist der Sinngewinn. Wer gerne lebt, der wird auch seltener krank. In diesem Sinne gibt es gerade in Deutschland viel zu tun gegen ein ständiges Aussieben, Ausgrenzen und Abhängen. Wer gelernt hat zu kooperieren, der kommuniziert. Dafür muss er jeden Menschen als gleichwertig anerkennen. Damit haben allerdings ganz viele Menschen in diesem Land Schwierigkeiten. Und wer einer schlechten Arbeit nachgehen muss, die keine oder nur wenig Entfaltung ermöglicht, der sollte wenigstens gut bezahlt werden.

Unser gesamtes Ausbildungssystem zielt wie Precht immer wieder feststellt, auf das Angestelltendasein. Noten sind die Bewertung einer Anpassung an ein System. Je besser die Noten, desto angepasster ist also ein Mensch. Diese Noten sagen nichts über sein Denk- oder Kreativitätsvermögen aus. Man muss sogar sagen, dass Bildung eigentlich außerhalb der Ausbildungsinstitutionen stattfindet. Je mehr jemand außerhalb des vorgegebenen Programms macht, desto unabhängiger ist er im Denken und um so produktiver kann er werden. Produktivität und Kreativität werden weder in der Schule noch unter Bologna gefördert. Was aber ist, wenn diese Angepassten vor einem Aus ihrer Anstellung stehen? Hier bricht dann alles zusammen. Es ging sogar vor der Einführung von Bologna so weit, dass man denjenigen, die einen eigenen Weg finden wollten, schlichtweg das Wasser abgegraben hat im Wahn, alle müssten eine vergleichbare und damit extrem angepasste Ausbildung erhalten. Das hat vielen die Gesundheit gekostet und natürlich auch die kreative Produktivität,  die sie für sich erarbeitet hatten, die sich aber nicht in Noten widerspiegelt. Man generierte also wieder nur Opfer, anstatt zu profitieren von Menschen, die sich nicht anpassen und neue Wege gehen wollen und müssen. Die Einsicht in diese Notwendigkeit sollte sich dringend durchsetzen. Leider ist es so, dass ein Anpassungssystem zu einem repressiven degeneriert und damit das Kreative eliminiert. Armes Deutschland auch hier – kein Volk mehr der Dichter, Denker und Erfinder, sondern eine Horde von Lämmern, die kein Ziel vor Augen hat. Kollisionen eines Anpassungssystems mit einem Kreativitätssystem gehen zu ungunsten des letzteren aus, wenn man es nicht vor dem penetranten Zugriff schützt. In diesem Sinne wünsche man jedem ein Biotop, in dem er wachsen kann und vor der Zerstörung durch Uneinsichtige gesichert ist. Das bedingungslose Grundeinkommen wäre ein Anfang.

https://www.involo.de/2016/08/12/interview-richard-david-precht/

 

Was sich heute christlich nennt…

Wahlen sollten Ausdruck des Volkswillens sein. Dafür sollte man sich Parteien einmal wieder genauer ansehen. Unter der konservativen Regierung, die sich tatsächlich christlich nennt, sind eine Reihe von Gesetzen verabschiedet worden, die nicht nur die Ungleichheit befördern, sondern immer Menschen ins Abseits drängen. In einem reichen Land wie Deutschland kann es nicht sein, dass man eben gerade genug zu essen und ein Dach über dem Kopf hat. Es kann auch nicht sein, dass es Anstellungen gibt, die für den Lebensunterhalt nicht hinreichen. Auch institutionell hat sich ein seltsamer Sozialdarwinismus durchgesetzt. In der Bildung zählt wieder das Geld. Wer es nicht hat und sein Studium selbst finanzieren muss oder gesundheitliche Schwierigkeiten hat, wird von der Universität einfach rausgeschmissen. Es gibt viele solcher Beispiele, die Menschen abhängen. Dies wird dann auch noch von derselben Partei diffamiert im Sinne, man sei doch selber schuld. Die Hierarchisierung der Gesellschaft ist nichts christliches, ist aber eindeutig gewollt. Eine Teilhabe für jedermann wird nicht unterstützt. Und wer Karriere machen will, muss eben über Leichen gehen.

Soziale Marktwirtschaft sieht anders aus. Und so geschieht es, dass die Anliegen der linken Partei die eigentlich christlichen sind. Hier wird auf das Wohl aller Menschen geachtet. Wer genug Einkommen hat, hat auch bessere Chancen auf Gesundheit und eben deswegen auch auf Glück, das ja bedauerlicherweise  nicht in der deutschen Verfassung verankert ist. Es ist nicht schwer zu begreifen, dass die Reichen und Superreichen so vermögend sind, weil andere dafür ausgebeutet bzw. schlecht bezahlt werden. Solche Ungerechtigkeiten sind nicht hinnehmbar. Die Allianz von Kirche und konservativen Parteien ist scheinheilig. Die Aufrechterhaltung und Zementierung eines Repressionssystems anstatt eines Förderungs- und Integrationssystems kann man nur als beschämend empfinden und als menschenfeindlich. Jeder Mensch will sich entwickeln und entsprechend seiner Interessen und Fähigkeiten arbeiten. Das etablierte System geht aber davon aus, dass der Mensch faul und antriebslos ist und er ordentlich unter Druck gesetzt werden muss, damit er etwas leistet. Von solchen falschen Annahmen lässt sich diese Politik inspirieren und liegt hier mit der Kirche, die den Menschen nur als Sünder sehen will auf einer Linie. Christlich im Sinne der Botschaft von Jesus ist das nicht. Er hat uns gelehrt, das Gute in jedem Menschen zu sehen und ihn entsprechend zu motivieren, damit sein Leben gelingen kann. Zur Elite gehörend kann man nur den verstehen, der in der Lage ist zu begreifen, dass Menschen sich entfalten wollen. Dahingehend sollten sie unterstützt werden.

