Komplexität für die Selbstheilung

Bisher wissen wir noch nicht genau, wodurch die Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Komplexitätsentwicklung ist auf jeden Fall ein erster Schritt in diese Richtung

Für unsere mentale und organische Gesundheit braucht der Mensch kontinuierliche Entwicklung. Um deutliche Fortschritte machen zu können, bedarf es der Emergenz, die sich dann kristallisiert, wenn ein System immer komplexer wird. Diese Komplexität können wir durch intellektuelle Eigenarbeit hervorrufen oder uns von außen stark stimulieren lassen, was wahrscheinlich irgendwann auch die künstliche Intelligenz bewirken kann. Aber es gibt eben auch die intrinsischen natürlichen Möglichkeiten über die Auseinandersetzung mit den Inhalten des Denkens anderer Menschen für das eigene Denken. Passivität und reine Lernsituationen schaffen das nicht.  Für alle Großhirnleistungen brauchen wir die Eigenarbeit, die produktive Kreativität, die die Transformationsleistungen des Gehirns in Gang setzen können. Dem ist prinzipiell keine Grenze gesetzt – auch keine Altersgrenze. Es scheint so zu sein, als bräuchten wir die Komplexität und die Möglichkeiten von Emergenzen für die Gesundhaltung des Gehirns und des Körpers. Beides muss in Bewegung gehalten werden bei Entwicklung einer hohen Intuition für die eigene individuelle Gesundheit, die auch die personalisierte Medizin notwendig macht. Mentale Gesundheit besteht also nicht im Erhalt des Status quo, sondern gerade in der Überwindung von festgefahrenen Strukturen, die immer neu überdacht werden müssen. Systemtheoretisch zieht diese These eine hohe Flexibilität nach sich. Systemwechsel ist die notwendige Folge, wenn Systeme nicht kompatibel sind mit der eigenen Entwicklung von Emergenzen, die immer auch eine Bewusstheit zur Folge haben, die den Wandel notwendig macht. Um den Bewusstseinsschock zu vermeiden, sollte man sich gut neu verankern.

Neue „Therapien“

Alle mentalen Krankheiten sind möglicherweise Großhirnleistungsstörungen. Ist dies der Fall, können eben mentale Erkrankungen durch Entwicklung von Komplexität für die Möglichkeit von Emergenzen geheilt werden. Der Mensch kann so seine Kompetenzen erweitern und seine Einsichten, die entsprechende Handlungen nach sich ziehen sollten. Dafür bedarf es auch immer äußerer flexibler Strukturen., die solche Ereignisse auffangen können. Wenn mentale Krankheiten Großleistungsstörungen sind, darf das Gehirn nicht weiter beeinträchtigt werden durch Medikamente, sondern es muss aufgebaut werden durch Coaching in die Komplexität hinein oder durch gezielte Eigenmaßnahmen wie das Lesen von Büchern und anderer Möglichkeiten des Aufbaus des Gehirns für die Optimierung der Großhirnleistungen vor allem für die Gesundheit. Im Zuge von Emergenzen wächst auch die Selbsterkenntnis bezüglich der eigenen Bedürfnisse in geistiger, seelischer und körperlicher Hinsicht – hier insbesondere die Ernährung und Bewegung betreffend. Wir verhalten uns schlichtweg gesünder.  Emergenzen ereignen sich nicht in langwierigen herkömmlichen Therapien. Im Gegenteil, sie werden verhindert. Das Wissen um vergangene Verletzungen ist zwar notwendig, aber ohne Emergenzentwicklung eine Blockade und ein Rückschritt.  Da wir ohnehin durch die Emergenz zu mehr Einsicht kommen über die Zusammenhänge unseres Daseins ist ein gezieltes Bohren nach Verletzungen und Schädigungen nicht mehr angesagt. Wir wissen um uns selbst und sind gleichzeitig im sicheren Hafen der Emergenz, wenn wir uns neu organisieren. Emergenzen führen auch zu einer Neuorganisation des Körpers.

Neue Systeme

Bricht die Komplexität durch Überlastung zusammen, verflüchtigt sich auch die Emergenz, obwohl sie nicht so volatil ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Traumata aller Art haben die Eigenart, dass sie dann aktiviert werden, wenn Emergenzen keinen Ausdruck finden und wir sie nicht gut benennen können. Man kann sie aufschreiben und hier immer wieder nachvollziehen oder man kann sie aussprechen. Sie müssen aber auf irgendeine Weise bewusst gemacht werden. Es geht darum, Komplexität vor allem dann zu erarbeiten, wenn mentale Schwierigkeiten aufgetreten sind auch gegen jede Form der Demenz. Die Strategien dafür müssen ausdifferenziert  und eventuell auch durch fMRTs evaluiert werden.  Emergenzerscheinungen können auch plötzlich auftreten, aber wir wollen sie nachvollziehbar und damit verallgemeinerbar machen, damit Menschen zurück zu ihrer vollen Gesundheit finden und hier auch wesentlich resilienter werden gegen weitere Großhirnverletzungen, die uns immer wieder zugefügt werden auch durch eigenes Fehlverhalten. Der Einzelne wird hier auch selbstverantwortlich bzw. selbstwirksam, was den Erhalt und die Wiedergewinnung der eigenen Gesundheit betrifft. Heilung tritt dann ein, wenn sich das Wissen um die Selbstorganisationsfähigkeiten gefestigt haben und unsere Interessen aufrecht erhalten werden können gegen jeden Versuch der Sabotage. Die Autopoiesis ist in unpassenden Systemen nicht möglich und es bleibt bei einer Gefährdung der Gesundheit. Es geht aber nicht darum, Systeme zu meiden, sondern sie zu suchen und zu finden, eben eine neue Form der Zugehörigkeit für die Bewusstmachung auch von Identität. Die Bewusstseinsprozesse dürfen aber nicht von außen gesteuert werden, denn sie sind Ausdruck von emergenten Entwicklungen. Also der Prozess ist immer ein innerer, der  nach außen wirkt und der bei vielen mentalen Erkrankungen gestört wurde. Das Eigentliche findet wieder seine Sprache und damit zunächst zu sich selbst.

Neues Paradigma

Beratungen aller Art sind also kontraindiziert.  Es geht darum, die eigene Komplexisierung in Gang zu setzen, was andere Methoden notwendig macht. Damit verbunden ist ein Paradigmenwechsel, der auf jeden Fall ausdifferenziert werden muss. Es scheint so, dass es Hierarchien im Gehirn gibt, die wir an- oder ausschalten oder die ausgeschaltet werden und wir uns selbst verlieren durch Erschütterungen aller Art, die zum Abbau des Großhirns führen können und zu allerlei Symptomen der Desorganisation. Jedes Downsizing in Beruf und Privatsphäre muss vermieden werden. Fazit.: Förderung der Selbstförderung bis in die Evolution des Bewusstsein hinein, d.h. es gibt keinen Rückschlag mehr, die Identität ist sicher und kann sich frei und ungehindert entfalten für eine gute Leistungsfähigkeit, die immerhin auch eine Sicherheit im Leben darstellt. Zuversicht ist weniger Ausdruck des positiven Denkens, sondern Ausdruck der Entwicklung von Komplexität, durch die die Möglichkeiten wachsen.

