Der vertikale Weg

Jetzt in der Vorweihnachtszeit kann sich jeder fragen, was ihn im Leben beglückt und was er ablehnt. Diese Orientierung ist wichtig für die Entwicklung von reifer Spiritualität

In schweren Zeiten ist es unerlässlich, den inneren Halt zu bewahren gegen alle Widrigkeiten dieser Welt. Dafür müssen wir uns selbst sehr gut kennen und auch unsere Grenzen. Was wir nicht ertragen und nicht akzeptieren, muss deutlich thematisiert werden, damit es uns nicht aus der Bahn wirft. Der vertikale Weg ist ein Schutz vor den Angriffen, denen wir ausgesetzt sind, aber er ist auch ein langer Weg, der sich nicht bewusst sehr früh im Leben einstellt.  Gemeint ist nicht die Frömmigkeit, sondern das Wissen um die Möglichkeit, dem Leben eine Bedeutung zu geben, die von allem Weltlichen absieht. Das heißt aber nicht, dass man den Boden der Tatsachen verlassen könnte. Ohne diese Boden verlieren wir auch den spirituellen Halt, den kein anderer Mensch ersetzen kann. Nichtspirituelle Menschen überfordern andere dahingehend, dass sie das eigene Leben mit Bedeutung füllen sollen. Das ist nicht nur eine Überforderung, sondern auch ein schwerer Übergriff. Der Mensch will sich hier nicht selbst bemühen, einen Weg zu Gott zu finden, der ihn aber auch mit der vollen Realität konfrontiert., das eigene Leben so kritisch wie möglich zu betrachten und den Aufruf zum Wachstum zu hören. Wir sind nie vollständig angekommen, wir müssen den Weg offen halten für Veränderungen und Selbstkorrekturen, die vertretbar sind und in unser Lebensgefühl passen. Wenn das Lebensgefühl verloren geht oder stark beschädigt wurde, haben wir die Pflicht und die Möglichkeit, es wieder zu erwecken auch für die Stabilisierung unserer Identität. Es wird sehr beschwerlich, auf den vertikalen Weg zu festigen, wenn man seine Probleme nicht gelöst hat.

Wer sich selbst verfehlt, der verfehlt auch andere

Wir Menschen können nicht jeden lieben, auch wenn wir spirituell sehr entwickelt sind, da die Nichtentwickelten eben unter uns leben und uns mit ihrer Unfähigkeit, den vertikalen Weg zu gehen, belasten. Wir können eine gewisse Toleranz entwickeln, aber auch die hat Grenzen. Wir sind schlichtweg überfordert, wenn wir alles akzeptieren sollen. Das hat keine Realität und macht auch zutiefst unglücklich. Aber wir müssen auch aus den Konfrontationen heraus in eine Sphäre der Gelassenheit, die wir uns im vertikalen Weg erarbeiten, damit nicht Unzulänglichkeiten  zum Sturz führen in den Bereich der Unwissenheit, der Unklarheit und der Geworfenheit bzw. Ungeborgenheit. Wer in Gottes Haus einzieht, der kann aufsteigen in einen Bereich innerer Ordnung und Sicherheit und ist auch in der Lage, die Diebe im Tempel zu vertreiben auch mit ihrer Aura der Dunkelheit, die sie nicht ergründen wollen.  Erleuchtung kennt keine Depression. Verstimmungen können leicht behoben werden, sie sind nicht fundamental. Ohne die Arbeit an sich selbst ist der vertikale Weg verstellt. Wir brauchen das Wissen um uns selbst, das kein anderer erreichen kann. Wer sich also anderen überantwortet, der geht das Risiko ein, dass er sich selbst verfehlt und das ist nicht gottgewollt und führt nicht auf den spirituellen Weg. Was es auch sei, es muss das Eigene erkannt und möglichst auch gelebt werden, damit ein Abstieg aus dem Wissen verhindert wird. Wer also nicht ganz bei sich selbst angekommen ist, der kann auch bei anderen nicht ankommen. Es führt auch keine Abkürzung auf den vertikalen Weg.

Das Unbewusste ist kein Schicksal

Über den vertikalen Weg in die Spiritualität erfahre ich , ob meine Abneigungen und Vorlieben relevant sind oder ob sie korrigiert werden müssen. Ich kann mich dieser Zensur gar nicht entziehen. Es gibt immer ein Feedback. Wer ratlos, ärgerlich, traurig und depressiv wird, der ist auf dem falschen Weg.  Mit Gewalt und reinem Wollen ist es eben nicht getan. Der Mensch, der sich die Welt aneignen will im Sinne von Vorstellung und Wollen, der wird frustriert und lebt ein Leben in Unbewusstheit, die zutiefst deprimieren kann. Es ist also Aufgabe, diese Unklarheiten zu beseitigen, wenn sie immer wieder auftreten. Eine Verankerung ist notwendig, die uns vor aller Beliebigkeit schützt. Wer sie nicht im vertikalen Weg findet, bleibt unterbelichtet und macht Fehler, die sich negativ auswirken. Sinn und Bedeutung finden wir nur dann, wenn das innerste Ich frei wird und ich wachsen kann in den Bereich von Möglichkeiten, die mit dem innersten Wissen um sich selbst kompatibel sind. Das völlige Absehen von sich selbst, d.h. die Überwindung des Selbst gelingt vielleicht in einem Kloster, aber nicht innerhalb dieser Welt, in der wir bestehen müssen und uns auch schützen müssen, denn alle unsere Fähigkeiten, Interessen, Neigungen und Begabungen sind mit unserem Ich verbunden. Ichentgrenzung ist innerhalb einer profanen Welt ein großes Risiko. Hier sind wir aufgefordert, so viel Bewusstheit zu erreichen, dass wir nicht geschädigt werden und keinen Schaden zufügen. Der vertikale Weg ist immer auch eine Rückversicherung dahingehend, ob ich das Richtige tue. Wo er massiv gestört wird, wo das Lebensgefühl beschädigt wird, davon muss man Abstand halten.  Diesem Gefühl können wir aber nur vertrauen, wenn wir tief spirituell verankert sind und begreifen, dass wir dem Unrecht auch anderer hier etwas entgegensetzen können auch gegen die Ohnmacht. Wahre Selbstwirksamkeit  erfahre ich im Gebundensein  an  Gott.

Wahrer Fortschritt

Ganz grundsätzlich müssen wir uns fragen, ob das Unbewusste eben nur das Unerleuchtete ist und deswegen gewöhnlicherweise einen so großem Raum einnimmt. Die Konvention behauptet, wir seien durch das Unbewusste gesteuert. Lebensauftrag ist aber, diese Motivationen zu durchschauen für mehr Reinheit und Klarheit auch im Miteinander. Ohne diese Bereinigungen bleibt alles nur oberflächlich und eine Forderung von außen, die wir nicht bejahen können. Systemzwänge schaffen keine Klarheit und keine Bewusstheit, sie stören die Einsichten und der Mensch fällt zurück und verfehlt die wahre Spiritualität, die sich eben nicht korrumpieren lässt. Unbewusst Handelnde sind eigentlich nur ein Problem und nicht die Lösung, denn sie gehen nicht den oft mühevollen Weg in die Selbsterkenntnis, die aber Auftrag ist und ohne die der Mensch auch im Dunkeln tappt und auch überall hineintrampelt. Es liegt an uns selbst, ob wir vom Unbewussten dominiert werden oder den Weg höchster Bewusstheit gehen. Dieser Weg ist nicht bequem und er erfordert, die Wahrheit zumindest annähernd zu finden und so weit aufzuklären, wie dies möglich ist.  In der Aufklärung liegt die Möglichkeit zum Fortschritt, den wir alle benötigen, um die Unwissenheit auf so vielen Gebieten vor allem in Bezug auf den Menschen zu überwinden. Wir werden politisch aufgefordert uns zu technisieren, verstehen aber den Menschen immer noch nicht wirklich, machen hier wenig Fortschritte. Das reine horizontale Funktionieren ist kein Garant für tiefes Wissen, das wir in Zukunft benötigen, um nicht falschen Idealen zu unterliegen. Wenn wir das begreifen, verstehen wir den Sinn von Religion, die den vertikalen Weg unterstützen muss, der viel Sensibilität und Differenzierheit vorausssetzt und nur so wahre Stütze sein kann.