Aber die Realität sieht eben anders aus. Menschen werden durch ein Repressionssystem an den Abgrund gedrängt, aus dem in einem doch recht unflexiblen Land kaum ein Entkommen möglich ist. Reichtum verpflichtet aber im christlichen Sinne zur Unterstützung, zur Förderung, zur Teilhabe.  Menschen fühlen sich nicht ausgegrenzt, sie sind es. Damit ihnen das nicht so bewusst wird, setzt man sie eben vor den Fernseher – ein Medium der Scheinteilhabe. Dabei wäre es so einfach, sich zu überlegen, dass durch Förderung bei entsprechender Kommunikation alle profitieren. Eine Universität beispielsweise, die Menschen der Identität beraubt, hat ihre Aufgabe verfehlt. Und hier wäre es leicht, eine win-win-Situation zu schaffen, wenn man mit den Menschen entsprechend reden würde. Aber man hat sich auch hier für die Repression entschieden.  Das ist symptomatisch die Entwicklung seit Anfang der 90er Jahre. Entsprechend dieser Entwicklung sitzen mittlerweile auch Absolventen (angestellte Akademiker) an der Universität, denen es ganz offensichtlich an Bildung mangelt. Bildung kostet Zeit und ein Nachdenken über notwendige Entwicklungen ebenfalls. Umfassende Bildung wird heute aber nicht mehr gewollt und man sollte sich fragen, warum das so ist.

Angesichts zunehmender Digitalisierung besteht die Gefahr, dass der Mensch zur Maschine degradiert wird und seine Leistungen entsprechend bewertet werden. Wir sind dabei, das kreative Potenzial zu unterminieren, wenn nicht gar zu zerstören. Nur das aber kann uns vor einer Mechanisierung und Technisierung des Lebens bewahren. Der gesunde Menschenverstand ist nicht der materiell reduzierte. Leider argumentieren einige Akademiker schon in diesem Sinne. Es handelt sich um einen deutlichen Rückschritt in Bezug auf die conditio humana, auf die Natur des Menschseins. Hier ist er vor allem ein geistiges Wesen, das durch die Beschaffung sein Gehirns sich entwickeln will, um gesund zu bleiben. Wenn wir dies verstanden haben, hören wir vielleicht auf, Menschen auszugrenzen und gezielt abzuhängen. Es gibt eben Menschen, deren Leben verläuft nicht so geradlinig. Aber auch daraus kann man schöpfen. Verurteilen darf man das keinesfalls, denn Gleichschaltung ist unmenschlich. Die Politik muss sich öffnen für die Vielfalt des Lebens und sollte die Eigeninitiative auch unterstützen, anstatt sie unmöglich zu machen.

Die Etablierung eines Konkurrenzsystems anstatt eines Kooperationssystems schon in der Ausbildung hat natürlich auch Folgen für das Arbeitsleben. Mobbing ist hier an der Tagesordnung. Das Bewusstsein, dass niemandem mit Stress, Ausbeutung und Unterdrückung geholfen ist, müsste sich doch eigentlich durchgesetzt haben. Menschen in unpassende Arbeitsstellen zu zwingen, ist ein Angriff auf die Gesundheit des Menschen. Und in einem reichen Land sollte es für jeden eine Nische geben, in der er wachsen kann, damit er sein Leben als sinnvoll erfährt. Die selbsternannten Christen sind also nicht die wahren Christen, denn die wären Humanisten und wollen das Beste im Menschen zur Entfaltung bringen. Ein Diffamierungs-, Denunzierungs-  und Repressionssystem ist das Werk des sogenannten  Teufels.

Stress und Gehirn

Schlechte Beziehungen und dysfunktionale Systeme machen unproduktiv. In wirklich guten Beziehungen kann man produktiv über sich selbst hinauswachsen. Wir sind also sehr abhängig voneinander und sollten uns das auch bewusst machen, wenn wir in Beziehung treten. Die nicht zutreffende Meinung ist die , dass jeder selber schuld sei, wenn er nicht so leistungsfähig ist. Negative Informationen blockieren sofort das Denksystem und damit auch unsere Handlungsfähigkeit. Noch verheerender wirkt Langzeitstress, der unser klares Denken fast völlig aushebelt und das Immunsystem extrem angreift. Die Daueraktivierung der HHN-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden- Achse) beeinträchtigt den Präfrontalcortex (Bereich der Vernunft und der Logik sowie des Willens) und die Großhirnrinde. Außerdem beginnt bei Langzeitstress ein Abbau des Hypothalamus, was alle Gedächtnisleistungen erheblich einschränkt und zu einem Blackout führt. Der Mensch darf also nie in solche existenziellen Langzeitstresslagen hineingeraten, da ein die Gesundheit gefährdender Abbau im Gehirn stattfindet. Jeder, der das einmal erlebt hat, weiß, mit wie viel Panik und Entsetzen dies einhergeht.

Das Bündnis 90/Grüne und die Linke haben einen längst fälligen Antrag für eine Antistressverordnung vorgelegt, da chronischer Stress zu schweren organischen und psychischen Erkrankungen führen kann. Es geht aber nicht nur um das Arbeitsleben, sondern auch um Ausbildungsinstitutionen wie die Universität, die Zwangsexmatrikulationen und Zwangsabschlüsse für ein adäquates Rechtsmittel hält. Wer aber nicht in der Verfassung ist, eine Prüfung machen zu können – aus welchen Gründen auch immer-, der darf nicht in solche Zwangsmaßnahmen geraten, denn die können das ganze weitere Leben schwerstens belasten, indem der Betroffene dadurch mental oder organisch erkrankt. Die Forschungsergebnisse der Psychoneuroimmunologie bestätigen die virulenten Folgen solcher Druck- und Repressionsmaßnahmen. Menschenfeindlicher Hintergrund hier: Der Mensch ist faul und muss eben so richtig unter Druck gesetzt werden, damit er etwas leistet. Wir wissen, welche Fraktion sich immer wieder so Gehör verschafft… Aber Tatsache ist, dass jeder seine Berufung finden will, weil davon eben auch die Gesundheit und das Lebensglück abhängen. Jeder will produktiv sein, weil sich daraus viel Sinn ableiten lässt und das Leben als gelungen erlebt wird. Denn wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir leben, um uns durch Arbeit zu entwickeln und bestenfalls dafür auch noch Geld zu bekommen. Keiner wird nur Steuerzahler, sondern will die eigenen Fähigkeiten und Einsichten umsetzen, denn das garantiert Gesundheit.