Emergenzverhinderungssysteme

Viele sprechen von Neuanfang, Erneuerung und Veränderung. Das sind aber oft Prozesse, die systematisch behindert, unterminiert und gar ausgehebelt werden aus Interessen heraus, die wir als äußerst fragwürdig betrachten müssen

Die Hirnforschung weiß um die Möglichkeit der Emergenz. Emergenzen sind keine Gefahren, sondern sie sind die Chance auf Heilung und die Vorbereitung auf die Evolution des Gehirns, das nicht mehr zurückfällt in Vorstufen der Bewusstheit. Emergenzen können spontan auftreten und sie können erarbeitet werden durch intensive Konzentration in Verbindung mit einem kontinuierlichen Nachdenken. Meditation ist eine Möglichkeit der Beruhigung und der Vorbereitung auf die Kontemplation. Sie allein bewegt aber die Welt nicht. Das Herausnehmen aus dem Gedankenfluss mag eine Entlastung sein und ist für viele Menschen auch ratsam. Ohne dadurch aber tiefer und wahrhaftiger zu denken für die Veränderungen und den Wandel, bleibt sie eine Attitüde. Prozesse tiefen Wandels erreichen wir letztlich doch nur über das Denken. Unser Gehirn will die Entfaltung und erwirkt letztlich durch die Emergenz eine höhere Stufe des Daseins in Richtung Bewusstheit, die unterscheidet und sich auch von Systemen entfernt, die keine Entfaltung und Emergenz zulassen, beides behindern sie aus Interessen heraus, die wir kritisch betrachten müssen. Das Aushalten in unpassenden Systemen und auch Beziehungen kann zu schweren psychischen Schäden führen, wenn sich der Betreffende nicht bewusst macht, was seine Emergenz verursacht hat und wohin sie strebt: nämlich nach höherer Integration für mehr Verwirklichung im Privaten wie im Beruflichen. Dagegen wirkt ein autoritäres und reaktionäres System durch Leugnung von Emergenz und den Wirkungen von emergenten Zuständen, die Veränderung wollen für die Aufrechterhaltung von Gesundheit und Lebendigkeit.

Der volkwirtschaftliche Schaden der Emergenzverhinderung  ist unverkennbar

Es ist noch nicht flächendeckend verstanden worden, was Menschen wirklich wollen und brauchen, um lebenslang gesund und aktiv zu bleiben bzw. produktiv und kreativ.  Ein Volk der Dementen und Kranken ist ein Zeichen für eine Degeneration durch Inkompetenz. Es werden heute Menschen mit schädigenden Medikamenten in Systemen und Beziehungen festgehalten und festgesetzt, die ihnen keine Entwicklung bieten können, nur um ein Gefüge zu bewahren, das man als tragend und stützend hochlobt, ohne die destruierende Wahrheit hinter der Fassade sehen zu wollen. Schlechte Ehen, falsche Berufe führen nicht nur zu großem privatem Unglück, sondern auch in die Krankheit bei hohem volkswirtschaftlichen Schaden. Wir leben zwar in einem Leistungssystem, aber nicht in einem Entfaltungssystem, das so früh wie möglich Fähigkeiten, Begabungen und Interessen fördert. Wir wissen so also nicht so richtig, wozu ein emergentes Gehirn eben positiv fähig ist. Wir schwärmen von künstlicher Intelligenz und haben das Potenzial des Gehirns auch in Bezug auf seine Selbstheilungskräfte nicht erfasst. Wir hätten eine andere Gesellschaft von weniger Radikalen, wenn den Potenzialen mehr Rechnung getragen und die Emergenzmöglichkeit des Gehirns gezielt gefördert werden würde für eine gesellschaftliche Konstruktivität, die alles verändert und Transparenz und Offenheit zum Maßstab der Wandlungsprozesse macht. Es gilt eben nicht länger, Menschen in ihrer Entwicklung zu behindern und sie dadurch gesundheitlich zu gefährden, sondern Systeme zu öffnen für die Stabilisierung von emergenten Zuständen für höchstmögliche Autonomie in der Selbstorganisation. Emergente Zustände bedürfen flexible Strukturen für eine reibungslose Neuintegration und damit für den Neuanfang in jedem Alter. Emergenzen kennen hier keine Beschränkungen. Sie haben auch den Effekt der Verjüngung bis in die Zellstruktur hinein und können Degenerationserscheinungen entgegenwirken.

Die neue Gesellschaft der Emergenten

Evolution ist hier kein biologischer Begriff, sondern ein mentaler. Wir erreichen den Höchststand durch diese Möglichkeit der Überwindung von Blockierungssystemen samt ihrer Virulenz. Für viele oder die meisten psychischen Erkrankungen gilt, diese Emergenzmöglichkeiten zu ergründen und sie gezielt einzusetzen in einem sehr individuellen Coaching, das die Zwangs-, Behinderungs- und Gewaltkontexte erkennt und verlässt.  Wer sich hier sehr viel Bildung aneignet, schafft das auch selbst. Der Vorteil ist, dass Ziele erkannt und umgesetzt werden.  Das durchweg Schädigende und damit natürlich schwer Blockierende wird so überwunden auch für eine freie Gestaltung des Lebens im Einklang mit den eigenen Interessen für die Etablierung einer bewussteren und damit gesünderen Gesellschaft. Hier kann man es nicht jedem recht machen, das wäre nicht nur Überforderung, sondern Selbstsabotage. Die Sabotageenergie insgesamt ist noch viel zu hoch. Eine qualitativ hoch entwickelte Gesellschaft muss keinen Raubbau betreiben oder Strukturen ausnutzen für den eigenen Vorteil. Wer sich mental ausbeuten lässt, der geht das Risiko des Zurückfallens ein, durch das er seine Selbstwirksamkeit verliert und als Gefangener mit Problemen kämpft, die nicht genuin die eigenen sind. Es handelt sich bei der Emergenz nicht um eine Utopie, sondern um das politisch und gesellschaftlich weitgehend unterschätzte Problem der falschen Anpassungen. Und es gibt sie die Aufstiegs- und Veränderungsverhinderer und ihre dubiosen Argumente.  Überall wittern sie das Böse und das Egomanische und halten kräftig gegen die gesunden Chancen der Emergenz. Theorien und Ideologien helfen hier nicht weiter. Sie legen fest und determinieren auf den Status quo, in dem oft kein Heil zu finden ist. Wir brauchen also insgesamt viel weniger Therapie, als vielmehr fundiertes Coaching für die positiven Ressourcen unseres Gehirns, ein Wunderwerk der Natur, das keine künstliche Intelligenz ersetzen kann, da es hier weitgehend  nur um Faktenwissen geht, aber nicht um Struktur- und Bewusstheitswissen, das eine ganz andere Qualität hat, gegen das aber oft opponiert wird, weil es Gefüge in Frage stellt, die wir als gegeben und selbstverständlich betrachten.  Die Digitalisierung kann die Revolution des Bewusstseins aushebeln und der Menschheit großen Schaden zufügen, wenn wir uns nicht entsprechend weiterentwickeln und der Emergenz einen ganz besonderen Stellenwert einräumen.

 

 

Gegen die Abgründe

Wir müssen analysieren, damit wir uns nicht den Hals brechen, aber wir sollten gleichzeitig immer die rechte Gehirnhälfte aktivieren für mehr Intuition, Kreativität und Gefühl aus Selbstschutzgründen

Es ist nicht immer leicht, der Wahrheit ins Auge zu sehen, sie auszuhalten und sie notfalls auch zu überwinden. Wer  nicht  in einem Resonanzumfeld lebt, bedarf der Analyse, damit es kein böses Erwachen gibt. Das ist die Tätigkeit der linken Gehirnhälfte, die sprachlich und analytisch organisiert ist, aber eben nicht ganzheitlich: Wahrheit erhalten wir nur durch beide Vermögen. Die Unerträglichkeiten und Unzulänglichkeiten sind für uns besser zu verkraften, wenn wir wieder vorerst mit uns selbst in Resonanz treten und die Intuition stärken. Wir brauchen ein besseres Lebensgefühl, wenn die Dinge um uns herum nicht so gut laufen oder wir mit Erkenntnissen konfrontiert sind, die uns erschüttern. Aber Erschütterung und Verzweiflung darf nicht so viel Raum gegeben werden. Wir müssen dagegen halten, um uns selbst zu schützen. Darauf zu warten, dass uns die richtigen Menschen begegnen, ist keine gute Strategie. Hier sei  angemerkt, dass wir vor allem auch durch das Lesen von Büchern mit Menschen in Resonanz treten können, die sich viele Gedanken gemacht haben, um andere zu inspirieren. Die lange Konzentration auf die durchdachten Gedankengänge in Büchern vermitteln uns schon das Gefühl der Erlösung, des Verstandenwerdens und hinterlässt einen Eindruck von Glück, Freiheit und Gelassenheit. Das Versagen anderer tritt in den Hintergrund.

