Gerechtigkeit

Ist es gerecht, Menschen, die selbst niemanden geschädigt haben, fundamental zu schädigen? Dies auch noch mit voller Absicht zu tun? Wer diese Frage mit ja beantwortet, muss sich gefallen lassen, dass man ihn einen asozialen und inhumanen Faschisten schimpft. Regelungen sind dazu da, um Menschen vor schädigenden Übergriffen zu schützen und nicht, um Prinzipien gegen Menschen willkürlich durchzusetzen. Diesen Schutz soll uns angeblich das Grundgesetz bieten. Die Realität sieht allerdings auch bundesrepublikanisch anders aus. Es ist erschreckend, wie sich Despotismus gegen jede Vernunft einschleicht, wenn Parteipolitik verabsolutiert wird durch zu lange Regierungszeiten. Das notwendige auch wissenschaftliche Korrektiv wird auf diese Weise schleichend ausgehebelt. Wer sein Denken einer Partei unterordnet, der sollte sich auch nicht mehr Philosoph nennen, denn dieser bleibt im Grunde seines Wesens skeptisch allen Maßnahmen gegenüber, die Menschen ganz offensichtlich schädigen. Wo Menschen nicht mehr human behandelt werden, ist das deutlich ein Versagen von Gerechtigkeit und nicht Ausdruck derselben. Wer dies nicht mehr unterscheiden kann, verdeckt seine eigene Asozialität hinter einer betont ausgrenzenden Gruppenbildung, die explizit Vielfalt negiert und Normierung im Sinne dieser Gruppe präferiert. Das ist mehr oder weniger primitive Parteipolitik, die sich nur vor Wahlen einem Diskurs stellt, die ja auch mehr und mehr zur Folklore entarten. Partei bedeutet ja, ich will und kann das Ganze nicht sehen und beurteilen. Also sind die jeweiligen Maßnahmen auch nie wirklich gerecht. Nur wer das Ganze im Auge hat, kann sich der Gerechtigkeit annähern. Gerechtigkeit ist ein Streitbegriff und kein dogmatischer. Es geht nicht um das Wohl von Gruppen, sondern um das Wohl aller. Wer das ausblendet, sollte sich der Befangenheit bewusst werden.

Dass gerade konservative Parteien Menschenleben normieren wollen und alles angreifen und leider auch zerstören, was dem scheinbar nicht entspricht, ist Ausdruck ihrer zutiefst im falschen Menschenbild verankerten Ungerechtigkeit. Und man will die Kritik, die Gegenstimmen nicht hören und boykottiert nicht nur Menschen in schwierigen Lebenslagen, sondern setzt auch den Diskurs darüber aus. Das sind zustiefst despotische Verhaltensweisen eines Herrschaftsdenkens, das sich immer wieder selbst als ungeheuer eingeschränkt und als Tatsachen ausblendend entlarvt. Natürlich lebt es sich so bequemer, unangenehme Fragen einfach abzuwürgen oder Menschen eben mundtot zu machen, die offensichtliche Dummheiten ans Tageslicht befördern. Wenn Parteipolitik bis in die Universitäten drängt und hier Interessen vorherrschen, die humane Lösungen verhindern, dann sollten alle Alarmglocken läuten. Angriffe auf die Demokratie sind schleichende Prozesse und die sind gefährlich, weil man sie viel zu spät bemerkt. Wir entrüsten uns über Erdogan, Putin und Trump, wollen aber nicht wahrhaben, dass sich im eigenen Land Kräfte etabliert haben, die populistisch Ungerechtes als Gerechtigkeit verkaufen wollen. Auch hier werden Menschenrechte Tag für Tag mit Füßen getreten und immer mehr Menschen ganz gezielt an den Rand gedrängt. Menschenrechte sind Individualrechte. Solange Menschen niemand anderen schädigen, müssen sie unter dem Schutz dieser Rechte stehen. Das aber versucht man mehr und mehr aufzuweichen.

Ein Herrschaftsdenken hat auch die Angewohnheit zu treten, damit andere nicht nach oben kommen, die dieses Denken kritisieren. Man bildet die Seilschaften von „Seinesgleichen“, um den Diskurs gar nicht erst aufkommen zu lassen, was wirklich gerecht ist und was nicht. Ist es gerecht, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu Abschlüssen zu zwingen und auf den Arbeitsmarkt zu drängen? Sicher nicht. Der Mensch ist in solchen Situationen auf unseren Schutz angewiesen, damit er sich erholen kann, um seine Arbeitsfähigkeit zu erhalten, wie auch immer die aussehen mag. Die Glorifizierung des Angestelltenstatus ist deshalb schon dümmlich, weil nicht für alle Menschen Arbeit vorhanden ist. Und diese Lage wird sich verschärfen. Man beschwört in konservativen Kreisen den Fachkräftemangel. Wer aber wirklich Arbeit sucht, weiß, dass auch das reine Rhetorik ist. So hat 1993 beispielsweise die Universität München beschlossen, alle länger Studierenden zum Abschluss zu zwingen oder eben einfach rauszuschmissen bei externen Arbeitslosenzahlen von ca. 5 Millionen – die nicht gezählt, die nicht auf dem Arbeitsmarkt erscheinen. Das ist nicht nur nicht gerecht, sondern auch extrem dumm, denn Studierende können sich über Wasser halten, wird man „arbeitslos“, muss so oder so der Staat zahlen. Man fragt sich nun, was ein Staat davon hat, wenn er Menschen Integrationen nimmt, in denen man sich prinzipiell regenerieren kann, damit man dem Staat nicht zur Last fällt. Das System ist nicht durchdacht, zielt allein darauf ab, Menschen zu gängeln und ihnen die Selbstkompetenz zu nehmen. Es ist schlichtweg asozial. Und: Ist Asozialität gerecht? Sind wir schon so weit, nicht mehr zu merken, was wir da eigentlich an Widersinn veräußern?