Unsre Gehirn ist ein sensibles Organ, das durch entsprechende Gesetze dringend besser geschützt werden muss; die hohen Erkrankungszahlen bezeugen diese Notwendigkeit. Aber die Regierung ist dagegen, schwafelt arbeitgeberfreundlich von ausreichendem Schutz. Leider gibt es real aber gar keinen. Obwohl wir wissen, dass Stress krank macht und der Mensch sich nicht ohne schwere Schäden an Langzeitstress gewöhnen kann, wird nichts unternommen. Anstatt Menschen aus Universitäten rauszuschmeißen, sollte man eine Stelle einrichten für Menschen, die Probleme im Laufe ihres Studiums entwickelt haben, die selten fachlicher Natur sind. Gesundheitliche Einschränkungen, zu hohe Begabungen (führen zu enormen Problemen), private Schicksalsschläge, universeller Ehrgeiz, private Probleme, Mobbing auch im Studium, etc. können ein Studium verlängern. Diese Menschen darf man nicht einfach auf den Arbeitsmarkt zwingen, sondern muss mit ihnen Konzepte erarbeiten, wie sie ihre Probleme überwinden können, damit sie  später ihre Nische finden und so gesund bleiben.

Stresssignale unterdrücken das langsame bewusste Denken. Das führt zu einer verminderten bewussten Wahrnehmung und zu einer reduzierten Intelligenz. Allein das sollte uns hellhörig machen. Das Gehirn wird geschädigt. Dadurch wird man arbeitsmäßig völlig falsch integriert und der Stress geht weiter, bis dieser Mensch ganz ausfällt. Jeder kranke Mensch ist auch ein volkswirtschaftlicher Schaden. Keiner kann also ein Interesse daran haben, dass Menschen gewaltsam „reduziert“ werden und dann auf völlig unpassenden Arbeitsstellen verkümmern. Es ist die Pflicht einer menschenfreundlicheren Politik auf die Bedürfnisse von Menschen einzugehen, denn Probleme entstehen überall und man kann sie gemeinsam lösen. Solche Stellen sind eine Notwendigkeit, um Menschen wieder auf die Beine zu helfen, denn wir alle profitieren davon. Einfach nur Existenzstress zu erzeugen ist  rücksichtslos primitiv und sollte unter Strafe stehen.

Anhaltendes Leiden verursacht ebenfalls Stress im Organismus. Es ist also auch hier zu befürchten, dass das Gehirn irgendwann zusammenbricht.  Was kontinuierliche negative Informationen im Körper anrichten, begreifen wir, wenn wir merken, wie der gesamte Organismus gehemmt wird, wenn uns Hass und Aggression entgegenschlagen. Das kann sogar zu körperlichen Schmerzen führen. Man darf sich Stress nicht als helle Aufregung vorstellen. Er ist ein schleichendes Gift, das großen Schaden anrichtet und über freie Radikale den Körper angreift.  Auch Stress und Gewalt haben genuin nichts miteinander zu tun. Viele wollen schon Kritik unterbinden, was natürlich nur lähmt. Kritik ist nicht Ausdruck von Aggression, sondern das Ergebnis von Überlegungen. Und davon kann es gar nicht genug geben.  Und ein Vorurteil, das eingehend überdacht werden muss, ist die Annahme, dass Stress zu einer Kampf- oder Fluchtreaktion führt. Die häufigste Reaktion ist hier nämlich die Ohnmacht.

(siehe: Gehirn und Geist: Gehirn unter Druck. Nr. 06/2017 Seite 13ff)

Eine heilige Kuh

Wir leben in Zeiten der Hypersexualisierung und dem materialistischen Paradigma (Vorurteil) seit Freud, dass Sexualität per se gesund sei. Aber es gibt auch die Gegenthese, dass Sexualität und Aggressivitat näher beieinander liegen als Sexualität und Ausgeglichenheit. Schon in den Upanishaden (ca.750 v. Chr.) und in der Bhagavadgita wird der hohe heilsame Wert der Askese betont: „Wer über das Sâvitrafeuer mit einem dessen Kundigen sich unterredet, legt in ihn den Erfolg. Jenes, das dort brennt, gewährt ihm den Erfolg; Erfolg gewährt ihm Kasteiung; Kasteiung gewährt ihm Kraft; Kraft gewährt ihm Hauch“. Hier wird die Gewinnung von seelischer Energie thematisiert, die durch Sexualität extrem verschleudert wird. Für die Lösung von schwerwiegenden Problemen braucht man aber viel Bewusstsein (Hauch). Seelische Energie ermöglicht mehr Bewusstsein und mehr Geist. Wir wollen heute nicht den negativen Begriff der Kasteiung wählen, sondern den der Askese, der auf Einsicht beruht. Für die Überwindung von Krankheit bedarf es viel seelischer Energie, die durch Askese gewonnen werden kann. Sie gleicht aus, ermöglicht höhere Objektivität und Relativierung, auch eine Distanzierung von sich selbst: „Wer das kennt, was in der Höhle (des Herzens) verborgen ist, der löst den Knoten der Unwissenheit, mein Lieber.“ (Upanishaden) Aber ganz besonders intensiviert sie das Bewusstsein, durch das innere organische Vorgänge harmonisiert und kontrolliert werden. Diese hohe Energie informiert den gesamten Organismus positiv, man entwickelt leichter ein Flow. Im Fluss zu sein ermöglicht die Auflösung tief sitzender Blockaden, die den meisten Menschen aber gar nicht so unbewusst sind, wie immer behauptet wird. Jeder spürt sehr deutlich, wo die Energie ins Stocken geraten ist. Blockaden können überwunden werden, wenn sie ins Bewusstsein geholt werden. Hier kann man sie dann in Ruhe bearbeiten. Die Entwicklung eines höheren Bewusstseins generiert dann den Durchblick, der vom Leiden befreit.

Die hoffnungslose Überbewertung von Sexualität hat etwas Verdummendes. Sie ist das Resultat einer Propaganda, die gar nicht so viel Bewusstsein will. Sexualität ist Opium für das Volk. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass Sexualität eine virtuelle Verschleierung ist. Viele Menschen halten sie für das höchste Glück – tatsächlich  handelt es sich um einen rein körperlichen Reiz-Reaktionsmechanismus ohne Nachhaltigkeit, ein Ersatz oft für die anhaltende Glückseligkeit eines spirituellen Bewusstseins, das man sich erarbeiten muss. Es geht hier nicht um eine Moralisierung, sondern um die Aufdeckung einer Massenmanipulation, die Menschen erheblich unter Druck setzt.  Sexualität kann  auch zwei Menschen nicht auf Dauer binden. Wer mental nicht übereinstimmt, der muss eben eines Tages erwachen. Hormone für eine zweifelhafte Bindung verantwortlich zu machen, ist einfach nur verblödend. Auch hier herrscht ein erschreckender Materialismus vor,  der die Macht des Geistes negiert. Man sollte nie den Körper entscheiden lassen, denn das führt garantiert nicht in die Glückseligkeit, die wir ja alle anstreben. Sie besteht in anhaltendem Glück, den Anderen in seinem einzigartigen Sosein annehmen zu können. Man kann nur bei einem anderen wirklich ankommen, wenn man sein Denken versteht und anerkennt, wenn er das eigene Lebensgefühl verstärkt und somit Geborgenheit entsteht. Ohne diese Synergie scheint es nicht zu gehen.