Der ganzheitliche Weg liegt vorerst im eigenen Gehirn

Das Problem der Inselbegabungen besteht oft darin, dass nicht das ganze Gehirn „trainiert“ oder aktiviert wurde. Bestätigung erhalten wir oft nur durch das Aktivieren der linken Gehirnhälfte, die aber nicht nur  keine Vollkommenheit ermöglicht, sondern auch zu schweren Defiziten im Miteinander führen kann. Der ganzheitliche Mensch ist derjenige, der tiefer schauen und Menschen sowie Dinge auf sich wirken lassen kann, um besser zu erkennen, was oder wen er da vor sich hat. Eigentlich sind diese Fähigkeiten auf das ganze Gehirn verteilt, aber wir belassen es mal bei dieser räumlichen Einteilung. Die Linkslastigkeit unserer Gesellschaft will das Leben ausschließen und auch das, was uns bei Zeiten begegnet und bearbeitet werden will, damit wir als Menschen wachsen. Diese Chancen zu vertun, indem man sie ignoriert oder destruiert oder diskriminiert, kann sich zu einem lebenslangen Defizit auswirken und viele Einsichten versperren, die uns eigentlich zu wissenden und weisen Menschen machen könnten. Mit der Einfühlung und der Intuition kommen wir Menschen sehr nahe und vermögen hier viele Blockaden und Hemmnisse aufzulösen durch das intuitive Verstehen. Der Mensch wird dadurch befreit von falschen Vorstellungen, die andere an ihn herantragen, die nicht intuitiv die Identität eines Menschen begreifen und fördern. Wir leben in einer Zeit, in der man sich nichts mehr vormachen muss – weder seiner Familie noch der Gesellschaft. Zu sein, was man ist und sein will,  ist kein Privileg, sondern Menschenrecht.

Die Wahrheit über sich selbst ermöglicht die Erkenntnis des anderen

Der nicht zu sich selbst gekommene Mensch bleibt überall eine Fragwürdigkeit, ein Problem, letztlich auch ein Ärgernis, denn er tappt zu oft im Dunkeln und projiziert sein Unvermögen, ja auch seine Aggression  auf andere.  Zu sich selbst kommt man nicht durch einen Partner oder einen Beruf, sondern durch Eigenarbeit und Orientierung im Selbsterkennen und Denken, das immer über das Eigene hinausweist und entsprechendes Orientierungsverhalten nach sich zieht.  Diese Selbsterkenntnis ist genuin und nichts Aufgesetztes und von außen Gewolltes, das doch nur wieder zur Verkennung der Welt führt, weil der innere Anker fehlt und nur das Außen zur Erfüllung der eigenen Wünsche herhalten muss. Karrierebesessene Menschen leben in der Welt der Außenansichten und bemerken ihre Irrtümer nicht. Man macht sich und anderen etwas vor und interpretiert die Welt in dieser oberflächlichen Sichtweise. Das Innenleben bleibt verschlossen, niemand darf da hinein und schauen. Diese grundsätzlichen Vorbehalte dem Leben gegenüber werden dann auf andere Menschen übertragen, denen man das Schlimmste unterstellt und natürlich vermeintlich sichere Daten zur Stützung ihrer Ressentiments heranzieht. Mehr und mehr verlieren wir so den Kontakt zueinander, weil der Kontakt zu sich selbst nie wirklich erreicht wurde,  ja in einigen Milieus auch verpönt ist als Ausdruck von Egozentrik. Dem ist nicht so. Weil es überall keine reinen Motive gibt, ist die Aufforderung da, die eigenen Motive bestens zu durchschauen, damit wir nicht anderen auf den Leim gehen. Da ist nicht nur Gutes, wir dürfen das benennen und uns klar positionieren, damit wir nicht aus der Fassung geraten. Was andere nicht sehen, muss hier völlig außer Acht gelassen werden, weil die nicht in der Lage sind, Wahrheit zu generieren aus verschiedenen Interessenlagen heraus. Interessen sind immer subjektiv und damit bedenklich.

Das Konventionelles muss hinterfragt werden

Abgründen sind wir dann nicht ausgeliefert, wenn wir uns in uns selbst zentrieren und die innere Führung nicht aufgeben. Dafür brauchen wir Gewissheit und Selbstvertrauen. Heute wird oft der Weg in die Außenlenkung gegangen (auch therapeutisch), die viele Erkenntnisse zunichte macht und das Haus ins Wanken bringt. Wenn es gelingt, das Innerste bewusst zu machen – auch die eigenen Irrtümer – dann ist die Möglichkeit da, sich von dem zu lösen, was sich widersetzt und nicht bereit ist, sich selbst zu befreien von irrsinnigen Glaubenssätzen, die aus reiner Anpassung eben keine Wahrheit freilegen. Menschen, die vorsätzlich verletzen und schädigen, sind zutiefst Gekränkte, die sich ihrer eigenen Wahrheit nicht stellen wollen. Sie bemerken ihren Irrtum nicht und verteidigen ihn bis in einen Bereich völliger Destruktion, den sie auch noch rechtfertigen. Wer ihnen begegnet , der wird krank, wenn er nicht rechtzeitig versteht, dass es sich hier um Menschen handelt, die nicht lieben können oder das lieben, was sie vermeintlich nicht lieben sollten. Ihre Liebesfähigkeit ist zutiefst gestört. Das Halten an Konventionen macht sie nicht liebe- und verständnisvoller, sondern härter. Ihr Innerstes hat keine Stimme mehr und weicht nur noch auf Plattitüden aus. Sie verwechseln Liebe mit Begehren und begreifen nicht ihren eigenen Irrsinn, der sich nach außen hin  überträgt und schlimmstenfalls in anderen virulent weiter wirkt in einem Kreislauf der Verfehlung von Wahrheit, die wir umkreisen oder eben verlassen. Das ganzheitliche Insichruhen ist keine Gnade, sondern die Auseinandersetzung mit hoch entwickelten Menschen, die ihre Erfahrungen zu Papier bringen. Wer sagt, dass Bücher nichts bewirken können, hat nicht verstanden, dass hinter jedem Buch ein Mensch steckt, der uns eben nicht verbiegen will, sondern uns die Freiheit lässt, das zu werden, was wir sind.

