Die wahren Gründe für die Unterschiede der Geschlechter

Die ZEIT hat in ihrer Ausgabe 008/2021 den großen Unterschied zwischen Mann und Frau thematisiert und peinlicherweise den Mann als das schwächere Geschlecht bezeichnet. Die Tatsachen liegen aber ganz anders

Warum Männer früher sterben und insgesamt ungesünder leben, liegt an ihrer Sturheit, an ihrer Uneinsichtigkeit und an ihrer Ignoranz, letztlich auch an ihrer Besserwisserei. Geht es um den Streit zwischen den Geschlechtern, will ein Mann nicht nachgeben, will seine Machtposition bis zum Letzten erhalten – sogar bis zur krankmachenden Erstarrung. Es gibt kein Einlassen auf den Prozess der Verständigung, weil hier die eigene Position zur Disposition steht und das darf nicht sein. Frauen stellen sehr viel in Frage und sind kommunikationsstarke Vertreterin der befreienden Auseinandersetzung. Frauen lesen zwischen den Zeilen und blicken hinter die Fassaden, was vielen und vor allem Männer gar nicht gefällt. Das Blendertum ist keine weibliche Domäne. Frauen lassen sich ein und sind viel zu bereit, Zugeständnisse zu machen, die dann auch nur mit Füßen getreten werden. Männer verstecken sich hinter der Fassade von Geld und Prestige, Frauen geht es eher um die Sache an sich. Sie wollen Probleme beheben und Klarheit schaffen für bessere Lebensverhältnisse. Sie wissen, dass man dafür die Verständigung braucht. Es ist eben  nicht nur die Mitteilung, sondern auch die symmetrische Kommunikation zwischen Wahlbeteiligten, die aber nur mit einer hohen Intuition wirklich möglich ist. Die Grundintention muss verstanden werden. Da helfen keine Zitate und keine Heranziehung der Gedanken anderer, da geht es eben ans Eingemachte, das viele Männer scheuen und lieber ihre anstrengende Fassade und oft auch ihr falsches Selbstbild durchhalten, weil sie auch hierauf trainiert worden sind. Das ist weder gesund noch bringt es Entwicklung ins System, aber es wird insistiert. Männer sterben früher, weil sie prinzipiell kein gutes Verhältnis zur Wahrheit haben – weder in Bezug auf sich selbst noch  in Bezug auf andere, die unter den massiven Verunstaltungen sehr leiden. Meistens sind das eben Frauen, denen man so vieles abspricht und die doch so viel beitragen müssen für eine heilere und gerechtere Welt.  Das Wahlrecht haben Sie noch nicht lange und ihre Vermögen sind noch lange nicht integriert.  Sie werden immer noch in die aufopfernde Rolle hineinmanövriert und nur so akzeptiert oder sie passen ihr Denken an das des Mannes an und verspielen ihre Chance auf Veränderung. Sie wagen in intellektuellen Positionen nicht den Kontrapunkt und machen eben mit, um anerkannt zu werden – insbesondere von Männern, denen es in erster Linie um den Machterhalt geht. Letztlich insistieren Frauen auf der Aufgabe von reinen Außenansichten, die oft ins Verderben führen oder eben in die Krankheit. Dinge nicht zu durchdringen verletzt die Lebensgrundlagen. Und auch der Fake ist typisch männlich.

