Naturwissenschaft trifft Spiritualität

Naturwissenschaft trifft SpiritualitätDie Naturwissenschaften erklären uns die Zusammenhänge in der Natur, die Spiritualität die Abhängigkeit und Verbundenheit miteinander und mit dem Organischen. Beide zeigen, dass der Mensch einerseits die Natur nie ganz erfassen wird, aber das Prinzip des Zusammenwirkens von allem begreifen muss

Michael Fleischberger versucht in seinem Buch eine versöhnende Begegnung zwischen zwei Phänomenen, die meistens streng getrennt behandelt werden, aber auch aufgrund der globalen Problematiken und der Erkenntnisse in den Bewusstseinswissenschaften nicht mehr separat betrachtet werden können. Auch die Natur wirkt nicht nach streng festgelegten Ursache- Wirkungsgesetzen, sondern beinhaltet eine Unschärfe, wie man sie aus der Quantenphysik kennt. Danach geschieht nichts wirklich ohne einen verändernden Beobachter und immer mit der Möglichkeit der Emergenz, die Unerwartetes möglich macht. Darauf darf sich der Mensch aber nicht verlassen, er muss immer das Menschenmögliche zur Rettung der Natur unternehmen, darf aber auch hoffen, dass es Prozesse gibt, die er nicht vorhersagen kann. Nicht alles ist mess- und berechenbar, deswegen darf die rationale Berechnung aber nicht aufgegeben werden. Nur reduzieren auf das Messbare darf man weder die Natur noch den Menschen, weil sie lebendige Organismen sind, denen immer nur eine Wahrscheinlichkeit zukommt und keine strenge Kausalität. Das gilt auch für die Gesundheit des Menschen und bezieht sich auf mögliche Spontanheilungen. Der Mensch hat darüber hinaus die Pflicht zu korrigieren durch Kultur und das Unethische des Naturhaften zu minimieren. Das rousseausche reine Zurück-zur-Natur ist zu romantisch.

Naturwahrnehmungen und Erfahrung von Zusammenhänge mit Lebewesen gegen reine Mathematisierungen

Der Mensch muss lernen, dass Pflanzen, Tiere, Natur und Mensch eine Einheit bilden, die man nur ganz im Hier und Jetzt begreift.  Unser Dasein ist geprägt von Ablenkungen und Zerstreuungen, so dass uns nicht bewusst wird, dass wir ohne Pflanzen, Tiere und Natur nicht leben können. Sie alle senden Informationen, für die der moderne Mensch nicht mehr empfänglich ist, was ihn aber die Existenz kosten kann, wenn er sich hier nicht besinnt. Überall schwingen Energien, die unser Leben beeinflussen. Es liegt an uns selbst, diese Energien für unser Leben fruchtbar zu machen, so dass wir psychisch und körperlich gesund bleiben oder werden. Dafür müssen wir in die Verbindung mit dem Organischen treten, das uns die entsprechenden Anweisungen gibt, wenn wir uns dafür öffnen. So kommen wir in einen ständigen Austausch mit Natur und Umwelt, der eine höher Form der Kommunikation ist, als wir das gewohnt sind und heute vollziehen. Diese totale Kommunikation über die Medien kann auch das Ende der Demokratie bedeuten, weil auch die totale Kontrolle so möglich wird. Es ist also ratsam, sich mit der Natur zu verbinden und sich für eine subtile Informierung bereit zu halten, die eben kein Ende der Freiheit bedeutet.  Kein Tier lässt sich freiwillig einschränken. Die Wildheit ihres Daseins ist auch unsere Chance auf gesunde Gedankenfreiheit, die niemanden schädigt und das Beste für alle will – nämlich ein erfülltes Dasein, das sich nicht sinnlos in Konsum, Konkurrenz und totaler Kommunikation erschöpft.

Evolution als Kultur

Der Autor betont, dass Evolution nicht immer ethisch ist wie auch der Darwinismus nicht. Das wäre ein neoliberaler Gedanke, der Selektion,  Kooperation  und Konkurrenz als die treibenden Faktoren der Natur thematisiert. Fortschritt wäre ohne die Gesamtheit der Verhaltensweisen und Prozesse nicht zu haben. Der Mensch sollte aber in der Lage sein, Evolution als Kultur ethischer zu gestalten und die schwierigen und negativen Prozesse möglichst klein zu halten. Die intrinsische Motivation einer Verbesserung der Lebensbedingungen für alle aus Gründen der Verbundenheit sieht daher etwas moderater und humaner aus. Es wird auch immer wieder betont, dass das Ganze das Gute und das Schlechte einschließen würde, weil auch Naturereignisse nicht immer positiv sind und die Natur gewaltig zurückschlagen kann. Aber der Mensch hat die Pflicht, das Schlechte zu minimieren und möglichst ganz auszuschalten, damit ein Ganzes das Wahre, Gute und Schöne wird und so in Richtung humane Optimierung des Lebens führt. Er muss hier über die Natur hinaus, um mehr Humanität möglich zu machen. Spiritualität ist weitaus mehr als Naturwissenschaft, die sich an der Natur orientiert und ihr keine Ratschläge geben kann. Eine Renaturierung des Menschen kann also nicht die Lösung sein, sondern eine höhere Ethik des Miteinanders, der wahren Verständigung und des Verstehens, dass jeder Mensch ein gutes Leben will und wir uns hier nicht schädigen dürfen. Kein Wert der Welt erlaubt es, anderen Menschen bewusst Schaden zuzufügen, was heute aber immer noch selbst in kirchlichen Kreisen der Fall ist. Das Paradies ist nicht Natur oder Kirche, sondern liebendes Denken, das Achtung vor allem Lebenden entwickelt und sich auch zurücknehmen kann, wenn die Situation dies erfordert. Erfüllung ist immer Sinnerfüllung und nicht materielle. Der Mammon ist Ursache für Streit und Krieg.

Das Buch von Fleischberger beinhaltet eine Menge Diskussionsstoff und liefert jedem Interessierten Einblicke in die derzeitige Debatte auch aufgrund der fundierten naturwissenschaftlichen Ansätze im ersten Teil.

Michael Fleischberger: Naturwissenschaft trifft Spiritualität. Eine versöhnende Begegnung. Petersberg 1.Auflage 2016

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*