Unter vielen anderen:

Nina Ruge: Sei Du der Leuchtturm deines Lebens. Selbstbestimmt und frei durch innere Führung. München 1. Auflage 2019

Die arme Britney Spears und die Misere der Psychotherapie

 

 

 

 

Das Psychotherapeutengesetz von 2020 sieht vor, dass die Psychotherapie in einem Bachelor- und Masterstudiengang vermeintlich gelernt werden kann. Voraussetzung hier seien sehr gute Noten…

Britney Spears ist eine Sängerin, deren Vermögen auf 59 Millionen Dollar geschätzt wird. Es müsste sich doch hier ein ausgezeichneter Therapeut finden lassen, der ihr beim Wiederaufbau ihrer geistigen und psychischen Vermögen helfen könnte bzw. ihres Bewusstseins. Dies scheint aber nicht der Fall  zu sein. Britney bleibt beeinträchtigt durch Dinge, die wir nicht so ohne weiteres nachvollziehen können. Dafür bedarf es eines Spezialisten für Bewusstseinsforschung. Die derzeitige Lage im medizinisch-klinischen Milieu sieht nur medikamentöse Behandlungen vor, die allerdings meistens die Gehirntätigkeit einschränken und nicht befördern. Das gilt im Grunde für alle Psychopharmaka, auf die sich die heutige Medizin nur allzu leichtfertig verlässt. Die Tendenz ist hier steigend, da die Kompetenzen von Therapeuten und Ärzten nicht entsprechend der Zunahme von psychischen Erkrankungen angewachsen sind. Dieses Missverhältnis ist tragisch auch für die Volkswirtschaft, denn viele Medikamente schränken die Leistungsfähigkeit sehr ein oder können sie auch nicht wiederherstellen. Wirklich verstanden haben wir das Gehirn nicht, aber wir haben eine Möglichkeit, die Person zu verstehen und ihr jeweiliges Problem, das entstanden oder verursacht wurde.

Das neue Zeitalter der Therapie ist vertan

Es ist vor allem notwendig, dass der Mensch sich selbst versteht, auch seine Ziele, seine Wünsche, seine Fähigkeiten, ohne ständig die Erwartungen anderer zu erfüllen, die nicht zu einer klaren Struktur des Eigenen führen. Die aber ist unabdingbar, wenn es um eine Heilung einer psychischen Erkrankung geht, durch die sich der Mensch meist selbst verloren hat. Hier sind Ratschläge anderer Personen keine Hilfe. Die Person muss zu sich selbst kommen und ihr tiefstes eigenes Wesen verstehen. Das vermag oft selbst die derzeitige Psychotherapie nicht, die zwar unterstützend ist, aber bei komplexeren Problemen auch versagt. Sie muss in der Lage sein, an die Ursachen der Beeinträchtigung oder Krankheit zu kommen, die sehr individuell und komplex sind. Dafür muss ein Therapeut stark von sich selbst absehen können und sich wie in der Meditation frei machen von eigenen Beschränktheiten und Begrenzungen oder Vorurteilen. Es ist nicht nur die Empathie oder das Einfühlungsvermögen, sondern auch die Übernahme der Perspektive eines anderen – eine Fähigkeit höchster Selbstaufgabe für einen Moment des Verstehens in Kombination mit Kreativität und höchstem Vorstellungsvermögen. Diese Verstehensmöglichkeiten hat der Mensch und er hat sie sicher nicht durch sehr gute Noten, die im Grunde nur die Kompetenz dokumentieren, das gut zu erledigen, was andere vorgeben.  Hier ist keine Kreativität im Spiel, sondern Pflichterfüllung, die benotet wird. Die weitere Verschulung der Psychotherapie durch einen Bachelor- und Masterstudiengang ist ein weiterer Rückschritt auf dem Gebiet der Seelenheilkunde, die ganz andere Fähigkeiten voraussetzt. Gute Noten verraten nichts über einen weiten Horizont und nichts über Weisheit, die alles Menschliche durchschaut und auch erschaut. Psychotherapie ist eigentlich keine Aufgabe für 30-, 40- oder 50-jährige.  Das eigene Leben muss hier schon gelebt  und in seinen Tücken und Brüchen erkannt worden sein. Sicher, wir wollen keine Scharlatane in der Psychotherapie, aber die komplette Verschulung ist kontraproduktiv. Gute Noten sind etwas rein Quantitatives (inhaltliche Reproduktion), die wenig über die Qualität aussagt und schon gar nichts über menschliche Fähigkeiten.

Flächendeckende Inkompetenz

Wer also wirklich Heilung will, muss sich an sehr erfahrene Menschen wenden, damit er die Chance auf Gesundheit nicht sinnlos verfehlt. Wer sich intensiv weiterbildet durch das Lesen intelligenter Bücher kann sich auch selbst therapieren, wenn er die Kraft dafür findet. Die Außenwelt wird ihn eher nicht unterstützen, darüber muss sich der Betreffende im Klaren sein, wenn er dieses Projekt angeht. Eine ganzheitliche bzw. integrale Psychologie vertreten heute einige Ärzte und Psychologen, die aber einfach ein gewisses Alter erreicht haben müssen, um den Prozess der Heilung überhaupt in Gang setzen zu können. Was den einzelnen Menschen aus der Bahn geworfen hat, muss er selbst erkunden. Der Therapeut kann nur die Hilfestellung leisten, denn er steckt selbst nicht in der Person, auch wenn er sie erfassen kann. Dieses Erfassen des Leidens eines Menschens setzt viel Lebenserfahrung und tiefste Menschenkenntnis voraus. Hier darf nichts abgetan, beschönigt oder verharmlost werden.  Es gilt, sich der Sache, des Problems so weit zu nähern, dass man es beschreiben kann. Leid ist oft nicht genau thematisierbar. Aber genau das ist die Aufgabe. Wünschen wir Britney Spears an ihrem heutigen Geburtstag, dass sie einem Therapeuten begegnet, der ihr wieder zu sich selbst verhilft und sie ein freies und gesundes Leben führen kann. Dies gilt auch für die viel zu vielen Erkrankten, denen das derzeitige System nicht helfen kann, da die Immanenz des Problems nicht begriffen wird. Flächendeckende Inkompetenz bleibt wohl das Schicksal. Die Probleme, die heute verursacht werden, können so nicht gelöst werden. Qualifikation besteht eben nicht darin, dass ich Krankheiten benennen kann und fröhlich pathologisiere, sondern ist eine Frage besonderer persönlicher Befähigung, die Welt und den einzigartigen Menschen zu verstehen.

Der vertikale Weg

Jetzt in der Vorweihnachtszeit kann sich jeder fragen, was ihn im Leben beglückt und was er ablehnt. Diese Orientierung ist wichtig für die Entwicklung von reifer Spiritualität

In schweren Zeiten ist es unerlässlich, den inneren Halt zu bewahren gegen alle Widrigkeiten dieser Welt. Dafür müssen wir uns selbst sehr gut kennen und auch unsere Grenzen. Was wir nicht ertragen und nicht akzeptieren, muss deutlich thematisiert werden, damit es uns nicht aus der Bahn wirft. Der vertikale Weg ist ein Schutz vor den Angriffen, denen wir ausgesetzt sind, aber er ist auch ein langer Weg, der sich nicht bewusst sehr früh im Leben einstellt.  Gemeint ist nicht die Frömmigkeit, sondern das Wissen um die Möglichkeit, dem Leben eine Bedeutung zu geben, die von allem Weltlichen absieht. Das heißt aber nicht, dass man den Boden der Tatsachen verlassen könnte. Ohne diese Boden verlieren wir auch den spirituellen Halt, den kein anderer Mensch ersetzen kann. Nichtspirituelle Menschen überfordern andere dahingehend, dass sie das eigene Leben mit Bedeutung füllen sollen. Das ist nicht nur eine Überforderung, sondern auch ein schwerer Übergriff. Der Mensch will sich hier nicht selbst bemühen, einen Weg zu Gott zu finden, der ihn aber auch mit der vollen Realität konfrontiert., das eigene Leben so kritisch wie möglich zu betrachten und den Aufruf zum Wachstum zu hören. Wir sind nie vollständig angekommen, wir müssen den Weg offen halten für Veränderungen und Selbstkorrekturen, die vertretbar sind und in unser Lebensgefühl passen. Wenn das Lebensgefühl verloren geht oder stark beschädigt wurde, haben wir die Pflicht und die Möglichkeit, es wieder zu erwecken auch für die Stabilisierung unserer Identität. Es wird sehr beschwerlich, auf den vertikalen Weg zu festigen, wenn man seine Probleme nicht gelöst hat.