Natürlichkeit ist weiblich

Männer besiedeln eher the dark side of the moon. Daran sind sie allerdings selber schuld, denn sie lehnen oft jedes Ansinnen ab, Licht ins Dunkel zu bringen und Zusammenhänge zu erklären, die wir verstehen müssen, um allgemein mehr Bewusstsein zu entwickeln für das, was uns heilt und was uns krank macht und auch für das, was wir nicht leisten können.  Die Virulenz ist hoch und sie wird in erster Linie von Männern konstituiert. Frauen verkriechen sich oft in  Nischen, um dem zu entkommen und ihr Seelenheil nicht aufs Spiel zu setzen. Vorsicht ist immer geboten, wo männerdominierte Bereiche wirksam sind. Hier fehlt oft ganz die Intuition und die Synthese und bleibt einseitig und unbeweglich in dogmatischer Verharrung. Herzinfarkte und andere fehlgeleitete Wachstumsprozesse sind hier die Folge, weil alles aus dem Fluss gerät und die Landschaft vereist. Unter solchen Bedingungen können Frauen sich nicht entwickeln und auch Männer erleiden durch ihre eigenen Haltungen schwere Erkrankungen. Es fällt ihnen schwer, einmal Erreichtes eventuell wieder aufzugeben für etwas Neues und Veränderndes. Sie suchen den Mangel in erster Linie aber bei der Frau und nicht bei sich selbst. Oft wird das Natürlichste von der Welt – nämlich der Dialog – verhindert und alle Missverständnisse und Vorurteile dieser Welt erhalten Einzug, gegen die man dann auch wirklich machtlos wird. Man muss sogar so weit gehen und behaupten, Männer seien gar keine wahren Demokraten, sondern wollen die Vorherrschaft und die Bevormundung gegen alle Reden und Bemühungen um Gleichberechtigung, die natürlich immer auch die Erklärungen eines Menschen berücksichtigt und respektiert und sich nicht besserwisserisch über alles hinwegsetzt, was erkannt wurde. Hier fackeln die gesunden Menschen auch nicht lange, sondern gehen ihren Weg und lassen sich keine Vorschriften machen, wenn es um ihre oft auch noch begründeten Entscheidungen geht. Darin sind wir frei und müssen auch frei bleiben, denn sonst geraten wir in ungesunde Zwänge und in enormes Unbehagen, das schnell zur Krankheit mutieren kann, wenn hier von außen eingegriffen und manipuliert wird.

Gegen das Desaster

Die Schwäche des Mannes bezieht sich darauf, dass die Ermächtigungen oft gegen Frauen durchgehalten werden, anstatt mit ihr gemeinsam zu kämpfen für mehr allgemeinen Durchblick. Dafür braucht der Mann die Frau und nicht in erster Linie für die Befriedigung von Trieben. Leider sieht die Realität aber anders aus. Kaum ein Mann sucht eine Frau, um besser durchzublicken. Da kann man als Frau lange suchen und bleibt dann doch besser allein, denn die reine Instrumentalisierung ist ein Schaden für die Seele und den Geist. Vieles läuft subtil und offensichtlich auf Unterwerfung hinaus, weil der Mann sich nicht auf dieselbe Ebene begeben will, um gemeinsam einen Weg in eine bessere Zukunft zu finden. Hier müssen die äußeren Fassaden fallen und der Mensch ganz Mensch werden für eine Begegnung, die neue Möglichkeiten eröffnet und die geschlagenen Wunden heilt.  Freud behauptete, dass der Mensch im tiefsten Wesen nur Sexualität will und hiermit seien die Probleme gelöst.  Die Realität  spricht eine andere Sprache, denn Sexualität kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die seelische und geistige Nähe oft fehlt und die Beziehungen eben nicht halten. Wahre Bindung ist über diesen Weg nicht möglich. Aber auch das ist letztlich ja eine männliche These, die Frauen nicht klaglos hinnehmen sollten. Wo keine seelische und geistige Nähe besteht, wird vor allem die Frau unterworfen. Und letztlich ist es immer noch so, dass Frauen, die viel lesen und denken, als gefährlich eingestuft werden, wenn sie die Rolle der Anpassung verlassen und für mehr Wahrhaftigkeit kämpfen und um ihre Rechte und Einsichten, auch um die vielen zerstörerischen Blockaden und Determinierungen zu beseitigen, die das Leben so beschweren. Und Intellektualität impliziert auch immer die Freiheit, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Hier kann keine höhere Instanz wirksam werden wollen, denn auch das ist Entmündigung. Kranke, Behinderte und Frauen werden eben immer noch entmündigt – mehr oder weniger offensichtlich. Das sind keine modernen Zeiten, sondern wirkende Relikte aus einer vergangenen Zeit. Der freie Wille eines jeden Menschen wird nicht garantiert, auch das ist eine männliche Variante unseres derzeitigen Daseins und schon lange nicht mehr akzeptabel. Für jeden Menschen gilt, den freien Willen zu erkunden und ihn, solange er nicht kriminell ist, auch zu unterstützen und Menschen nicht zusätzlich zu schwächen. Das männliche Prinzip der Unterdrückung ist historisch belegt und muss nicht weiter begründet werden. Die Methoden und Maßnahmen sind weiterhin wirksam – mehr oder weniger offensichtlich. Bindungen sind emotional und wo sie nicht vorhanden sind, kann man sie durch keine Tricks und keine Korruption erzwingen. Auch das ist ein gefährdender männlicher Zug, der das natürliche Gleichgewicht zerstört und aus dem Leben ein einziges Desaster machen kann.  Natürlich kann man alles Macht- und Imponiergehabe als Schwäche bezeichnen. Aber damit sitzen Frauen trotzdem am kürzeren Hebel.

