Der Trost der Religion

Die Thesen Meister Eckeharts scheinen veraltet, wenn man nicht hinreichend definiert, was er unter Aufgabe des eigenen Willens versteht.

Wir geraten in eine Widersprüchlichkeit, wenn wir den eigenen Willen Gottes Willen entgegensetzen. Gerade aber um die Aufhebung dieses Konflikts geht es Meister Eckehart. Das Leiden zu beenden über Erreichung einer inneren Freiheit ist seiner Meinung möglich, wenn der Mensch sich vom Vollkommenen transformieren lässt. Gott ist für ihn das Unaussprechliche, dem keine ontologische Qualität zukommt. Gott ist das Wissen und die Heilung von Leiden, die vor allem durch die Materialität unseres Lebens verursacht werden. Er unterscheidet deshalb den Willen der nicht erleuchteten Ichhaftigkeit vom Willen Gottes. Aber die erkennende Selbstfindung ist eigentlich immer schon eine spirituelle, die sich selbst transzendiert angesichts der Kultivierung der eigenen Fähigkeiten und Einsichten. Die Erreichung von Glückseligkeit ist befreit von allen Körperlichkeiten bzw. der Materialität. So schreibt er auch über die Krankheiten in seinen Predigten: „Das Licht findet man recht eigentlich in der Finsternis; somit, wenn man Leiden hat und Ungemach, dann ist uns das Licht am allernächsten“(S. 266). Ihm ging es um die Freiwerdung von eigenen Vorstellungen und Bildern für die Öffnung eines göttlichen Willens. Es geht also nicht um Selbstaufgabe, sondern um die Überwindung der ichhaften Vorstellungen, die nur das Eigene wollen und nicht das Vollkommene. Also werden Gutheit und Gerechtigkeit ignoriert zugunsten des Ichs, das sich durchsetzen will gegen höhere Erkenntnisse, die immer schon regulieren und damit transformieren.

Die höheren Synthesen machen selig

Die Einheit von menschlichem Willen und göttlichem Willen ist schon durch die Idee Gottes gegeben und löst den Konflikt auf. Konflikte verursachen Krankheiten und schwächen Seele und Geist. In der Energie des Einsseins mit der Idee der Vollkommenheit in Gott kommt der Mensch zu sich selbst und zur Einsicht in die Synthesen des Denkens im Sinne von Offenbarungen, die der Geist empfängt. Auf die Empfänglichkeit muss sich der Mensch vorbereiten, denn er hat sie nicht qua Schöpfung (Kreatur), sondern über die höheren Vermögen des Geistes, der sich so befreit aus den Zwängen des Alltagsverstandes und der auch in der Lage ist, Raum und Zeit zu überwinden für die seelische Erfahrung von Ewigkeit. Diese Ewigkeit macht glücklich, denn alles Vergängliche wird nebensächlich, ist das Ergebnis von Offenbarungslosigkeit. Das Leerwerden ist die Voraussetzung für die Fülle des Daseins in Gott. Dies geschieht vor allem über die Erkenntnis und die Einsicht in die Sphären des reinen Denkens, das von Fleisch und Blut befreit ist für die Erreichung der Synthese mit Gott und reinem Geist, der nur dort eingehen kann, wo er verstanden wurde als oberstes Prinzip unserer Seele, unseres Bewusstseins und des Geistes und vor allem der Vernunft, was wir unter dem Sammelbegriff Mind verstehen als Ausdruck von Idealität, die die Materialität bzw. Endlichkeit transzendiert.

Das göttliche Bewusstsein

Meister Eckehart geht es aber nicht nur um ein gefühlsmäßiges Erfahren der Fülle durch Spiritualität, sondern um ein Wissen, das in Bewegung ist wie alles Innerliche. Rituale sind für ihn Äußerlichkeiten, die nicht unbedingt zur Erfahrung eines göttlichen Willens führen. Wer ganz davon erfasst wird, ist im Reinen mit sich selbst und der Welt und erkennt den Fortschritt im Bewusstsein, das Ewigkeit will und sie in Gott erhält. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, aber es gibt die Geburt des göttlichen Bewusstseins, das alles verändert und so transformiert, dass Ängste und Sorgen verschwinden im Vertrauen auf die Kraft und Energie durch die Einswerdung mit Gott. Der Glaube kann Berge versetzen  und die Dinge zu einem Besseren wenden, weil es nicht nur das eigene Ich ist, das sich profiliert, sondern das göttliche Selbst, das eine beglückende Bewusstseinserweiterung bedeutet. Konflikte heben sich hier von selbst auf, es gibt immer eine Lösung. Selbst traumatische Erfahrungen finden hier eine Heilung, weil das Verstehen eine neue Qualität erhält. Der eigene Wille ist oft mit Widerständen konfrontiert, die dadurch zustande kommen, dass etwas nicht durchdacht wurde und auf seine Offenbarung wartet. Das Einzigartige kommt in die Verbindung mit dem universellen Geist und kann sich erst hier frei entfalten.

Der freie Wille ist nicht der gute Wille

Wir stehen heute vor der derselben Realität wie damals Meister Eckehart: Es gibt das Schlechte in der Welt, auch weil der Wille frei ist und sich am Schlechten orientieren kann, obwohl der Mensch das vollkommen Gute zu denken in der Lage ist. Für Meister Eckehart liegt der Grund im Körperlichen und Materiellem, die das Geistige, die Vernunft verdrängen. Aber der höchste Eigennutz ist die Seligkeit, die Freiheit vom Leiden, die sich ereignet, wenn der menschliche Wille eins wird mit Gottes Willen und so das Schlechte keine Chance mehr hat, sich durchzusetzen. Alles Körperliche ist auch immer das Archaische, das der Askese im Wege steht. Da sich der Mensch bezüglich der Suche nach Gott nach innen wenden muss bei einer Abkehr von allem Äußerem, ist der ideale Weg zu Gott das Kloster. Wenn er die totale Selbstaufgabe meinte, um zum leeren Gefäß für die Gotteserfahrung zu werden, bedenkt er nicht, dass Konflikte sich nicht lösen, indem man etwas vollkommen eliminiert, sondern es integriert in ein höheres Ganzes wie den menschlichen Geist oder die Seele, die Gott erfährt. Das eigene Leben muss erhalten bleiben, wenn wir nicht untergehen und nicht krank werden wollen, denn der Mensch will sich entfalten entsprechend seiner Fähigkeiten und Interessen und zum Wohle der Gemeinschaft. Meister Eckehart geht es darum, konkrete Vorstellungen aufzugeben, die nicht erfüllt werden können und so nur Leid verursachen. Sich hier wieder für neue Möglichkeiten öffnen zu können ist die Erfahrung Gottes als Bewusstseinserweiterung. Gedankliche Engführungen sind die Ursache für Unglück.

Meister Eckehart: Predigten und Traktate. Zürich 1979

Moralischer Fortschritt

Ein neuer Diskurs über Werte im 21. Jahrhundert bei Aufklärung ist notwendig.

Angesichts der Herausforderungen durch Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Vermüllung im 21. Jahrhundert stellt sich die Frage neu, welche Werte universale Gültigkeit besitzen. Die Antworten können auch angesichts von Pandemien nicht im Nationalismus und Rassismus liegen. Auch die postmoderne Relativierung von Werten und Wahrheiten, die hier als reine Konstruktionen gesehen werden, versucht den Aufklärungsbedarf und -impuls zu unterminieren. Genau diese Aufklärungsnotwendigkeit muss aber unser zukünftiges Leben steuern, damit der Mensch sich nicht selbst ausrottet durch pure Unvernunft. Markus Gabriel spricht in seinem Buch Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten von moralischen Tatsachen, die man nicht bestreiten kann. Allein auf naturwissenschaftlich-technologischen Fortschritt zu bauen, ist gefährlich. Der Mensch ist aufgefordert, die Wahrheit zu suchen und entsprechend dieser teils auch wissenschaftlichen Wahrheiten zu handeln. Es ist absurd, Zusammenhänge wissenschaftlich zu entdecken und sie dann einfach zu ignorieren, weil diese Wahrheiten die Bequemlichkeit stören. Der derzeitige Innovationsstau wäre durch eindeutige Werthaltungen überwindbar.

Der Mensch hat Einfluss vor allem über Kooperation

Der Mensch ist noch lange nicht in der Lage, seine rationalen Fähigkeiten in Bezug auf Problemlösungen voll einzusetzen. Es bedarf eines einsichtsvollen Bewusstseins, das über Denken und Intuition erweitert werden muss. Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit müssen in den Vordergrund rücken, um ein lebenswertes Dasein zu erhalten. Über Ideologie, Propaganda und Manipulation ist keine Lösung zu erwarten, denn sie widersprechen den Wahrheiten, die universal gelten und damit auch jeden Menschen in die Verantwortung ziehen. Frank Schätzing erörtert in seinem Buch Was, wenn wir einfach die Welt retten? eine Reihe von Möglichkeiten des Engagements für die Umwelt für den Einzelnen. Wir können die Wirklichkeit erkennen und sollten diese Notwendigkeit mit allen Mitteln schützen gegen Konsumzwang und andere Fehlhaltungen. Die Ökonomie des neoliberalen Kapitalismus sowie des Kommunismus entspricht einer Marktlogik, die uns auf Dauer großen Schaden zufügen kann. Menschen wollen den Wohlstand und ihr Wohlergehen, die aber nicht von quantitativen Paradigmen ermöglicht werden. Moralischer Fortschritt ist immer auch ein qualitativer, der sich den naturwissenschaftlichen Messungen widersetzt. Hier bedarf es der rationalen Fähigkeiten zur Einsicht auch in eine Gesellschaft, die noch nicht durchweg als Gemeinschaft erkannt wurde. Entwicklungsländer dürfen nicht die Fehler der Industrialisierung wiederholen. Ohne eine globale Kooperation ist dieser moralische Fortschritt nicht möglich. Der Mensch muss auch schon in der Schule aufgeklärt werden über die Problematik unseres derzeitigen Lebens, das sich nicht in die Zukunft verlängern lässt. Ideologien sind Theorien, die nicht begründet sind und damit keinen Wahrheitsanspruch erheben können. Wir sind aufgefordert, diese falschen Haltungen zu korrigieren gegen Egozentrismus, der alles ausblendet, was der Verantwortung und der Rücksicht bedarf. Kooperation ist im Menschen angelegt und nicht die Konkurrenz, was Joachim Bauer in seinem Buch gegen das „egoistische Gen“ (Richard Dawkins) begründet.