Wer sich selbst verfehlt, der verfehlt auch andere

Wir Menschen können nicht jeden lieben, auch wenn wir spirituell sehr entwickelt sind, da die Nichtentwickelten eben unter uns leben und uns mit ihrer Unfähigkeit, den vertikalen Weg zu gehen, belasten. Wir können eine gewisse Toleranz entwickeln, aber auch die hat Grenzen. Wir sind schlichtweg überfordert, wenn wir alles akzeptieren sollen. Das hat keine Realität und macht auch zutiefst unglücklich. Aber wir müssen auch aus den Konfrontationen heraus in eine Sphäre der Gelassenheit, die wir uns im vertikalen Weg erarbeiten, damit nicht Unzulänglichkeiten  zum Sturz führen in den Bereich der Unwissenheit, der Unklarheit und der Geworfenheit bzw. Ungeborgenheit. Wer in Gottes Haus einzieht, der kann aufsteigen in einen Bereich innerer Ordnung und Sicherheit und ist auch in der Lage, die Diebe im Tempel zu vertreiben auch mit ihrer Aura der Dunkelheit, die sie nicht ergründen wollen.  Erleuchtung kennt keine Depression. Verstimmungen können leicht behoben werden, sie sind nicht fundamental. Ohne die Arbeit an sich selbst ist der vertikale Weg verstellt. Wir brauchen das Wissen um uns selbst, das kein anderer erreichen kann. Wer sich also anderen überantwortet, der geht das Risiko ein, dass er sich selbst verfehlt und das ist nicht gottgewollt und führt nicht auf den spirituellen Weg. Was es auch sei, es muss das Eigene erkannt und möglichst auch gelebt werden, damit ein Abstieg aus dem Wissen verhindert wird. Wer also nicht ganz bei sich selbst angekommen ist, der kann auch bei anderen nicht ankommen. Es führt auch keine Abkürzung auf den vertikalen Weg.

Das Unbewusste ist kein Schicksal

Über den vertikalen Weg in die Spiritualität erfahre ich , ob meine Abneigungen und Vorlieben relevant sind oder ob sie korrigiert werden müssen. Ich kann mich dieser Zensur gar nicht entziehen. Es gibt immer ein Feedback. Wer ratlos, ärgerlich, traurig und depressiv wird, der ist auf dem falschen Weg.  Mit Gewalt und reinem Wollen ist es eben nicht getan. Der Mensch, der sich die Welt aneignen will im Sinne von Vorstellung und Wollen, der wird frustriert und lebt ein Leben in Unbewusstheit, die zutiefst deprimieren kann. Es ist also Aufgabe, diese Unklarheiten zu beseitigen, wenn sie immer wieder auftreten. Eine Verankerung ist notwendig, die uns vor aller Beliebigkeit schützt. Wer sie nicht im vertikalen Weg findet, bleibt unterbelichtet und macht Fehler, die sich negativ auswirken. Sinn und Bedeutung finden wir nur dann, wenn das innerste Ich frei wird und ich wachsen kann in den Bereich von Möglichkeiten, die mit dem innersten Wissen um sich selbst kompatibel sind. Das völlige Absehen von sich selbst, d.h. die Überwindung des Selbst gelingt vielleicht in einem Kloster, aber nicht innerhalb dieser Welt, in der wir bestehen müssen und uns auch schützen müssen, denn alle unsere Fähigkeiten, Interessen, Neigungen und Begabungen sind mit unserem Ich verbunden. Ichentgrenzung ist innerhalb einer profanen Welt ein großes Risiko. Hier sind wir aufgefordert, so viel Bewusstheit zu erreichen, dass wir nicht geschädigt werden und keinen Schaden zufügen. Der vertikale Weg ist immer auch eine Rückversicherung dahingehend, ob ich das Richtige tue. Wo er massiv gestört wird, wo das Lebensgefühl beschädigt wird, davon muss man Abstand halten.  Diesem Gefühl können wir aber nur vertrauen, wenn wir tief spirituell verankert sind und begreifen, dass wir dem Unrecht auch anderer hier etwas entgegensetzen können auch gegen die Ohnmacht. Wahre Selbstwirksamkeit  erfahre ich im Gebundensein  an  Gott.

Wahrer Fortschritt

Ganz grundsätzlich müssen wir uns fragen, ob das Unbewusste eben nur das Unerleuchtete ist und deswegen gewöhnlicherweise einen so großem Raum einnimmt. Die Konvention behauptet, wir seien durch das Unbewusste gesteuert. Lebensauftrag ist aber, diese Motivationen zu durchschauen für mehr Reinheit und Klarheit auch im Miteinander. Ohne diese Bereinigungen bleibt alles nur oberflächlich und eine Forderung von außen, die wir nicht bejahen können. Systemzwänge schaffen keine Klarheit und keine Bewusstheit, sie stören die Einsichten und der Mensch fällt zurück und verfehlt die wahre Spiritualität, die sich eben nicht korrumpieren lässt. Unbewusst Handelnde sind eigentlich nur ein Problem und nicht die Lösung, denn sie gehen nicht den oft mühevollen Weg in die Selbsterkenntnis, die aber Auftrag ist und ohne die der Mensch auch im Dunkeln tappt und auch überall hineintrampelt. Es liegt an uns selbst, ob wir vom Unbewussten dominiert werden oder den Weg höchster Bewusstheit gehen. Dieser Weg ist nicht bequem und er erfordert, die Wahrheit zumindest annähernd zu finden und so weit aufzuklären, wie dies möglich ist.  In der Aufklärung liegt die Möglichkeit zum Fortschritt, den wir alle benötigen, um die Unwissenheit auf so vielen Gebieten vor allem in Bezug auf den Menschen zu überwinden. Wir werden politisch aufgefordert uns zu technisieren, verstehen aber den Menschen immer noch nicht wirklich, machen hier wenig Fortschritte. Das reine horizontale Funktionieren ist kein Garant für tiefes Wissen, das wir in Zukunft benötigen, um nicht falschen Idealen zu unterliegen. Wenn wir das begreifen, verstehen wir den Sinn von Religion, die den vertikalen Weg unterstützen muss, der viel Sensibilität und Differenzierheit vorausssetzt und nur so wahre Stütze sein kann.

Der kreative Prozess und die Weltreligionen

Wir sind nicht gut vorbereitet auf die Welt von morgen. Innere Arbeit auch für bessere Leistungsfähigkeit und Durchblick wird notwendig

Viele Menschen werden verletzt und geschädigt. Der Entschädigungsprozess erfolgt aber erst einmal über die Arbeit an sich selbst für ein besseres Selbstverständnis und für die freie Wahl der Integration in Bezug auf das, was ich sein will. Innere Arbeit ist kein Selbstbezogensein, sondern führt in die Freiheit durch Spiritualität. Hier ist vor allem die Freiheit von verletzenden Beschränkungen gemeint. Um wirklich kreativ und produktiv zu werden, muss ich mich für die Entlastung in die Sphäre der Spiritualität begeben, wie sie alle Weltreligionen  als die Möglichkeit von Erfahrung beinhalten. Es geht also nicht in erster Linie um Glaubenssätze, sondern um das Erreichen einer spirituellen Sphäre für die Heilung durch Entlastung. Alle Weltreligionen thematisieren dieses spirituelle Gefühl, das in den Fluss der Existenz führt. Determinierungen durch Verletzungen werden hier überwunden. Letztlich entsteht Leid und Leidverursachung durch die Abwesenheit von Spiritualität. Der neuronale Hintergrund für erreichte Spiritualität liegt darin, dass hier die Homöostase erreicht ist und der Stresspegel sinkt. Wer dauerhaft gestresst ist, kann  nicht nur einen Herzinfarkt bekommen, sondern er wird  hier unfrei und bleibt belastet.  Um Ruhe ins System zu bringen, braucht der Mensch die Meditation in ihren vielen möglichen Facetten des Unterbrechens von Alltäglichkeiten und anderen Banalitäten. Das entwickelte Bewusstsein kann Entscheidungen treffen für die Erreichung von höherer Ordnung und Sinn.