Die Bibliothek ist ein Ort des Durchblicks

Die Bedeutung bzw. Wirkung von Büchern wurde oft informell bestritten, ihr Ende sogar prophezeit. Bücher werden aber angesichts einer komplexer werdenden Welt immer wichtiger. Wer die Zeichen der Zeit richtig versteht, der suche eine Bibliothek auf und bilde sich eine eigene Meinung

Die Anfänge der Bibliothek gehen auf die Ägypter zurück und deren Aufzeichnungen auf Papyrusrollen 1866 v. Chr.. Das Wort Bibliothek stammt allerdings aus dem Griechischen und umfasste die Schriften der Zeit für die gebildete Elite.  Im Mittelalter waren es vor allem die Klöster, die handschriftlich Texte verfassten und reproduzierten in erster Linie für den Klerus. Der Buchdruck von 1440 sowie die Erfindung der Papiermaschine von 1799 und die Übersetzungen  machten Bücher für die Öffentlichkeit zugänglich. Bibliotheken erfassen, erhalten und veröffentlichen auch ein kulturelles Erbe und waren oft Ziel der Zerstörung. Deshalb werden heute viele wichtige Dokumente im stillgelegten Barbarastollen aufbewahrt für die Nachwelt. Die Erzeugnisse einer Kultur sind heute für jeden zugänglich und einsehbar auch unabhängig von irgendwelchen institutionellen Ausbildungen. Diese prinzipielle Zugänglichkeit beinhaltet die uneingeschränkte Möglichkeit, sich Bildung anzueignen ohne großen Kostenaufwand. Voraussetzung hier ist eine hohe intrinsische Motivation, sich ohne weiteren Zwang einen Eindruck zu verschaffen in die Produkte des Geistes. Jeder ist hier seiner Bildung Schmied und hat es in der Hand, wie weit er sich informieren und wie tief er in die Materie einsteigen möchte auch über Fachzeitschriften. Die Bibliotheken bieten auch hier ihre Hilfe an, um die Recherchen intensivieren zu können. Prinzipiell wird zwischen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken unterschieden.

Bibliotheken haben therapeutische Wirkungen

Das Lesen wurde oft als etwas verschrien, das nichts bewirken könne außer eben Wissen zu vermitteln. Aber das Lesen von Büchern bewirkt sehr viel in den Rezipienten. Wer sich nicht gut fühlt, sollte sich in einen der Lesesäle begeben und sich dort auf ein Buch oder seine geistige Arbeit konzentrieren. Nach einer halben Stunde ist er an diesem Ort vollständig angekommen und spürt die geistigen Synergien in diesem Raum der Konzentration. Nach ein paar Stunden Aufenthalt ist der Besucher ein anderer durch die kontemplativen Schwingungen, die seinen Geist erfasst und modifiziert haben. Er wird den Rest des Tages aufgebaut und glücklich sein im Bewusstsein, dass sein Geist sich  in einer höheren Sphäre bewegt. Insofern kann man einen längeren Aufenthalt in einer Bibliothek immer auch als eine Art Therapie betrachten, die von den Alltagsproblemen ablöst und sie relativiert. Die bleiben draußen. Der Mensch wird eins mit dem Geschriebenem und Gedachtem und so befreit von der Enge des eigenen beschränkten Bewusstseins. Viele Schriftsteller arbeiten auch deshalb in einer Bibliothek, weil hier eine Konzentration möglich ist, die sich durch die Konzentration der Mitbesucher steigert und somit die Kreativität befördert. Wer eine Arbeit zügig erledigen will, tue dies in einer Bibliothek und nicht zu Hause.

