Das Unsagbare ist ein Versagen

Evolution ist nur möglich, wenn ich mich über das Neue verständigen und alles Bestehende und vermeintlich Unabänderbare reflektieren und differenzieren kann über eine Sprache. Menschen sind sehr wortreich, wenn es um ihre eingeschränkten Einsichten geht, aber scheitern dann oft im Diskurs, der Bestehendes hinterfragt und zu neuen Ufern aufbrechen oder zunächst Frieden schaffen will und muss

Es gibt das Unsagbare nicht, sondern nur die Faulheit, nicht zu reflektieren, zu differenzieren, zu korrigieren und erfinden zu wollen. Keine Selbstveräußerung ist etwas Endgültiges, das für alle Zeiten richtig sein soll. Wer alte Thesen immer wiederholt, der wird zum Dogmatiker und verliert das Interesse am Fortschritt, am Wandel, am Wachstum, an der Konstitution und Erfahrung neuer Wirklichkeiten, die sprachlich erfasst werden müssen. Egal, welche Begriffe man benutzt, wenn sie definiert werden und Analogien aus den Wissenschaften beinhalten. Wenn ein Quantencomputerwissenschaftler Quantenheilung als Unsinn abqualifiziert, zeigt das seine reaktionäre Haltung, die neues Denken oder die Transformation von Kognitionsprozessen für absurd hält. Darin wurzelt alle wirkliche Innovationsfeindlichkeit auch in Begrenzung der Sprache. Wirklich Sinnloses gibt es nicht, sondern nur Symbolisches,  Analoges und Mystisches. Fortschritt gibt es für diese Leute nur in technologischer Hinsicht, aber nicht anthropologischer. Genau darin liegt das Problem, denn auch der Quantencomputer kann die aufgetretenen Probleme nicht lösen, dafür bedarf es der kreativen Sprache, die den Erfahrungs- und Denkhorizont erweitert und die sich ruhig an wissenschaftliche Begriffe anlehnen kann, um zu erklären, wie auch der Geist auf das Gehirn und seine Neuropeptide Einfluss nimmt oder nehmen kann. Dies gelingt ansatzweise mit der Quantenphysik, da hier der Übergang von Welle zu Teilchen thematisiert wird durch eine Lücke der Möglichkeiten, auf die wir Einfluss nehmen durch unser Denken, unser Verhalten und unsere Emotionen. Im Kleinsten und Feinsten sind wir nicht stofflich, sondern energetisch und frequenzhaft, besitzen wir auch ein inneres Feld, das mit dem Kosmos interagiert. Der Geist geht immer über den Organismus hinaus und von dort aus kann er auf ihn einwirken über Gedanken, Gefühle, Intuitionen, Informationen etc. Ich muss mir bewusst machen, mit was ich meinen Körper füttere und wie hineinwirkt bis in die DNS und darunter.

Die Unterminierungen der Demokratie

Wenn auch die Stille für supramentales Wissen öffnet, darf nicht der Schluss gezogen werden, dass die Verweigerung von Gesprächen eine Tugend wäre. Es ist und bleibt eine destruktive Haltung, die die eigenen Überzeugungen nicht hinterfragen will und sich  somit Absolutheitsansprüche offenbaren, die noch nie zu einem Frieden geführt haben. Wenn die Sprache versagt, ist man vielleicht an eine Grenze gestoßen, die aber nicht einfach hingenommen werden darf, wenn es um neue Erkenntnisse und Erweiterung des Wissens geht. Offenheit verlangt, alles Erdachte auch wieder infrage stellen zu können gegen allerlei Indoktrinierungen, die nicht lebensdienlich sind und das Leben von Menschen belasten wie alle defizitären Systeme, die sich auf ihre oft antidemokratischen Neigungen verlassen. Das Beschwören der Demokratie mutet scheinheilig an, wenn man die vielen Bereiche erwägt, die der Demokratie zuwiderlaufen. Despotismen und Dogmen haben viele Gesichter und wirken in das Denken einzelner Menschen hinein, die dann nicht mehr in der Lage sind,  in schwierigen Situationen bewusst, sprachlich kontrolliert und sachlich zu bleiben. Überall lauern Machtansprüche, die das Ego diskursuntauglich macht, denn es müsste sich selbst hinterfragen und das können nur die wirklich starken Charaktere. Wer das Gespräch verweigert, ist in seinem Herzen kein Demokrat. Und wo die Demokratie keine Herzensangelegenheit ist, wird sie scheitern. Das Totschweigen verhindert den Ausblick und damit die Zukunft. Und wie kann es sein, dass Menschen viel monologisieren und dann in den diskursiven Herausforderungen scheitern? Es ist die Egozentrizität, die sich auf anderes nicht wirklich einlassen will, sondern nur das Eigene gelten lässt und so das demokratische Projekt unterwandert. aber gerade der moderne Mensch sollte demokratiefähig sein und anderen nicht ihre Rechte absprechen, wie es Rechts- und Linksradikale immer wieder versuchen. Auch Medien müssen eine vierte unabhängige Macht sein auch manchmal gegen einen sich verirrenden Staat und seine Tendenz, Grundrechte zu verletzen.