Spiritualität kann die Resilienz erhöhen

Die meisten wissen nicht, dass die Sphäre der Spiritualität durch Askese schneller erreicht wird als nur durch Meditation, da auch der gesamte Körper befreit wird und so ein Gefühl der Losgelöstheit von Unerträglichem hervorruft.  Alle Weltreligionen thematisieren diesen Zustand des Flow, durch den wir aktiv und produktiv werden. Es werden so Bereiche im Gehirn aktiviert, die wachsamer auf Informationen regieren und diese verarbeiten auch für das Aushalten von Widersprüchen und Gegensätzen. Mit Spiritualität ist nicht ein Fundamentalismus gemeint, da der zu stark einschränkt und sich Regeln unterwirft, die der modernen Welt nur Probleme verursachen.  Die Einhaltung von Regeln allein führt nicht zur spirituellen oder auch manchmal mystischen Erfahrung von Sinn. Sinn entwickelt sich auch über das Tun, die produktive Aktivität, die aber immer auch von Besinnungsphasen begleitet werden muss. Im spirituellen Bewusstsein werden wir resilienter, Wahrscheinlich ist hohe Resilienz ein Ausdruck tiefer Spiritualität und damit beeinflussbar. Resilienz entsteht also durch zunehmende spirituelle Erfahrungen, was die integrale Psychologie auch bestätigt. Ich führe im spirituellen Bereich ein anderes Leben, das auch die Um- und Tierwelt berücksichtigt.  Es wird so natürlich ökologisch für den Erhalt der Schöpfung. Auch viele psychische Erkrankungen können hier geheilt werden, indem man besser über sich selbst Bescheid weiß und seine Ziele gradliniger verfolgen kann. Wir leben in einer Welt der Ablenkungen durch Unterhaltung, die wertvolle Zeit in Anspruch nehmen, ohne dass ich einen Nutzen davon hätte. Die Zeit besser nutzen zu können ist ein Nebeneffekt der spirituellen Haltung.

Gegen die Resignation

Für den kreativen Prozess muss ich meine Altlasten loswerden, damit er konstant produktiv bleibt. Es geht hier nicht um Optimierung, sondern um Gesundheit, die sich nicht im Untätigsein einstellt. Menschen, die von dieser Aktivität ausgeschlossen sind, erfahren auch kein Glück. Das Dasein allein kann nicht glücklich machen, sondern nur die Entdeckung der Selbstwirksamkeit in einer Welt zunehmender Passivität, die immer auch resignativ ist. Man kann Spiritualität nicht lernen, sie ist Ausdruck der aktiven Freilegung von Potential für die Produktivität.  Jeder kennt das Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit, wenn ihm etwas gut gelungen ist, was uns Körper, Seele und Geist auch zurückmelden. Somit kann die Entwicklung von Spiritualität für die Arbeit von morgen von großer Bedeutung werden gegen einen banalen und stumpfen Hedonismus, der nie zur Ruhe kommt und immer neue Begierden verursacht. Aus diesen archaischen Bereichen muss der Mensch heraus, um sich als frei und aktiv zu verstehen. Spiritualität gehört zu den höchsten Vermögen unseres Daseins und schützt uns auch vor der Welt der falschen Erwartungen  und Hoffnungen, denn sie ist auch zugleich höchste Autonomie, die eben produktiv werden will. Wer sich hier aufgegeben hat, der wird krank oder beruhigt sich mit Drogen.  Aber es geht um körpereigene „Drogen“, die das Leben stabilisieren für den Durchbruch in die Kompetenzen und Fähigkeiten, die jeder hat und die er entdecken muss. Der Mensch ist nicht gesund, wenn er in den Tag hineinlebt, sondern er muss aktiv gestalten. Es  liegt alles bereit, man muss es nur erwecken. In dieser gedanklichen Bereicherung bleiben wir in Balance für die Bewältigung des Lebens und für die Überwindung der Angst vor dem Tod, denn wir sterben im spirituellen Bewusstsein nicht wirklich. Viele nennen diesen Zustand die Gnade Gottes. Aber es wird verschwiegen, dass dieser Zustand ein erarbeiteter ist, den jeder erreichen kann, wenn Aktivität und Kontemplation in einem Gleichgewicht sind. Die Ebene der Spiritualität ist eine Gestaltungsebene, die in der Hand des Einzelnen liegt. Hier wird niemand ausgeschlossen, der sich bemüht und sich auf die Suche nach dem Göttlichen macht. Nichts ist determiniert oder bedingt, wenn ich diese Sphäre erreiche.  Sie ist gewollt, ein Teil der Schöpfung, dem ich gerecht werden sollte.

Verletzte Spiritualität

Man fragt sich, wo man seine Spiritualität noch leben kann, ohne ein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen

Wir sind weitgehend aufgeklärte Menschen mit einem Hang zur Spiritualität, weil hier neues Wissen generiert wird. Spiritualität ist kein Anpassungsfaktor, sondern Ausdruck des Unmittelbaren. Man wird auch nur unangreifbar, wenn man dieses hohe Bewusstsein mit einer spirituellen Gemeinschaft teilen kann. Wahre Spiritualität ist eine Erfahrung, die Menschen machen und die entsprechend kommuniziert werden müssen, damit man sie nicht verliert. Ganz hoch  Spirituelle suchen aber auch den Rückzug, um die damit verbundenen Erkenntnisse zu klären. Die innere Burg ist der Rahmen für diese Entwicklungen. Sie hat eine hohe Transformationskraft, die das ganze Leben verändern kann. Es ist nicht nur ein bestimmtes Lebensgefühl, sondern auch ein Denken, das in entsprechenden Formaten artikuliert werden sollte. Letztlich ist es ein Aufstieg ins wissende Bewusstsein. In dieser Vertikalität zeigt sich der Urgrund unseres Daseins. Wir durchdringen die aufgebürdeten Probleme und können Sie so vorerst lösen, um dann aber auch zu verändern, was geändert werden muss. Spiritualität ist nicht sich selbst genug, sie drängt zur Handlung bzw. zur Veränderung. Die Ohnmacht des isolierten Daseins und ein allzu banaler Alltag blockieren nicht mehr den Geist. Es ist die Auferstehung im Leben gegen all den Schaden, den Menschen anrichten.