Der Trieb als solcher scheint an negative Erinnerungen anzukoppeln, da er ja selbst eine Mangelsituation ist, die Gedanken an Verluste und Entbehrungen reaktiviert.  Hier bleibt man Sklave seiner Einschränkungen und seines Leidens. Das ist auch der Grund, warum viele negativen Emotionen an den Trieb gekoppelt und nicht essentiell über die Triebbefriedigung überwindbar sind. Die Askese ist eine Befreiung aus solchen Kreisläufen des Leidens. Es ist aber so, als ob man eine heilige Kuh schlachtet, wenn man den Wert der Sexualität mindert. Materialismus und Sexualität sind eine Allianz eingegangen, die vielen nicht so bewusst ist und die wir hier gegen Max Weber erkennen müssen. Der Mensch wird hier schnell zu einer austauschbaren Ware und Opfer von Instrumentalisierungen oder Organisierungen. Sie ist nicht selten Ausdruck dunkler Leidenschaften, die nie das Licht der Erkenntnis erblicken. Sie ist etwas Bewusstloses und kann daher auch das Bewusstsein nicht befördern, auch keine tieferen Wahrheiten generieren. Hier ist sie ein Gegenspieler und muss deshalb mit großer Vorsicht betrachtet werden. Sexualität beeinträchtigt auch die Kreativität, für die man eben auch viel geistig-seelische Energie braucht.

Weise Menschen wie Mahatma Gandhi haben diese Zusammenhänge  in ihrer Autobiografie beschrieben in Kenntnis der alten spirituellen Schriften. Auch im Theravadabuddhismus und im Christentum gibt es solche Traditionen, nicht alle erklären aber den Zusammenhang und werden dann leider dogmatisch-moralisch. Das überzeugt natürlich nicht. Es gibt viele gute Gründe für ein freiwilliges Zölibat. Aber nicht jeder ist zu diesen Einsichten fähig. Wer dem Körperlichen anhängt, der versteht die Bedeutung asketischer Thesen nicht. Es bleibt bei einer Gefangenschaft im Unersättlichen, das den Reiz-Reaktionsmechanismus nicht durchbrechen kann. Wo das Körperliche dominiert, gerät der Mensch aus der Balance – auch eine Ursache  für viele Krankheiten neben  Verletzungsursachen. Und: Sexualität ist nicht mehr als eine Illusion von Glück, ein primitiver Entspannungsreflex. Askese bedeutet also  kein Opfer, sondern ist ein affirmatives Geheimnis auf dem Weg zur Weisheit und Gesundheit. Vermutlich steht sie in Verbindung mit Spontanheilungen, da Krankheiten aller Art mit enormen Energieverlusten verbunden sind.

Das Überholbare

In Ablehnung der vielen negativen Titel von  Büchern soll ein Ausweg aus dieser Sackgasse angedacht werden.  Keiner will hören, wo es nicht hingeht. Der Mensch braucht Perspektiven und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Dafür müssen die vielen schädlichen und dümmlichen Determinierungen aufgegeben werden. Wir wissen seit der Entdeckung der Epigenetik, dass wir nicht durch unsere Gene determiniert sind. Natürlich gibt es schwere genetische Defekte, aber auch die können heute schon therapiert werden (CRISPR/ CAS). Die meisten Krankheiten jedoch sind Umwelterkrankungen, also erworben. Wir sollten uns hier bewusst machen, wie schnell der Mensch aus dem Gleichgewicht geraten kann und ihn entsprechend (grundrechtlich) schützen. Diese Störung des Gleichgewichts reicht bis in die Ebene der Epigene, die die Gene steuern. Es muss also dringend ein Umdenken stattfinden, was die Behandlung von erworbenen Erkrankungen (dazu gehören vor  allem alle mentalen Krankheiten!) und deren  Prävention angeht. Der hohe Krankenstand in Deutschland ist höchst alarmierend.  Es scheint uns doch nicht so gut zu gehen, wie immer wieder betont wird. Wer auch die Schwächsten gängelt und unter Druck setzt, schwächt das Ganze. Dieses Bewusstsein hat sich bisher nicht durchgesetzt.

Evolution hält man seit Darwin für etwas Zufälliges, für etwas, worauf wir keinen Einfluss haben. Deshalb haben wir uns auf den kleinsten gemeinsamen Nenner – das Überleben- geeinigt, was Bruce Lipton und Steve Bhaermann in ihrem Buch Spontane Evolution. Unsere positive Zukunft und wie wir sie erreichen kritisieren. Sie schreiben: „Vielleicht besteht die nächste große Herausforderung an unser Vorstellungsvermögen darin, wie aus unserem derzeitigen Umgang miteinander eine neue Menschheitskultur auftauchen kann, in der die Menschen nicht nur überleben, sondern auf einer neuen Ebene der Komplexität kooperieren, wachsen und gedeihen.“(S. 220) Komplexität ist die Voraussetzung für Quantensprünge und Emergenzen. Diese Komplexität muss bewusst gemacht werden. Evolution ist also über ein entsprechendes Bewusstsein steuerbar. Dafür braucht man aber viele Einsichtige, die die Notwendigkeit von Entwicklung einsehen. Mit der Entdeckung der Epigenetik wurden auch die Gedanken Jean-Baptiste de Lamarcks wieder aktuell, der ja immer wieder lächerlich gemacht wurde. Es ist aber nicht auszuschließen, dass der Wille und geistige Kräfte Veränderungen bewirken können, die über die Epigene Einfluss auf die Gene nehmen und hier Mutationen bewirken, die vererbt werden können – gegen den reinen Materialismus Darwins. Wir können darüber entscheiden, welche Gene ein- und welche abgeschaltet werden und vielleicht auch darüber, welche weitergegeben werden.

