Die heilige Sphäre

Allen Religionen gemeinsam ist die Erfahrung der entgrenzenden Alleinheit der unio mystica, die alles Subjektive und Vereinzelte übersteigt.

Wir müssen nicht so weit gehen, dass das Göttliche in allem zu finden ist. Das entspricht nicht der Realität. Das Schlechte kommt in die Welt durch Unwissenheit und fehlende Gotteserfahrung sowie Begrenzung durch den Körper. Wirkliche innere Freiheit findet der Mensch nur in der Überwindung seines Egozentrismus. Der Zen-Meister Dogen Kigen (1200-1253) lehrte: „Den Weg studieren, heißt sich selbst studieren. Sich selbst studieren, heißt sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen heißt, in Harmonie mit dem ganzen Kosmos zu sein“. Man möchte noch hinzufügen: Mit dem Kosmos in Harmonie zu sein, heißt innere Freiheit. Die unio mystica auch bei Meister Eckehart besagt dasselbe: Die Einswerdung mit Gott ist eine Erfahrung tiefsten inneren Friedens und Glücks und auch der Heilung. Von hier aus kann ich das Konflikthafte lösen und komme in den Fluss des Tuns und Werdens. Diese Verbindung mit Gott ist der Urgrund des Daseins und nicht an bestimmte Rituale und Dogmen gebunden, wie man immer wieder betonen möchte. Hier ist kein Raum für Fundamentalismus, denn diese heilige Sphäre ist Befreiung vom kleinlichen und berechnenden menschlichen Denken. Sie ist die Quelle für Hoffnung und Zuversicht. In der Stille komme ich ihr sehr nahe. So kann ich in mich hineinhorchen und meine Ich-Grenzen überwinden, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Begierden und negative Emotionen sind extreme Beschränkungen, die eben dadurch auch sehr unglücklich machen.

Spiritualität kennt keinen fundamentalen Dogmatismus

Sicher steht diese mystische Erfahrung im Kontrast zur Welt, die spirituelle Erfahrungen sehr behindert, weil sie auf der Materie beruht und damit das Körperliche überbetont, das wenig Freiheit kennt und auch den Geist einschränkt. Alles Geistige ist keine Abgehobenheit, sondern die Möglichkeit über die Kontemplation zum Wesentlichen zu kommen. So schreibt Bede Griffith: „Es gibt ein tiefes Zentrum in jedem Menschen, das nur von Gott, dem Unendlichen, dem Ewigen ausgefüllt werden kann. Jeder Mensch kann in seiner physischen Situation und seiner Psyche verloren sein. Aber dieses Zentrum ist immer da“. Es ist etwas Geistges. Diese Gegenwärtigkeit Gottes im Geist jedoch muss als etwas gedacht werden, für das man sich öffnen muss, damit es offenbar werden kann. Es gibt eben auch die Abwesenheit dort, wo der Mensch beginnt zu verletzen und zu schädigen und schlimmstenfalls auch noch in Gottes Namen. Das ist keine Spiritualität, sondern Sünde. Gläubige Menschen sind oft keine besseren Menschen, was uns glaubhaft Ulrich Schnabel in seinem Buch Die Vermessung des Glaubens vermittelt. Spirituelle Menschen jedoch tun alles, um Verletzungen und Schädigungen zu minimieren, weil Schädigungen eine Kette von negativen Wirkungen nach sich ziehen und in die Krankheit führen können. Solche Ursache-Wirkungsmechanismen sind dann schwer wieder zu heilen. Über die Erfahrung des Göttlichen kann es gelingen, denn hier ist der Mensch wieder ganz heil und ganz. Die Erfahrungen in der Welt spielen eine immer geringere Rolle. Rituale, Dogmen und Gurus sind nicht unbedingt notwendig, um diese spirituellen Erfahrungen zu machen. Der Mensch muss nicht in die Lehre gehen, sondern kann das Göttliche direkt erfahren ohne Vermittlung.