Menschlichkeit und nachhaltiges Handeln – eine neue Aufklärung ist notwendig

Universale Werte haben eine Ontologie, die nicht bestritten werden darf. Wir brauchen eine neue Orientierung – auch wegen der vielen Erkrankungen – für ein gelingendes Leben und vor allem gegen jede Form der Degenerierung, wie sie auch in der zunehmenden Pädokriminalität ersichtlich ist und die nicht nur die Kirche erfasst hat, sondern auch die gesamte Gesellschaft. Rückschritte sind nicht zu dulden, sie weisen auf ein grundsätzliches Problem hin, dass auch zu wenig Bildung und gesunde Persönlichkeitsentwicklung stattfindet. Allgemein wird der Sexualität so viel Positives zugesprochen, was der Realität nicht entspricht. Glückseligkeit ist nur über ein Denken möglich, das sich objektiviert und Menschen befreit von falschen Glaubenssätzen, die ins Abseits führen. Heute noch von einem „pädagogischen Eros“ zu reden, legt die gesamte Misere offen. Wenn angesichts zunehmender Technisierung und Einsatzes von künstlicher Intelligenz der Mensch zurückfällt in archaische Vorstufen des Daseins, muss das als Warnsignal begriffen werden. Es ist nicht weit her mit der Bewusstseinserweiterung in Bezug auf eine Wirklichkeit, die wir erkennen müssen, um zu überleben. Meinungen benötigen der Begründung für ihren Wahrheitsgehalt und damit eben auch der Forschung. Der Mensch muss an sich arbeiten, damit er zu tieferen Erkenntnissen über diese Welt und die Natur kommt. Diese Arbeit bezieht sich auch auf das Selbst und auf die Selbsterkenntnis, die den Weg ebnen  in eine positive Zukunft über eine geistige Evolution des Bewusstseins für mehr Menschlichkeit. Dem einzelnen Menschen muss auch mehr Raum gegeben werden für ein Nachdenken und nachhaltiges Handeln. Ethik im 21. Jahrhundert ist eine hoch komplexe Angelegenheit, die sich nicht mehr durch althergebrachte Theorien legitimiert. Aber gerade diese moderne Ethik ist eine Herausforderung an unsere Vernunft  und sicher nie abgeschlossen, wenn mentaler Fortschritt die Regression unmöglich machen soll.

Markus Gabriel: Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten. Universale Werte für das 21. Jahrhundert. Berlin 2020 3. Auflage

Frank Schätzing: Was, wenn wir einfach die Welt retten? Handeln in der Klimakrise. Köln 2021 1.Auflage

Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg 2007 3. Auflage

Zuversicht

Wie kommt es, dass manche Menschen Optimisten sind und andere Pessimisten? Es scheint daran zu liegen, dass Optimisten begriffen haben, wie das Belohnungszentrum aktiv wird, wenn  man positiv denkt. Das Leben der ersteren ist erheblich leichter und erfüllter als das der Pessimisten. Optimismus ist aber kein Geheimnis, sondern kann von jedem durch Übung erlernt werden. Hintergrund ist die Plastizität des Gehirns, auf die ich Einfluss habe, indem ich handle durch ein Denken und ein Tätigsein. Auch Denken ist ein Handeln vor allem dann, wenn es verbalen – auch in einer Therapie – oder schriftlichen Ausdruck findet. Elaine Fox bestreitet die Macht des Denkens in ihrem Buch In jedem steckt ein Optimist. Reines positives Denken könne die Verschaltungen im Gehirn nicht verändern. Dem muss widersprochen werden, denn wer positiv denkt, entwickelt Zuversicht und Hoffnung und engagiert sich. Pessimismus macht nicht viel Sinn, weil der Mensch sich hier auch ohnmächtig fühlt. Seine Handlungskompetenz wird so eingeschränkt, Ängste gewinnen die Oberhand und lähmen. Affirmative Rückkopplungen aber aktivieren den Präfrontalcortex, der für die Kontrolle der Emotionen zuständig ist und Ordnung im System Gehirn schafft. Ich bin aber nicht mein Gehirn, sondern der Geist weist immer auch über materielle Strukturen hinaus und kann so die neuronalen Verschaltungen verändern. Wäre ich identisch mit meinem Gehirn, gäbe es keine Bewegung und keinen Wandel. Ich kann also entscheiden, welche Areale aktiviert werden und sich damit neuronal vergrößern bzw. verstärken über eine Zunahme der Neuronendichte. Die Angst korreliert mit der Amygdala. Wenn ich mich fürchte, vergrößert sich dieses Areal und es wird schwer, die Angst im Zaum zu halten. Über positives Denken aktiviere ich den Präfrontalcortex, der auch über die Vernunft zu positiven Lösungen kommt. Viele Probleme sind selbst gemacht und können jederzeit durch Therapie, Meditation sowie durch Kontemplation, die die Aktion vorbereitet, überwunden werden.

Alles eine Frage des Bewusstseins

Selbst kranke Menschen entwickeln manchmal ein sehr positives Denken und werden zu Optimisten, weil sie sich nicht passiv in  ihr Schicksal ergeben, sondern die Dinge in Angriff nehmen, die sie noch tun können, um so zunächst das eigene Selbst zu stützen und sich auch für andere einzusetzen. Optimismus beruht auch auf einer Willenskraft, die mobilisiert werden kann, um ein gelungenes Leben zu führen. Letztlich ist es ein Bewusstsein in Bezug auf die Zusammenhänge zwischen Handeln und Gehirnstruktur. Dieses Wissen ermöglicht eine Energie, die eben nicht nur die Einstellung verändert, sondern auch das neuronale System. Negative Gedanken entstehen dann, wenn ich meinen schlechten Erfahrungen nichts entgegensetze. Die Gene sind nicht für die Inhalte meines Denkens verantwortlich, denn wir wissen, dass die Epigenetik sehr wohl auch auf das Denken reagiert und nicht nur auf das Umfeld, auf das wir nicht immer Einfluss haben. Inwiefern sich Gene ein- oder ausschalten, liegt an meiner Einstellung zum Leben. Ich muss eine Achtsamkeit mir selbst gegenüber entwickeln, um auch achtsamer mit der Außenwelt umgehen zu können. Was ich für mich selber tue, das gönne ich auch anderen. Ich habe eben auch Einfluss auf das mich umgebende Umfeld. Optimismus kann anstecken. Pessimismus lässt wenig Spielraum für die eigene Entfaltung, die aber unabdingbar ist, wenn man Gesundheit anstrebt. Die Selbstaufgabe kann nicht das Ziel sein, denn wir brauchen die Potenzialentwicklung, um die Kultur zu befördern.

Die Macht des Selbsts

Wenn ich der eigene Designer meines Gehirns bin, erlebe ich Freiheit auch von all den negativen Erfahrungen, die sich ins Gehirn eingegraben haben. Das muss so nicht bleiben. Halt kann ich mir erarbeiten, indem ich mich durchsetze mit einer positiven Einstellung gegen den Fatalismus. Das Gehirn ist einzigartig und das Resultat unseres Verhaltens im Denken und Handeln. Dieses Bewusstsein über die prinzipielle Formbarkeit des Gehirn ist schon Optimismus, denn keiner muss sich mit einer unerträglichen Situation abfinden. Letztlich ist es auch die Disziplin, die das Selbst befördert, um seine Ziele zu erreichen. Erfolg und Glück haben primär nichts mit Materialität zu tun, sondern entstehen durch hohe Selbstorganisation und der Einsicht in die Selbstwirksamkeit. Ohne eine gewisse Routine geht es nicht. Mit einer Sache anzufangen und sie durchzuhalten ist mit einer Modifikation des Gehirns verbunden. Dasselbe gilt für das Denken. Oft wird auch bestritten, dass das Lesen von Büchern nichts verändern kann. Lesen setzt immer auch einen Denkprozess in Gang und eröffnet somit neue Chancen. Wodurch ich auch immer geprägt wurde, ich kann mich selbst zu dem machen, der ich sein will. Dafür muss ich einfach überzeugt sein. Zweifel sind kontraproduktiv und schwächen das gesamte System, das ja den Fortschritt braucht und anstrebt für die Realisierung für mehr Gesundheit. Ich muss nicht alles können, sondern das. was ich mir vorgenommen habe zu werden. Das hat nichts mit Eigen- oder Ichsucht zu tun, sondern mit der Erkenntnis über unser Gehirn, das das Negative eher meidet und sich vor schlechten Erfahrungen zu schützen versucht. Es geht hier nicht um einen blinden Optimismus. Vielmehr gibt es viele gute Gründe, optimistisch zu reagieren, weil ich weiß, welche Macht mein Bewusstsein hat, wenn Selbstwerdung gelingt. Optimismus sind wir uns gegenseitig schuldig. Vieles wird gut, wenn ich daran glaube und mich nicht verunsichern lasse durch den ewigen Zweifel, der meine Pläne unterminiert.