Diskursive Wirklichkeiten

Überall sieht man, dass Diskurse in vielen Bereichen und auch Wissenschaften nicht gelingen und am Ende der Erkenntnisgewinn für ein verständiges Miteinander eher gering ist. Sind wir also noch lange nicht in der Lage, unvoreingenommen miteinander zu kommunizieren? Menschen in ihrem Ausdruck und Finden von Begrifflichkeiten einzuschränken, ist die Etablierung gedanklicher Gefängnisse und nicht Ausdruck einer lebendigen Demokratie, die ohnehin sehr langsam auf Veränderungen im Denken reagiert, weil viele neues Denken ablehnen und sabotieren, den Drang nicht spüren, Neues zu entdecken und zu verbalisieren für mehr Menschlichkeit und  mehr Demokratie. Menschen verkriechen sich hinter vermeintlichen Sicherheiten und verpassen die Chance,  Dinge neu zu denken für Entwicklungssprünge, die die Menschheit so dringend braucht. Gerade wenn das Bestehende defizitär ist und Schaden verursacht, ist die Notwendigkeit gegeben, diese Verhältnisse zu verbessern durch eine Hinzunahme von denkbaren Wirklichkeiten, die auch über unsere fünf Sinne hinausgehen und wir von hier Informationen erhalten, die viel weiter gespannt sind als unsere kleinlichen Glaubenssätze und Meinungen. Wir können von überall neue Informationen beziehen, die uns mahnen, nicht despotisch bei einem Wissen stehenzubleiben und dies als unüberwindbar zu deklarieren. So wie jedes Teilchen teilbar ist, ist jede Erkenntnis falsifizierbar und eventuell ungültig auf einer höheren Ebene. Immer gültig bleibt die Voraussetzung, die dies prinzipiell möglich macht:  Demokratie. Hinterfragen wir doch bitte unsere Geisteslähmungen und deren Ursachen. Edmund Husserl hat anhand seiner Phänomenologie versucht,  die Sache an sich in den Vordergrund zu stellen und diese möglichst vorurteilsfrei zu betrachten. Nur so kommen wir weiter als Menschen, Gesellschaft und als Staat und nicht mit defizitären Theorien über den Menschen und seine vermeintliche Fehlbarkeit. Sprachlosigkeit ist eine Ohnmachtserklärung. Neues zur Sprache bringen zu können im Diskurs oder durch die Kontemplation ist Glück und Zuversicht zugleich, dass der Mensch doch noch zu guten Lösungen kommen kann und die Hoffnung nicht verliert, dass gute Lösungen immer möglich sind und wir auch neue Wirklichkeiten durch die Sprache schaffen.

Neue Werte der Verfeinerungen und Veredelungen

Viele suchen nach Antworten in der Vergangenheit, um die entstandenen Probleme zu lösen. Aber es bedarf neuer Werthaltungen, um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten.

Es wurde nicht alles schon einmal gedacht, sondern vielleicht mal eben angedeutet, aber nicht ausdifferenziert. Die Bewusstseinswissenschaften, die keinesfalls verschult werden dürfen, sondern höchstmögliche Offenheit für uneingeschränkte Möglichkeiten etablieren sollten gegen die Tendenzen von Wissenschaften festzulegen und zu indoktrinieren. Die Kombination von Rationalität, Intuition, Kreativität, Erfahrung und Spiritualität erschaffen ein neues Feld der Intellektualität und damit gleichzeitig ein neues Spektrum an Gestaltung und Handlungsmöglichkeiten. Faktisch bewegen wir uns gesellschaftspolitisch eher in einer Sackgasse und Zwickmühle, was man deutlich an den Entwicklungsländern sehen kann, die nicht in den Klimaschutz investieren können und wollen, denn der verursacht Kosten, weil sie durch uneingeschränktes Wirtschaftswachstum vor allem die Armut bekämpfen wollen. Wir alle wissen, was Mangel nach sich zieht: soziale Unruhen, Kampf um Ressourcen, Kriminalität, Feindseligkeit und unsägliche Konkurrenz sowie Ungerechtigkeiten.  Eine globale Übereinkunft gibt es zurzeit nicht, Entwicklungsländer machen also dieselben Fehler, um den Lebensstandard zu erhöhen auf kosten der Umwelt und auf kosten auch der Gesundheit von Menschen. Dieser Zusammenhang ist nicht deutlich geworden, weil wir Wohlstand und Glück an Materielles gebunden  haben, das im Überfluss vorhanden sein soll. Den westlichen Ländern ist das rechte Maß abhanden gekommen und dies wird eben weiter globalisiert, anstatt inne zu halten und sich zu fragen, wie eigentlich ein Leben aussehen könnte, dass in Liebe zu Tieren, Pflanzen, Umwelt und Planeten aussehen könnte. Es ist ein destruktives Leben, das andere nun einfach nachahmen, weil in den westlichen Ländern keine neuen Werte erarbeitet worden sind, die jenseits von Mangel doch einen Suffizienzgedanken entwickeln könnten bei einer nachhaltigen Wirtschaftlichkeit, die in der Lage ist, die Schäden, die sie verursacht, auch wieder zu beseitigen und qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt bringt, einen Kreislauf der ökologischen Produktivität schafft.