Das Göttliche ist zeitlos und damit höchste Freiheit

Es scheint an der Zeit, immer mehr Gewicht darauf zu legen, was allen Religionen (hierzu zählt auch der Buddhismus) gemeinsam ist. Der Zustand der Leidfreiheit auch unter schlechten Umständen steht jedem offen gegen alles Trennende und Berechnende. Lange Ausbildungen sind dafür nicht nötig. Das patriarchale Denken spricht eine andere Sprache. Hier ist etwas nur ernst zu nehmen, wenn es vermittelt worden ist durch jemanden. Aber jede Vermittlung ist auch wieder Einschränkung und manchmal eben auch Verunstaltung der Spiritualität, die objektive Züge trägt und keine Privatreligion ist. Wer die Einheit mit Gott sucht, der kann sie auch erleben. Wo sie nicht gewollt ist, da findet sie auch nicht statt. Ganz ohne Arbeit kommt man dabei nicht aus, aber die sollte nicht durch eine andere Person verzerrt werden. Gott zu erfahren besteht in der Erreichung einer hohen Energie, die vieles gelingen lässt. In dieser Verbindung vollzieht sich aber nicht die Auslöschung des Selbst, sondern das Potenzial der Möglichkeiten, durch diese Verbindung ganz selbst zu sein, ohne in die Vereinzelung zu geraten, sondern in der Verbindung zu wachsen und zu werden, was man im tiefsten Wesensgrund ist. Zugang finde ich hier in der Einheit mit der Ewigkeit Gottes als ganzes Dasein, das nicht von Raum und Zeit zerhackt wird. Die Erkenntnis Gottes ist fundamentaler als die Erkenntnisse des Verstandes und sie ist in der Lage, Menschen zu einigen, denn alles Wahre ist auch tiefer Frieden und Sinn, von dem Ulrich Schnabel meint, dass man ihm folgen soll – egal ob man das Ziel erreicht: „Und wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie“

Bede Griffith: Göttliche Gegenwart. Wien 2002

Ulrich Schnabel: Die Vermessung des Glaubens. München 1. Auflage 2010

Ulrich Schnabel. Zuversicht. München 1. Auflage 2018

Bessere Gesetze

Nicht alles, was Recht und Gesetz ist, ist auch gerecht. Bleiben wir wachsam und arbeiten auch am rechtlichen Fortschritt. Dazu ist jeder einzelne aufgerufen

Über die Notwendigkeit des mentalen Fortschritts wurde schon an anderer Stelle gesprochen. Eigentlich ist vor allem der mentale Fortschritt ein wirklicher Erfolg, weil vieles andere doch eher flüchtiger Natur ist. Und den mentalen Fortschritt hat jeder selbst in der Hand, ist hier von niemandem abhängig. Aber wir sind auch mit einem anderen Problem konfrontiert: mit Gesetzen, die wenig fortschrittlich sind und der Wissenschaft und den Erkenntnissen weit hinterhinken. Manche Gesetze sind auch weiterhin regelrecht ungerecht und fügen dem Menschen großen Schaden zu. Auch im Bereich von Recht und Gesetz muss um die Wahrheit gerungen werden. Dass diese Welt nicht gerecht ist, weiß jeder, aber wenn es einen selber trifft, ist man entsetzt und fassungslos, was die Rechtslagen und Rechtsbeugungen betrifft. Ein guter Staat ist für Erneuerungen und Verbesserungen stets offen und flexibel. Ist aber erst einmal etwas Gesetz, ist es aufwändig, es wieder zu ändern. Manche Gesetze sind bequem, machen es dem Staat leicht einzugreifen und die Rechte des Bürgers einzuschränken. Hier ist meistens auch eine Propaganda am Werk, die den Status quo erhalten will. Leider sind es auch allgemeine Vorurteile, die vermeintliche Sachverständige am Laufen halten. Dagegen hilft meistens die Statistik, die eine andere Sprache spricht. Aber auch der gesunde Menschenverstand allein muss zu Korrekturen führen können. Hierfür braucht man gut begründete Argumente.