Elaine Fox: In jedem steckt ein Optimist. München 2012  1. Auflage.

Das reine Sein gegen die schwierige Vergangenheit

Caroline Makovec befasst sich in ihrem Buch Befreie Dich von den Fesseln der Vergangenheit vor allem mit dem Problem der Verletzungen in der Kindheit, die zu einer Dysfunktionalität und zu Krankheitssymptomen führen können, wenn Authentizität, Selbstliebe und Bewusstwerdung nicht gelingen. Nicht jeder Mensch ist das geworden, was er sich ursprünglich vorgestellt hat, weil er aufgrund seiner Hochsensibilität es vorwiegend anderen recht gemacht hat und nun nicht zu sich selbst kommt ohne Schuldgefühle zu entwickeln. Sie orientieren sich zu stark in der Außenwelt und vernachlässigen ihre Innenwelt, wenn sie in frühen Jahren nicht als sie selbst anerkannt wurden. Ablehnung und Abwertung führen dann zu extremer Anpassung an das Uneigentliche und damit zur Selbstentfremdung, die Symptome ausbildet, die die Lebensqualität und Gesundheit einschränken. In einer Therapie der zunehmenden Bewusstwerdung schildert Caroline Makovec anhand von Fallbeispielen und Übungen den Prozess der Befreiung von falschen Glaubenssätzen, die tief im Unbewussten gespeichert sind und ihr Unwesen treiben. Sie orientiert sich an dem Gedankengut des Tao Te King von Laotse. Hier geht es um das reine Sein als Ausdruck von höchster Weisheit gegen ein Getriebensein im Alltagsverstand, der oft genug negativ determiniert ist und determiniert.

Die entscheidende Rolle der Intuition

Die Intuition ist vorwiegend weiblich konnotiert und beschreibt das Gefühl und die innere Stimme, die sich von den Gedanken des Verstandes unterscheidet. Sie ist nicht rational, sondern positiv emotional, ohne rein subjektiv zu sein. Ihre Objektivität erhält sie durch die Empathie und einer Verbundenheit mit anderen bei Erkenntnis ihrer Seelenlagen. Dieses Einfühlungsvermögen ist objektiv und eine eigene Erkenntnismöglichkeit neben den Verstandesleistungen, die oft nur bewerten und urteilen. Die Intuition lässt zu, ohne dem anderen zu nahe zu treten, sie vermittelt Verständnis und ermöglicht auch einen intensiven Zugang zum eigenen Selbst für ein gesünderes Leben und vor allem für die Möglichkeit von Heilung im Loslassen. Verletzungen in der Kindheit prägen das Ich und erschüttern nicht selten das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein. Den eigenen Wert macht der Verletzte von anderen oft symbiotisch abhängig und kommt nicht zu sich selbst und einer Erfüllung seines eigentlichen Ichs, das in der Intuition immer schon weiß, was gut ist und was die Expression des Ichs behindert. Es geht hier nicht um Egoismus oder Narzissmus, sondern um Entfaltung des eigenen Potenzials, ohne sich zu vergleichen. Therapie ist bestenfalls Bewusstseinsarbeit und ist in der Lage, die falschen Entscheidungen und Weichenstellungen im Leben zu korrigieren. Krankheit kann als Ausdruck einer Verkümmerung dieses Potenzials verstanden werden. Das Buch von Caroline Makovec versucht, das Leben wieder auf eine wahrhaftigere Basis zu stellen, von der aus der Mensch wieder wachsen kann. Was wächst, wird gesund durch die Veränderung hin zu einem echten Leben in Weisheit bzw. Wissen um sich selbst und seine Verbundenheit.

Unbegrenztes mentales Wachstum

Die Entwicklungsprozesse sind nie abgeschlossen und weisen noch über den Tod hinaus, wenn man die Unsterblichkeit der Seele annimmt. So ist es Aufgabe, Weg und Ziel, das eigene Selbst authentisch zu erfassen und in Kreativität zu stabilisieren. Die Momente der stillen Besinnung bzw. der Kontemplation sind dafür notwendig, damit sich die leise innere Stimme gegen das Getöse in der Außenwelt Gehör verschaffen kann. Glück tritt ein, wenn sich das Innerste entfalten kann im Denken und im Handeln auch im Sinne eines Flow durch die energetischen Transformationsprozesse, die ihr neurophysiologisches Korrelat entwickeln. Aufgrund der Neuroplastizität des Gehirns können Traumata durch Identität, Authentizität und Selbstliebe überschrieben werden. Bewusstseinserweiterung geschieht durch eine Erreichung der Ganzheitlichkeit, die sich auf Körper, Geist und Seele bezieht und eine prinzipielle Offenheit für das, was ist, ermöglicht. Ohne die Energie des Hier und Jetzt findet keine Heilung statt. Jeder Bewusstseinsmoment zählt und wird intrinsisch genährt gegen Fremdbestimmung und Manipulation, die das Selbst verzerren und verunstalten können. Unglück und Krankheit sind die Folgen. Das Buch vermittelt die Zuversicht, dass durch Bewusstseinsübungen und Erinnerungen an die positiven Erfahrungen auch in der Kindheit Probleme gelöst werden können, die zur Unterdrückung  des eigenen Lebens geführt haben. Sensible Menschen verlieren nicht selten den Kontakt zu sich selbst, weil sie zu viel von der Außenwelt erwarten und hier zu starken Einflüssen ausgesetzt sind. Davon darf sich der Mensch nicht abhängig machen, er trägt die Lösung und die Antwort in sich selbst und darf das Gespür für diese Innerlichkeit nicht verlieren, damit die Außenwelt nicht zu einer Überforderung wird.

Wer sich also auf den Weg machen möchte mit Laotse und Caroline Makovec, der macht mit diesem Buch einen Anfang für ein selbstbestimmteres Leben in Zufriedenheit. und Freiheit.

Caroline Makovec: Befreie Dich von den Fesseln der Vergangenheit. Dielus-Verlag Leipzig 2021

Die wahren Gründe für die Unterschiede der Geschlechter

Die ZEIT hat in ihrer Ausgabe 008/2021 den großen Unterschied zwischen Mann und Frau thematisiert und peinlicherweise den Mann als das schwächere Geschlecht bezeichnet. Die Tatsachen liegen aber ganz anders

Warum Männer früher sterben und insgesamt ungesünder leben, liegt an ihrer Sturheit, an ihrer Uneinsichtigkeit und an ihrer Ignoranz, letztlich auch an ihrer Besserwisserei. Geht es um den Streit zwischen den Geschlechtern, will ein Mann nicht nachgeben, will seine Machtposition bis zum Letzten erhalten – sogar bis zur krankmachenden Erstarrung. Es gibt kein Einlassen auf den Prozess der Verständigung, weil hier die eigene Position zur Disposition steht und das darf nicht sein. Frauen stellen sehr viel in Frage und sind kommunikationsstarke Vertreterin der befreienden Auseinandersetzung. Frauen lesen zwischen den Zeilen und blicken hinter die Fassaden, was vielen und vor allem Männer gar nicht gefällt. Das Blendertum ist keine weibliche Domäne. Frauen lassen sich ein und sind viel zu bereit, Zugeständnisse zu machen, die dann auch nur mit Füßen getreten werden. Männer verstecken sich hinter der Fassade von Geld und Prestige, Frauen geht es eher um die Sache an sich. Sie wollen Probleme beheben und Klarheit schaffen für bessere Lebensverhältnisse. Sie wissen, dass man dafür die Verständigung braucht. Es ist eben  nicht nur die Mitteilung, sondern auch die symmetrische Kommunikation zwischen Wahlbeteiligten, die aber nur mit einer hohen Intuition wirklich möglich ist. Die Grundintention muss verstanden werden. Da helfen keine Zitate und keine Heranziehung der Gedanken anderer, da geht es eben ans Eingemachte, das viele Männer scheuen und lieber ihre anstrengende Fassade und oft auch ihr falsches Selbstbild durchhalten, weil sie auch hierauf trainiert worden sind. Das ist weder gesund noch bringt es Entwicklung ins System, aber es wird insistiert. Männer sterben früher, weil sie prinzipiell kein gutes Verhältnis zur Wahrheit haben – weder in Bezug auf sich selbst noch  in Bezug auf andere, die unter den massiven Verunstaltungen sehr leiden. Meistens sind das eben Frauen, denen man so vieles abspricht und die doch so viel beitragen müssen für eine heilere und gerechtere Welt.  Das Wahlrecht haben Sie noch nicht lange und ihre Vermögen sind noch lange nicht integriert.  Sie werden immer noch in die aufopfernde Rolle hineinmanövriert und nur so akzeptiert oder sie passen ihr Denken an das des Mannes an und verspielen ihre Chance auf Veränderung. Sie wagen in intellektuellen Positionen nicht den Kontrapunkt und machen eben mit, um anerkannt zu werden – insbesondere von Männern, denen es in erster Linie um den Machterhalt geht. Letztlich insistieren Frauen auf der Aufgabe von reinen Außenansichten, die oft ins Verderben führen oder eben in die Krankheit. Dinge nicht zu durchdringen verletzt die Lebensgrundlagen. Und auch der Fake ist typisch männlich.