Der kreative Prozess und die Weltreligionen

Wir sind nicht gut vorbereitet auf die Welt von morgen. Innere Arbeit auch für bessere Leistungsfähigkeit und Durchblick wird notwendig

Viele Menschen werden verletzt und geschädigt. Der Entschädigungsprozess erfolgt aber erst einmal über die Arbeit an sich selbst für ein besseres Selbstverständnis und für die freie Wahl der Integration in Bezug auf das, was ich sein will. Innere Arbeit ist kein Selbstbezogensein, sondern führt in die Freiheit durch Spiritualität. Hier ist vor allem die Freiheit von verletzenden Beschränkungen gemeint. Um wirklich kreativ und produktiv zu werden, muss ich mich für die Entlastung in die Sphäre der Spiritualität begeben, wie sie alle Weltreligionen  als die Möglichkeit von Erfahrung beinhalten. Es geht also nicht in erster Linie um Glaubenssätze, sondern um das Erreichen einer spirituellen Sphäre für die Heilung durch Entlastung. Alle Weltreligionen thematisieren dieses spirituelle Gefühl, das in den Fluss der Existenz führt. Determinierungen durch Verletzungen werden hier überwunden. Letztlich entsteht Leid und Leidverursachung durch die Abwesenheit von Spiritualität. Der neuronale Hintergrund für erreichte Spiritualität liegt darin, dass hier die Homöostase erreicht ist und der Stresspegel sinkt. Wer dauerhaft gestresst ist, kann  nicht nur einen Herzinfarkt bekommen, sondern er wird  hier unfrei und bleibt belastet.  Um Ruhe ins System zu bringen, braucht der Mensch die Meditation in ihren vielen möglichen Facetten des Unterbrechens von Alltäglichkeiten und anderen Banalitäten. Das entwickelte Bewusstsein kann Entscheidungen treffen für die Erreichung von höherer Ordnung und Sinn.

Spiritualität kann die Resilienz erhöhen

Die meisten wissen nicht, dass die Sphäre der Spiritualität durch Askese schneller erreicht wird als nur durch Meditation, da auch der gesamte Körper befreit wird und so ein Gefühl der Losgelöstheit von Unerträglichem hervorruft.  Alle Weltreligionen thematisieren diesen Zustand des Flow, durch den wir aktiv und produktiv werden. Es werden so Bereiche im Gehirn aktiviert, die wachsamer auf Informationen regieren und diese verarbeiten auch für das Aushalten von Widersprüchen und Gegensätzen. Mit Spiritualität ist nicht ein Fundamentalismus gemeint, da der zu stark einschränkt und sich Regeln unterwirft, die der modernen Welt nur Probleme verursachen.  Die Einhaltung von Regeln allein führt nicht zur spirituellen oder auch manchmal mystischen Erfahrung von Sinn. Sinn entwickelt sich auch über das Tun, die produktive Aktivität, die aber immer auch von Besinnungsphasen begleitet werden muss. Im spirituellen Bewusstsein werden wir resilienter, Wahrscheinlich ist hohe Resilienz ein Ausdruck tiefer Spiritualität und damit beeinflussbar. Resilienz entsteht also durch zunehmende spirituelle Erfahrungen, was die integrale Psychologie auch bestätigt. Ich führe im spirituellen Bereich ein anderes Leben, das auch die Um- und Tierwelt berücksichtigt.  Es wird so natürlich ökologisch für den Erhalt der Schöpfung. Auch viele psychische Erkrankungen können hier geheilt werden, indem man besser über sich selbst Bescheid weiß und seine Ziele gradliniger verfolgen kann. Wir leben in einer Welt der Ablenkungen durch Unterhaltung, die wertvolle Zeit in Anspruch nehmen, ohne dass ich einen Nutzen davon hätte. Die Zeit besser nutzen zu können ist ein Nebeneffekt der spirituellen Haltung.

Gegen die Resignation

Für den kreativen Prozess muss ich meine Altlasten loswerden, damit er konstant produktiv bleibt. Es geht hier nicht um Optimierung, sondern um Gesundheit, die sich nicht im Untätigsein einstellt. Menschen, die von dieser Aktivität ausgeschlossen sind, erfahren auch kein Glück. Das Dasein allein kann nicht glücklich machen, sondern nur die Entdeckung der Selbstwirksamkeit in einer Welt zunehmender Passivität, die immer auch resignativ ist. Man kann Spiritualität nicht lernen, sie ist Ausdruck der aktiven Freilegung von Potential für die Produktivität.  Jeder kennt das Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit, wenn ihm etwas gut gelungen ist, was uns Körper, Seele und Geist auch zurückmelden. Somit kann die Entwicklung von Spiritualität für die Arbeit von morgen von großer Bedeutung werden gegen einen banalen und stumpfen Hedonismus, der nie zur Ruhe kommt und immer neue Begierden verursacht. Aus diesen archaischen Bereichen muss der Mensch heraus, um sich als frei und aktiv zu verstehen. Spiritualität gehört zu den höchsten Vermögen unseres Daseins und schützt uns auch vor der Welt der falschen Erwartungen  und Hoffnungen, denn sie ist auch zugleich höchste Autonomie, die eben produktiv werden will. Wer sich hier aufgegeben hat, der wird krank oder beruhigt sich mit Drogen.  Aber es geht um körpereigene „Drogen“, die das Leben stabilisieren für den Durchbruch in die Kompetenzen und Fähigkeiten, die jeder hat und die er entdecken muss. Der Mensch ist nicht gesund, wenn er in den Tag hineinlebt, sondern er muss aktiv gestalten. Es  liegt alles bereit, man muss es nur erwecken. In dieser gedanklichen Bereicherung bleiben wir in Balance für die Bewältigung des Lebens und für die Überwindung der Angst vor dem Tod, denn wir sterben im spirituellen Bewusstsein nicht wirklich. Viele nennen diesen Zustand die Gnade Gottes. Aber es wird verschwiegen, dass dieser Zustand ein erarbeiteter ist, den jeder erreichen kann, wenn Aktivität und Kontemplation in einem Gleichgewicht sind. Die Ebene der Spiritualität ist eine Gestaltungsebene, die in der Hand des Einzelnen liegt. Hier wird niemand ausgeschlossen, der sich bemüht und sich auf die Suche nach dem Göttlichen macht. Nichts ist determiniert oder bedingt, wenn ich diese Sphäre erreiche.  Sie ist gewollt, ein Teil der Schöpfung, dem ich gerecht werden sollte.

Verletzte Spiritualität

Man fragt sich, wo man seine Spiritualität noch leben kann, ohne ein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen

Wir sind weitgehend aufgeklärte Menschen mit einem Hang zur Spiritualität, weil hier neues Wissen generiert wird. Spiritualität ist kein Anpassungsfaktor, sondern Ausdruck des Unmittelbaren. Man wird auch nur unangreifbar, wenn man dieses hohe Bewusstsein mit einer spirituellen Gemeinschaft teilen kann. Wahre Spiritualität ist eine Erfahrung, die Menschen machen und die entsprechend kommuniziert werden müssen, damit man sie nicht verliert. Ganz hoch  Spirituelle suchen aber auch den Rückzug, um die damit verbundenen Erkenntnisse zu klären. Die innere Burg ist der Rahmen für diese Entwicklungen. Sie hat eine hohe Transformationskraft, die das ganze Leben verändern kann. Es ist nicht nur ein bestimmtes Lebensgefühl, sondern auch ein Denken, das in entsprechenden Formaten artikuliert werden sollte. Letztlich ist es ein Aufstieg ins wissende Bewusstsein. In dieser Vertikalität zeigt sich der Urgrund unseres Daseins. Wir durchdringen die aufgebürdeten Probleme und können Sie so vorerst lösen, um dann aber auch zu verändern, was geändert werden muss. Spiritualität ist nicht sich selbst genug, sie drängt zur Handlung bzw. zur Veränderung. Die Ohnmacht des isolierten Daseins und ein allzu banaler Alltag blockieren nicht mehr den Geist. Es ist die Auferstehung im Leben gegen all den Schaden, den Menschen anrichten.

Die Sphäre der Vertikalität

Ich will so weit gehen zu sagen, dass ohne diese Spiritualität Demokratie gar nicht möglich ist, weil nur das entwickelte Bewusstsein entscheidungsfähig ist. Diese Spiritualität besitzt auch eine neurologische Komponente. Unser Gehirn ist plastisch, was negative und was sehr positive Folgen haben kann. Die negativen sind, dass sich das Gehirn an etwas anpasst, was den eigenen  Erkenntnissen widerstrebt. Der Abbruch des Bewusstsein kann mit Krankheiten aller Art verbunden sein. Diese Spiritualität ist mit besonderen Großhirnleistungen verbunden, die Sinn und Heilkraft ermöglichen. Hier wissen wir genau, was uns gut tut und was nicht. Danach müssen wir dann auch handeln. Desakralisierung ist eine Form der Verletzung der Spiritualität, die schwerwiegende Folgen haben kann. Vollständige Gesundheit erreichen wir nur hier im Ganzen unserer Vermögen. Die Verletzung dieses Lebensgefühls der hohen spirituellen Integrität kann einen schweren Schock beinhalten und das Gehirn und die Person schwer treffen und schädigen. In dieser Sphäre der freien Vertikalität kann uns Gott begegnen und wir werden hier sehr zuversichtlich und hoffnungsvoll gegen den Stress,  den Menschen verursachen die nicht in dieser Sphäre leben und arbeiten.  Das überweltliche Bewusstsein ist kein Isolierungsphänomen, sondern die Ermöglichung von Klarheit und Kraft und positiver Gefühle.  Hier können wir auf- und erklären gegen die Dichotomien des Daseins. Wir verlassen hier die Ebene der Widersprüche und Ungereimtheiten, unser Geist wird transparent und synthetisierend.