Der Staat macht es sich sehr leicht und schadet den Betroffenen

Psychisch kranke Menschen werden in den westlichen Ländern so stark stigmatisiert, weil sie das übliche Alltagsdenken nicht bedienen. Leider sind diese Menschen aber relativ machtlos und zu ohnmächtig, sich gegen all die Ungerechtigkeiten, Unterstellungen und Vorurteile zu wehren. Man grenzt hier lieber aus und ignoriert sie, als sie als sensible und meistens intelligente sowie produktive Zeitgenossen wahrzunehmen. So ist man auch hier bemüht, psychisch kranken Menschen einfach Dummheit zuzuschreiben, damit man sie nicht ernst nehmen muss. Es gibt aber auch Völker, die psychisch kranken Menschen einen besonderen Stellenwert in der Gesellschaft zugestehen, weil ihre Einsichten über das Leben meistens tiefer und fundierter sind. Sie blicken nicht nur in Abgründe, sondern eben auch auf den Grund. Ihr Reflektionsniveau ist wesentlich höher als das des Ottonormalverbrauchers. Sie zu integrieren ist eine Bereicherung für die gesamte Gesellschaft. Tatsache aber ist das Gegenteil. Pathologisierungen und ein desolater Verfahrenskatalog bewirken nur Diskreditierungen. Dabei wäre es an der Zeit zu begreifen, dass psychisch Kranke viel zu sagen haben und ihre Meinung etwas wert ist. Sie verstehen meistens mehr über die Zusammenhänge des Lebens als ein vermeintlich gesunder Mensch. Dabei bewegt man sich sowieso auf einem Grat, was Gesundheit und Krankheit betrifft.

Alles eine Frage des Profits

Gerne bringt man kranke Menschen auch in die Nähe von Menschen, die anderen Menschen Schaden zufügen, was eindeutig falsch ist. Opfer und Geschädigte verabscheuen Gewalt und sind in Bezug auf andere Menschen eher vorsichtig und achtsam, da sie selbst so behandelt werden möchten. Dass psychisch kranke Menschen von Gesetzen terrorisiert werden, ist weiterhin ein Skandal, der immer wieder klein geredet wird, wenn irgendein Terrorist Schaden anrichtet. Dies korreliert aber nicht mit einer Krankheit, sondern mit seiner persönlichen Neigung, Konflikte über Gewalt zu lösen. Das ist aber eine ganz andere Motivation, die mit Krankheit nichts zu tun hat. Wer zum Opfer geworden ist, der entwickelt eine hohe Sensibilität gegenüber Verletzungen, ist viel achtsamer als der Rest der Bevölkerung, meistens eben sogar hochsensibel nicht nur in Bezug auf die eigene Person, sondern auch anderen gegenüber. Gesetze, die kranke Menschen diskreditieren, gehören einfach abgeschafft.  Die Antipsychiatriebewegung war und ist hier ein Denken, das unbedingt mehr Öffentlichkeit erreichen muss und darüber aufklärt, was der Staat verschweigt, um weiterhin repressiv tätig bleiben zu können. Für eine Besserung der Lage wird kein Geld ausgegeben und keine Energie investiert, da man Kranke auch für unproduktiv hält. Man verspricht sich auch keinen Profit. Aber bestens integrierte Menschen leisten dann doch sehr viel, wenn man sie denn anhören und sich ihrer Probleme annehmen würde. Psychische Erkrankung ist aber nur ein Beispiel von vielen in der Politik, die sich viel zu langsam bewegt. Und was gestern noch Recht war, kann morgen schon höchstes Unrecht sein. Mehr Liberalismus muss umgesetzt werden bei mehr Verantwortlichkeit für den Einzelnen. Wir sind nicht dazu da, alles einfach hinzunehmen, sondern müssen das verändern, was die Humanität angreift.

