Die Methoden der Destruktivität – eine Anklage

Es ist nicht immer körperliche Gewalt, die Schäden verursacht, sondern immer mehr die strukturelle Gewalt auch des Totschweigens, die nicht nur feindselig ist, sondern grundsätzlich eine Austauschunfähigkeit bedeutet, die letztlich Beziehung oder Befreiung unmöglich macht

Da erfindet einer viele Worte, die wenig besagen und ist nicht in der Lage, zu echtem Austausch in der Verständigung zu kommen. Er ist in seinem Wesen ein Vernichter und setzt seine Vernichtungsarbeit auch konsequent weiter durch. Im Anfang war der aggressive Affront der Verweigerung von Antworten. Heute sieht er keine Notwendigkeit mehr zu antworten, da sich der Andere nicht mehr instrumentalisieren lässt. Das ist uneinsichtig, unsensibel und ziemlich unreflektiert. Der Eine wird durch so ein Vernichtungsverhalten, das auch oft zu weiteren Gewalttaten führt, krank und der Verursacher solcher Unerträglichkeiten überhöht sich selbst. Im Grunde seines Wesens ist er sich selbst nicht gewiss, will aber ein anderes Bild vermitteln.  Das Totschweigen ist Feindseligkeit, die irritiert und dann auch eine Krankheit verursachen kann, wenn man dem Initiator gegenüber nicht kritisch genug ist und zu spät die Kurve gekratzt hat, sich nicht deutlich distanziert auch von solchen Manierismen, die im Nachhinein auch abstoßen durch ihre Verschleierung. Denken will klären und erklären und braucht dafür eine klare Sprache, die komprimiert ist und das Wesentliche thematisiert.  Aber die Furcht vor klaren Worten scheint tief zu sitzen. Jede wahrhaftige Auseinandersetzung bedarf aber dieser Beschränkung auf das Deutliche gegen alle Formen der nebligen Destruktivität, die immer Gewalt ist.

Die Reduzierung des Persönlichen

Deutlich aber wird nur das Unmäßige, das zum Vorschein kommt auch und gerade durch ein offensichtliches Versagen, das man dem Opfer solcher Methoden unterstellen möchte, um selbst wieder gut dazustehen. Keine Spur von Selbstkritik, sondern nur Floskeln und Zurückweisung des Ansinnens über eine Versagenssituation, die schwerwiegende Folgen hatte, zu sprechen. Die Anklage bleibt so aufrecht, wird eben nicht durch eine Aussprache, die zu objektiveren Ergebnissen führen könnte, gemildert. So kann es auch kein Verzeihen geben, denn die Haltung des Verursachers von Leid ist uneinsichtig und in ihrer Konsequenz brutal. Es fehlt vollkommen die Feinfühligkeit, die Verständnisbereitschaft durch ein modifiziertes Denken, das der Wahrheit näher kommt und sie von den Fehldeutungen befreit. Diese Freiheit wäre heilsam, weil sie den jeweils anderen als Person begreift, die sich mitteilen muss, um zu mehr Wahrheit zu kommen und die ein Recht auf Antworten hat, weil sie dem Betreffenden begegnet ist. Der aber versucht alles zu eliminieren, weil die Folgen ihn beschuldigen und er diese Schuld nicht anerkennen will. Das Prätentiöse so einer Situation und deren Bearbeitung hat etwas Unerträgliches und wenig Annäherndes an das eigentliche Problem des Versagens, das sich der Verursacher klar machen muss. Der zäumt das Pferd von hinten auf und will die so verursachte Krankheit als Grund für eine unmögliche Verständigung annehmen. Er weist seine Täterschaft zurück und bleibt in seiner Blase der Unreflektiertheit. Das alles hat etwas Stumpfes gegen eine Form der Feinsinnigkeit, die immer  mit hoher Empathie und Verstehen verbunden ist. Die sucht man hier aber vergebens. Das Totschweigen ist an sich schon eine Dumpfbackigkeit, die ihresgleichen sucht. Nun, hohle Dumpfbacken begegnen einem ständig, aber man vermutet sie nicht im geisteswissenschaftlichen Diskurs, der immer eine hohe Offenheit voraussetzt für ein Gelingen des Austausches. Wenn ich ständig das Schlechte vom anderen denke, wird jeder Ausdruck dahingehend fehlgedeutet und richtet so großen Schaden an.