Weltwissen

Viele fragen sich jetzt: Wie komme ich dorthin, um meinem Leben einen Sinn zu geben. Es ist Weg der  nachdenklichen Meditation. Phasen des Aufregens beeinträchtigen die Kontemplation und damit die geistige Produktivität. Das Erhalten der hohen Vertikalität, die sich nicht mit dem Alltag zufrieden gibt,  wird durch kontinuierliches Denken ermöglicht, das in der Kultur des spirituellen Dialogs aufblüht und Gewissheit schafft.  Die Gewissheit, dass mir keiner diese Sphäre zerschlägt, gewinne ich durch Achtsamkeit und Wachsamkeit im Bewusstsein des höheren Wissens auch durch Askese. Wir wissen auch hier vieles über uns selbst und können den Weg zu einem erfüllten Leben planen und Korrekturen vornehmen. Es ist kein übersteigertes Ichbewusstsein, sondern bezieht sich immer auch auf anderes. Spirituelle Erfahrungen können auch mystisch sein und können eine komplexe Welt der Möglichkeiten freilegen.  Wer hier zu hoher Selbsterkenntnis kommt. der kann auch andere besser einschätzen und sich auch selbst schützen vor unliebsamen Einflüssen und Manipulationen.  Das Wegdriften aus der eigenen Mitte ist der Anfang der Fremdbestimmung gegen den brain drain in die Spiritualität,  in der ich die Ängste, das Leid, die Trauer überwinden kann. Sie nimmt uns auch die Angst vor dem Tod, der nur das Ende unseres Körper ist, aber nicht unserer Seele. Universelles Bewusstsein ist eine Sphäre auch der  gefühlten Unsterblichkeit, für die wir die Verantwortung übernehmen müssen. Was uns hier mitgeteilt wird ist Weltwissen und Weisheit.  Man lernt dies in keiner Bildungsinstitution, es ist die private Aufgabe gegen die Instrumentalisierung. Berufung ist hier möglich, also der Ruf in das wahre Sein auch mit und  für andere insbesondere mit und für Gleichgesinnte, die an der Umsetzung der Erkenntnisse arbeiten.

Menschenkenntnis

Die Frage, ob man Menschenkenntnis erwerben kann, muss mit Ja beantwortet werden. Sie ist elementar für unsere Zusammenleben
Wir häufen eine Menge Wissen an, das nicht immer Bildung bedeutet und nicht dazu führt, dass wir uns insgesamt besser verstehen. Es gibt sicher Menschen, die aufgrund ihrer Offenheit und ihrer Unvoreingenommenheit andere sehr gut intuitiv erfassen und ihre eigenen Werte auch immer wieder zur Disposition stellen können, auf jeden Fall können sie sich darüber auseinandersetzen. Wer seine Werte absolut setzt, wird schnell alt, starr und vielleicht sogar ein Menschenfeind, weil er das Andere nicht mehr erfasst und meint zum heroischen Verteidiger seiner Eingeschränktheit werden zu müssen. Glücklich macht das nicht, sondern stumpf und unsensibel für die Möglichkeiten guten Daseins und guten Willens anderer. Wer Bildung nur für den eigenen Vorteil instrumentalisiert, der wird das differenzierte und komplexe Dasein von Menschen nicht mehr begreifen. Der Mensch will aber verstanden werden; es ist ein Existenzial. Wer es aufgibt, hat resigniert, kann sich nicht mehr kenntlich machen mit Folgen für sein soziales Leben. Vielfalt und Pluralismus sind die Grundpfeiler der Demokratie. Hier herrscht viel Dynamik und möglichst auch viel Freiheit, das zu sein, was man zu sein beabsichtigt. Wir haben nicht das Recht, Wege zu verbauen wie in totalitären Staaten. Es gilt darauf zu achten, dass die Norm und die Vermassung nicht überhand nimmt. Auch Normen müssen immer wieder überdacht werden auf ihre förderliche Gültigkeit hin. Wir sehen an der zunehmenden Pathologisierung in entsprechenden Manualen wie DSM V die zunehmende Entwicklung von Normierung, die uns das Selbstverständnis nehmen kann. Es gibt nicht den rundum gesunden Menschen. Wir alle haben Probleme und müssen lernen, damit umzugehen, anstatt die Abweichung von der Norm zu diskreditieren auch durch Pathologisierungen. Das Umgehen mit den Einschränkungen der Gesundheit muss gelernt werden und darf nicht zum Anlass für Ausgrenzung und Selektion werden.

Potenzialentfaltung erlaubt den Diskurs

Sicher, wir wählen aus, wer zu uns passt und wer eher nicht. Aber es stellen sich auch andere Aufgaben der Toleranz und der Akzeptanz. Hier muss die Fähigkeit vorhanden sein, auch hinter die Fassaden zu schauen und den Kampf, den fast jeder führt, zu verstehen. Dieser Kampf kann bestenfalls sehr produktiv werden, wenn die Ziele geklärt sind und die Teleologie unseres Lebens Sinn und Bedeutung schafft. Menschen arbeiten an ihrer Existenz, wenn sie begriffen haben, dass nicht alles von außen kommt und vieles ungelebt bleibt, weil es nicht aufgegriffen wird durch Arbeit und Freizeit. Hierfür brauchen wir die Bildung, die uns keine Vorschriften macht, sondern uns Fragen stellt in Bezug auf das, was wünschenswert ist. Das lässt sich nicht immer konkretisieren, aber auf den allgemeinen Wert der Achtung voreinander vorläufig festlegen. Die verspielen wir erst dann, wenn Verbrechen begangen werden. Alles andere muss ausgehandelt werden und steht immer herausfordernd zur Debatte.  Wer das Eigene entwickelt, der hat auch Verständnis für die Entwicklung anderer. Wer sich nicht entwickeln kann, der wird intolerant und ignorant. Deshalb ist es so wichtig, dem Einzelnen so viel Entfaltung wie nur möglich zukommen zu lassen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der nicht erzwungen werden kann. Goethe hat uns darauf schon früh hingewiesen, aber es wird nicht viel dafür getan. Es kann nicht nur wenigen vorbehalten bleiben, das eigene Potenzial zu entwickeln, sondern muss früh bei allen gefördert werden, damit das Ausscheren aus einer Gesellschaft verhindert werden kann. Individualisierung ist also nie Vereinzelung oder Egoismus, sondern ein Phänomen der gesunden Selbstgewissheit, die eben auch viel geben kann, weil sie nicht behindert wurde durch vermeintliche Zwänge.

Jenseits des Perfektionismus

Menschenkenntnis ist so immer auch der Einblick in die tiefsten Sehnsüchte von Menschen, anerkannt zu werden und bestenfalls Menschen zu begegnen, die verstehen, dass wir nicht nur mit Resultaten konfrontiert werden dürfen, sondern mit Wegen, die ihre Berechtigung haben und die nicht lange erklärt und begründet werden müssen. So sind Lehrer nicht in erster Linie Informationsvermittler, sondern Menschen, die Fähigkeiten anstoßen  und gesundes Selbstbewusstsein vermitteln müssen, das sich selbst auch immer wieder in Frage stellen kann, ohne etwas zu verlieren. Was den Menschen widerfährt, das können sie dann auch weitergeben. Menschenkenntnis ist auch immer ein Erschauen des Möglichen für die Bewältigung des eigenen Lebens.  Ein Konkurrenzsystem ermöglicht genau diese Menschenbildung nicht. Es lässt den Blick auf anderes gar nicht zu, sondern wird auf Durchsetzung gegen andere etabliert und auf das Ausblenden, um die eigenen Ziele zu erreichen. Auch die Angst, Corona könnte die Berufschancen von Schülern beeinträchtigen, ist unbegründet. Die Zeit kann für Besinnung und Persönlichkeitsbildung genutzt werden jenseits des Hamsterrades und des Funktionalismus. Wir alle wollen etwas werden und im Werden möglichst wenig manipuliert werden auch für unsere Gesundheit und unseren Durchblick, der uns stark und unverwundbar macht. Eine Kultur der Fehlerkorrektur ist wünschenswert. Dafür sollten wir uns allgemein öffnen und die Strenge des Perfektionismus aufgeben.