Henry David Thoreau: Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat. Frankfurt am Main. 1. Auflage 2001

Lebenscoaching

Wer sich mit Problemen herumplagt, braucht manchmal eine Unterstützung, die das eigene Umfeld nicht abdeckt. Darum wird ein Coach notwendig, der die Dinge objektiv sieht und dem Leben auf die Sprünge hilft.

Man kann nicht alles alleine schaffen, vor allem wenn es um das eigene Leben geht, das in die Entfaltung will und  muss, um gesund zu werden oder zu bleiben. Es geht nicht immer alles gut aus, weswegen man sich im Ernstfall Hilfe holen muss. Eigentlich ist es das keine Beratung, sondern ein gemeinsames Herausfinden von Ursachen und deren Bewältigung im Dialog. Der eigene Wille und die eigenen Neigungen sind dabei relevant für den Gesprächsprozess, der sich auf die Lebensführung bezieht auch und gerade bei Erkrankungen. Deswegen handelt es sich nicht nur um ein Lebenscoaching, sondern auch um ein Sinn- und Glückscoaching für ein besseres Wohlbefinden und für die Selbsterkenntnis im Kontakt mit einem Coach, der die Dinge des Lebens zur Sprache bringt. Am Leben sollte keiner verzweifeln, es gibt immer eine Lösung, die aus der Verirrung herausführt Wer nicht mehr weiter weiß, kann sich an Menschen wenden, die sich viele Gedanken über das Leben machen. Das Leben enthält Sackgassen und Stagnationen, die den Fluss unterbrechen und so zu Krankheiten führen können. Eine Sprache für die eigenen Schwierigkeiten zu finden ist daher kein Zeichen von Schwäche, sondern eins des Bewusstseins. Die eigene Aufgabe zu finden ist der erste Schritt in die Gesundheit.

Das Glück der zunehmenden Bewusstheit

Sicher kann man sich auch selbst coachen, aber dafür hat nicht jeder die Energie und vielleicht auch nicht das Wissen. Unwissenheit ist eine Ursache des Leidens. Bewusstseinsprozesse können im Dialog geklärt werden, so dass ein erfülltes Leben möglich wird. Wir sind nicht auf der Welt, um etwas zu ertragen, sondern um zu wachsen und zu reifen für mehr seelische und körperliche Gesundheit. Die verliert man schnell, wenn man die Zusammenhänge nicht klärt., in die man oft verstrickt ist. Zu ergründen, was man wirklich will und kann, setzt viel Selbstorganisation voraus. Wer nicht mehr zu sich selbst vordringt, lebt in Gefährdung, Und Selbstaufgabe hat viele Gesichter. Im Coaching geht es aber gerade um die Selbstentfaltung gegen die Resignation. Und komplexes Denken kann aus der Krankheit und dem Leiden herausführen. Bewusstsein macht glücklich, weil hier der Mensch frei wird von der Enge der Planlosigkeit. Es gibt Tage, an denen einfach nichts gelingt. Hier hat man meistens den Kontakt zu sich selbst verloren, sieht die Chancen nicht, sondern nur die Schwierigkeiten. Dabei ist es gar nicht so schwer, neuen Lebensmut zu finden und Energien zu bündeln für die Umsetzung seiner Ziele auch bei Einschränkungen durch eine Krankheit. Energie- und Kraftlosigkeit weisen auf unbearbeitete Probleme hin auch in der Identitätsfindung. Ich muss mich mit etwas identifizieren, damit das Selbstbewusstsein positiv wirken kann. Manchmal ist es das Erlebnis reinen Seins oder der Entdeckung von Fähigkeiten, die aus der Misere hinausführen.