Begegnung mit Folgen

Wenn ich einem fremden Menschen begegne – auf welche Weise auch immer- ist er mein Nächster und näher als diejenigen, die aus Zufall um mich herum sind, mich aber wenig interessieren. Mein Nächster kann nur der werden, der mich interessiert und nicht der, der ein Ansinnen hat. Ich kann eine Begegnung durch Totschweigen aller Argumente nicht ungeschehen machen oder sie dann in einer verschwurbelten Sprache schlichtweg wegzureden. Eine verfehlte Begegnung ist und bleibt dennoch eine Begegnung mit Folgen und ist nicht Illusion. Dabei geht und ging es nie um konkrete Erwartungen, sondern um die Notwendigkeit, in der gegebenen Situation eine Sache zu klären für die Weiterentwicklung beider Gesprächspartner. Man muss dafür die Symmetrie zulassen können, um zu Lösungen zu kommen, die das Leben benötigt. Es ist selten reiner Zufall, dass sich Menschen begegnen, die sich etwas zu sagen haben und die diesen Bedarf an Klärung nicht eliminieren dürfen. Gesundheit ist Entwicklung und möglichst mit einem Du im Dialog. Diese Entwicklung auszusetzen ist pure Gewalt und wird oft nicht verkraftet. Dabei geht es hier nicht um Nutzenbekanntschaften. Die können nur wenig beitragen zu einem Wachstum. Begegnung impliziert Veränderung und Entwicklung und hat deswegen auch einen ganz besonderen Reiz. Aber sie verlangt auch eigene Klärung der Intentionen und einer damit erkennbaren Wahrheit über sich selbst. Wer dieser Wahrheit nicht ins Auge sehen will, verweigert dann eben Antworten und befördert den Anderen in die Ohnmacht, wo eigentlich Rede hätte stattfinden müssen. Sich dem nicht zu stellen, deutet auf eine absichtliche Verschleierung der Tatsachen hin. Wer Wahrheit will, der stellt sich ihr auch im richtigen Moment und ergreift die Chance zur Wandlung und Einsicht sowie der Selbsterkenntnis. Die Feistigkeit der Antwortlosigkeit spricht heute allerdings eine eigene Sprache. Philosophische Abgehobenheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass letztlich wieder ganz wenig gesagt wurde. Sich einmal und rechtzeitig auszusprechen wäre die Lösung gewesen, weil sie jedem das Wahren des Gesichts ermöglicht hätte und jeder in seinem wirklichen Sosein begriffen worden wäre gegen die Flucht ins Prätentiöse.

Wahres Weltbürgertum

Die zutiefst deutsche und europäische Tragödien- und Katastrophenproduktion ist nichts Weltbürgermäßiges. Sie ist provinziell und sperrt sich gegen die Hollywoodtherapie, zu der Rüdiger Dahlke immer wieder rät. Hier siegt das Gute, die Konstruktivität, man findet eine Lösung, die allen gerecht wird. Einseitige Lösungen im Sinne von Ablösungen ohne Aussprache sind nicht konstruktiv, sie halten die Wunde offen, an der so manch einer eben verblutet. Die Heilkunst besteht nicht im Verweigern des Dialogs, sondern in der Fähigkeit, selbst schwierige Situationen durch das Finden von Worten zu überwinden, die aber nicht ins Uferlose steuern, sondern das Gegenüber im Auge behalten und sie als Person realisieren. Wir sind keine Leerstellen, sondern Menschen mit Geist, Seele und Körper. Diese Instanzen dürfen nicht ins Stocken geraten, sondern müssen aktiviert werden durch das Bewusstsein, wieder als Person gesehen und verstanden zu werden, die im größeren Ganzen steht und nur so funktioniert. Werden wir also Weltbürger im Sinne des Findens von wirklich guten Lösungen gegen alle kleinliche und kleinbürgerliche Destruktivität, die nur das eigene Ego bewahren will, aber das Selbst nicht erhört. Das Selbst generiert höheres Bewusstsein und das vermeidet Gewalt in jeder Form für mehr wahrhaftige und dauerhafte Daseinsfreude.

Menschenrechtsverletzungen durch die EU

Mental kranken Menschen wird heute Gewalt angetan, weil sehr wenige Gewalttäter als psychisch krank diagnostiziert werden und hier ein pauschaler Zusammenhang hergestellt wird, der keine Realität hat

UN und WHO haben sich gegen die Gewaltanwendung gegen mental kranke Menschen ausgesprochen, weil diese Gewalt Betroffene zusätzlich schwer schädigt und traumatisiert. Die Europäische Union ist für die Gewaltanwendung, weil mentale Erkrankung mit Gewalt assoziiert wird und werden soll. Das ist für viele Menschen, die eben Opfer von Gewalt geworden sind und deswegen erkrankten, eine Katastrophe. Wer Opfer von Gewalt ist, der ist noch lange kein Täter. Die Aversion gegen Gewalt ist hier meistens besonders hoch und meistens auch reflektiert. Kranken Menschen Gewalt anzutun ist etwas zutiefst Unrechtes und Unethisches, das die EU nicht genügend berücksichtigt. Bulgarien und Portugal gehen einen fortschrittlichen Weg gegen die europäischen Menschenrechtsverletzungen, die die EU legitimiert, weil es Menschen gibt, die Gewalt anwenden, was aber nichts mit einer mentalen Erkrankung zu tun hat, sondern mit einer Sozialisation durch Gewalt bei fehlender Reflexion. Das gilt besonders für Menschen aus Kriegsgebieten. Hier wird Gewalt oft noch als Mittel zur Problemlösung angesehen. Es ist also notwendig, hier zu differenzieren, anstatt eine ganze Gruppe von Menschen zu verdächtigen und sie im Vorfeld zu schädigen. Menschen müssen behutsam und einfühlend aus ihrer Krise  begleitet werden, was ohne Weiteres möglich wäre, aber in den meisten Fällen nicht praktiziert wird. Auch die derzeitige medizinische Behandlung ist von gestern und schädigt mehr,  als dass sie hilft.