Denktherapie

Ein Versuch der Rettung der Geisteswissenschaften in Notlagen

Wer seine Denkgewohnheiten durchbrechen und die Ungerechtigkeiten  nicht mehr hinnehmen will, der lese unter anderem Hegel. Das höchste Denken ist das Abstrakte, das zunächst nicht mit bestimmten Inhalten konfrontiert, sondern die Denkbewegung als solche in Gang bringt. Viele stecken fest im konventionellen Denken und schreiben Bücher über Dinge, die sich schön anhören, aber keine Perspektive aufzeigen. Die Angst der Herrschenden vor dem Verlust des Konsenses führt zur Ängstlichkeit in der Vermittlung des heilsamen, des unverstellten und nicht korrumpierbaren  Denkens. Es gibt eine Klientel, die ins Korsett pressen und lauter wohlgeformte Formeln hören will. Sicher, wir brauchen Ordnung, aber die muss immer wieder aufgemischt und neu konstituiert werden, damit sie nicht verkrustet und Menschen in die Norm zwingt. Wir sind noch lange nicht so weit, Menschen zu befähigen, sich ihres Verstandes zu bedienen und nicht nur nachzudenken, sondern vorauszudenken, um so vielen Menschen wie möglich neue Perspektiven zu eröffnen. Wahre Menschlichkeit macht hier keine Vorschriften, sondern initiiert das Mögliche und das Wünschenswerte, das keinen Zwängen unterliegt.

Das Recht auf Glück

Die Arroganz derjenigen, die sich ihre Posten gesichert haben, wird sofort wieder laut, wenn wie in der Corona-Krise die Künstler arbeitslos werden. Die werden sofort für den Sozialdienst abkommandiert, als hätten sie jetzt nichts zu tun, was natürlich nicht der Fall ist. Sie verdienen nur gerade kein Geld, haben kein Einkommen bzw. Einkommensverluste. Arbeit ist immer auch Identität und vermittelt Sinn. Und wer in irgendeiner Form schwer belastet wurde, hüte sich vor weiteren Belastungen. Psychische Erkrankungen entstehen dann, wenn der gewählte Weg ignoriert und verletzt wird durch Außenstehende, die nicht das Recht haben, sich in Entscheidungen einzumischen. Man kann in der Schule noch ein wenig Einfluss nehmen, darf aber auch hier nicht nach gesellschaftlichem Bedarf manipulieren. Corona zeigt wieder einmal, wie schnell die Würde angetastet wird. Wir sollten in die deutsche Verfassung unbedingt den pursuit of happiness der civil rights aufnehmen, weil es hier nicht um Hedonismus geht, sondern um Gesundheit und den Erhalt und Wahrung der eigenen Integrität, die nicht nur von Bildung abhängt, sondern auch von der Konstitution und vom Charakter, der zum Teil genetisch angelegt ist.

Das Recht auf Identität

Die Arroganz der Satten und der Etablierten ist heute unser Problem, weil Menschen natürlich nicht verzweckt werden dürfen, wie auch immer ein gesellschaftlicher Bedarf aussehen mag. Politische Regulierungen sind hier nicht erlaubt, sondern der einzelne Mensch muss selbst davon überzeugt sein, dass das, was er tut sinnvoll ist und seinen Interessen entspricht. Wir haben also die Pflicht, in Bildung und Ausbildung so viele Menschen als möglich in ihren eigenen Stand zu versetzen, mit dem sie sich identifizieren können und nicht in das Burnout der Sinnlosigkeit tappen und das Gesundheitssystem strapazieren. Es handelt sich bei diesem Gedanken nicht um eine Utopie, sondern um einen Mangel an Einsicht und um Verkennung der anthropologischen Grundlagen. Der Mensch will etwas leisten, was auch andere befähigt, mehr Bewusstsein, mehr Selbstwirksamkeit und mehr Gesundheit zu erreichen für ein erfülltes und langes Leben. Nicht alle müssen Hegel lesen, aber vor einer falschen Harmonie der Zementierung von Ungleichheiten sei gewarnt. Wem also Hegel zu anspruchsvoll ist, der höre einfach Jazz und begreife den Hintergrund der Entstehung einer Musikrichtung, die immer warnt vor der Gemütlichkeit des Konventionellen und den Worthülsen von Menschen, die selbst nicht ansatzweise ihre Angelegenheiten stehen und liegen lassen würden, um zivile Soldaten des Staates zu werden. Wie wir alle müssen Künstler in diesen Phasen der Aussetzung an sich arbeiten, um weiter ihre Rolle und ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Sie leben und lieben die Kreativität,  mit der sie Menschen begeistern und befördern, was die sogenannte Elite längst unterlassen hat. Aber die meisten großen Denker sind zum Glück in Büchern zu erreichen. Sie sind unsere Freunde in der Not und sie sind erreichbar für jeden gegen das dumme Geschwätz des Establishments.

Gottfried Wilhelm Friedrich Hegel: Wissenschaft der  Logik. Frankfurt am Main.  10. Auflage 2014

Michael Bordt SJ: Die Kunst, sich selbst zu verstehen. Den Weg ins eigene Leben finden. Ein philosophisches Plädoyer. München 1. Auflage 2015

Die zeitlose Nähe der Intensität

Wir können uns nicht darüber hinwegtäuschen: Die wahre Liebe ist kein Resultat von vernünftigen Erwägungen, aber sie geschieht zu selten, deshalb schießen die Partnerschaftsportale wie Pilze aus dem Boden

Uns interessiert hier aber nicht die moderne geschäftige Suche nach einem Partner, sondern die reale Begegnung von zwei Gleichen, die oft ähnlich literarisch sozialisiert sind und es selbst nicht fassen können, dass sie sich begegnet sind und sich dadurch alles ändert, ändern muss. Diese Intensität ist unerbittlich, sie erträgt die alten Kompromisse nicht mehr, weil das höchste Glück eingetreten ist durch eine hohe Form der Übereinstimmung im Bewusstsein. Wir haben hier nicht die Wahl, ob wir uns hineinbegeben oder nicht. Diese Begegnung erfasst uns im Innersten und hebt unser Getrenntsein, unser halbherziges Abwägen und Überlegen auf. Sie ist weder unvernünftig noch vernünftig, sie schwingt einfach mit in der emotionalen Bewegung des anderen in der symbiotischen Verschmelzung mit dem Du, das sich als komplementären Teil des Eigenen entwirft und nicht mehr wegdenkbar ist. In der Literatur wird die wahre Liebe oft beschrieben, aber nur wenige erleben sie wirklich. Sie ist reines Gefühl und reine Liebe und reines Denken, was in die Verbindung will und die Trennung nicht erträgt. Zwei Menschen werden eins von Angesicht zu Angesicht und sehen sich für einen Moment auf den Grund der Seele. Es sind nicht die Äußerlichkeiten und nicht die Erwartungen, sondern das unverstellte Sein, das sich zeigt und ergreift. Für Momente ist alles klar und deutlich, in welcher realen Lage sich man auch befinden mag. Die ist nicht mehr wichtig, sie verschwindet im Hintergrund zur Fassade, die sich auch als solche begreift und zurücktritt.

Wahre Liebe versteht die Welt

Wir denken oft,  dass wir über solche Begegnungen hinwegkommen, dass wir sie überwinden könnten, wenn äußere Widerstände auftauchen. Diese Liebe ist hoch verletzlich und sie wird verletzt, wenn sie nicht als das bewusst wird, was sie ist: eine Ausnahmeerscheinung mit höchster Priorität. Es gibt kein Zurück in alte Rollen des Durchhaltens aus gesellschaftlicher Konvention. Diese Liebe verlangt Mut, damit sie nicht untergeht im täglichen Einerlei der Notwendigkeiten und falschen Auffassungen. Sie reißt aus den halbherzigen Vereinbarungen heraus in die Welt der Wahrhaftigkeit. Dieser Anziehung ist nichts entgegenzusetzen. Die eigene Machtlosigkeit ist kein Verlust an Kompetenz, sondern die Gnade der Erfüllung des Gemeinten, durch den anderen ganz zu werden in welcher Form auch immer. Das Defizit der alltäglichen Begegnungen mit ihren Korruptionen, Kompromissen  und Täuschungen ist überwunden. Die Sphäre der Unmittelbarkeit der Wahrheit erbebt in den Stand des tiefen Wissens und der Einsichten in die Wirkkräfte das Daseins. Es ist die Sphäre der Unschuld, der reinen Erkenntnis des Wesentlichen und Schönen. Wer diese Liebe erfährt, ist nicht mehr offen oder frei für die faulen und schalen Kompromisse dieser Welt, die sich in Foren und Plattformen zusammenraufen, um ihr Vergnügen zu vermehren. Die reine und wahre Liebe ist Seligkeit von Anfang, sie ist höchstes Glück allein schon durch die Begegnung und sie kennt kein Zurück in diese Welt der Halbheiten und Berechnungen, ob dieser Mensch nun etwas vermehrt oder nicht. Sie wägt nicht ab, denn sie ist, was sie ist und kann nicht anders.