Anleitung zum Selbstcoaching

Es geht darum, mit einem anderen Menschen, der selbst viel erlebt und durchlitten hat, einen guten Weg zu finden als Antwort auf ein manchmal kompliziertes Leben, das keinen roten Faden erkennen lässt. Für eine stabile Gesundheit braucht der Mensch den Erfolg, mit den Dingen in den Fluss zu kommen, die man sich ausgesucht hat. Die Arbeit an sich selbst gelingt nicht immer im Alleingang. Jeder Überflieger hat einen Coach im Hintergrund, der die Anleitung zum Selbstcoaching vermittelt gegen neue Abhängigkeiten, die nicht glücklich machen. Autonomie ist das höchste Ziel und die Voraussetzung für ein Gelingen des Lebens.  Auf diesem Weg kann man sich begleiten lassen gegen den blinden Fleck im eigenen Dasein. Coaching ist in jedem Alter sinnvoll, weil sich auch die Anforderungen wandeln und neue Ängste entstehen. Im Coaching kommt man an die eigenen Ressourcen heran, die Sinn vermitteln und aus den mentalen und manchmal auch körperlichen Beschwerden herausführen. Und mentale Gesundheit ist notwendig für die Durch- und Umsetzung von Vorhaben. Es ist also sinnvoll, sich etwas vornehmen über die Analyse von Probleme hinaus. Tätigwerden bringt die Dinge auf den Weg, entkrampft die Geschehnisse auch gegen allerlei Drogen, die real nichts verbessern, sondern nur ablenken vom eigentlichen Problem. Gegen ein Betäuben hilft die Bewusstseinsarbeit, die manchmal zu erstaunlichen Fortschritten führt und das eigene Leben transformiert. Kranke können so zu neuer Energie gelangen, die Dinge zu tun, die Freude bereiten und nach innen und außen wirken. Selbsterkenntnis und Neuordnung können eben auch angeleitet werden, wenn man sie selbst nicht schafft. So eröffnen sich neue Türen für ein erfülltes Leben bis ins hohe Alter hinein.

gabriele-kuehner@philosophische-beratung.net  (Honorar nach Vereinbarung) Bitte an diese Email schreiben für die Vergabe von Auftragstexten.

Die Müßigkeit des rein rationalen Denkens

Generell kann man feststellen, dass Analyse und logisches Denken zwar manchmal Sachverhalte klärt, aber nicht zu neuen Erkenntnissen führt.

Die Lektüre von Habilitationen hinterlässt manchmal eine gewisse Ratlosigkeit,, weil spürbar ist, dass der Diskurs hier ein rein wissenschaftlicher ist und damit beschränkt. Langeweile und eine gewisse Leere breiten sich aus. Auf eine Erweiterung des Bewusstseins hofft man hier vergebens. Ganz absurd wird es, wenn man sich Gott auf rationalem Weg nähern will. Die Rede von der „Armut im Geiste“ bezieht sich auch genau darauf. Es bedeutet nicht, dass jemand nichts im Kopf hat oder nicht denken kann, sondern dass er sich frei machen muss vom gewöhnlichen logischen Denken und auch von der Analyse. Das wissenschaftliche Denken führt häufig in ein gedankliches Gefängnis, das eine Verengung des Erkenntnisvermögens bedeutet. Ich kann auch Wissenschaft nicht an Sexualität koppeln, um dem Dilemma zu entgehen. Vielmehr ist es eine gefühlte Erfahrung, die ihre Berechtigung hat im Glauben, der ja bekanntlich Berge versetzen kann. Überzeugungen erfahren wir nicht über reines Denken, sondern eben auch über die Gefühle von Weite und Unbegrenztheit, die uns innerlich befreien und heilen. Wahres Leben ist nicht müßige Logik, sondern die Komplexität unseres Erfahrungsbewusstseins. Auf die vielen Irrtümer logischen Denkens kann hier nicht weiter eingegangen werden. Dahinter verbirgt sich nicht selten eine gewisse Lebensuntüchtigkeit, die auch zu schwerwiegenden Folgen führen kann. Wir begegnen uns auch nicht auf der logischen Ebene, sondern auf der interaktionalistischen bestenfalls der Resonanz oder der befremdenden der Polarität, die meistens nicht zu tieferen Gefühlen führt.