Jeder kann die Destruktivität überwinden

Mittlerweile wissen wir, dass wir subtile energetische Felder um uns herum aufbauen bzw. aufbauen können, die in das Ganze hineinwirken und es auch so mitgestalten,und die uns zu einer besonderen Verantwortung veranlassen. Wir sind also aufgerufen, die destruktiven Momente in einer Gesellschaft zu mindern, indem wir immer feinsinniger und feinstofflicher werden – gedanklich sowie körperlich und damit sensitiver miteinander, mit Tieren, Pflanzen und der Umwelt umzugehen erlernen. Jeder trägt hier die Selbstverantwortung. Diese Verfeinerungen und Veredelungen, wie sie Claus Eurich nennt, führen zu einer bewussteren Gestaltung und Entfaltung, die sowohl Rücksicht auf die eigenen gesundheitlichen Belange als auch auf die der anderen nimmt. Dieses zunehmende Bewusstsein dahingehend, was ich wirklich brauche und was mich wirklich beglückt, bezieht ein supramentales Wissen mit ein, das mir nur zur Verfügung steht, wenn ich mich nicht andauernd ablenke und zerstreue durch Vergnügungen aller Art, sondern der Stille und Kontemplation eine Chance gebe, mediale Durchsagen zu erhalten. Ich kann es lernen, dem Universum zu lauschen und seine Informationen zu verstehen. Dafür bedarf es der Verfeinerung der Sinne bis ins Übersinnliche hinein. Dieser Evolutionsdruck ist mehr als deutlich und wir tun gut daran, uns hier zu besinnen, denn die Wirtschaft wird sich nicht aus eigenen Stücken transformieren. Vielleicht müssen wir neue Formen des Zusammenlebens finden, um  mehr Erfüllung im Dasein zu erreichen, die den unersättlichen Konsum ersetzen könnte durch eine lebensdienliche Qualität des Kooperierens und Kommunizierens bzw. Experimentierens für neue Gestaltungsmöglichkeiten. Vereinzelungen des Menschen ersetzen oft die Medien als letzte Instanz und Fenster zur Welt. Vereinsamende ältere Menschen und Generationenkonflikte gehörten der Vergangenheit an, denn man lebte wieder zusammen und respektierte sich, arbeitete am gemeinsamen Entwickeln neuer Fähigkeiten und Potenziale.

Wir müssen wieder in Verbindung treten

Die Gesellschaft derzeit  ist keine Einheit, kein Arbeiten an gemeinsamen Zielen. Sie divergiert immer stärker und führt zu unheilvollen Trennungen bzw. Abspaltungen. Die Bewusstseinswissenschaften haben zwar erkannt, dass alles  miteinander in einem Zusammenhang steht und dort, wo Menschen sich verfehlen, aus der Verständigung herausfallen, schlimmste Konsequenzen entstehen in gesundheitlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Zu denken, es käme hier nicht so darauf an, ist ein Fehlschluss. Jede Verfehlung aus meistens Unwissenheit und Uneinsichtslosigkeit heraus hat Wirkungen auf das Ganze. Wer sich um Konstruktivität und Verständigung bemüht, um unnötige Verletzungen, Blockaden und Determinierungen zu verhindern, trägt viel zum Frieden und zur Freiheit aller bei. Dafür bedarf es immer einer ausgeprägten Selbstreflektion und Erkenntnissen von Zusammenhängen, in denen wir alle stehen und denen wir nicht entkommen können. Eine spirituelle Orientierung ermöglicht tiefste Einsichten in unser eigenes Leben und in das Miteinander. Manchmal scheitern Verbindungen, weil sie keine sind. Gerade hier muss man sich fragen, wo eigentlich der gemeinsame Nenner oder die Gleichgesinnung liegen könnte oder eben auch nicht. Letztlich sind wir alle aufgerufen, uns an gemeinsamen Werten zu orientieren, die ein Überleben auf diesem Planeten ermöglichen. Manch einer begreift es nie, andere brauchen sehr lange, um zu verstehen, viele arbeiten aber schon an der Verfeinerung ihrer Sinne und verzichten auch auf alles Gewalttätige in ihrem Leben und in der Kommunikation wie auch auf das Schlachten von Tieren etc. All diese Entscheidungen wirken in uns hinein und aus uns heraus und schaffen nach und nach ein Klima der Friedfertigkeit, auch wenn wir nicht in allem einer Meinung sind. Wenn diese Bedingungen nicht erarbeitet werden können, bleibt das Damoklesschwert der Destruktivität über allen Gedanken und Handlungen bestehen und die Gesellschaft degeneriert weiter wie auch der Einzelne und die Kultivierung seiner Unfähigkeiten. Dennoch muss eine zunächst doch weitgehend abstrakte Verbundenheit bleiben, die irgendwann wieder im Konkreten gelebt werden kann, wenn die inneren Transformationen gelingen.

Claus Eurich: Endlichkeit und Versöhnung. Minima Spiritualia. München 2022