Das schale Los der Kompromisse

Wir wollen aber alles berechenbar machen und erkennen die Grenzen unserer eigenen Vermögen nicht an, die nicht selten in die Unwahrheit und die Uneigentlichkeit führen, wir werden regelrecht indoktriniert, Kompromisse zu machen und halten uns für aufgeklärt, obwohl wir eigentlich nur enttäuscht sind und aufgegeben haben, unserer Intuition zu vertrauen, die den Weg weist und uns führt in das Reich höchster Einsichten und Ergriffenheiten. Wir reden hier nicht über das gewöhnliche Verliebtsein, das vergeht und sich beruhigt, sondern über das Wissen über einen Menschen im Zulassen der höchsten Vermögen der bewussten Seelenschau. Dass diese Lieben oft tragisch enden, liegt an der Welt, ihrer oberflächlichen Auffassungen und ihren neidischen Vertretern, die Menschen verunsichern bezüglich ihrer Einsicht und Erfahrung. Und weil sie sich selbst nicht mehr trauen, werden sie zu höchsten Verletzern und Zerstörern unter Berufung auf Allgemeinplätze, als wüsste man, worum es geht. Aber niemand anderer kann in die Seele von zwei Menschen schauen, die sich erkannt haben und sich nicht ständig erklären müssen. Gegen diese Intensität ist kein Rat hilfreich. Wer sie nicht erlebt hat, wird sie negieren und sie in den Bereich des Gewöhnlichen und Vorübergehenden einordnen. Doch die Ironie des Geschehens beruht in der extremen Verunstaltung der Wahrheit und ihrer verheerenden Folgen für ein ganzes Leben. Wer die wahre Liebe verfehlt, bleibt ein Leben lang auf der Suche und reist er noch in den letzten Winkel der Welt. Sie hat sich eingebrannt und ist ein Teil von einem selbst geblieben und wehrt das Profane ab bis zur letzten Stunde.

Die Spiritualität der Liebe

Kirche und Staat möchten die Liebe gern in ein Korsett stecken, da  sie auch selten spirituell ist. Wer aber den Hauch des Überweltlichen gespürt hat. der wird hellhörig bezüglich des Banalen unserer Existenz und verweigert sich den Konventionen der Beschwichtigung. Wir Menschen sind fähig, wirklich hohe Gefühle zu entwickeln, die dann auch über die eigene Existenz wie bei der heiligen Elisabeth von Thüringen hinausführen. Es existiert der Wunsch, auch andere zu befähigen, höchstes Glück zu empfinden und vor allem die Not zu mildern. Wir sind hier nicht nur mit den privatesten Emotionen konfrontiert, sondern mit der Aufgabe, ein System zu heben und uns als Beförderer der Humanität zu verstehen. Wir können dann das Erlebte weitergeben als Auftrag für die Entdeckung des Menschenmöglichen. Das Banale und Profane kann den Hass in der Welt nicht besänftigen. Dafür bedarf es der höchsten Liebe, die immer auch eine Liebe in Gott ist. Diese Gesellschaft drängt auf das Funktionieren von Menschen und ihre Instrumentalisierbarkeit macht sie stumpf und unempfindlich. Die Versklavung von Menschen ist noch lange nicht beendet und ihre wahre Freiheit besteht in der Entdeckung von wahrer Liebe, die durch die Vermassung immer unwahrscheinlicher wird. Die Kultur und die Literatur erinnern uns an diese Möglichkeit von wahrhaftiger Existenz in Einklang mit der Schöpfung. Wer uns zu den höchsten Fähigkeiten führt, ist eine Begegnung in Gott. Die Hindernisse der Welt müssen davor die Waffen strecken, was auch für die Kirche gilt, die ihren Einfluss nicht selten gegen Menschen einsetzt, anstatt den spirituellen Raum tiefer Begegnungen zu öffnen und zu segnen.

Leiden ist keine Tugend

Teilweise leben wir in einer Kultur, die das Leiden verharmlost und beschönigt. Das hat Konsequenzen für unsere Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit
Es gibt viele Vor- und Falschurteile über das Leiden, das nicht die Quelle von tieferen Wahrheiten ist, sondern diese eher verhindert, weil der Mensch hier auf sich selbst zurückgeworfen wird und seine Objektivität verliert und damit auch den Zusammenhang mit der Welt. Das Leiden ist ein Isolierungsphänomen, es drängt an den Rand und verliert so die Orientierungsfähigkeit. Das Leben an sich enthält Phasen des Leidens bei Verlusten, Tod und Krankheit. Diese Phasen dürfen nicht durch vorsätzliche Leidverursachung verschlimmert werden, weil der Mensch so den Halt verliert und sein Leben scheitert. Wir allen haben einen Ehrgeiz, unseren Wohlstand selbst zu erarbeiten durch das, was uns Freude und was für uns Sinn macht. Das ist nicht verallgemeinerbar und orientiert sich auch nicht am Bedarf, der reine Fremdbestimmung wäre gegen Interesse und Ambition. Zu werden, was andere von uns erwarten, ist ein Einbruch in die Sinnhaftigkeit des Daseins und verursacht Leiden. Deshalb ist es so wichtig, sich klare Vorstellungen über die Art des Gelderwerbs zu machen, da wir sonst nur noch verheizt werden und uns selbst verfehlen. Wer sich selbst verfehlt, der kommt auch nicht bei anderen an. Er führt ein Leben im Man wie Heidegger feststellt. Dieses Man ergibt keinen Sinn, denn es ist nicht auf das Denken bezogen, durch das wir unser Leben leiten wie auch durch Gefühle. Das Man ist auch der Zustand des Leidens, denn wir können uns hier nicht selbst bestimmen. Selbstbestimmung ist aber eine Notwendigkeit für den Erhalt und das Erlangen von Gesundheit, die uns produktiv und leistungsfähig macht und so zum Gelingen des Lebens beiträgt. Wo wir uns irren, darf nicht verletzt werden, sondern muss im Dialog aufgeklärt werden, damit wir uns wieder orientieren können. Wir können in sehr tiefe Krisen geraten, wo dies unterlassen wird, denn wir kommen mit der Wahrheit zurecht, aber nicht mit der Ignoranz, der Missachtung.

Buddhismus versus Christentum

Der Buddhismus kennt die Strategien der Überwindung des Leidens, wenn Leid verursachende Menschen keine Einsicht zeigen und Prinzipien über den Dialog setzen, der so viele Polaritäten auflösen kann und mehr Einverständnis ermöglicht, als die Verweigerung annehmen lässt. Das Christentum redet viel von Versöhnung und Verzeihung, ist aber nicht in der Lage, dies auch umzusetzen, sondern beharrt auf Glaubenssätzen, die Menschen nur noch weiter schädigen. Leider verfehlt das Christentum seinen positiven Sinn, indem es sanktioniert, anstatt die Probleme aufzulösen in Barmherzigkeit und Gnade. Sicher, viele meinen die Gnade käme nur von Gott, aber das ist falsch. Auch Menschen können gnädig sein und die Probleme des Daseins lösen durch Menschlichkeit. Anspruch und Wirklichkeit klaffen aber hier auseinander. Es gelingt den verbohrten Christen nicht, den Stein wieder ins Rollen zu bringen. Sie zementieren das Leiden nur allzu oft, anstatt es überwindbar zu machen. Diese Schwachstelle behebt der Buddhismus, der deutlich sagt, dass wir das Leid überwinden müssen, um ein Leben überhaupt bewältigen zu können. Große Ungerechtigkeit lässt uns nicht los, beschäftigt Tag und Nacht und vergiftet so das alltägliche Leben, hemmt alle kreativen Kräfte und Energien und macht schließlich krank. Es geht nicht darum, dass Menschen Fehler machen und sich irren, sondern um die Reaktion anderer, die sich als unfehlbar hinstellen, obwohl sie sehr geschadet haben. Sie lassen keine Aufklärung zu, weil ihr Selbstbild ins Wanken geraten könnte. So lassen sie lieber andere leiden bis zur Entwicklung von Krankheiten, die das Leben dann schwer behindern. Dagegen richtet sich der Buddhismus, der die großen Schwächen des Christentums ausgleicht. Barmherzigkeit, Seligkeit und Gnade sind große Worte, denen aber auch Taten folgen müssen. Wir können aber jemanden nicht vergessen, der uns großes Leid angetan hat. Wir sind lebenslang gebunden an Menschen, die geschädigt haben und bestenfalls finden wir eine Möglichkeit zur Versöhnung durch Verständnis und Öffnung, durch das Verlassen der eigenen Komfortzone für die Möglichkeit des Verzeihens durch Wahrheit, die befreit.

