Wir erkennen den Hochstapler daran, dass er Entwicklung und Wahrheitsfindung ablehnt, denn sein Metier ist die Täuschung und die Selbsttäuschung bzw. die Selbstlüge. Er kann auch zwischen Lüge und Wahrheit nicht differenzieren, weil sein Dasein ein unechtes ist, das bei genauem Hinsehen keiner Prüfung standhält. Der Hochstapler gewinnt überall dort Land, wo nicht richtig durchgeblickt wird oder sich Menschen finden, die sich täuschen lassen, weil sie den Impetus der Täuschung gar nicht antizipieren. Hintergrund der Täuschung ist völlig fehlende objektive Selbsterkenntnis in Verbindung mit der Unfähigkeit zur Selbstkorrektur. Das Ego ist dermaßen falsch aufgebläht und falsch stabilisiert, dass eine korrigierende Besinnung keine Chance hat. Hier werden andere Menschen instrumentalisiert, um das falsche Selbstbild zu bestätigen. Eigentlich ist es ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl, das hier kaschiert werden soll, denn es ist für den oft narzisstischen Autisten unerträglich, in den Spiegel zu sehen, sich selbst als das zu begegnen, was er ist mit der Chance auf gesundes Wachstum, das zu entsprechenden Maßnahmen führen könnte. Doch von Realität hält er nichts. Dabei geht es ja nicht um Fatalismus, sondern um die richtige Einschätzung für einen Wandel im Bewusstsein und um ein Loslassen des Falschen und Unpassenden oder des sich Sperrenden.
Das gute Urteilsvermögen hängt davon ab, wie gut sich der Mensch selbst einschätzen kann. Allmachtsfantasien und Größenwahn schleichen sich dort ein, wo keine höhere Macht anerkannt wird, sondern sich der Mensch absolut setzt. Der Schatten, die Schwächen werden ausgeblendet und durch eine einseitige Sicht auf die Dinge des Lebens kompensiert. Dieser Mensch lebt nicht in der spirituellen Fülle der Wahrheitssuche, sondern in dem Existenzial der Lüge. Somit kann er auch nicht in eine wahrheitsorientierte Kommunikation eintreten, der Dialog gestaltet sich hier schwerfällig und energieraubend, denn seine Entlarvung wäre gleichzeitig sein Untergang. Also hält er fest am Paradigma der Unwahrheit und lebt in einer hermetischen Welt als Wille und Vorstellung, die in großem Kontrast zur Außenwelt vor sich hindämmert. Anziehend findet er die esoterischen Gedanken, die eben ein Ausweichen vor der Realität möglich machen. Er ist hier nicht gezwungen, sein Selbstbild zu revidieren. Menschen mutieren hier zu Statisten eines unwahrhaftigen Selbstbewusstseins gegen eine gewisse Illegalität und führen beim Hochstapler zu einem Veitstanz der Hysterie beim Erwähnen und Ermahnen zu einer Orientierung am Göttlichen. Hintergrund und Vordergrund sind nicht kohärent.
Man erkennt ihn am fehlenden gesunden Menschenverstand. Zwar bedient er noch die Anforderungen einer vordergründigen Denkfähigkeit, aber scheut die Tiefe des Denkens in seiner demaskierenden Funktion. Das Licht der Erkenntnis blendet ihn lediglich, denn innere Entwicklung und Reifung stehen ihm fern. Seine Teleologie ist die egozentrische Icherweiterung bzw. Selbstverherrlichung, die einer gesunden spirituellen Selbstentwicklung entgegensteht, die zu wahrem inneren Wachstum und Erfahrung von Sinn führt. Das energetische Niveau ist das der Ausbeutung, denn unmögliche Synergien hemmen den Austausch. An diese Stelle treten dann obsessives eingeschränktes Denken, das den Perspektivenwechsel nicht zulässt und als ein inneres Gefängnis den Blick trübt. Der Hochstapler ist Sinnbild für eine verfehlte Existenz, dessen Selbstausdruck nicht gelingt. Der Anschein von Tugend ist hier die Waffe der Abwehr jeder Kritik. So schafft er sich eine Festung aus Selbstbetrug und Verfehlung des eigenen Daseins.