Die Sphäre der Vertikalität

Ich will so weit gehen zu sagen, dass ohne diese Spiritualität Demokratie gar nicht möglich ist, weil nur das entwickelte Bewusstsein entscheidungsfähig ist. Diese Spiritualität besitzt auch eine neurologische Komponente. Unser Gehirn ist plastisch, was negative und was sehr positive Folgen haben kann. Die negativen sind, dass sich das Gehirn an etwas anpasst, was den eigenen  Erkenntnissen widerstrebt. Der Abbruch des Bewusstsein kann mit Krankheiten aller Art verbunden sein. Diese Spiritualität ist mit besonderen Großhirnleistungen verbunden, die Sinn und Heilkraft ermöglichen. Hier wissen wir genau, was uns gut tut und was nicht. Danach müssen wir dann auch handeln. Desakralisierung ist eine Form der Verletzung der Spiritualität, die schwerwiegende Folgen haben kann. Vollständige Gesundheit erreichen wir nur hier im Ganzen unserer Vermögen. Die Verletzung dieses Lebensgefühls der hohen spirituellen Integrität kann einen schweren Schock beinhalten und das Gehirn und die Person schwer treffen und schädigen. In dieser Sphäre der freien Vertikalität kann uns Gott begegnen und wir werden hier sehr zuversichtlich und hoffnungsvoll gegen den Stress,  den Menschen verursachen die nicht in dieser Sphäre leben und arbeiten.  Das überweltliche Bewusstsein ist kein Isolierungsphänomen, sondern die Ermöglichung von Klarheit und Kraft und positiver Gefühle.  Hier können wir auf- und erklären gegen die Dichotomien des Daseins. Wir verlassen hier die Ebene der Widersprüche und Ungereimtheiten, unser Geist wird transparent und synthetisierend.

Weltwissen

Viele fragen sich jetzt: Wie komme ich dorthin, um meinem Leben einen Sinn zu geben. Es ist Weg der  nachdenklichen Meditation. Phasen des Aufregens beeinträchtigen die Kontemplation und damit die geistige Produktivität. Das Erhalten der hohen Vertikalität, die sich nicht mit dem Alltag zufrieden gibt,  wird durch kontinuierliches Denken ermöglicht, das in der Kultur des spirituellen Dialogs aufblüht und Gewissheit schafft.  Die Gewissheit, dass mir keiner diese Sphäre zerschlägt, gewinne ich durch Achtsamkeit und Wachsamkeit im Bewusstsein des höheren Wissens auch durch Askese. Wir wissen auch hier vieles über uns selbst und können den Weg zu einem erfüllten Leben planen und Korrekturen vornehmen. Es ist kein übersteigertes Ichbewusstsein, sondern bezieht sich immer auch auf anderes. Spirituelle Erfahrungen können auch mystisch sein und können eine komplexe Welt der Möglichkeiten freilegen.  Wer hier zu hoher Selbsterkenntnis kommt. der kann auch andere besser einschätzen und sich auch selbst schützen vor unliebsamen Einflüssen und Manipulationen.  Das Wegdriften aus der eigenen Mitte ist der Anfang der Fremdbestimmung gegen den brain drain in die Spiritualität,  in der ich die Ängste, das Leid, die Trauer überwinden kann. Sie nimmt uns auch die Angst vor dem Tod, der nur das Ende unseres Körper ist, aber nicht unserer Seele. Universelles Bewusstsein ist eine Sphäre auch der  gefühlten Unsterblichkeit, für die wir die Verantwortung übernehmen müssen. Was uns hier mitgeteilt wird ist Weltwissen und Weisheit.  Man lernt dies in keiner Bildungsinstitution, es ist die private Aufgabe gegen die Instrumentalisierung. Berufung ist hier möglich, also der Ruf in das wahre Sein auch mit und  für andere insbesondere mit und für Gleichgesinnte, die an der Umsetzung der Erkenntnisse arbeiten.

Menschenkenntnis

Die Frage, ob man Menschenkenntnis erwerben kann, muss mit Ja beantwortet werden. Sie ist elementar für unsere Zusammenleben
Wir häufen eine Menge Wissen an, das nicht immer Bildung bedeutet und nicht dazu führt, dass wir uns insgesamt besser verstehen. Es gibt sicher Menschen, die aufgrund ihrer Offenheit und ihrer Unvoreingenommenheit andere sehr gut intuitiv erfassen und ihre eigenen Werte auch immer wieder zur Disposition stellen können, auf jeden Fall können sie sich darüber auseinandersetzen. Wer seine Werte absolut setzt, wird schnell alt, starr und vielleicht sogar ein Menschenfeind, weil er das Andere nicht mehr erfasst und meint zum heroischen Verteidiger seiner Eingeschränktheit werden zu müssen. Glücklich macht das nicht, sondern stumpf und unsensibel für die Möglichkeiten guten Daseins und guten Willens anderer. Wer Bildung nur für den eigenen Vorteil instrumentalisiert, der wird das differenzierte und komplexe Dasein von Menschen nicht mehr begreifen. Der Mensch will aber verstanden werden; es ist ein Existenzial. Wer es aufgibt, hat resigniert, kann sich nicht mehr kenntlich machen mit Folgen für sein soziales Leben. Vielfalt und Pluralismus sind die Grundpfeiler der Demokratie. Hier herrscht viel Dynamik und möglichst auch viel Freiheit, das zu sein, was man zu sein beabsichtigt. Wir haben nicht das Recht, Wege zu verbauen wie in totalitären Staaten. Es gilt darauf zu achten, dass die Norm und die Vermassung nicht überhand nimmt. Auch Normen müssen immer wieder überdacht werden auf ihre förderliche Gültigkeit hin. Wir sehen an der zunehmenden Pathologisierung in entsprechenden Manualen wie DSM V die zunehmende Entwicklung von Normierung, die uns das Selbstverständnis nehmen kann. Es gibt nicht den rundum gesunden Menschen. Wir alle haben Probleme und müssen lernen, damit umzugehen, anstatt die Abweichung von der Norm zu diskreditieren auch durch Pathologisierungen. Das Umgehen mit den Einschränkungen der Gesundheit muss gelernt werden und darf nicht zum Anlass für Ausgrenzung und Selektion werden.

Potenzialentfaltung erlaubt den Diskurs

Sicher, wir wählen aus, wer zu uns passt und wer eher nicht. Aber es stellen sich auch andere Aufgaben der Toleranz und der Akzeptanz. Hier muss die Fähigkeit vorhanden sein, auch hinter die Fassaden zu schauen und den Kampf, den fast jeder führt, zu verstehen. Dieser Kampf kann bestenfalls sehr produktiv werden, wenn die Ziele geklärt sind und die Teleologie unseres Lebens Sinn und Bedeutung schafft. Menschen arbeiten an ihrer Existenz, wenn sie begriffen haben, dass nicht alles von außen kommt und vieles ungelebt bleibt, weil es nicht aufgegriffen wird durch Arbeit und Freizeit. Hierfür brauchen wir die Bildung, die uns keine Vorschriften macht, sondern uns Fragen stellt in Bezug auf das, was wünschenswert ist. Das lässt sich nicht immer konkretisieren, aber auf den allgemeinen Wert der Achtung voreinander vorläufig festlegen. Die verspielen wir erst dann, wenn Verbrechen begangen werden. Alles andere muss ausgehandelt werden und steht immer herausfordernd zur Debatte.  Wer das Eigene entwickelt, der hat auch Verständnis für die Entwicklung anderer. Wer sich nicht entwickeln kann, der wird intolerant und ignorant. Deshalb ist es so wichtig, dem Einzelnen so viel Entfaltung wie nur möglich zukommen zu lassen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der nicht erzwungen werden kann. Goethe hat uns darauf schon früh hingewiesen, aber es wird nicht viel dafür getan. Es kann nicht nur wenigen vorbehalten bleiben, das eigene Potenzial zu entwickeln, sondern muss früh bei allen gefördert werden, damit das Ausscheren aus einer Gesellschaft verhindert werden kann. Individualisierung ist also nie Vereinzelung oder Egoismus, sondern ein Phänomen der gesunden Selbstgewissheit, die eben auch viel geben kann, weil sie nicht behindert wurde durch vermeintliche Zwänge.