Trennungen sind kaltherzige Lösungen ohne Wahrheit

Das Leiden versperrt auch das höhere Bewusstsein und damit die Chance auf Überwindung durch Einsichten und vor allem durch den Fluss der Kreativität, die sich nicht festlegen lässt auf einen leidvollen Status quo, der die Gesundheit zersetzt. Die befreite Energie  muss mühsam erarbeitet werden und es gibt viele Rückschläge, weil die wenigsten Menschen selbst schuld sind an ihrer Misere. Man begegnet immer wieder Menschen, die einen nicht erkennen, denen der Sensor fehlt für tiefere Erkenntnisse und Notwendigkeiten. Sie können nicht die Perspektive des anderen einnehmen und kommen damit meistens auch weiter, weil sie nur um sich selbst kreisen und das Leiden nicht wahrnehmen, das sie verursachen. Der Buddhismus versucht, den Menschen aus diesen virulenten Situationen herauszunehmen und ihm den Freiraum zu geben für Distanz, die aber nie ganz gelingt, weil wir soziale Wesen sind. Dennoch müssen wir uns von leidverursachenden Menschen distanzieren, obwohl wir mit ihnen eigentlich eine Versöhnung wollen aufgrund unserer humanen Verfassung. Also steht der Mensch in dem Dilemma der Versöhnung oder der ver- und anklagenden absoluten Trennung, weil nicht einmal die Minimalverständigung gelungen ist, die wir aber brauchen, wenn wir anderen begegnen. Man kann streiten, wenn man nicht einer Meinung ist oder eben erklären, warum man keine Lösung will. Manchmal muss man sich die eigene Inhumanität auch bewusst machen und damit dem anderen die Möglichkeit geben, das Unrecht zu bewältigen, das konträre Haltungen oft nach sich ziehen. Wenn ein Leben schwer beschädigt wurde, besteht der Ausgleich normalerweise in Zuwendung. Die Zuwendung ist der soziale  Kitt, der vor dem völligen Scheitern bewahrt. Das wäre die christliche Variante und wahrscheinlich auch die heilsamere, weil das Innerste, das getroffen wurde, wieder heilen kann.  Es geht aber nicht um die Zuwendung von x-beliebigen Menschen, sondern um diejenigen, die verletzt haben und sich mit dieser Seite auch in Verbindung setzen müssen. Durch Leid werden wir keine besseren Menschen, sondern leider nur krank.

Eine bessere Gesellschaft durch Versöhnungen

Der eigene Schatten ist nicht immer angenehm, aber die Anerkennung vermag dann doch Veränderungen in Gang zu setzen. Wir müssen alle unseren Lebensunterhalt verdienen und finden nicht immer den geraden und direkten Weg dorthin. Dafür brauchen wir manchmal das Verständnis derjenigen, die diesen Weg sehr verbogen haben und den Sinn in Frage gestellt haben, was nicht ihre Aufgabe ist. Wir haben die Pflicht, für Sinn zu sorgen in welcher Funktion auch immer, damit das Leiden weniger wird und wir uns höher entwickeln können für ein wahrhaftigeres Christentum und für einen Buddhismus, der unsere soziale Abhängigkeit nicht negiert. Leidvermeidung ist eben auch eine Frage der Einsicht in das, was Leid verursacht hat, wo das Leben aus der Selbstbestimmung gerissen wurde und sich nicht fangen kann ohne die Mithilfe der Verursacher von Leiden. Sicher, es ist manchmal zu schaffen, die Anhaftungen zu überwinden, aber das gelingt nur partiell und vorübergehend. Die grundlegende Änderung erreichen wir nur über die Achtung des Weges von Menschen, die ihre Gesundheit und den Sinn erhalten müssen, um nicht unterzugehen und sich selbst zu verlieren. Alle Arbeit an sich selbst ist vergeblich, wenn wir keine gemeinsame Sprache finden für das, was Leiden verursacht und es endlich als das zu begreifen, was wir unbedingt verhindern müssen als aufgeklärte und soziale Wesen. Menschen, die gezielt verletzen und wissen, dass sie verletzen, fehlt der Sinn für die Verbundenheit und Verantwortung im Ganzen.  Eine bessere Gesellschaft ist also vorerst in der Lage, die Sprache des Schmerzes zu verstehen, um dann empathisch entgegenzusteuern als Zeichen der Achtung vor dem Gleichen, der sein Glück und seine Erfüllung in diesem Leben sucht und nicht im Jenseits gegen einsame Versuche, alle Bindungen zu negieren und den Ehrgeiz aufzugeben, das Beste aus diesem Leben zu machen. Wir müssen uns also in der Mitte treffen und alle starren Haltungen aufgeben. Die Erlösung besteht dann zunächst einfach in einem Ich will verstehen.

Notwendige Differenzierungen für ein gelungenes und gesundes Leben

Täglich sind wir mit Pauschalurteilen, Allgemeinplätzen und Propaganda konfrontiert. Die Geisteswissenschaften schaffen sich selber ab, wenn sie den Differenzierungsprozess unterlassen, der ein Teil einer freien Kultur ist

Kultur ist auch die Auseinandersetzung mit Andersdenken. Je höher der Differenzierungsprozess ist, je weniger wird falsch verstanden. Menschen wollen aber richtig verstanden werden, weil solche Auseinandersetzungen die Evolution möglich machen, die wir brauchen, um nicht von Maschinen dominiert zu werden und um Hass, Gleichgültigkeit und andere Aversionen zu vermeiden. Wo nicht differenziert wird, grassieren die Vorurteile und Falschinterpretationen. Es ist einfach nicht verständlich, dass von Geisteswissenschaften Repressionen ausgehen. Sie müssen den Wert der Meinungsfreiheit und der Erweiterung beschränkter Ansichten hoch halten, ansonsten werden sie weiter marginalisiert. Das kritische Bewusstsein darf nicht beschädigt werden, da von ihm Innovationen ausgehen, die die Entwicklung von Individuen ermöglichen. Die Kritik an dem Bewusstsein der Einzigartigkeit ist kein innewohnendes Isolierungsproblem, sondern eine Herausforderung allgemeiner und undifferenzierter Haltungen. Die moderne Kommunikation beschränkt sich auf den Smalltalk, vermeidet regelrecht tiefer gehende Gedanken, die aber für eine bessere Welt unerlässlich sind. Wir besitzen die Fähigkeit zur Differenzierung, setzen sie aber selten ein. Sie ist eine hohe Kunst des Denkens hinsichtlich der Ambivalenzen, Polaritäten  und Widersprüche im Leben, die wir schlecht aushalten und die uns auch erkranken lassen.

Wir sind einzigartig

Es ist nicht nur die Meinungsfreiheit, sondern der Wunsch, höhere Einsichten zu gewinnen für ein Gelingen des Lebens. Gelungen ist das Leben, wenn der Sinn erkannt wird und eigene Ziele erreicht werden können. Darum ist es unerlässlich, den einzelnen Menschen anzuhören gegen das Errichten von Mauern durch Falsch- und Allgemeinurteile. Manche Menschen besitzen die Gabe zur Schau des Seelischen. Möglich wird dies durch genaue Beobachtung, die nicht von subjektiven Beschränkungen geleitet wird. Es gibt die Fähigkeit zur Objektivität. Wer nur das Eigene berücksichtigt, wird nicht erleuchtet durch die Erreichung hoher Zustände des Bewusstseins. Es gibt aber auch ein Interesse an der Verunmöglichung solcher hohen Einsichten, weil wir hier sehr kritisch werden in Bezug auf die vermeintlichen Sicherheiten, die wir für einen Konsens halten.  Das Leben will aber immer neu bedacht werden und in den Wandel treten, der uns vor Erstarrung bewahrt. Differenzierungen schützen uns vor der gedanklichen Sackgasse. Sie sind in der Lage, auch den eigenen Standpunkt zu hinterfragen und von vielen Seiten zu beleuchten, um Parallelen zu erkennen, an die wir anknüpfen können.  Wenn der Geisteswissenschaftler dazu nicht in der Lage ist, bleibt der Verdacht, dass das freie Denken eigentlich nicht gewollt ist, weil es so viel in Frage stellt, was wir als selbstverständlich betrachten. Viele Menschen leiden darunter, dass sie nicht verstanden werden und dass ihr Umfeld kein reflexives ist. Jeder wünscht sich den Denker, der sich hineinversetzen kann, um zu befreien. Die Lösung von Problemen gelingt aber auch durch eigenes Denken, das sich der Unzulänglichkeit anderer bewusst wird und sich  entsprechend vorerst auf sich selbst verlässt gegen die Ausbremsung von Gegnern, die ihre Glaubenssätze nicht hinterfragen und lieber über Leichen gehen. Sie verachten, was selbständig denkt und handelt. Differenzierung achtet aber die Einzigartigkeit und will ihr gerecht werden.

