Bisher wissen wir noch nicht genau, wodurch die Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Komplexitätsentwicklung ist auf jeden Fall ein erster Schritt in diese Richtung
Für unsere mentale und organische Gesundheit braucht der Mensch kontinuierliche Entwicklung. Um deutliche Fortschritte machen zu können, bedarf es der Emergenz, die sich dann kristallisiert, wenn ein System immer komplexer wird. Diese Komplexität können wir durch intellektuelle Eigenarbeit hervorrufen oder uns von außen stark stimulieren lassen, was wahrscheinlich irgendwann auch die künstliche Intelligenz bewirken kann. Aber es gibt eben auch die intrinsischen natürlichen Möglichkeiten über die Auseinandersetzung mit den Inhalten des Denkens anderer Menschen für das eigene Denken. Passivität und reine Lernsituationen schaffen das nicht. Für alle Großhirnleistungen brauchen wir die Eigenarbeit, die produktive Kreativität, die die Transformationsleistungen des Gehirns in Gang setzen können. Dem ist prinzipiell keine Grenze gesetzt – auch keine Altersgrenze. Es scheint so zu sein, als bräuchten wir die Komplexität und die Möglichkeiten von Emergenzen für die Gesundhaltung des Gehirns und des Körpers. Beides muss in Bewegung gehalten werden bei Entwicklung einer hohen Intuition für die eigene individuelle Gesundheit, die auch die personalisierte Medizin notwendig macht. Mentale Gesundheit besteht also nicht im Erhalt des Status quo, sondern gerade in der Überwindung von festgefahrenen Strukturen, die immer neu überdacht werden müssen. Systemtheoretisch zieht diese These eine hohe Flexibilität nach sich. Systemwechsel ist die notwendige Folge, wenn Systeme nicht kompatibel sind mit der eigenen Entwicklung von Emergenzen, die immer auch eine Bewusstheit zur Folge haben, die den Wandel notwendig macht. Um den Bewusstseinsschock zu vermeiden, sollte man sich gut neu verankern.
Neue „Therapien“
Alle mentalen Krankheiten sind möglicherweise Großhirnleistungsstörungen. Ist dies der Fall, können eben mentale Erkrankungen durch Entwicklung von Komplexität für die Möglichkeit von Emergenzen geheilt werden. Der Mensch kann so seine Kompetenzen erweitern und seine Einsichten, die entsprechende Handlungen nach sich ziehen sollten. Dafür bedarf es auch immer äußerer flexibler Strukturen., die solche Ereignisse auffangen können. Wenn mentale Krankheiten Großleistungsstörungen sind, darf das Gehirn nicht weiter beeinträchtigt werden durch Medikamente, sondern es muss aufgebaut werden durch Coaching in die Komplexität hinein oder durch gezielte Eigenmaßnahmen wie das Lesen von Büchern und anderer Möglichkeiten des Aufbaus des Gehirns für die Optimierung der Großhirnleistungen vor allem für die Gesundheit. Im Zuge von Emergenzen wächst auch die Selbsterkenntnis bezüglich der eigenen Bedürfnisse in geistiger, seelischer und körperlicher Hinsicht – hier insbesondere die Ernährung und Bewegung betreffend. Wir verhalten uns schlichtweg gesünder. Emergenzen ereignen sich nicht in langwierigen herkömmlichen Therapien. Im Gegenteil, sie werden verhindert. Das Wissen um vergangene Verletzungen ist zwar notwendig, aber ohne Emergenzentwicklung eine Blockade und ein Rückschritt. Da wir ohnehin durch die Emergenz zu mehr Einsicht kommen über die Zusammenhänge unseres Daseins ist ein gezieltes Bohren nach Verletzungen und Schädigungen nicht mehr angesagt. Wir wissen um uns selbst und sind gleichzeitig im sicheren Hafen der Emergenz, wenn wir uns neu organisieren. Emergenzen führen auch zu einer Neuorganisation des Körpers.
Neue Systeme
Bricht die Komplexität durch Überlastung zusammen, verflüchtigt sich auch die Emergenz, obwohl sie nicht so volatil ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Traumata aller Art haben die Eigenart, dass sie dann aktiviert werden, wenn Emergenzen keinen Ausdruck finden und wir sie nicht gut benennen können. Man kann sie aufschreiben und hier immer wieder nachvollziehen oder man kann sie aussprechen. Sie müssen aber auf irgendeine Weise bewusst gemacht werden. Es geht darum, Komplexität vor allem dann zu erarbeiten, wenn mentale Schwierigkeiten aufgetreten sind auch gegen jede Form der Demenz. Die Strategien dafür müssen ausdifferenziert und eventuell auch durch fMRTs evaluiert werden. Emergenzerscheinungen können auch plötzlich auftreten, aber wir wollen sie nachvollziehbar und damit verallgemeinerbar machen, damit Menschen zurück zu ihrer vollen Gesundheit finden und hier auch wesentlich resilienter werden gegen weitere Großhirnverletzungen, die uns immer wieder zugefügt werden auch durch eigenes Fehlverhalten. Der Einzelne wird hier auch selbstverantwortlich bzw. selbstwirksam, was den Erhalt und die Wiedergewinnung der eigenen Gesundheit betrifft. Heilung tritt dann ein, wenn sich das Wissen um die Selbstorganisationsfähigkeiten gefestigt haben und unsere Interessen aufrecht erhalten werden können gegen jeden Versuch der Sabotage. Die Autopoiesis ist in unpassenden Systemen nicht möglich und es bleibt bei einer Gefährdung der Gesundheit. Es geht aber nicht darum, Systeme zu meiden, sondern sie zu suchen und zu finden, eben eine neue Form der Zugehörigkeit für die Bewusstmachung auch von Identität. Die Bewusstseinsprozesse dürfen aber nicht von außen gesteuert werden, denn sie sind Ausdruck von emergenten Entwicklungen. Also der Prozess ist immer ein innerer, der nach außen wirkt und der bei vielen mentalen Erkrankungen gestört wurde. Das Eigentliche findet wieder seine Sprache und damit zunächst zu sich selbst.
Neues Paradigma
Beratungen aller Art sind also kontraindiziert. Es geht darum, die eigene Komplexisierung in Gang zu setzen, was andere Methoden notwendig macht. Damit verbunden ist ein Paradigmenwechsel, der auf jeden Fall ausdifferenziert werden muss. Es scheint so, dass es Hierarchien im Gehirn gibt, die wir an- oder ausschalten oder die ausgeschaltet werden und wir uns selbst verlieren durch Erschütterungen aller Art, die zum Abbau des Großhirns führen können und zu allerlei Symptomen der Desorganisation. Jedes Downsizing in Beruf und Privatsphäre muss vermieden werden. Fazit.: Förderung der Selbstförderung bis in die Evolution des Bewusstsein hinein, d.h. es gibt keinen Rückschlag mehr, die Identität ist sicher und kann sich frei und ungehindert entfalten für eine gute Leistungsfähigkeit, die immerhin auch eine Sicherheit im Leben darstellt. Zuversicht ist weniger Ausdruck des positiven Denkens, sondern Ausdruck der Entwicklung von Komplexität, durch die die Möglichkeiten wachsen.