Bewusstsein könnte also zu einer evolutionären Veränderung beitragen. Der Mensch besitzt sehr viel mehr Einflussmöglichkeiten, als er wahrhaben will. Das bedeutet aber auch mehr Verantwortung und Bewusstheit. Es geht hier nicht um Leistungsoptimierung, sondern um qualitative Entfaltungsmöglichkeiten im Einklang mit dem Planeten Erde. Eine kranke Erde und eine kranke negative Umwelt schädigen Menschen. Wie bringt man also mehr Gesundheit in die Systeme gegen zunehmende Konkurrenz und Leistungsdruck, den ja ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung auf den Rest ausübt. Da ist kein Raum für Spiritualität und Bewusstseinsentwicklung, die sich über die evolutive Schöpfung Gedanken machen könnte. Wenn wir diesen Bereich erfassen, wird uns der Auftrag bewusst und wir beginnen, uns zu verändern und begreifen den Zorn von Jesus Christus, dem Materiellen so viel Wert beizumessen. Vielleicht schaffen wir es, der Schöpfung gerechter zu werden.

Der etablierte Materialismus beherrscht auch das sogenannte Gesundheitssystem, das scheinbar völlig vergessen hat, was Heilung bedeutet und was Menschen wirklich brauchen, um zu gesunden. Iatrogene (durch ärztliche Einwirkungen entstanden) Folgen  sind die häufigsten Todesursachen noch vor Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs: http://www.lifeextension.com/magazine/2006/8/report_death/Page-01 ). Der Mensch ist keine Maschine, sondern ein Organismus aus Energie, die der Geist beeinflussen kann. Negative Gedanken und Erfahrungen schwächen den Organismus enorm und blockieren das gesamte Informations- und Immunsystem des Körpers. Die Psychoneuroimmunologie dokumentiert diese Zusammenhänge. Also hilft auch hier ein zunehmendes Bewusstsein, das sich von negativen Einflüssen distanzieren lernt. Das ist manchmal ein sehr anstrengender Prozess, da es ja immer wieder wenig achtsame Menschen und Systeme gibt, die sich die Folgen ihres Handelns eben nicht bewusst machen. Ein Land, das viele Kranke hervorbringt auch durch staatliche Maßnahmen, muss sich die Kritik gefallen lassen, dass es Opfer fahrlässig in Kauf nimmt als Kollateralschäden. Solche Verhältnisse auch noch europäisieren zu wollen, scheint ein doch recht fragwürdiges Ansinnen zu sein.

Der Mensch wird nur noch abgelenkt von sich selbst und den drängenden Problemen durch eine  Unterhaltungsindustrie (Lipton spricht von Massenablenkungswaffen), die die geistigen und emotionalen Kräfte des Menschen binden, anstatt sie dazu zu mobilisieren, sich für bessere Verhältnisse einzusetzen. Wir verkümmern, anstatt unsere geistigen Potenziale zu entfalten für bessere Arbeitsverhältnisse, ressourcenschonende Verhaltensweisen, bessere Wahrung der Grundrechte, sinnvolle Beschäftigungen, Förderung kreativer Leistungen und letztlich die Ermöglichung eines glücklichen Lebens. Die Teilhabe an sinnvoller Gestaltung muss für jeden zugänglich sein. Staatliche Institutionen müssen diese Wege unterstützen und nicht blockieren. Es geht nicht um ein Einordnen, sondern primär um ein Verändern, um eine Garantie dynamischer Entwicklungen, die unserem Gehirn entsprechen. Und wir wollen keine schmerzhaften Revolutionen, sondern mögliche Evolutionen durch Einsicht. Jeder Einzelne kann dazu beitragen. Wir können nicht jeden lieben, aber wo mal Liebe war, ist die Liebe nie ganz verloren. Sie ist ein guter Weg in die Heilung. Sie hat auch weniger mit Sexualität zu tun, als wir das heute wahrhaben wollen. Es lohnt, sich  in schweren Zeiten daran zu erinnern, welche Kraft sie hat, die Dinge zu verändern. Sie befähigt uns zum Mitgefühl. Von ihr geht die höchste Energie aus wie auch von einem klaren Bewusstsein, das wir durch die Meditation erreichen.

Bruce Lipton und Steve Bhaerman weisen in ihrem Buch Spontane Evolution. Unsere positive Zukunft und wie wir sie erreichen auf einen weiteren „dritten Transit über die Mittellinie zwischen dem materiellen und dem spirituellen Bereich“ hin. “ Wir können wählen, uns weiter an die uns vertraute Welt der duellierenden Dualitäten zu halten, in der religiöse Fundamentalisten und reduktionistische Wissenschaftler weiterhin die Öffentlichkeit zu polarisieren versuchen. Dieser Weg wird uns geradewegs zu dem Ziel führen, auf das wir jetzt schon zusteuern: unseren Untergang.“ (S. 281)

Ist das Politische transzendierbar?

Wenn eine selbsternannte Elite anfängt, Menschen existenziell zu schädigen, dann ist das Stadium der gesellschaftspolitischen Degeneration erreicht. Jede Reform, die sich gegen Menschen richtet, ist ein Rückschritt im Humanen und damit höchst bedenklich. Ein Fall aus meiner Praxis: Zwei Menschen begegnen sich im Studium. Die Frau wollte vorerst den brieflichen Kontakt (sie hatte eine gescheiterte Beziehung zu verkraften), die Auseinandersetzung auf einer geistigen Ebene, der Mann (Dozent) beendete hartherzig und abrupt den Briefkontakt auf Anraten seines Lehrers (Professor). Die Frau war noch nicht geschieden, war aber von ihrem Mann getrennt, was sie dem Dozenten auch mitteilte. Der Dozent misstraute ihr. Der Kontaktabbruch stürzte die Frau in eine tiefe und lähmende Krise. Aus finanziellen Gründen arbeitete sie in einem Verlag. Im Hintergrund ließ der Lehrer seine Beziehungen spielen und veranlasste den Promotionsausschuss, diese Frau existenziell schwer zu schädigen (Prüfungsdurchfall wegen Nichtanmeldung zur Prüfung bei Aufforderung des sofortigen Abschlusses und bei Verweigerung einer Rechtsbehelfsbelehrung, ohne vorher mit der Frau gesprochen zu haben). Die unter Schock stehende Frau verlor später wegen dieser Überlastung im Studium (Depression) nachfolgend  ihren Besitz, der auch noch hoch versichert war, und ihre Wohnung. Die Versicherung zahlte nicht. Wer seinen Besitz (Bücher, Aufzeichnungen, Zeichnungen etc.) verliert, verliert auch die Identität und den Schutz vor einer doch sehr profanen Welt. Man kann verstehen, dass sich hier viele Menschen das Leben nehmen. Es geht hier  nicht um die Materialität der Dinge, sondern um ihren ideellen Wert.