Abschaffung einer Schädigungs-„kultur“

Differenzierungsprozesse sind langwierig, aber sie schaffen freie Räume für neue Einsichten, Kreativität und einen intensiveren Umgang miteinander. Diese freien Räume sollte sich jeder erarbeiten, um den faulen Kompromissen zu entkommen und mehr Fülle ins Leben zu bringen. Gerade angesichts der Technisierung unseres Lebens sind wir aufgefordert, unseren Horizont zu erweitern und nicht aufzugeben, eine humanere Welt zu erschaffen, die frei ist von Hass und Gewalt. Hier wurde der empathische Differenzierungsprozess ausgesetzt, den wir für eine offene und gesunde Gesellschaft  benötigen. Jeder Mensch ist ein Unikat und muss sich die Vergesellschaftung auch selber aussuchen dürfen, ohne aber auszuschließen oder zu diffamieren. Kultur verbindet und schafft damit die Voraussetzung für ein Miteinander, das immer weniger schädigt, wenn es unterschiedliche Positionen gibt. Wer heilt hat recht und wer schädigt ist im Unrecht.  Eine Schädigungs-„Kultur“ ist dumm und überhaupt  nicht reflektiert. So werden wir das Negative nicht los. Sie setzt sich dann wie ein Geschwür gegen die Lebendigkeit durch und verdirbt das Leben. Wir sind alle auf Differenzierungen angewiesen, weil sie in der Lage sind, unser Wesen zu erfassen gegen alle schäbigen Vorurteile, die Menschen nur belasten. Differenzierung setzt auch immer Distanz zu sich selbst voraus. Nur hier werden wir auch anderen gerecht. Wer das nicht vermag, der will auch nichts erkennen, sondern in seiner Echokammer verharren. Was viele nicht wahrhaben wollen: Es kommt auf jeden Einzelnen an, der sein Umfeld dadurch transformiert, indem er differenziert und auch die Einzigartigkeit betrachtet und erfasst für eine bessere Welt. Wir werden krank, wenn dieser Prozess verhindert wird oder vielmehr verhindert werden soll. Eigentlich ist er aber nicht zerstörbar, wenn er sehr bewusst eingesetzt wird auch gegen vermeintliche Geisteswissenschaftler, die real nur über Leichen gehen, um ihren eingeschränkten Standpunkt verhärten zu können.

Das erzwungene Scheitern

Eigentlich waren wir schon mal weiter im sozialen Miteinander, aber einige Menschen und die Politik setzen auf das Scheitern, um eine Gesellschaft in Schach zu halten.
Niemand kann ein Interesse daran haben, dass der Mensch in seinem Leben scheitert, indem andere ins eigene Leben eingreifen und so viel Unheil bewirken. Es gibt heute die Pflicht, den Einzelfall zu berücksichtigen und individuelle Lösungen zu erarbeiten. Das Scheitern ist immer auch ein hoher volkswirtschaftlicher Schaden. Die Absicht, Menschen zum Scheitern zu bringen, ist archaisch dumm, aber tägliche Praxis in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Es geht nicht um das genormte Leben, sondern um die Freiheit der Selbstorganisationsfähigkeiten, die der Mensch verliert, wenn er zum Aufgeben gezwungen wird, wenn das eigene Leben Regeln unterworfen wird, die es vermeiden, den Einzelfall zu berücksichtigen und ihm den Raum geben, die er für seine Gesundheit benötigt, durch den er produktiv wird. Produktivität ist immer auch Kreativität, die sich nicht mit ausgetretenen Pfaden begnügt. Es ist niemals gerecht, den Menschen zu beschädigen gerade dann nicht, wenn Menschen eher selbständig arbeiten wollen und müssen, weil sie sonst untergehen würden. Außergewöhnliche Menschen haben oft eine klare Abneigung gegen die Konvention, gegen den Mainstream. Sie verhalten sich kritisch und finden nicht im Establishment ihre Erfüllung, die wir brauchen, um gesund zu bleiben. Ein reiches Land, das so viel kranke Menschen nach sich zieht, ist ein Warnsignal. Man arbeitet mit Abschreckungs-  und Selektionsmaßnahmen, die zur negativen Stabilisierung beitragen. Das ist ein patriarchales Phänomen, das die subtile Welt unterminiert, sie erst gar nicht wahrnimmt und entsprechend vorsichtig handelt. Schon die Schule hat die Pflicht, vielfältige  Fähigkeiten und Begabungen zu erkennen und zu fördern. Dazu ist das Ausbildungssystem bis heute nicht in der Lage.

Potentialentfaltung gegen Rückschritte

Das Allgemeine ist dem Einzelfall nicht überzuordnen, sondern muss sich nach den Besonderheiten richten, um eine Gesellschaft zu befördern. Hoch kreative Menschen sind immer eine Bereicherung für die Gemeinschaft, die sich nur so transformieren kann. Gelingt dem Einzelnen die Transformation zur Gesundheit und Produktivität, ist allen geholfen. Die Weiterentwicklung der Gesellschaft schafft auch neue Bereiche des Arbeitens und Lebens. Sie lebt von der Innovationsfähigkeit vieler und bedeutet positive Stabilisierung gegen den Sog zur Gleichmacherei. Der Mensch könnte noch viel produktiver werden, wenn er nicht ständig angegriffen wird, weil er sich nicht unterordnet. Sicher, es gibt Menschen, die die Führung brauchen, aber auch die darf nur eine Förderung  sein, damit die Selbstorganisation funktioniert. Gewalt, Zwang und Diffamierung sind die schädigenden Varianten einer nicht selbstbewussten Gesellschaft, die sich nicht auseinandersetzt. Stattdessen  sollte sie reflexiv die Möglichkeiten erweiteren, anstatt sie einzuschränken oder gar ganz zu eliminieren. Diese Form des Machtmissbrauchs wird selten sanktioniert, aber sanktioniert werden muss, weil Menschen hier ihre Energien verlieren und ihre Potentialentfaltung schwerstens behindert wird. Wir brauchen mehr kreative Räume, die vor solchen Degenerationen schützen, denn niemand darf in seiner Identität verletzt werden, weil hier das Dasein betroffen ist. Das derzeitige Ausbildungssystem vermag es nicht, Identitäten zu entwickeln, die sich als das bewehren, was sie sein können und vielleicht noch nicht sind. Dahinter verbirgt sich ein neues Paradigma der Forderung, alles zu schützen und zu befördern gegen die Neigung des nicht entwickelten Menschen, andere zu schädigen, so dass sie scheitern. Jeder Gescheiterte ist ein potentieller Kranker, der sich nicht wohl fühlt und dadurch keinen Beitrag mehr leisten kann zur Entwicklung einer neuen Gesellschaft der Achtsamkeit. Die wird ständig von einzelnen Menschen eingefordert. Sie muss sich aber auf Institutionen erweitern für eine offene und affirmative Gesellschaft, die dem anderen nichts streitig macht, weil er so alle seine Möglichkeiten bewahren kann vor Zerstörung.

Einsichten gegen das Scheitern

Gewolltes Scheitern ist ein übler Zug der Menschenfeindlichkeit und einem Interesse an Degeneration, die Menschen kategorisiert und abwertet bis zum Verlust der Selbstheilungskräfte. Der Einzelne muss sich immunisieren gegen die Übermacht des Allgemeinen, das zu wenig erkennt und zu wenig berücksichtigt. Die Maßstäbe des Allgemeinen dürfen nicht die produktiven und kreativen Kräfte des Einzelnen unterminieren. Jeder Verlust, der dadurch eintritt, schwächt auch die Gesellschaft. Ein Klima der Offenheit und des verständigen Wohlwollens ist die Basis für Transformationen, die das voll entwickelte Potenzial freilegen. Auf dieses Potential sind wir angewiesen, um Rückschritte zu verhindern. Die kritischen Stimmen werden hier als Chance begriffen und entsprechend aufgenommen für die Erweiterung des Weltgeistes, der den Kriterien der Evolution unterliegt. Solange der Sadismus der Schädigung existiert, wird sich eine Gesellschaft nicht mehr über den status quo erheben. Auch sie muss wie der Einzelne in Bewegung bleiben und sich für soziale Neuerungen erwärmen können, damit der negative Impuls des Scheiterns verhindert wird aus Einsicht in die Anthropologie der Verbundenheit im Entfaltungswillen, der nichts mit Egoismus zu tun hat, sondern ein Existenzial der Gesundheit ist.  Wer zum Scheitern eines Lebens beiträgt, der muss sich auch mit seiner Schuld befassen, die er auflösen kann, indem er begreift. Und wo Irrtum vorherrscht, kann jeder aufklären und erläutern, so dass etwas mehr Wahrheit in die Welt kommt zum Vorteil aller. Im Scheitern selbst liegt kein Potential, da jedes Scheitern enorme Energien verbraucht und negativ weiter wirkt bis zur völligen Erschöpfung. Es muss deshalb alles unternommen werden, um ein Scheitern zu verhindern. Das ist die Pflicht einer Gesellschaft, die vom Erfolg des Einzelnen lebt und sich dadurch erneuert.