Wissenschaft beschränkt die Erfahrungskomplexität

Sicher, manchmal muss man sich Menschen auch vom Hals halten, die immer dasselbe sagen und meinen über die Wiederholung komme man ans Ziel. Hier funktioniert auch oft die Kommunikation nicht. Sie bringt nichts Neues zu Tage und langweilt ebenfalls. Nur sehr wenige Beziehungen sind in der Lage, neue Erkenntnisse zu generieren. Hierfür bedarf es wahrscheinlich wahrer Liebe, die nicht so häufig vorkommt und die nicht nur das Eigene im Anderen liebt und anerkennt. Es gibt auch Menschen, die die Andersheit eines Menschen einfach nicht anerkennen und meinen, sie müssten dem Anderen nur immer Recht geben, damit die Dinge weiter bestehen. Das ist vergeblich und ein Mangel an Charakter. Die Andersheit anzuerkennen, ist der Mut zur Differenz mit allen Konsequenzen wie der Begrenztheit der Intimität. Über einen gewissen Punkt kommt diese Bekanntschaft nie hinaus. Hintergrund hier ist meistens eine Ungleichheit des Interesses aneinander und der Interessen allgemein. Letztlich beschränken diese Schieflagen das Erkenntnisvermögen, weil es hier nicht befreiend sein kann. Das wäre es nur, wenn eine Übereinstimmung in den Grundhaltungen zum Leben vorliegt, das sich nicht beschränken will, sondern sich in der Fülle der Erfahrungsvielfalt zum Ausdruck bringt. Wir finden das vor allem in der Literatur und der Musik und ganz sicher nicht in den Wissenschaften.

Ohne Du kein Wachstum

In der Liebe kommen wir dieser Erkenntniserweiterung schon sehr nahe. Es ist hier nicht die Libido, die viele mit Liebe verwechseln, sondern die reine Zu- und Hinneigung zu einem anderen Menschen in Gegenseitigkeit, ohne den das Leben schwer und kompliziert wird, was keiner wollen kann. Es lohnt sich nicht, sich an Menschen abzuarbeiten, die solche Zusammenhänge schlichtweg leugnen oder nicht wahrhaben wollen, eigentlich nur auf der Suche nach sich selbst sind und selbst diese Frage nicht beantworten können. Wie wollen sie jemals bei jemand anderem ankommen? Die Beziehungsfrage bleibt bei diesen Menschen ungelöst und der Mensch seltsam tragisch unerlöst. Ganz unverständlich wird es, wenn jemand mit logischen Denken an einen anderen Menschen herangeht. Das ist armselig und genauso unerlöst. Das zeigt uns, wie dringend wir die Erkenntnis- und Bewusstseinserweiterung brauchen, um innerlich zu wachsen und zu reifen, ja um das zu erreichen, was wir uns vornehmen, denn oft ist es die Begegnung mit einem anderen Menschen, die die Energie liefert für ein erfolgreiches und glückliches Leben. Dieser Andere kann auch Gott sein oder Jesus Christus, dessen Stimme wir oft genug überhören. Wir tragen sie in uns, sie ist aber nicht identisch mit dem eigenen Ich. Es ist ein innerer Austausch, ein notwendiger Diskurs, der für den sich entfaltenden Menschen konstitutiv ist. Allein schaffen wir das nicht, der Mensch bleibt eindimensional und einsilbig, er dringt nicht zu sich selbst durch und tut eben oft das Falsche. Wahre Liebe ist die Lösung gegen ewige Stagnation und wenn es die Liebe zu Gott ist für ein komplexeres Denken und für den Mut, etwas zu wagen im Leben, dessen Ausgang wir noch nicht übersehen können.

Gewidmet der Jugend, die hoffentlich im Herzen immer weiter besteht (Sing Street, Arte 06.08.21 2015Uhr)