Für eine Promotion ist es nie zu spät

Rosemarie Achenbach hat mit 94 Jahren über den Tod promoviert und freut sich noch mit 96 Jahren über ihre Autonomie. Sie organisiert ihr Leben rundum selbst, ist nicht auf Hilfe angewiesen. Sie hat nicht aufgegeben, ihren Traum vom Leben zu erfüllen, obwohl man es ihr schwer gemacht hat. Dieses Nichtaufgeben geistiger Arbeit und mentaler Anstrengung ist auch die Voraussetzung für lange Gesundheit und Beweglichkeit in Kombination mit gesunder Lebensführung. Die Bibliothek ermöglicht auch die Informationen mittels Datenbanken über themenrelevante Veröffentlichungen für die jeweilige wissenschaftliche Arbeit, die sich mit dem Denken anderer Wissenschaftler auseinandersetzt. Diese Suche beginnt auch mit dem Literaturverzeichnis von Fachbüchern und Aufsätzen unter den dafür eingerichteten Suchoptionen, die tiefer in die Materie einführen. Die Komplexität der Recherchen kann auch durch die Angestellten der Bibliothek erleichtert werden. Sie geben gerne Auskunft. Letztlich geht es aber um die selbständige Erarbeitung eines Themas, für das ein großes eigenes Interesse besteht mit der Möglichkeit, einen Doktorgrad zu erwerben und somit einen Beitrag zu leisten für den wissenschaftlichen Diskurs. Jeder neue Beitrag ist eine Bereicherung und eröffnet einen neuen Blickwinkel durch die Individualität des jeweiligen Menschen. Jeder sollte die Möglichkeit erhalten, sich frei und selbstbestimmt einer solchen Herausforderung zu stellen. Das intensive Bearbeiten eines Themas im Rahmen einer Bibliothek verleiht Flügel und führt in den berühmten Elfenbeinturm aller geistigen Ambitionen. Dafür sollte man die Stimmung und die Atmosphäre einer Bibliothek nutzen. Auch wer sich umfassende Kenntnisse über den Rest der Welt und andere Kulturen verschaffen möchte, kann dies über das Sprachenlernen und schriftliche sowie bildliche Dokumentationen erreichen. Man kann  auch Grenzen überwinden, ohne zu verreisen.

Bücher steigern die Komplexität und den Durchblick und damit die Veränderung

Bücher verändern das Bewusstsein und beinhalten ein hohes Potenzial der Selbstorganisation und Selbstfindung für ein gelingendes Leben. Die Erreichung einer  Komplexität durch Lesen erhöht die Chance auf eine geistige Beweglichkeit, die sowohl im Privaten wie im Beruflichen einsetzbar ist. Wer also mal Schwierigkeiten auf dem einen oder anderen Gebiet hat, der suche eine Bibliothek auf und organisiere sich neu.  In dieser Atmosphäre der Gleichheit gibt es keine sozialen Unterschiede, denn der freie Erwerb von Wissen unterliegt keinen Restriktionen. Der Staat finanziert Weiterbildungen oft nicht. Aber wer sich selbständig Wissen und geistige Kompetenzen aneignet, der hat auch durch die damit verbundene Überzeugungskraft wieder neue Chancen. Der Mensch hat hier die Möglichkeit, mit vielen anderen in einen virtuellen Kontakt zu treten und durch diese Kontakte zu profitieren in ganz persönlicher Hinsicht bis hin zu Erreichung von kleinen mentalen Emergenzen (neue Zustände mit neuen Erkenntnissen auch für die eigene Transformation) für mehr Durchblick und Urteilsvermögen, die auch insgesamt die Gesundheit befördern. Das gilt für Bücher allgemein und potenziert sich über die freie Verfügbarkeit in einer Bibliothek, die über jede private Bibliothek hinausweist  in den Bereich der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine gute Bibliothek sollte immer auch zusätzlich eine Möglichkeit der Begegnung schaffen durch eine Cafeteria, denn Besucher von Bibliotheken haben viel Gemeinsames und möchten sich auch austauschen, was in den Lesesälen nicht so möglich ist. Hier verständigt man sich vorwiegend mit Blicken. Sie ist ein Ort interessanter Begegnungen von Wissenschaftlern, Autoren und Studenten aller Altersgruppen. Selbstständige Weiterbildungen durch und in einer Bibliothek sollten unbedingt anerkannt werden, auch wenn am Ende kein Zertifikat steht. Selbstständigkeit wird noch viel zu wenig honoriert und das ist ein Mangel in der Kultur. Wer viel liest, hat einen weiten Horizont und lässt sich nicht indoktrinieren. Der mündige Bürger liest Bücher und bildet sich eine eigene Meinung. Die Meinungsbildung sollte man nicht allein den vermittelnden Medien überlassen, weil hier vertieftes und unmittelbares Wissen oft nicht möglich ist. Es geht aber nicht nur um die eigene Kultur, sondern auch um die geistigen Erzeugnisse anderer Kulturen, die wir begreifen und  integrieren müssen.