Natürlichkeit ist weiblich

Männer besiedeln eher the dark side of the moon. Daran sind sie allerdings selber schuld, denn sie lehnen oft jedes Ansinnen ab, Licht ins Dunkel zu bringen und Zusammenhänge zu erklären, die wir verstehen müssen, um allgemein mehr Bewusstsein zu entwickeln für das, was uns heilt und was uns krank macht und auch für das, was wir nicht leisten können.  Die Virulenz ist hoch und sie wird in erster Linie von Männern konstituiert. Frauen verkriechen sich oft in  Nischen, um dem zu entkommen und ihr Seelenheil nicht aufs Spiel zu setzen. Vorsicht ist immer geboten, wo männerdominierte Bereiche wirksam sind. Hier fehlt oft ganz die Intuition und die Synthese und bleibt einseitig und unbeweglich in dogmatischer Verharrung. Herzinfarkte und andere fehlgeleitete Wachstumsprozesse sind hier die Folge, weil alles aus dem Fluss gerät und die Landschaft vereist. Unter solchen Bedingungen können Frauen sich nicht entwickeln und auch Männer erleiden durch ihre eigenen Haltungen schwere Erkrankungen. Es fällt ihnen schwer, einmal Erreichtes eventuell wieder aufzugeben für etwas Neues und Veränderndes. Sie suchen den Mangel in erster Linie aber bei der Frau und nicht bei sich selbst. Oft wird das Natürlichste von der Welt – nämlich der Dialog – verhindert und alle Missverständnisse und Vorurteile dieser Welt erhalten Einzug, gegen die man dann auch wirklich machtlos wird. Man muss sogar so weit gehen und behaupten, Männer seien gar keine wahren Demokraten, sondern wollen die Vorherrschaft und die Bevormundung gegen alle Reden und Bemühungen um Gleichberechtigung, die natürlich immer auch die Erklärungen eines Menschen berücksichtigt und respektiert und sich nicht besserwisserisch über alles hinwegsetzt, was erkannt wurde. Hier fackeln die gesunden Menschen auch nicht lange, sondern gehen ihren Weg und lassen sich keine Vorschriften machen, wenn es um ihre oft auch noch begründeten Entscheidungen geht. Darin sind wir frei und müssen auch frei bleiben, denn sonst geraten wir in ungesunde Zwänge und in enormes Unbehagen, das schnell zur Krankheit mutieren kann, wenn hier von außen eingegriffen und manipuliert wird.

Gegen das Desaster

Die Schwäche des Mannes bezieht sich darauf, dass die Ermächtigungen oft gegen Frauen durchgehalten werden, anstatt mit ihr gemeinsam zu kämpfen für mehr allgemeinen Durchblick. Dafür braucht der Mann die Frau und nicht in erster Linie für die Befriedigung von Trieben. Leider sieht die Realität aber anders aus. Kaum ein Mann sucht eine Frau, um besser durchzublicken. Da kann man als Frau lange suchen und bleibt dann doch besser allein, denn die reine Instrumentalisierung ist ein Schaden für die Seele und den Geist. Vieles läuft subtil und offensichtlich auf Unterwerfung hinaus, weil der Mann sich nicht auf dieselbe Ebene begeben will, um gemeinsam einen Weg in eine bessere Zukunft zu finden. Hier müssen die äußeren Fassaden fallen und der Mensch ganz Mensch werden für eine Begegnung, die neue Möglichkeiten eröffnet und die geschlagenen Wunden heilt.  Freud behauptete, dass der Mensch im tiefsten Wesen nur Sexualität will und hiermit seien die Probleme gelöst.  Die Realität  spricht eine andere Sprache, denn Sexualität kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die seelische und geistige Nähe oft fehlt und die Beziehungen eben nicht halten. Wahre Bindung ist über diesen Weg nicht möglich. Aber auch das ist letztlich ja eine männliche These, die Frauen nicht klaglos hinnehmen sollten. Wo keine seelische und geistige Nähe besteht, wird vor allem die Frau unterworfen. Und letztlich ist es immer noch so, dass Frauen, die viel lesen und denken, als gefährlich eingestuft werden, wenn sie die Rolle der Anpassung verlassen und für mehr Wahrhaftigkeit kämpfen und um ihre Rechte und Einsichten, auch um die vielen zerstörerischen Blockaden und Determinierungen zu beseitigen, die das Leben so beschweren. Und Intellektualität impliziert auch immer die Freiheit, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Hier kann keine höhere Instanz wirksam werden wollen, denn auch das ist Entmündigung. Kranke, Behinderte und Frauen werden eben immer noch entmündigt – mehr oder weniger offensichtlich. Das sind keine modernen Zeiten, sondern wirkende Relikte aus einer vergangenen Zeit. Der freie Wille eines jeden Menschen wird nicht garantiert, auch das ist eine männliche Variante unseres derzeitigen Daseins und schon lange nicht mehr akzeptabel. Für jeden Menschen gilt, den freien Willen zu erkunden und ihn, solange er nicht kriminell ist, auch zu unterstützen und Menschen nicht zusätzlich zu schwächen. Das männliche Prinzip der Unterdrückung ist historisch belegt und muss nicht weiter begründet werden. Die Methoden und Maßnahmen sind weiterhin wirksam – mehr oder weniger offensichtlich. Bindungen sind emotional und wo sie nicht vorhanden sind, kann man sie durch keine Tricks und keine Korruption erzwingen. Auch das ist ein gefährdender männlicher Zug, der das natürliche Gleichgewicht zerstört und aus dem Leben ein einziges Desaster machen kann.  Natürlich kann man alles Macht- und Imponiergehabe als Schwäche bezeichnen. Aber damit sitzen Frauen trotzdem am kürzeren Hebel.

Die Bibliothek ist ein Ort des Durchblicks

Die Bedeutung bzw. Wirkung von Büchern wurde oft informell bestritten, ihr Ende sogar prophezeit. Bücher werden aber angesichts einer komplexer werdenden Welt immer wichtiger. Wer die Zeichen der Zeit richtig versteht, der suche eine Bibliothek auf und bilde sich eine eigene Meinung

Die Anfänge der Bibliothek gehen auf die Ägypter zurück und deren Aufzeichnungen auf Papyrusrollen 1866 v. Chr.. Das Wort Bibliothek stammt allerdings aus dem Griechischen und umfasste die Schriften der Zeit für die gebildete Elite.  Im Mittelalter waren es vor allem die Klöster, die handschriftlich Texte verfassten und reproduzierten in erster Linie für den Klerus. Der Buchdruck von 1440 sowie die Erfindung der Papiermaschine von 1799 und die Übersetzungen  machten Bücher für die Öffentlichkeit zugänglich. Bibliotheken erfassen, erhalten und veröffentlichen auch ein kulturelles Erbe und waren oft Ziel der Zerstörung. Deshalb werden heute viele wichtige Dokumente im stillgelegten Barbarastollen aufbewahrt für die Nachwelt. Die Erzeugnisse einer Kultur sind heute für jeden zugänglich und einsehbar auch unabhängig von irgendwelchen institutionellen Ausbildungen. Diese prinzipielle Zugänglichkeit beinhaltet die uneingeschränkte Möglichkeit, sich Bildung anzueignen ohne großen Kostenaufwand. Voraussetzung hier ist eine hohe intrinsische Motivation, sich ohne weiteren Zwang einen Eindruck zu verschaffen in die Produkte des Geistes. Jeder ist hier seiner Bildung Schmied und hat es in der Hand, wie weit er sich informieren und wie tief er in die Materie einsteigen möchte auch über Fachzeitschriften. Die Bibliotheken bieten auch hier ihre Hilfe an, um die Recherchen intensivieren zu können. Prinzipiell wird zwischen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken unterschieden.

Bibliotheken haben therapeutische Wirkungen

Das Lesen wurde oft als etwas verschrien, das nichts bewirken könne außer eben Wissen zu vermitteln. Aber das Lesen von Büchern bewirkt sehr viel in den Rezipienten. Wer sich nicht gut fühlt, sollte sich in einen der Lesesäle begeben und sich dort auf ein Buch oder seine geistige Arbeit konzentrieren. Nach einer halben Stunde ist er an diesem Ort vollständig angekommen und spürt die geistigen Synergien in diesem Raum der Konzentration. Nach ein paar Stunden Aufenthalt ist der Besucher ein anderer durch die kontemplativen Schwingungen, die seinen Geist erfasst und modifiziert haben. Er wird den Rest des Tages aufgebaut und glücklich sein im Bewusstsein, dass sein Geist sich  in einer höheren Sphäre bewegt. Insofern kann man einen längeren Aufenthalt in einer Bibliothek immer auch als eine Art Therapie betrachten, die von den Alltagsproblemen ablöst und sie relativiert. Die bleiben draußen. Der Mensch wird eins mit dem Geschriebenem und Gedachtem und so befreit von der Enge des eigenen beschränkten Bewusstseins. Viele Schriftsteller arbeiten auch deshalb in einer Bibliothek, weil hier eine Konzentration möglich ist, die sich durch die Konzentration der Mitbesucher steigert und somit die Kreativität befördert. Wer eine Arbeit zügig erledigen will, tue dies in einer Bibliothek und nicht zu Hause.