Die Frau wurde in der Folge aus genannten Gründen krank, verlor auch ihren Job, vor allem aber ihre Kreativität, die sie sich über außerinstitutionelle Bildung angeeignet hatte.  Beide hatten der Frau das Leben ruiniert, waren auch bemüht, der Frau zu versichern, wie bedeutungslos sie sei – und wie bedeutend sie selbst im Gegensatz dazu seien… Männlicher Chauvinismus und Frauendiskriminierung liegen ja eng beieinander. Dennoch sind solche Vorkommnisse doch erschreckend, ernüchternd und alarmierend. Frauen werden heute noch in gewissen Kreisen als Hexen denunziert und informell „verbrannt“.  Die Scheiterhaufen der Moderne sind nicht weniger wirksam als die des Mittelalters. Wenn eine Frau ahnungslos und gutgläubig ist, kann es sie sehr schwer treffen. Psychologischer Kriegsführung bei Anwendung von struktureller Gewalt sind Frauen selten gewachsen. Das wissen solche Männer nur allzu gut. Man möchte meinen, dass Bildung vor solchen Untaten schützt oder zumindest eine allgemeine Achtung vor dem Menschen und seinem Leben, das für niemanden zur Disposition steht. Es gilt besonders für Frauen, zu ihren individuellen Lebenswegen zu stehen und sich selbstbewusst gegen diesen narzisstischen Männerwahn zu wehren.

Der Dozent wurde später Professor an einer christlichen Institution. Nach etlichen Jahren veröffentlichte dieser Professor ein Buch, in dem er sich nicht etwa entschuldigte oder Einsicht in das Verursachte im Sinne einer Kultur der Fehlerkorrektur zeigte, nein, er beschuldigte die Frau weiter, diskriminierte sie wegen ihrer Krankheit auch noch auf das Schwerste (alles Unterstellungen, die nicht der Wahrheit entsprachen). Eine veröffentlichte Diskriminierung ist für einen kranken Menschen eine weitere schwere Verletzung. Die Frau konnte sich wegen ihrer Krankheit nicht orientieren und bat den Dozenten auch noch mehrfach um Hilfe, nicht realisierend, dass die beiden Genannten die Täter und keine Helfer in Not sind. Für eine rechtzeitige rechtliche Bearbeitung der Vorgänge fehlte ihr die Kraft, auch die Wehrhaftigkeit. Sie suchte in ihrer Fassungslosigkeit nach Antworten. Der Dozent bezeichnete ihr Ansinnen als lästige Störung; seine negativen Unterstellungen, die er ja auch noch veröffentlicht hatte,  sollten diese Haltung zementieren. Verletzungen, Beleidigungen, Denunziationen  und letztlich Sabotage als Formen der Gewalt einer Frau gegenüber, die sich in einer schwierigen Lage befand, machen fassungslos. Nun, da hilft wohl kein Beten mehr gegen ein Schmoren der Schuldigen in der Hölle. Beide verstehen sich aber als fromme Christen und gaben sich alle Mühe, der Frau nur Schlechtes und Schlimmstes nachzusagen, um ihre Taten zu rechtfertigen. Primitiv und extrem rücksichtslos, aber leider wahr. Die Frau hatte sich trotz aller Schwierigkeiten auf ein gewisses kulturelles Niveau in dieser doch akademischen Sphäre verlassen, das normalerweise  ein tieferes Verstehen ermöglicht – das ist ja auch der Sinn von Kultur. Leider war das ein folgenschwerer Irrtum.

So funktioniert das wohl in gewissen Kreisen. Beide hatten keine Ahnung, wer die Frau ist, was sie macht, was sie denkt, worum es ihr geht, womit sie zu kämpfen hatte. Sie stellten ihr nicht einmal eine Frage, bevor sie sie schädigten bzw. schädigen ließen. Und  es war ihnen bewusst, dass es eine Schädigung sein würde. Die Frau selbst hatte niemanden geschädigt, versuchte, auf alle Rücksicht zu nehmen und verlor beinahe ganz ihr Leben. Sie brauchte viele Jahre, um halbwegs zu gesunden – ohne jede Hilfe auch von ärztlicher Seite – hier aus Inkompetenz.  Jeder Dialog wurde beharrlich verweigert, man kaprizierte sich auf indirekte Mitteilungen, die wieder nur negative, verletzende  Informationen enthielten. Diese Gefühllosigkeit hat etwas Erschreckendes, ist Ausdruck auch eines männlich pervertierten Leistungsdenkens, das über Leichen geht. Man wähnt sich aber auf der richtigen Seite gegen einen vermeintlichen Verfall der Sitten. Sie verstehen sich weiterhin als Hüter der Moral und als Bewahrer eines allerdings erstarrten politischen Systems, das sich gegen jede Veränderung hoch gerüstet hat. Als Frau sollte man in diesem System gleichberechtigt sein, ohne sich den männlichen Paradigmen unterwerfen zu müssen. Darin liegt die Kunst.

Wir bemerken, dass solches Verhalten Aggression und irgendwie auch Hass bedeutet. Hass allein schädigt Menschen.  Hintergrund hier: Die beiden homosexuell Liierten (davon führte einer eine sogenannte gute katholische Ehe) fühlten sich durch die Einsichten dieser Frau (die wurden durch einen weiteren Professor bestätigt) ertappt und empfanden die Schädigungen der Frau auch deswegen als angemessen (eine Form der Genugtuung).  Sie hatten kein Interesse daran, dass sie sich erholte.  Der Frau war die Beziehung der beiden zueinander ziemlich gleichgültig, sie versteht nur nicht den moralischen Impetus, den beide an den Tag legten. Sie versteht nicht die Denunziationen, die von Menschen ausgehen, die sich selbst nicht an Regeln halten und dies bei anderen glauben bemängeln zu dürfen im Hinblick auf eine Scheidung, so dass sie Schädigungen als das Mittel der Wahl einsetzten. Der gesunde Weg wäre der einer hochentwickelten Toleranz sowie eines erweiterten Verständnisses anderen gegenüber gewesen. Für sich postulieren sie aber tatsächlich die Ausnahme, die sie anderen nicht zugestehen.  Das ist Herrschaftsmoral.