Ein Mangel an notwendiger Differenzierung führt zu Unrecht

Schuld ist nicht die mediale Berichterstattung, die immer wieder mental kranke Menschen als Gewalttäter hinstellt, sondern die verantwortlichen Ärzte in Kombination mit einer fehlgeleiteten Politik und Rechtsprechung, die Menschen mit mentalen Erkrankungen die Zurechnungsfähigkeit absprechen will. Auch ein kranker Mensch kann in jeder Situation darüber entscheiden, ob er Gewalt anwendet oder nicht. Er muss hier verantwortlich bleiben und gemacht werden und kann sich nicht auf eine Krankheit herausreden. Die Ursache für Gewalt liegt nicht in einer psychischen Erkrankung, sondern in einer fehlenden Abgrenzung zur Gewalt, die persönlich determiniert ist ganz unabhängig von einer Erkrankung. Krank zu sein ist eine Form der Passivität, der Ohnmacht, des Leidens, aber selten des Agierens oder Ausagierens durch Gewalt. Die hat persönliche Gründe, die im Charakter einer Person liegen. Es wird nicht genügend differenziert und dieser Mangel an Differenzierung führt zu großem Unrecht gegenüber kranken Menschen. Das ist nicht länger hinnehmbar, denn Geschädigte immer weiter zu schädigen ist etwas zutiefst Inhumanes und darf nicht legitimiert werden. Derart faschistoides Verhalten, das auch noch als rechtmäßig gelten soll, ist auch die Ursache für fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft. Mental kranke Menschen werden ausgegrenzt und extrem stigmatisiert, obwohl sie Opfer sind, denen geholfen werden muss. Gewalt und Zwang ist keine Hilfe, sondern Verletzung der Person, der Würde und der Rechte von Menschen. Und natürlich kommt es aber doch eher selten vor, dass ein zur Gewalt Sozialisierter auch mental erkranken kann.

Eine skandalöse Rechtslage

Diese Legitimierung von Gewalt gegen mental kranke Menschen erinnert immer noch an das dritte Reich. Menschen werden nicht in ihrer Not wahrgenommen, sondern noch zusätzlich schwerstens belastet durch eine pauschale Unterstellung einer möglichen Gewaltausübung. Auch eine Traumatisierung ist ein Leiden, das nicht zur Anwendung von Gewalt führt und darf nicht als Entschuldigung gelten. Jeder Mensch ist unter allen nur erdenklichen Umständen verantwortlich für sein Handeln. Statistisch gesehen, sind mental kranke Menschen weniger gewalttätig als sogenannte gesunde. Das sollte zu denken geben. Ausnahmen dürfen nicht Grundlage für eine Gesetzgebung sein, denn es gibt keinen genuinen Zusammenhang zwischen Krankheit und Gewaltanwendung. Vielmehr ist Krankheit ein Ausschluss von Gewalt, weil hier oft Gewalt erfahren wurde, die natürlich abgelehnt wird. Die Tatsache, dass Ausnahmen zur einer allgemeinen schädigenden Gesetzgebung herangezogen werden, ist ein rechtlicher und auch medizinischer Skandal, der aber durch eine mediale Berichtserstattung beschwichtigt werden  und der Eindruck entstehen soll, diese Gewaltmaßnahmen seien gerechtfertigt. So wird das Leid der Leidenden verschlimmert und steht einer Heilung vollkommen im Weg. Und mentale Krankheiten wären heilbar, wenn man sich ihrer behutsam annehmen würde. Das ist heute nicht der Fall.  Mental Kranke  werden behandelt wie Menschen dritter Klasse, als wären sie es nicht wert, dass man sie empathisch annimmt, sie vorsichtig wieder in ein normales Leben hineinführt und ihnen so mögliche Behandlungen auch erklärt. Jede Krankheit ist ein Symbol für ein Leiden und muss entschlüsselt werden. Aber die Kommunikation mit Erkrankten hält man für überflüssig, was zu einer allgemeinen Misere in der Salutogenese geführt hat. Die Rückschrittlichkeit der EU ist im 21. Jahrhundert der Individualisierung auch im Zuge einer personalisierten Medizin nicht mehr erträglich. Und die Tatsache, dass mentale Erkrankungen heilbar sind, muss Druck auf Ärzte ausüben, die eine vermeintliche Unheilbarkeit nicht länger als Ausrede für ihre Inkompetenz anführen dürfen.