Für eine Promotion ist es nie zu spät

Rosemarie Achenbach hat mit 94 Jahren über den Tod promoviert und freut sich noch mit 96 Jahren über ihre Autonomie. Sie organisiert ihr Leben rundum selbst, ist nicht auf Hilfe angewiesen. Sie hat nicht aufgegeben, ihren Traum vom Leben zu erfüllen, obwohl man es ihr schwer gemacht hat. Dieses Nichtaufgeben geistiger Arbeit und mentaler Anstrengung ist auch die Voraussetzung für lange Gesundheit und Beweglichkeit in Kombination mit gesunder Lebensführung. Die Bibliothek ermöglicht auch die Informationen mittels Datenbanken über themenrelevante Veröffentlichungen für die jeweilige wissenschaftliche Arbeit, die sich mit dem Denken anderer Wissenschaftler auseinandersetzt. Diese Suche beginnt auch mit dem Literaturverzeichnis von Fachbüchern und Aufsätzen unter den dafür eingerichteten Suchoptionen, die tiefer in die Materie einführen. Die Komplexität der Recherchen kann auch durch die Angestellten der Bibliothek erleichtert werden. Sie geben gerne Auskunft. Letztlich geht es aber um die selbständige Erarbeitung eines Themas, für das ein großes eigenes Interesse besteht mit der Möglichkeit, einen Doktorgrad zu erwerben und somit einen Beitrag zu leisten für den wissenschaftlichen Diskurs. Jeder neue Beitrag ist eine Bereicherung und eröffnet einen neuen Blickwinkel durch die Individualität des jeweiligen Menschen. Jeder sollte die Möglichkeit erhalten, sich frei und selbstbestimmt einer solchen Herausforderung zu stellen. Das intensive Bearbeiten eines Themas im Rahmen einer Bibliothek verleiht Flügel und führt in den berühmten Elfenbeinturm aller geistigen Ambitionen. Dafür sollte man die Stimmung und die Atmosphäre einer Bibliothek nutzen. Auch wer sich umfassende Kenntnisse über den Rest der Welt und andere Kulturen verschaffen möchte, kann dies über das Sprachenlernen und schriftliche sowie bildliche Dokumentationen erreichen. Man kann  auch Grenzen überwinden, ohne zu verreisen.

Bücher steigern die Komplexität und den Durchblick und damit die Veränderung

Bücher verändern das Bewusstsein und beinhalten ein hohes Potenzial der Selbstorganisation und Selbstfindung für ein gelingendes Leben. Die Erreichung einer  Komplexität durch Lesen erhöht die Chance auf eine geistige Beweglichkeit, die sowohl im Privaten wie im Beruflichen einsetzbar ist. Wer also mal Schwierigkeiten auf dem einen oder anderen Gebiet hat, der suche eine Bibliothek auf und organisiere sich neu.  In dieser Atmosphäre der Gleichheit gibt es keine sozialen Unterschiede, denn der freie Erwerb von Wissen unterliegt keinen Restriktionen. Der Staat finanziert Weiterbildungen oft nicht. Aber wer sich selbständig Wissen und geistige Kompetenzen aneignet, der hat auch durch die damit verbundene Überzeugungskraft wieder neue Chancen. Der Mensch hat hier die Möglichkeit, mit vielen anderen in einen virtuellen Kontakt zu treten und durch diese Kontakte zu profitieren in ganz persönlicher Hinsicht bis hin zu Erreichung von kleinen mentalen Emergenzen (neue Zustände mit neuen Erkenntnissen auch für die eigene Transformation) für mehr Durchblick und Urteilsvermögen, die auch insgesamt die Gesundheit befördern. Das gilt für Bücher allgemein und potenziert sich über die freie Verfügbarkeit in einer Bibliothek, die über jede private Bibliothek hinausweist  in den Bereich der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine gute Bibliothek sollte immer auch zusätzlich eine Möglichkeit der Begegnung schaffen durch eine Cafeteria, denn Besucher von Bibliotheken haben viel Gemeinsames und möchten sich auch austauschen, was in den Lesesälen nicht so möglich ist. Hier verständigt man sich vorwiegend mit Blicken. Sie ist ein Ort interessanter Begegnungen von Wissenschaftlern, Autoren und Studenten aller Altersgruppen. Selbstständige Weiterbildungen durch und in einer Bibliothek sollten unbedingt anerkannt werden, auch wenn am Ende kein Zertifikat steht. Selbstständigkeit wird noch viel zu wenig honoriert und das ist ein Mangel in der Kultur. Wer viel liest, hat einen weiten Horizont und lässt sich nicht indoktrinieren. Der mündige Bürger liest Bücher und bildet sich eine eigene Meinung. Die Meinungsbildung sollte man nicht allein den vermittelnden Medien überlassen, weil hier vertieftes und unmittelbares Wissen oft nicht möglich ist. Es geht aber nicht nur um die eigene Kultur, sondern auch um die geistigen Erzeugnisse anderer Kulturen, die wir begreifen und  integrieren müssen.

Geistige Bereicherung, die sich auch materialisieren lässt

„In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet.“ Dies Johann Wolfgang von Goethe zugeschriebene Zitat erklärt den Tatbestand der geistigen Bereicherung, die nachhaltig und zugleich eine Investition in die Zukunft ist. Niemand kann sich hier ausgeschlossen fühlen vom kulturellen Diskurs seiner Zeit, denn Bibliotheken sind auf dem neuesten Stand und der Nutzer kann auch seine Anschaffungswünsche äußern, sollte ein Buch nicht vorhanden sein. Und wer sein eigenes Buch für die Nachwelt erhalten wissen will, der bietet es eben den großen Bibliotheken an. Auch die digitale Nutzung der Bibliothek als Sammlung elektronischer Medien spielt im Kontext der Digitalisierung eine entscheidende Rolle, wenn auch das gebundene Buch immer noch ein haptisches Vergnügen bleibt und sich hoffentlich nie ganz überholt. Es ist nicht übertrieben, Bibliotheken als wahre Heilanstalten zu bezeichnen, denn es ist immer auch der Kontakt mit der Welt und ihrem kulturellen Erbe des Erhabenen gegen eine allzu profane und materielle Welt der Notwendigkeiten. In diese geistige Welt einzutauchen ist ein Abenteuer, denn man verlässt den Lesesaal anders, als man in betreten hat.  Das hat sich herumgesprochen und die Lesesäle sind heute sehr gut besucht auch wegen der Mitnahmemöglichkeit der eigenen Computer für Abschlussarbeiten an den Universitäten und für private Kreativerzeugnisse. Wer sich also aufbauen will, der verlasse seine Wohnung und begebe sich an diese atmosphärischen Orte des Denkens und der Wissensaneignung.

Bild: Staatsbibliothek München

Das Unausgesprochene unterminiert uns

Die Meinung zu äußern wird immer schwerer,  denn political correctness ist das Korsett der Sprache und will Äußerungen diskreditieren, die den Mainstream unterwandern: Die Schere im Kopf hebelt unsere Freiheit aus

Der Mensch wird angehalten, nicht mehr zu sagen, was er denkt, sondern was gerade gut ankommt und sich als gut angepasst zeigt. Nun ist Sprache auch immer ein Ventil und notwendig in einer Demokratie der Toleranz und der Einsicht in die Funktion der Sprache als eine Möglichkeit der Entlastung auch durch die hoch dynamische Verständigung im Dialog. Unausgesprochenes zwischen Menschen und in der Politik verursacht Störungen und Blockaden, die sich krankhaft durchsetzen können. Wir haben die Sprache, um unsere Position zu erläutern oder auch mal etwas Unbedachtes zu sagen. Sprache ist ständig in Bewegung und auch zur Korrektur bereit, man darf sie nicht zu stark beschneiden, wie es derzeit der Fall ist. Sie sollte sich natürlich an Fakten orientieren, aber sie ist eben auch Sprachrohr der Ängste, der Befürchtungen, der Gefühle. Worte sind keine Taten! Leider schwächt diese Ideologie unser Ausdrucksvermögen mittlerweile enorm. Wir müssen uns an der Literatur orientieren, die ja vieles auszusprechen in der Lage ist, d.h. Worte findet auch für das Schreckliche. Mir sind Leute lieber, die laut brüllen und ihrer Wut Luft machen als die Stillen, die dann zu Terroristen mutieren, weil sie den inneren Druck nicht mehr aushalten und destruktiv werden. Sprache soll ruhig provozieren gegen eine Tendenz, alles sprachlich auf eine Linie zu zwingen. Demokratie lebt davon und muss auch Unbehagen beantworten können. Sprachlich machen wir uns die eigenen Gefühle bewusst und treten so gleichzeitig in Distanz zu ihnen. Und Sprache ist auch etwas Faszinierendes, das im Aussprechen so vieles auflösen kann, wenn es nicht wirkungslos bleibt und sich an Adressaten wendet, die aufgeklärt werden müssen. Wer auch ein unnötiges Leiden verursacht hat, muss sich mit der nachfolgenden Kritik auseinandersetzen.