Geistige Bereicherung, die sich auch materialisieren lässt

„In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet.“ Dies Johann Wolfgang von Goethe zugeschriebene Zitat erklärt den Tatbestand der geistigen Bereicherung, die nachhaltig und zugleich eine Investition in die Zukunft ist. Niemand kann sich hier ausgeschlossen fühlen vom kulturellen Diskurs seiner Zeit, denn Bibliotheken sind auf dem neuesten Stand und der Nutzer kann auch seine Anschaffungswünsche äußern, sollte ein Buch nicht vorhanden sein. Und wer sein eigenes Buch für die Nachwelt erhalten wissen will, der bietet es eben den großen Bibliotheken an. Auch die digitale Nutzung der Bibliothek als Sammlung elektronischer Medien spielt im Kontext der Digitalisierung eine entscheidende Rolle, wenn auch das gebundene Buch immer noch ein haptisches Vergnügen bleibt und sich hoffentlich nie ganz überholt. Es ist nicht übertrieben, Bibliotheken als wahre Heilanstalten zu bezeichnen, denn es ist immer auch der Kontakt mit der Welt und ihrem kulturellen Erbe des Erhabenen gegen eine allzu profane und materielle Welt der Notwendigkeiten. In diese geistige Welt einzutauchen ist ein Abenteuer, denn man verlässt den Lesesaal anders, als man in betreten hat.  Das hat sich herumgesprochen und die Lesesäle sind heute sehr gut besucht auch wegen der Mitnahmemöglichkeit der eigenen Computer für Abschlussarbeiten an den Universitäten und für private Kreativerzeugnisse. Wer sich also aufbauen will, der verlasse seine Wohnung und begebe sich an diese atmosphärischen Orte des Denkens und der Wissensaneignung.

Bild: Staatsbibliothek München

Das Unausgesprochene unterminiert uns

Die Meinung zu äußern wird immer schwerer,  denn political correctness ist das Korsett der Sprache und will Äußerungen diskreditieren, die den Mainstream unterwandern: Die Schere im Kopf hebelt unsere Freiheit aus

Der Mensch wird angehalten, nicht mehr zu sagen, was er denkt, sondern was gerade gut ankommt und sich als gut angepasst zeigt. Nun ist Sprache auch immer ein Ventil und notwendig in einer Demokratie der Toleranz und der Einsicht in die Funktion der Sprache als eine Möglichkeit der Entlastung auch durch die hoch dynamische Verständigung im Dialog. Unausgesprochenes zwischen Menschen und in der Politik verursacht Störungen und Blockaden, die sich krankhaft durchsetzen können. Wir haben die Sprache, um unsere Position zu erläutern oder auch mal etwas Unbedachtes zu sagen. Sprache ist ständig in Bewegung und auch zur Korrektur bereit, man darf sie nicht zu stark beschneiden, wie es derzeit der Fall ist. Sie sollte sich natürlich an Fakten orientieren, aber sie ist eben auch Sprachrohr der Ängste, der Befürchtungen, der Gefühle. Worte sind keine Taten! Leider schwächt diese Ideologie unser Ausdrucksvermögen mittlerweile enorm. Wir müssen uns an der Literatur orientieren, die ja vieles auszusprechen in der Lage ist, d.h. Worte findet auch für das Schreckliche. Mir sind Leute lieber, die laut brüllen und ihrer Wut Luft machen als die Stillen, die dann zu Terroristen mutieren, weil sie den inneren Druck nicht mehr aushalten und destruktiv werden. Sprache soll ruhig provozieren gegen eine Tendenz, alles sprachlich auf eine Linie zu zwingen. Demokratie lebt davon und muss auch Unbehagen beantworten können. Sprachlich machen wir uns die eigenen Gefühle bewusst und treten so gleichzeitig in Distanz zu ihnen. Und Sprache ist auch etwas Faszinierendes, das im Aussprechen so vieles auflösen kann, wenn es nicht wirkungslos bleibt und sich an Adressaten wendet, die aufgeklärt werden müssen. Wer auch ein unnötiges Leiden verursacht hat, muss sich mit der nachfolgenden Kritik auseinandersetzen.