In einem Klima der Unterdrückung und der gezielten Ausgrenzung wird dann auch viel gelogen, vertuscht und betrogen. Es gibt keine Kultur der Fehlerkorrektur, durch die Gerechtigkeit wieder in den Fokus rücken würde, sondern eine Kultur der Verabsolutierung von Schädigungsmaßnahmen, die niemandem nützen außer den ewig gestrigen und extrem kleingeistigen Prinzipienreitern des Man muss doch… Der deutsche Geist ist kein Geist der Freiheit und der Toleranz und lebt deswegen weiter in der Tradition des Dritten Reiches.  Wer angepasst ist, zählt eben dazu, wer ein Problem hat oder zweifelt, wird entsorgt. So einfach ist das mit der Gerechtigkeit in Parteien. Gerecht ist eine Lösung nur dann, wenn sie flexibel auf Situationen reagieren kann, wenn über die Verständigung die jeweilige Lage identifiziert wird. Die Demokratie lebt vor allem über die Kommunikation -eine conditio humana. Deswegen darf ich auch als Institution den Kontakt zu den Schutzbefohlenen nicht aufgeben. Wer Opfer billigend in Kauf nimmt, obwohl es gute und affirmative Lösungen gäbe, der gehört als Menschenschinder an den Pranger, denn es sind archaische und atavistische Motive, die vor allem Männer (Jäger und Krieger) uns als Normalität verkaufen wollen. Auf derart patriarchalisches Gehabe steht uns aber nicht der Sinn, denn die Diktatur ist hier nicht weit, die sich vor allem dadurch ausweist, dass inhumane Maßnahmen verabsolutiert werden. Das vollständige Versagen von Gerechtigkeit zeigt sich eben darin, dass Menschen in schwierigen Lebenssituationen von einem Staat geschädigt werden.

Der Gipfel der Perversion besteht auch darin, dass Menschen ihre zutiefst undemokratische Blockadehaltung als Tugend verkaufen wollen. Diese Haltung führt dann auch zu Kriegen. Wer die Kommunikation verhindert, ist ein Feind demokratischer Problemlösung und will den begründeten Widerspruch unterdrücken. Und es ist in einem Rechtsstaat nun einmal Konsens, dass, wer schädigt -. insbesondere als Staat -, für den Schaden auch aufkommen muss. Wenn auch hierfür das Bewusstsein seltsam verloren gegangen ist, muss das als Warnsignal gedeutet werden. Demokratie ist immer in Gefahr durch Intolerante, die den Menschen aus dem Auge verlieren. So geschehen auch in Bezug auf die deutsche Repression gegenüber Griechenland, die Menschen dort die Gesundheit und das Leben gekostet hat. In so einer Welt des rücksichtslosen Raubbaus lebt eben keiner gerne. Es ist auch hier die Schlacht des ach so heiligen Krieges im Namen einer falsch verstandenen Gerechtigkeit. Krieg ist es immer dann, wenn Menschen geopfert werden für vermeintliche Sachzwänge. Es sind Frauen, die potentiell Leben geben und deswegen auch primär Leben schützen. Entwicklung und Fortschritt im Humanen kann deswegen vor allem durch Frauen initiiert werden gegen das falsche Selbstverständnis vieler Männer, sich selbst als Initiatoren zu verstehen. Auch zerstörerische Ungerechtigkeit ist daher in erster Linie männlich. Jeder Mensch in schwierigen Lebenslagen muss mit dem Schutz durch den Staat rechnen können. Wenn man dies beherzigen würde, gäbe es viel weniger kranke Menschen in diesem Land.

Wenn Menschen erkranken, dann will man die Verantwortung für die Verursachung nicht übernehmen und versucht den Betroffenen auch noch zu aller Schädigung hinzu genetische Defekte zu unterstellen. Die sind aber weder bewiesen, noch spricht etwas dafür, dass es so ist, aber sie werden weiterhin behauptet, um sich auch vor entsprechenden Therapien zu drücken. Schuld daran sind vor allem diejenigen Ärzte, die Heilung nicht bewirken können und den Grund dafür dem Patienten zuschieben möchten. Natürlich sind auch die Interessen von Pharmafirmen im Spiel. Solch naturalistische Determinationen verhindern wirksame Therapien und heilsame Lösungen von Problemen. Die Verursacher von Schädigungen wollen die Schuld nicht eingestehen und haben ein großes Interesse daran, Menschen einzuschüchtern. Das hat eine politische Dimension und betrifft das Miteinander von Menschen, das immer rücksichtsloser wird und immer mehr Menschen schädigt. Davon wollen gewisse Interessengruppen  nichts hören. Wird ein Mensch geschädigt, wird die interne Homöostase schwer angegriffen durch Leid, Schmerz und Stress. Wieso muss man hier die Gene bemühen? Auf Sabotage folgt der Boykott. Interessengesteuerte, unbewiesene und sogar mehrfach widerlegte Behauptungen sind einfach nur Ausdruck von Machterhalt. Der Wille zur Macht ist aber durchschaubar. Die Demaskierung von verblödender Indoktrination bleibt eine wichtige demokratische Funktion  für mehr Gerechtigkeit.

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