Die Demokratie lebt vom gesprochenen Wort

Die Misanthropen unter uns wollen uns den Mund verbieten. Auch den Mund des Volkes. Wenig Elaboriertes soll am Besten gar keine Stimme erhalten. Aber in den Äußerungen finden wir auch die Wahrheit und die Sorgen der Menschen, die jede Politik ernst nehmen muss. Derzeit werden wir von der erfolgreichen Diktatur Chinas bedroht, die die Freiheit der Sprache und des Denkens nicht erlaubt. Das gesamte Leben wird kontrolliert und jedes sogenannte Fehlverhalten sanktioniert. In so einem Klima sagt niemand mehr, wie es ihm wirklich geht und was ihn aufregt. Auch in den westlichen Demokratien wird vieles verschrien, was den Unmut der Bevölkerung formuliert. Sicher, das kann zu Parteien wie der AfD führen, aber das ist parlamentarische Demokratie und die hat sich auseinanderzusetzen mit Andersdenkenden, solange sie die demokratische Grundordnung akzeptieren. Wer diese aufgibt, hat sich selbst korrumpiert und bewegt sich in gefährlichem Terrain. Es darf und muss politisch gestritten werden. Wo die Debatten immer leiser werden, droht der Verfall. Sicher, manch einem möchte man privat  nicht zuhören. Muss man auch nicht. Der soll sich Gleichgesinnte suchen, die es ja gibt auf dieser Welt. Und wir haben die kommunikativen Instrumente dafür. Keiner muss hier aufgeben. Und gegen Hass und Vorurteile hilft nur die nicht nachlassende demokratische Aufklärung.

Gegen den Opportunismus

Die Haltung des Verschweigens, des Vertuschens, des Verweigerns von Kommunikation ist ein erstes Zeichen für eine Entwicklung, die uns Kopf und Kragen kosten kann. Eine Demokratie lebt von Aufklärung, Offenheit und Transparenz. Davon sollten wir nie genug bekommen. Diese politischen Werte prägen unser Leben und unser Wohlbefinden, weil Durchblick überall Erleichterung schafft und Menschen aus ihren Verstrickungen befreit. Wir sind weit davon entfernt, Menschen zu befähigen, sich ein objektives Bild von der Lage zu machen, wenn wir ihr den Diskurs verweigern. Wenn sie dann falsch liegen, werden sie als inkompetent abgetan und negiert. Wer schon im Kleinen und Privatem nicht mit offenen Karten spielt, ist wohl kein vehementer Verfechter der Demokratie, sondern eher der Autokratie. Er will dem Anderen nicht die Chance geben, sich besser zu orientieren. Er will im Grunde auch keine Gleichberechtigung, sondern deutlich zeigen, wer hier die Macht hat und was diese Macht eben befürwortet oder für schlecht hält. Wir organisieren unser gesamtes Leben über die Sprache und je freier und ungezwungener sie ist, um so authentischer und kommunikativer wird der Mensch. Solange sie diskursfähig ist, unterliegt sie allen natürlichen und notwendigen Korrekturmöglichkeiten des zugrundeliegenden Denkens. Wird sie dogmatisch und ideologisch, verlieren wir auch die Lust am Diskutieren und werden selbst stumm und erstarren. Die Prinzipien der Demokratie dürfen im Denken nicht aufgegeben werden. Wer dies tut, ist jenseits aller diskursiven Dynamik und ein Verlorener. Daran muss sich keiner abarbeiten. Die Sprache ist die Grundlage unseres Lebens und das freie Sprechen ein Existenzial. Sicher, mit Widerrede und auch Abwendung müssen wir eben rechnen. Dann suchen wir uns eben andere. Widerlich wäre der Opportunismus, denn den will eigentlich nur der demokratisch Unterentwickelte. Und man denke ruhig laut, denn so bekommt man einen Eindruck von der eigenen Überzeugung und kann auch besser andere überzeugen. Der eigene Standpunkt ist nicht nur die Grundlage für unsere Gesundheit, sondern auch das Profil für die Wahl seiner selbstbewussten Diskutanten, die auch wirklich in der Lage sind, an sich zu arbeiten, denn Diskurse sind keine reinen Unterhaltungen, sondern verändern bestenfalls. Diese Anstrengung vermeiden viele, die den Wert der lebenslangen Entwicklung nicht einsehen möchten.

Verbieten wir also nicht das Wort, sondern diskreditieren die Aufgabe demokratischer Haltungen. Hunde, die bellen, beißen nicht! Der Mensch braucht wieder neues Vertrauen in das Funktionieren der streitbaren und diskursfähigen Demokratie gegen die Propagandaisierung einer Gesellschaft. Es ist auch eine Gratwanderung bzw. eine Kunst, Spiritualität und demokratische Prinzipien zu vereinbaren.

 

Die Sphäre des höheren Bewusstseins ist eine Welt der Magie

Die rationale Säkularisation ist ein Gebiet der einengenden Ernüchterung und Emergenzbehinderung, denn nicht alles im Leben folgt der Ratio

Die Entdeckung der Gedankenwelt in Büchern und im Leben kann etwas sehr Inspirierendes sein und ist eine geheime Ebene der Zufälle. Meistens machen wir solche Erfahrungen in der Jugend, wenn die Welt noch heil und unversehrt ist. Die Welt der dubiosen Hintergedanken in Richtung Instrumentalisierung für die eigenen Bedürfnisse ist fern. Man möchte diese Zeit lange erhalten, weil es eine heile Welt der reinen Empfindung ist, die uns die Epoche der Romantik erhalten wollte. Wir lieben das, weil es eine Gegenwelt ist zu unserer scheinbar aufgeklärten und säkularen Zeit. Wenn man ehrlich ist, wünscht man sich diese Zeit zurück, damit all das Hässliche, Durchtriebene und Unerträgliche verschwinden möge. Ein amerikanischer Film 30 über Nacht thematisiert diese Sehnsucht auch nach lebenslanger inniger Liebe, die bis in die Kindheit zurückreicht. Die Protagonistin wünscht sich schnell 30 und erfolgreich zu sein. Dieser Wunsch geht in Erfüllung, sie hat aber plötzlich das Bewusstsein einer 13-jährigen und ist entsetzt über ihr oberflächliches und werte- bzw. liebloses Leben. Ihren Jugendfreund trifft sie wieder und verliebt sich in ihn und damit in den, von dem sie sich als Jugendliche getrennt hat. Sie macht einen Prozess der Wandlung durch, kann aber die Hochzeit ihres Freundes nicht verhindern. Der Film endet damit, dass sie wieder eine 13-jährige wird mit dem Bewusstsein, das Leben noch einmal leben zu dürfen: Sie umarmt überglücklich ihren Jugendfreund. Nun, unser Leben verläuft nicht ganz so kathartisch, aber wir können manchmal unser Jugendbewusstsein aktivieren und uns fragen, was damals so anders war und meistens auch so hoffnungsvoll. Wenn man sich diese Zeit im Bewusstsein wach hält, bleiben wir auch innerlich und auch meistens äußerlich jung. Man erkennt dann im Antlitz eines Menschen die (oder den) Jugendliche(n), die man gewesen ist und das Auge wird nicht trüb.

Die Spielräume der Magie entdecken

Krank wird der Mensch, wenn sich die Dinge gegen ihn richten und man nicht einmal weiß, warum das geschieht. Leute reagieren auf etwas, was sie nicht verstehen und greifen in das Leben anderer Menschen ein. Hier beginnt alles zu schwanken, das Leben fällt aus dem Gleichgewicht. Es ist die Welt der Klugscheißer und Besserwisser, die ihre Moralvorstellungen auf alles und jeden projizieren. Unser Leben muss aber selbstbestimmt bleiben, auch wenn der Weg nicht der geradeste ist. Der Mensch darf sein Selbstverständnis nicht verlieren. Die äußeren Zwänge sind nicht so gewaltig, dass man sie nicht auch ignorieren könnte. Der Mensch braucht die Spielräume und er braucht die Magie des Lebens, in der alles anfängt zu leben und zu leuchten und vor allem nichts beschädigt wird. Es ist eine achtsame Welt auch der Fantasie, die nicht aus der Realität führt, sondern sie bereichert im Bewusstsein einer reinen Unversehrtheit. Für viele ist das utopisch, aber wir brauchen für die reine Liebe diesen Bereich der Unantastbarkeit. Nur so geht man ehrfurchtsvoll miteinander um und erfährt das Tiefste und Schönste im Leben. Heute fällt man übereinander her, instrumentalisiert den anderen heimlich oder offensichtlich und entwürdigt unsere Sehnsucht nach tiefer Empathie, dem Verstehen, ohne sich endlos erklären zu müssen. Das geht nur, wenn wir den tiefsten und heiligsten Bereich eines Menschen berühren, sein innigstes Gefühl.  Die Säkularisierung der Liebe hat uns eine Abgebrühtheit beschert, die niemanden wirklich berührt. Den notwendig romantischen Gegenentwurf thematisieren kann  in erster Linie nur die amerikanische Kultur. Die Abgründigkeit manchen Denkens ist wenig interessant, damit werden wir aber bombadiert und so auch indoktriniert.