Die Demokratie lebt vom gesprochenen Wort

Die Misanthropen unter uns wollen uns den Mund verbieten. Auch den Mund des Volkes. Wenig Elaboriertes soll am Besten gar keine Stimme erhalten. Aber in den Äußerungen finden wir auch die Wahrheit und die Sorgen der Menschen, die jede Politik ernst nehmen muss. Derzeit werden wir von der erfolgreichen Diktatur Chinas bedroht, die die Freiheit der Sprache und des Denkens nicht erlaubt. Das gesamte Leben wird kontrolliert und jedes sogenannte Fehlverhalten sanktioniert. In so einem Klima sagt niemand mehr, wie es ihm wirklich geht und was ihn aufregt. Auch in den westlichen Demokratien wird vieles verschrien, was den Unmut der Bevölkerung formuliert. Sicher, das kann zu Parteien wie der AfD führen, aber das ist parlamentarische Demokratie und die hat sich auseinanderzusetzen mit Andersdenkenden, solange sie die demokratische Grundordnung akzeptieren. Wer diese aufgibt, hat sich selbst korrumpiert und bewegt sich in gefährlichem Terrain. Es darf und muss politisch gestritten werden. Wo die Debatten immer leiser werden, droht der Verfall. Sicher, manch einem möchte man privat  nicht zuhören. Muss man auch nicht. Der soll sich Gleichgesinnte suchen, die es ja gibt auf dieser Welt. Und wir haben die kommunikativen Instrumente dafür. Keiner muss hier aufgeben. Und gegen Hass und Vorurteile hilft nur die nicht nachlassende demokratische Aufklärung.

Gegen den Opportunismus

Die Haltung des Verschweigens, des Vertuschens, des Verweigerns von Kommunikation ist ein erstes Zeichen für eine Entwicklung, die uns Kopf und Kragen kosten kann. Eine Demokratie lebt von Aufklärung, Offenheit und Transparenz. Davon sollten wir nie genug bekommen. Diese politischen Werte prägen unser Leben und unser Wohlbefinden, weil Durchblick überall Erleichterung schafft und Menschen aus ihren Verstrickungen befreit. Wir sind weit davon entfernt, Menschen zu befähigen, sich ein objektives Bild von der Lage zu machen, wenn wir ihr den Diskurs verweigern. Wenn sie dann falsch liegen, werden sie als inkompetent abgetan und negiert. Wer schon im Kleinen und Privatem nicht mit offenen Karten spielt, ist wohl kein vehementer Verfechter der Demokratie, sondern eher der Autokratie. Er will dem Anderen nicht die Chance geben, sich besser zu orientieren. Er will im Grunde auch keine Gleichberechtigung, sondern deutlich zeigen, wer hier die Macht hat und was diese Macht eben befürwortet oder für schlecht hält. Wir organisieren unser gesamtes Leben über die Sprache und je freier und ungezwungener sie ist, um so authentischer und kommunikativer wird der Mensch. Solange sie diskursfähig ist, unterliegt sie allen natürlichen und notwendigen Korrekturmöglichkeiten des zugrundeliegenden Denkens. Wird sie dogmatisch und ideologisch, verlieren wir auch die Lust am Diskutieren und werden selbst stumm und erstarren. Die Prinzipien der Demokratie dürfen im Denken nicht aufgegeben werden. Wer dies tut, ist jenseits aller diskursiven Dynamik und ein Verlorener. Daran muss sich keiner abarbeiten. Die Sprache ist die Grundlage unseres Lebens und das freie Sprechen ein Existenzial. Sicher, mit Widerrede und auch Abwendung müssen wir eben rechnen. Dann suchen wir uns eben andere. Widerlich wäre der Opportunismus, denn den will eigentlich nur der demokratisch Unterentwickelte. Und man denke ruhig laut, denn so bekommt man einen Eindruck von der eigenen Überzeugung und kann auch besser andere überzeugen. Der eigene Standpunkt ist nicht nur die Grundlage für unsere Gesundheit, sondern auch das Profil für die Wahl seiner selbstbewussten Diskutanten, die auch wirklich in der Lage sind, an sich zu arbeiten, denn Diskurse sind keine reinen Unterhaltungen, sondern verändern bestenfalls. Diese Anstrengung vermeiden viele, die den Wert der lebenslangen Entwicklung nicht einsehen möchten.

Verbieten wir also nicht das Wort, sondern diskreditieren die Aufgabe demokratischer Haltungen. Hunde, die bellen, beißen nicht! Der Mensch braucht wieder neues Vertrauen in das Funktionieren der streitbaren und diskursfähigen Demokratie gegen die Propagandaisierung einer Gesellschaft. Es ist auch eine Gratwanderung bzw. eine Kunst, Spiritualität und demokratische Prinzipien zu vereinbaren.