Wer möchte in so einer verdrehten Welt leben?   Irrsinnige Verhältnisse, die man gut durchschauen muss, um sie zu überwinden, lähmen den Fortschritt und sind für viele Erkrankungen verantwortlich.  Und vergeben kann man nur dem Einsichtigen, nicht dem Dauerschädiger, der jede Schuld von sich weisen will. In seinem Buch kritisierte der Professor auch, die Frau habe eine Narbe (für die sie wirklich nichts kann) über dem rechten Auge, was wohl auch Ausdruck einer inneren Asymmetrie sei – er meinte wohl, das sei ein  Zeichen einer inneren Disharmonie-, geschrieben von einem selbst adipösen (das hat der selbst zu verantworten) und doch gebildeten Menschen, dessen Äußeres allerdings eventuell auf ein wenig harmonisches Inneres schließen ließe: Gier, Begierde, Maßlosigkeit, Unbeherrschtheit, Aggressivität, Neid, Selbstverherrlichung treiben hier oft ihr Unwesen (natürlich nicht immer!). Das ist fies, aber nicht so gehässig wie die vorausgehende Anmaßung, die sich auf eine Operation bezieht.

Die Frau litt unter Ängsten, die beide in ihr ausgelöst haben. Sie hatte das Vertrauen in das Leben durch diese negativen Erfahrungen verloren. Die Begegnung mit diesen Menschen war traumatisch. Aber das lässt sich nicht rückgängig machen. Es kostet viel Kraft, die Energie zu entwickeln, diese Erfahrungen zu neutralisieren und bei Bewusstsein zu bleiben gegen diese Formen  struktureller und informeller Gewalt, die sie ertragen musste. Negative Informationen allein schon können die Gesundheit ruinieren. Als Frau spürt man deutlich, dass solche Männer für das Elend in der Welt verantwortlich sind. Das lässt sich nicht einfach transzendieren, das hat eine verdammt lange Tradition. Frauen dürfen hier nicht spirituell ausweichen oder unpolitisch werden. Es ist Zeit für einen selbstbewussten humanistischen und ökologischen Feminismus, für eine Wandlung dieser männerdominierten gewalttätigen Konkurrenzwelt in eine weibliche und fürsorgliche für ein qualitatives Wachstum und Gesundheit in Entfaltung ohne Ausbeutung.

Viele Menschen sind in der Folge durch universitäre „Reformen“(Säuberung der Universität  – man kennt ja solches Ansinnen…) geschädigt worden in ihrer Identität,   in ihrer Existenz und damit in ihrer Gesundheit. Eine „Gerechtigkeitslücke“ wollte man füllen – perverserweise durch einen Akt der Gewalt. Diese Verdummungsrhetorik hat Methode, denn Gerechtigkeit ist in erster Linie ein Gefühl und kein wissenschaftlicher Begriff. Gerechtigkeit setzt Kommunikation und Konsens voraus. All die Querdenker, Neudenker, Autodidakten, Kreativen, Künstler, Skeptiker, Zweifler, Universalisten, Holisten, tiefer Denkende, Kritiker sowie Verzweifelte, Kranke und gesundheitlich Eingeschränkte hat die Ultrakonservative als faul diffamiert und rausgeworfen.  In dieser Welt der Eindimensionalen gibt es nur Angepasste, der Rest wird verurteilt. Hier zählt nur die Reproduktionsleistung. Diese Gleichschaltung gipfelte dann in Bologna. Derartige Reformen wiederum führten zu einer Verarmung der Arbeitswelt.  Unternehmen üben wieder sehr viel Druck auf die Arbeitnehmer aus, anstatt die Arbeitswelt den Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Eine Arbeitswelt, die Entfaltung ermöglicht, ist schließlich keine Utopie. Der alte Wagen soll aber weiter rollen, auch wenn die Wege ganz offensichtlich in die Sackgasse und zu einer Beschädigung der Volksgesundheit führen. Diejenigen, die herausführen könnten, hat man abgehängt und ist auch noch sehr stolz darauf. Das heilsame Ganze funktioniert aber nur in der Vielfalt der Kräfte. Entwicklung ist ein komplexer Prozess aus vielen Komponenten, die alle einen Sinn machen. Für diese Einsichten braucht man allerdings tiefer und umfassender denkende Menschen. Die hat man aber sozialdarwinistisch an den Rand des Abgrunds gedrängt.

Sabotage, Zwang und Repression  also statt Redefreiheit, Kommunikation und Kooperation? Julian Assange meint, dass die Unterdrückung von Kommunikation den Ausdruck dessen behindert zu sagen, was uns wirklich wichtig ist. So verlieren wir nur den Kontakt zu uns selbst und auch zu unseren Mitmenschen. Die Wirklichkeit entzieht sich und wird mit allerlei Blödsinn und Unzutreffendem  gefüllt. Der freie Fluss von Informationen ist deswegen so wichtig, weil wir nur so handlungsfähig bleiben. In diesem Sinne müssen wir bessere Demokraten werden, anstatt am Wert der Demokratie zu zweifeln und auch noch für eine Epistokratie zu werben. Was sich in diesem Sinn als wissend geriert, ist nämlich leider wieder nur eine Version männlichen Machtstrebens. Als Frau kann man nicht begreifen, wie es zu völlig unnötigen und  derart destruktiven Verhaltensweisen von Männern kommen kann, wo es doch konstruktive und affirmative Möglichkeiten gegeben hätte.  Es ist nur ein weiteres dunkles Kapitel der Einisicht in die doch  kriegerische Natur des Mannes – wohl ein Atavismus.