Die Möglichkeit des unversehrten Beisichseins

Wir sehen vor allem beim Dalai Lama eine unerschrockene und unvoreingenommene Herzlichkeit, die nur dann möglich ist, wenn man sich über alles Verletzende in dieser Welt hinwegsetzen kann und für sich eine Welt der humorvollen Absichtslosigkeit kreiert. Wenn wir ihn sehen, werden wir an diese Momente im Leben erinnert, die tragen und Sinn stiften gegen eine Welt der emotionalen und rationalen Grausamkeiten. Der Mensch braucht den Schutz seiner Seele durch eine Spiritualität, die aufgrund von erhöhter Wachsamkeit Begegnungen ermöglicht, die tief berühren können und eigentlich nicht planbar sind. Solche emergenten Zustände haben wir aber selbst in der Hand, sie sind erreichbar, indem man das Unerträgliche erkennt und sich abwendet für ein Leben in höchster Bewusstheit. Hier will vieles stören, aber der Mensch muss sich hier innerlich rüsten und die Pfeile der Verletzungen abwehren durch die Versicherung einer inneren Freiheit, die nicht tut, was sie will, sondern nur ein Raum der guten Möglichkeiten bedeutet, das Leben zu gestalten. Es ist ein Beisichsein, das aufgrund der gesammelten Energien wieder zu strahlen beginnt und das Verunstaltende hinausschmeißt und zurückweist. Hier gibt es keine Verletzungen, denn wir sind geschützt in einer umfassenden Liebe., die uns herausholt aus der Enge der Weltlichkeit und  so wieder die Gesundheit aus einer Zeit der Unversehrtheit eröffnet. Institutionen können uns das nicht bieten, auch sie verweltlichen sich durch Ideologien, die der Mensch immer dann zu Rate zieht, wenn er dem höheren Bewusstsein nicht mehr vertraut. Gott ist hier abwesend und vieles, was geschrieben steht, ist falsch und missverständlich. Die säkularisierte Spiritualität, die die Sozialstrukturen  in den Vordergrund stellt, vernichtet unser schönstes Potenzial, eine Welt des Zaubers und der Magie zu erhalten. Emergenz ist ein ganzheitlicher Prozess, der vor allem auch das Gefühl anspricht.

Was ist Bildung?

Schüler und Studenten werden in Corona-Zeiten stark verunsichert und verdummt hinsichtlich der vermeintlichen zukünftigen Einbußen ihres Einkommens. Dabei wäre die Pandemie eine Chance für die Selbstbildung wie die des André Stern

Leistung ist die Erfüllung und Beantwortung des Vorgegebenen und der Lehrpläne. Man setzt weiter auf dieses vermeintliche Erfolgsrezept der Reproduktion und sanktioniert die Selbstbildung und die Universalbildung, um andere abzuschrecken, die Bildung bloß nicht in die eigene Hand zu nehmen. Dies war in den 70iger Jahren noch möglich und wurde auch respektiert, wenn Menschen Eigeninitiative gezeigt haben und sich außerhalb von Schule und Studium um ihre Bildung bemüht haben. Das liegt natürlich nicht unter der Kontrolle des Staates, der seine Bürger in die Norm drängen will und es nicht erträgt, wenn außerhalb der Lehrpläne Bildung stattfindet. Nun ist der Zauberberg von Thomas Mann oder Hundert Jahre Einsamkeit von  Gabriel Garcia Marquez keine Schullektüre, kann aber das Bewusstsein eines Menschen  wie viele andere Bücher auch, komplett verändern und beeinflussen. Das ist Hochkultur, die unser Leben bereichert und ein kritisches Bewusstsein ermöglicht. Doch das will  der Staat immer weniger und zwingt Menschen in der Ausbildung zur scheuklappenmäßigen Anpassung an Lehrpläne, die ihre zukünftigen Einkommen sichern sollen. Das ist eine Engführung von Bildung, die allen schadet und die wir letztlich auch nicht wirklich als Bildung verstehen können, sondern als eine Form der Indoktrination. Alles Selbsttätige wird hier unterminiert, ist nicht erwünscht, denn wir wollen ja keine Veränderungen, keine Dynamik, sondern den Status quo erhalten. Das ist nicht nur ziemlich langweilig, sondern auch gefährlich, denn die Arbeitswelt unterliegt starken Bewegungen und Modifikationen, auf die die Menschen nicht vorbereitet werden. Die Menschen, die gute Noten schreiben, werden in die Elitepositionen gehievt und sind vorwiegend nicht innovativ. Jeder Organismus – auch der des Staates- lebt aber von der Antwort auf veränderte Randbedingungen, die sich mehr als deutlich zeigen. Darauf ist das derzeitige „Bildungssystem“ nicht vorbereitet. Das Vertrauen in die intrinsische Motivation zur Bildung muss wieder wachsen, denn die Problemlösungsfähigkeit wird nur durch ein Übersteigen eines erworbenen Wissens möglich. Dafür bedarf es hoch individueller Vermögen bei freier Ideenentwicklung. Fortschritt geschieht nicht durch Anpassung, sondern durch Kritik, die Veränderung bewirken kann, wenn dann entsprechend nachgedacht wird.

Das Drama der Gleichschaltungen

Die Universität hat in den 90er Jahren vielen Universalstudierenden den Garaus gemacht und sie als Versager hingestellt, was sie natürlich zutiefst verletzt hat. Viele haben sich von dieser Verletzung nicht mehr erholen können, was dann wieder zum Anlass genommen wird zu behaupten, es lohne sich nur das Streben nach guten Noten und nicht das Ziel umfassender Bildung. Noten und Bildung sind nicht identisch und die Inhalte kann sich jeder zu jeder Zeit aneignen, auch wenn diese Bildung nicht sofort instrumentalisierbar ist. Letztlich gilt das für Lehrplanwissen auch nicht. Die Corona-Pandemie bietet also endlich Raum für individuelle Bildung und für das Lesen von Büchern, mit denen wir in der Schule nicht konfrontiert werden und die jeden in eine Art Quantensprung versetzen können bezüglich der Erkenntnisse über das eigene Leben, das als freie Gestaltung nach eigenen Interessen so eher möglich wird als über den Weg der Normierung von Allerweltsabschlüssen, die das Potenzial von Menschen nicht widerspiegeln. Corona verschärft die Debatte, anstatt die Chancen zu thematisieren und die Bildungswilligen zu entstressen in Richtung auf eine freiere Bildung, die mehr Eigeninitiative zeigt und diese auch in vielen Berufen gefordert wird und nicht ein Privileg der Selbständigen ist. Sicher, wir müssen unterscheiden zwischen Menschen, die auf Nummer sicher gehen und Menschen, die über den Tellerrand blicken wollen und müssen, um sich selbst gerecht zu werden. Diese Gleichschaltungspolitik ist erschreckend und hat in den letzten vier Jahrzehnten zugenommen. Resultat: Langeweile und komplette Einfallslosigkeit auf vielen Gebieten und Ebenen auch in den Wissenschaften, die nur noch auf gute Noten setzen und man hier die Defizite förmlich sehen und hören kann. Die Wissenschaften müssen dringend Probleme lösen, dürfen nicht sich selbst genügen und sich verselbständigen in sinnlosen Diskursen.

Die Strebergesellschaft ist nicht die Zukunft

Das geht so weit, dass alle Alternativangebote wie Waldorfschulen als Institutionen für Lernbehinderte diskriminiert werden. Die Propaganda der Diffamierung ist laut und eindringlich, aber auch in ihrer Perfidie durchschaubar. Man will den Einzelnen auf Linie zwingen und diskreditiert alles davon Abweichende als eine Form des Außenseitertums. Nur, was ist der Insider? Wie sieht der aus und was beschert der uns? Erst einmal das Immergleiche in Abwehr des Innovativen, das meistens ein Produkt der Selbstbildung und des Selbstdenkens ist, aber sich nicht immer materiell bezahlt macht, weil materieller Erfolg eben in erster Linie in der Anpassung besteht. Für neue Ideen wird man vornehmlich in der Werbung bezahlt, die in der Tat oft den normativen Rahmen sprengt als Ausdruck nach einem allgemeinen Wunsch nach Ausbruch aus den veralteten Konventionen. Und man bleibt auch lieber unter sich: die Streber unter den Strebern und die Innovativen unter den Innovativen, denn dahinter verbergen sich unterschiedliche Lebensmodelle, die sich nicht gut miteinander vertragen. Der Innovative deckt die Selbstgenügsamkeit des Strebers auf und wird dafür nicht unbedingt geliebt. Problematisch ist nur, dass diese Strebergesellschaft den Innovativen und den Universellen als Taugenichts diskreditiert und ihm eben mal so die Existenz entzieht. Das sind keine Einzelfälle und ist die Arroganz einer selbsternannten Elite, die kein Sowohl- Als auch gelten lassen möchte. Schuld ist ein Staat, der alle über einen Kamm scheren möchte und die Unterschiede zwischen den Menschen ignoriert. Eine gesunde Gesellschaft kann sich für das kritische Potenzial öffnen und es integrieren, damit wir nicht zu Marionetten werden in einem langweiligen Schauspiel. Viele mussten in den sauren Apfel beißen und wurden sogar krank, weil der Paradigmenwechsel in der Bildung das Besondere nicht integrieren und auf die Selbstbildung überhaupt nicht eingehen wollte.