Hochkultur

Machen wir uns nichts vor: Wir sind weit entfernt von einer Hochkultur, die mit Komplexität angemessen umgehen kann und offen ist für die Korrekturen

Erich Kästner stellte mahnend  fest: “ Wer das, was schön war, vergisst, wird böse. Wer das, was schlimm war vergisst, wird dumm.“ Das ganze Leben ist ein Abwägen und ein immer neues Bedenken dessen, was geschehen ist und was werden soll.  Wir werden gnadenlos in die Digitalisierung getrieben, ohne dass wir an uns selbst arbeiten und den Gefahren begegnen könnten. Wir sind mittlerweile mit so viel Kontrolle konfrontiert, dass der Schritt in den Totalitarismus kein weit entfernter ist. Die endgültige und längst nicht behobene Spaltung in Herrscher und Beherrschte ist die Dystopie, die sich auch in der ungerechten Verteilung von Vermögen widerspiegelt. Armut und Krankheiten sind nicht reduziert worden, die Ausdruck dafür sind, dass eben nicht alles in Ordnung ist und wir uns gelassen zurücklehnen könnten. Wir setzen uns gegenseitig unter Druck und verhindern die Lebendigkeit und das wahrhaftige Leben, das immer in Bewegung ist und sich mitteilen will. Meinungsfreiheit und Demokratie sind ein humaner Fortschritt, aber nichts, worauf man sich ausruhen könnte. Es werden immer noch Menschen mundtot gemacht und sogar ermordet, weil sie für die freie Meinung plädieren, die ohnehin nicht unbedingt gefördert wird in Institutionen. Wer wirklich frei denkt, der eckt an und stellt in Frage, womit aber ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung nichts anfangen kann. Aber auch das Idiotentum der Beleidiger und Zerstörer von demokratischen Foren ist kein Nischenproblem. Wer heute Karriere machen will, übernimmt die Meinung des Arbeitgebers, sucht den Konsens und wählt die Anpassung. Aber Kritik an großen Institutionen stellt sich immer mehr als  notwendig heraus, um auch ihr Überleben zu sichern. Die Kirche deckt pädosexuelle Kriminelle und diskriminiert Menschen, die in Bezug auf ihr Leben klug handeln müssen, um nicht krank zu werden oder arbeitsunfähig, weil die Verhältnisse nicht mehr zuträglich sind und sich etwas als unpassend herausgestellt hat wie eine Ehe. Wir sind in Bewegung und bestenfalls in Entwicklung. Das gilt für Mann und für die Frau, die sich natürlich heute nicht mehr unterordnet.  Auch die Kirche muss demokratisch werden und sich für die vielen guten Neuerungen öffnen, die Menschen ein gesünderes und erfüllteres Leben ermöglicht.

Der Mensch will die Harmonie

Wir können uns nicht leisten, auf die eigene Entwicklung zu verzichten und einen Gemeinschaftswillen über den persönlichen zu stellen. Auch hier muss ständig debattiert und diskutiert werden, damit das Ganze funktioniert als ein Rahmen des menschenfreundlichen Diskurses. Keiner darf in eine Sackgasse geraten durch Mobbing, Abwertung, Demütigung, Diskriminierung und Denunziation. Die Kunst besteht darin, an die guten Absichten von Menschen anzuknüpfen und ihre Schwächen in Kompetenzen zu verwandeln durch Kooperation. Weder Geist noch Seele noch der Körper dürfen verletzt werden. Wer verletzt, der hat nicht begriffen, dass wir in einem Boot sitzen und jeder Verlust eine Schwächung des Ganzen ist. Sich wirklich konstruktiv auseinanderzusetzen ist ein hoher Wert, dem alle anderen untergeordnet sind. Wir können uns Dogmen nicht leisten, sondern müssen in den Diskurs, damit wir gesünder und kompetenter werden. Mit Schwächen müssen wir uns nicht abfinden. Wer informell ausschließt, der geht das Risiko ein, dass er seine Aufgabe verfehlt und dafür auch zur Rechenschaft gezogen wird. Der Mensch sucht wesensmäßig die Harmonie und lehnt negative Emotionen ab, wenn er sich in ganzheitlicher Gesundheit befindet. Dahin sollte man jeden Menschen befördern, um die Lebensfähigkeit und Lebensfreude zu erhalten. Dafür bedarf es keiner großen Anstrengungen. Viele haben das aber nicht begriffen, dass wir verantwortlich sind von Angesicht zu Angesicht und uns nicht vor der Herausforderung drücken können, ins Gespräch zu kommen, wo die Dinge sich verselbständigt haben, weil der Diskurs nicht stattgefunden hat und die nicht verstehbare Arroganz des Vermeidens den Ton angibt. Damit löse ich nichts und erleichtere auch niemandem das Leben. Genau das sollte aber jeder im Sinn haben, den Nächsten nicht unbedingt zu lieben, ihm aber das Leben zu erleichtern, damit er wieder frei wird von den Lasten, die ihm andere zugetragen haben in völliger Unkenntnis.  Der Mensch ist kein Abgrund, sondern Ausdruck der Schönheit der Schöpfung. Dieses Bewusstsein können wir ihm wieder vermitteln, damit er heilt.

Der Buddhismus als eine gesunde Weltanschauung

Der Buddhismus geht davon aus, dass wir vom Dunklen ins Licht gehen können, wenn wir unsere Probleme lösen und in Zuversicht und Verständnis von negativen Emotionen absehen. Wir können diese überwinden, wenn wir daran denken, dass ja alle ins heile Ganze wollen und nicht getrennt werden vom Bewusstsein der Verbindung. Menschen, die sich nicht angenommen fühlen, sollten mit den Verursachern ins Gespräch kommen und nicht sich selbst angreifen – oft in schwerwiegenden Erkrankungen. Die Erleuchtung des Menschen ist universell gewollt und bezieht sich auf den Sinn des Lebens. Die Weltanschauung des Buddhismus ist notwendig für die Evolution der Menschheit in eine Hochkultur der Überwindung der eigenen Kleingeistigkeit, die nur Allgemeinplätze vertritt und die Position des Fragenden verlässt. Ich muss mich vergewissern, ob ich richtig liege und verstanden habe oder ob es nur Hirngespinste sind, die belasten und sich von der Wahrheit entfernen. Die Irrtümer anderer Menschen können sehr krank machen, wenn sie in absoluter Verkennung beharren und ihre Position zementieren. Sie fürchten die Revision und die Durchlässigkeit für die Argumente von anderen. Die Revision könnte verletzen, also bleibt der Verweigerer auf der vermeintlich sicheren Seite und sucht weiter nach Argumenten für seine heillose Position.  Das ist weder klug noch ist es Hochkultur, die sich zeigt in der Möglichkeit zur Rücknahme der falschen Schlussfolgerungen. Dafür muss ich die Selbstkorrektur und auch den Selbstzweifel zulassen. Wir sind nicht perfekt, aber wir haben die Pflicht, an uns zu arbeiten und nicht aufzugeben, Korrekturen vorzunehmen für mehr allgemeine Gesundheit. Es kann nicht immer die Liebe sein, aber die Fähigkeit zur Einsicht in das eigene Versagen gegen die Glorifizierung des Eigenen gegen jede Form der Kritik. Das ist mehr als peinlich und eine Form der Fehlentwicklung. Schaffen wir also de Raum für eine Etablierung der Hochkultur, die möglichst allen Menschen Entwicklung und Gesundheit ermöglicht und die auf eine Vernichtungsdimension völlig verzichtet., die sich noch in so vielen Maßnahmen äußert und Menschen schädigt. Eine Förderungskultur muss an diese Stelle treten, damit wir sein oder werden können, was wir eigentlich schon immer sind: wertvolle Menschen, die das Leben aller bereichern möchten gegen die Regression der Verzweiflung.