Vipassana-Meditation

Zutreffende Wahrnehmungen fördern den Erfolg, unzutreffende können das eigene Leben gefährden. Deshalb ist es so wichtig zu meditieren. Wir erkennen die eigenen festgefahrenen Gedanken und hemmenden Prämissen und entwickeln eine klare Intuition für das, was wirklich wichtig ist gegen jede Art von Manipulation und Propaganda. Es ist der Weg in die Freiheit. Genau zu erkennen, worauf es wirklich ankommt im Leben, ermöglicht eine Abgrenzung von Unerträglichem und durchschaubaren Interessen, die dem entgegenwirken wollen. Wo der Mensch unterdrückt wird, da wird er in seinem Menschsein nicht anerkannt. Er wurde instrumentalisiert und muss sich nun fügen. Wurde seine eigene Entwicklung nicht befördert, wird er in der Rente als erstes krank. Angesichts der hohen Erkrankungsrate in einem vermeintlichen Wohlstandsland sollten wir uns fragen, woran das liegen könnte. Niemand muss im Alter pflegebedürftig werden – es sei denn, er hat sein ganzes Leben gegen sich selbst gelebt und hatte keine Chance, auf sich selbst und seine Gesundheit zu achten.

Die Gesellschaft hat sich zum Negativen entwickelt und die vielen Kranken in diesem Land bezeugen diesen Rückschritt.  Ein Gesundheitssystem, das nur Symptome bekämpft, ist Ausdruck einer menschenfeindlichen Politik. Der Mensch ist aus dem Fokus geraten. Und hier muss man an vielen Stellen mit einer Therapie beginnen, die oft gar nicht so kostspielig ist, aber eben auch nur von Universalisten umgesetzt werden kann. Die gibt es wegen zunehmend verblödender Spezialisierung immer seltener. Damit schwinden auch die Möglichkeiten auf Heilung. Wir können auch nicht gesunden, wenn wir die Grundlagen unseres Lebens derart zerstören, wie wir das schon lange tun. Angefangen von einer brutalen Massentierhaltung über die gefährliche Verschmutzung der Atmossphäre. Aber wir machen weiter wie bisher und Warner werden immer wieder als Spinner verunglimpft. Der Meditierende weiß um diese Zusammenhänge und wird vorsichtig in Bezug auf eine lähmende Politik, die immer denselben Kurs fährt und immer mehr Zwänge und Gewalt einsetzt, um diesen Kurs zu zementieren. Die Alternativen werden schlichtweg ausgesetzt.

Ein Buddhismus-Student meinte, dass durch die Vipassana-Meditation die Unzulänglichkeiten ans Licht kämen und das beinhalte ein (politisch nicht gewolltes) Veränderungspotenzial. Dafür müssen wir erkennen, was ist, um es besser zu machen gegen politisches Geschwafel. Die Scheinliberalität ist hier erschreckend. Auch Frauen haben die Emanzipation falsch verstanden, denn sie verhalten sich wie Männer und glauben, sie hätten damit viel erreicht. Eine fürsorgliche Haltung stünde aber uns allen besser auch in Bezug auf den  Organismus Erde. Hier haben alle versagt und so werden noch viele krank werden, weil ohne Liebe, Rücksicht und Zuwendung nun einmal nichts geht. Auch giftige Beziehungen hemmen die Kreativität. Und auf die Kreativität der Menschen kommt es an und nicht auf die Anpassung an das Bestehende. Diese Erstarrung im Konservativen ruiniert auch unser Inneres. Der innere Raum wird beschädigt und beschädigt dann andere – relativ gewissenlos. Die Meditation führt aus solchen virulenten Kreisläufen heraus. Ich weiß, wer ich bin und befreie meinen inneren verletzten Raum aus den Verhängnissen, aus den schlechten Erfahrungen mit Menschen, die nichts wirklich durchdacht haben, sondern zu Handlangern der (vermeintlichen) Macht wurden. Durch die Meditation entziehen wir uns diesen negativen Kräften und erwachen zum wahren Leben in Verbindung. So werden wir fähig, wirklich zu sehen, was wir anrichten, denn die Kosten müssen alle tragen.

Eine Hoffnung

Es gibt diese langsamen Tage, in denen man nichts erklären, nichts richtig-stellen will gegen die vielen Missverständnisse, Vorurteile und gegen das Nichtwissen. Man hat diese Anstrengungen manchmal satt. Auf Verleumdung erfolgt Verleumdung und kein Ende in Sicht. Wie sollte es auch: Es fehlt an Einsicht, an dem Einverständnis, dass wir alle eine humanere Welt wollen und keine grausame, brutale, rücksichts- und verständnislose.  Aber der Arbeitslose wird beschimpft, er wolle nicht arbeiten, der Kranke wird diskriminiert, er sei an seiner Krankheit selber schuld, flüchtende Familien werden als Eindringlinge beschimpft. Haben wir das nötig, so zu denken? Wir sollten nicht so tun, als wäre bei uns alles in Ordnung, nur weil es besser ist als an anderen düsteren Orten, an denen eben auch keiner bleiben will.

Es gibt viel Hass in der Bevölkerung und sehr viel Verachtung. Dem wird heutzutage ohne Scham Ausdruck verliehen. Dieser Umgangston ist unerträglich, er vergiftet die Seelen und lässt uns abstumpfen. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass wir andere Menschen beliebig verletzen könnten. Es ist etwas verloren gegangen und dafür mag es viele Ursachen geben. Aber das ist keine Entschuldigung für derart Herabwürdigendes. Die Solidarität schwindet. Verständnis wurde abgeschafft und durch Diffamierung ersetzt. Schon wer ein gesundheitliches Problem hat, wird ausgegrenzt und zusätzlich angefeindet. Was nur ist aus uns geworden? Die Kirchen kämpfen nicht mehr für den Zusammenhalt, sondern geben sich ihren eigenen Kriegen hin, verlieren sich im Unwichtigen und pochen auf moralische Hoheit.

Ja, wir werden immer roher und  merken nicht, wie sehr das allen schadet. Der Geist von Woodstock ist verweht. Damals wollten wir so viel bewegen und sind nun im 21. Jahrhundert in einer gnadenlosen Konkurrenzgesellschaft gelandet, die nach allen Seiten hin tritt.  Nie hätte man gedacht, dass so viele mitmachen und die Gewalt siegen würde. Die Bedrohung kommt nicht von außen, sie kommt von denen, die die Menschlichkeit verraten und sich dafür auch noch rühmen. Wie konnte das geschehen?  Die Konkurrenz zerstört die Kultur. Wer kann, der rette sich von Zeit zu Zeit in den Elfenbeinturm mit ein paar guten Büchern und Musik. Von dort aus spüren wir dann noch manchmal die alten Hoffnungen: love, peace and understanding.