Die unabhängige Bildung durch Bibliotheken

Reformschulen aus den späten 70er Jahren haben noch die Idee der Selbstbildung aufrecht erhalten, die heute weitgehend abgeschafft ist und wir auch in den Institutionen mit Menschen konfrontiert sind, die sich durch Profillosigkeit auszeichnen. Diese Verarmung in den Bildungsinstitutionen, die keine Identifizierung mit den Lehrenden mehr ermöglicht, ist die Vorbereitung auf eine Verödung der gesamten Bildungslandschaft. Die Innovativen werden bekämpft und mundtot gemacht, sie gefährden das Selbstverständnis der derzeitigen vermeintlichen Elite der Gute-Noten-Schreiber, die uns mit ihrer Einfalls- und Fantasielosigkeit nicht nur langweilen, sondern leider auch gefährden in Gesundheit, Wohlstand und Zukunftsfähigkeit. Deren Selbstgerechtigkeit speist sich aus der intensiven Förderung des Alltäglichen. Sie treten nach unten und räumen alles aus dem Weg, was nicht wie sie selbst ist. Das ist keine genuine und elaborierte Intelligenz, denn die erkennt das andere Paradigma und kann es integrieren, anstatt es zu unterminieren und damit völlig auszuschalten. Allen Bildungsinteressierten sei versichert, die derzeitigen Verunsicherer liegen falsch. Allerdings ist es unverantwortlich, auch noch Bibliotheken zu schließen. Hier kommt wirklich langsam der Verdacht einer schleichenden Diktatur der Verblödung auf. Und bedenken wir mal, worauf es in Zukunft ankommen wird, nämlich auf ideenreiche Originalität.

 

 

Der Mainstream

Wir sind immer noch damit beschäftigt, unser Leben sehr stark zu normieren und unterliegen der öffentlichen Meinung, obwohl sie eindeutig nicht richtig liegt

Wer meint, er könne mit über 60 Jahren so einfach promovieren, der wird heute mit der Frage konfrontiert, ob das denn nun noch sein muss, wo doch die berufliche Karriere dadurch nicht mehr profitieren kann. Nun tun wir Dinge nicht allein deswegen, weil man sie materialisieren könnte, sondern weil Erkenntnisse einen geschützten Rahmen brauchen, auch um ernst genommen zu werden in Richtung Veränderung. Hier mahlen die Mühlen langsam und eingeschlagene Wege, die betoniert worden sind, gibt keiner so leicht wieder auf. Fehler im Denken und im System zu erkennen ist eine Sache, sie aber in den wissenschaftlichen Diskurs zu befördern eine andere. Leicht wird man abgedrängt in die Nische der privaten Veröffentlichungen, die keiner für relevant halten muss. Und der mediale Diskurs hat keine Macht zur Veränderung, sondern begnügt sich oft in der Rolle der Kommentierenden ohne Konsequenzen für die Allgemeinheit, aber oft zum Schaden derjenigen, die auf Missstände aufmerksam machen wollen und den Blick auf das Unzulängliche gerichtet haben, Unterstützer finden sie dafür selten, weil die Macht der Vorurteile stärker ist als die Überzeugungskraft der Erneuerer. Und gerade der Mainstream besteht und verlässt sich auf die Vorurteile, die im Grunde das Selbstdenken aushebeln und überflüssig machen sollen. Eine Gesellschaft funktioniert auf diese Weise und sie gerät ins Wanken, wenn Ausgrenzungen und Ghettoisierungen hinterfragt werden. Wir tun dies mit einer ganzen Reihe von Menschen, denen wir die Teilhabe absprechen und sie auch verbal diskriminieren, um uns so in Sicherheit zu wägen, im richtigen und guten Leben gelandet zu sein.

Das Vordringen des Staates

Sicher, Abgrenzungen sind notwendig, vor allem dann, wenn sie Einsichten beinhalten, nach denen die Regeln der Lebensklugheit folgen. Überall dort, wo Menschen instrumentalisiert werden, stimmt die Relation nicht. Des einen Glück ist des anderen Unglück und keine Gerechtigkeit der Welt kann diese Asymmetrie beheben. Solche Schieflagen verursachen enorme Probleme auch im persönlichen Umgang miteinander. Aber eine Gesellschaft darf keine Gruppe von Menschen sichtlich aufgeben und ihnen Rechte entziehen, durch die sie ihre Selbstorganisation verlieren. Ein Staat darf nur Hilfe anbieten, aber er darf niemanden bevormunden. Die Realität sieht anders aus: Menschen, die aufgrund von Verletzungen und Schicksalschlägen den Halt verloren haben, werden nicht mehr wirklich aufgebaut, was nicht leicht ist, weil es hierzu der intrinsischen Motivation bedarf, aber was auch nicht unmöglich ist. Gesellschaft und Staat behindern sogar Prozesse der Selbstorganisation und hebeln Menschen aus, denen man die Berechtigung versagt, die Stimme zu erheben und anzuklagen, dass vieles nicht im Sinne unserer natürlichen Verfassung geschieht und dadurch gesundheitliche Folgen entstehen, die die Volkswirtschaft stark belasten. Wer zu sehr mit den globalen Bedrohungen argumentiert, der hat nicht begriffen, dass der eigene Wandel zu lebensgerechteren Verhältnissen ein Klima der Gesundheit schafft, das wesentlich stärker und beĺastbarer operieren kann. Normierungen, die zu einer Erstarrung des Systems führen, verhärten das Bestehende und machen es unfähig, auf kritische Fragen zu reagieren. Die Lebendigkeit einer flexiblen Demokratie ist zu allen Zeiten bedroht von dem Willen zum Erhalt der Macht und der Mächtigen, die nur dann ihren Einfluss aufgeben, wenn unbestreitbare Fakten sie widerlegen. Aller Wandel aber erfolgt meist leise und wird höchst kritisch beäugt oder sogar niedergebrüllt – auch medial.

Eine undurchlässige Gesellschaft

Selbst die Wissenschaft hat es sich gemütlich gemacht und will sich nicht in die Nesseln setzen. Wir sind weit davon entfernt, unser Potenzial zu leben und eine Gesellschaft zu etablieren, die geistvoll und kreativ ist. Es bleibt oft bei Spezialthemen, die die Allgemeinheit nicht befördern und diese auch nicht interessieren. Diese Losgelöstheit aus der Verantwortung, die Dinge voranzutreiben, verursacht Unbehagen und Widerwillen. Überall ist es der Eigennutz, der nach außen hin als Verantwortung getarnt ist, es aber real nicht ist. Die Profilierungssucht befragt sich nicht mehr nach dem Allgemeinnutzen, sie gefällt sich selbst und bleibt auch selbstgerecht, ohne innezuhalten und sich zu fragen, wer all das Unrecht wieder ins Recht führen soll und damit in eine Gesellschaft des freien, transparenten und ehrlichen Diskurses für die Eröffnung von notwendigen Reformen, die den Wechsel von Systemen erleichtern, um dem Wachstumswillen des Menschen gerecht zu werden und ihn nicht zu unterdrücken und schwer zu beschädigen, so dass er lautlos stirbt und mit ihm der Mensch. Wie schwerfällig die Systeme regieren, kann jeder jeden Tag feststellen. Sie sind nicht auf Flexibilisierung ausgelegt, sondern auf Beharrlichkeit und das stört die gesamte Lebendigkeit einer Gesellschaft, deren Anthropologie noch lange nicht ausdifferenziert ist. Die Menschheit wird festgelegt und hat sich an diese Regeln anzupassen. Das Volk wählt die Regierung und nicht die Regierung das Volk (Bertolt Brecht), was aber manchmal schon den Anschein hat und sich hier Tendenzen abzeichnen, die nichts Gutes bedeuten. Wir legen viel Wert auf Bildung, misstrauen aber den Gebildeten, die dann doch nicht genug durchschauen und so manipuliert werden können und werden. Manipulationen werden dort eingesetzt, wo letztlich ein Missverhältnis aufgetreten ist zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Leere Versprechungen

Nein, wir sind nicht am Ende, wir haben noch gar nicht wirklich begonnen, uns zu fragen, welche Gesellschaft wir wollen und welche nicht. Dafür müssen wir uns anzuschauen, wozu der Mensch im Positiven in der Lage ist. Er soll nicht naiv und diffus irgendwelchen Glaubenssätzen folgen, sondern er muss differenzieren – für sich selbst und in Bezug auf andere. Hier droht kein Auseinanderfallen, sondern eine hohe Kommunikations- und Diskursfähigkeit, die durchlässig ist und keine Schranken und Hürden kennt. Davon sind wir weit entfernt. Die Wissenschaft tut das, was finanziert wird und wirtschaftliche Interessen widerspiegelt oder verkapselt sich in sich selbst, orientiert sich aber nicht an den Bedürfnissen von Menschen. Der Mainstream bleibt etwas zutiefst Suspektes, denn er findet sich ab mit Gegebenem, auch wenn es den besseren Einsichten widerspricht. Zynischerweise wird der angegriffen, der sich um Aufklärung bemüht und mit denen verglichen wird, die einfach nur ihre Arbeit tun, also sich weitgehend keine allgemeinen Fragen stellen. Sie würden den größeren Dienst leisten gegenüber denjenigen, die nicht anders können, als sich Gedanken machen um aufgetretene Probleme, die man vermeiden könnte und damit die entlasten, die nur ihren Dienst tun. Schon dieses gegeneinander Ausspielen zeigt die ganze Misere und die Arroganz derer, die sich eben nicht sorgen, sondern es sich unter Ihresgleichen gutgehen lassen und hier nicht mehr gestört werden wollen. Sie sind es, die die Ungerechtigkeiten zementieren und Hoffnung sabotieren. Die wird zwar noch eingefordert, aber mehr als ein hohle Phrase wird sie nicht.