Jenseits des Perfektionismus

Menschenkenntnis ist so immer auch der Einblick in die tiefsten Sehnsüchte von Menschen, anerkannt zu werden und bestenfalls Menschen zu begegnen, die verstehen, dass wir nicht nur mit Resultaten konfrontiert werden dürfen, sondern mit Wegen, die ihre Berechtigung haben und die nicht lange erklärt und begründet werden müssen. So sind Lehrer nicht in erster Linie Informationsvermittler, sondern Menschen, die Fähigkeiten anstoßen  und gesundes Selbstbewusstsein vermitteln müssen, das sich selbst auch immer wieder in Frage stellen kann, ohne etwas zu verlieren. Was den Menschen widerfährt, das können sie dann auch weitergeben. Menschenkenntnis ist auch immer ein Erschauen des Möglichen für die Bewältigung des eigenen Lebens.  Ein Konkurrenzsystem ermöglicht genau diese Menschenbildung nicht. Es lässt den Blick auf anderes gar nicht zu, sondern wird auf Durchsetzung gegen andere etabliert und auf das Ausblenden, um die eigenen Ziele zu erreichen. Auch die Angst, Corona könnte die Berufschancen von Schülern beeinträchtigen, ist unbegründet. Die Zeit kann für Besinnung und Persönlichkeitsbildung genutzt werden jenseits des Hamsterrades und des Funktionalismus. Wir alle wollen etwas werden und im Werden möglichst wenig manipuliert werden auch für unsere Gesundheit und unseren Durchblick, der uns stark und unverwundbar macht. Eine Kultur der Fehlerkorrektur ist wünschenswert. Dafür sollten wir uns allgemein öffnen und die Strenge des Perfektionismus aufgeben.

Denktherapie

Ein Versuch der Rettung der Geisteswissenschaften in Notlagen

Wer seine Denkgewohnheiten durchbrechen und die Ungerechtigkeiten  nicht mehr hinnehmen will, der lese unter anderem Hegel. Das höchste Denken ist das Abstrakte, das zunächst nicht mit bestimmten Inhalten konfrontiert, sondern die Denkbewegung als solche in Gang bringt. Viele stecken fest im konventionellen Denken und schreiben Bücher über Dinge, die sich schön anhören, aber keine Perspektive aufzeigen. Die Angst der Herrschenden vor dem Verlust des Konsenses führt zur Ängstlichkeit in der Vermittlung des heilsamen, des unverstellten und nicht korrumpierbaren  Denkens. Es gibt eine Klientel, die ins Korsett pressen und lauter wohlgeformte Formeln hören will. Sicher, wir brauchen Ordnung, aber die muss immer wieder aufgemischt und neu konstituiert werden, damit sie nicht verkrustet und Menschen in die Norm zwingt. Wir sind noch lange nicht so weit, Menschen zu befähigen, sich ihres Verstandes zu bedienen und nicht nur nachzudenken, sondern vorauszudenken, um so vielen Menschen wie möglich neue Perspektiven zu eröffnen. Wahre Menschlichkeit macht hier keine Vorschriften, sondern initiiert das Mögliche und das Wünschenswerte, das keinen Zwängen unterliegt.

Das Recht auf Glück

Die Arroganz derjenigen, die sich ihre Posten gesichert haben, wird sofort wieder laut, wenn wie in der Corona-Krise die Künstler arbeitslos werden. Die werden sofort für den Sozialdienst abkommandiert, als hätten sie jetzt nichts zu tun, was natürlich nicht der Fall ist. Sie verdienen nur gerade kein Geld, haben kein Einkommen bzw. Einkommensverluste. Arbeit ist immer auch Identität und vermittelt Sinn. Und wer in irgendeiner Form schwer belastet wurde, hüte sich vor weiteren Belastungen. Psychische Erkrankungen entstehen dann, wenn der gewählte Weg ignoriert und verletzt wird durch Außenstehende, die nicht das Recht haben, sich in Entscheidungen einzumischen. Man kann in der Schule noch ein wenig Einfluss nehmen, darf aber auch hier nicht nach gesellschaftlichem Bedarf manipulieren. Corona zeigt wieder einmal, wie schnell die Würde angetastet wird. Wir sollten in die deutsche Verfassung unbedingt den pursuit of happiness der civil rights aufnehmen, weil es hier nicht um Hedonismus geht, sondern um Gesundheit und den Erhalt und Wahrung der eigenen Integrität, die nicht nur von Bildung abhängt, sondern auch von der Konstitution und vom Charakter, der zum Teil genetisch angelegt ist.

Das Recht auf Identität

Die Arroganz der Satten und der Etablierten ist heute unser Problem, weil Menschen natürlich nicht verzweckt werden dürfen, wie auch immer ein gesellschaftlicher Bedarf aussehen mag. Politische Regulierungen sind hier nicht erlaubt, sondern der einzelne Mensch muss selbst davon überzeugt sein, dass das, was er tut sinnvoll ist und seinen Interessen entspricht. Wir haben also die Pflicht, in Bildung und Ausbildung so viele Menschen als möglich in ihren eigenen Stand zu versetzen, mit dem sie sich identifizieren können und nicht in das Burnout der Sinnlosigkeit tappen und das Gesundheitssystem strapazieren. Es handelt sich bei diesem Gedanken nicht um eine Utopie, sondern um einen Mangel an Einsicht und um Verkennung der anthropologischen Grundlagen. Der Mensch will etwas leisten, was auch andere befähigt, mehr Bewusstsein, mehr Selbstwirksamkeit und mehr Gesundheit zu erreichen für ein erfülltes und langes Leben. Nicht alle müssen Hegel lesen, aber vor einer falschen Harmonie der Zementierung von Ungleichheiten sei gewarnt. Wem also Hegel zu anspruchsvoll ist, der höre einfach Jazz und begreife den Hintergrund der Entstehung einer Musikrichtung, die immer warnt vor der Gemütlichkeit des Konventionellen und den Worthülsen von Menschen, die selbst nicht ansatzweise ihre Angelegenheiten stehen und liegen lassen würden, um zivile Soldaten des Staates zu werden. Wie wir alle müssen Künstler in diesen Phasen der Aussetzung an sich arbeiten, um weiter ihre Rolle und ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Sie leben und lieben die Kreativität,  mit der sie Menschen begeistern und befördern, was die sogenannte Elite längst unterlassen hat. Aber die meisten großen Denker sind zum Glück in Büchern zu erreichen. Sie sind unsere Freunde in der Not und sie sind erreichbar für jeden gegen das dumme Geschwätz des Establishments.

Gottfried Wilhelm Friedrich Hegel: Wissenschaft der  Logik. Frankfurt am Main.  10. Auflage 2014

Michael Bordt SJ: Die Kunst, sich selbst zu verstehen. Den Weg ins eigene Leben finden. Ein philosophisches Plädoyer. München 1. Auflage 2015

Die zeitlose Nähe der Intensität

Wir können uns nicht darüber hinwegtäuschen: Die wahre Liebe ist kein Resultat von vernünftigen Erwägungen, aber sie geschieht zu selten, deshalb schießen die Partnerschaftsportale wie Pilze aus dem Boden

Uns interessiert hier aber nicht die moderne geschäftige Suche nach einem Partner, sondern die reale Begegnung von zwei Gleichen, die oft ähnlich literarisch sozialisiert sind und es selbst nicht fassen können, dass sie sich begegnet sind und sich dadurch alles ändert, ändern muss. Diese Intensität ist unerbittlich, sie erträgt die alten Kompromisse nicht mehr, weil das höchste Glück eingetreten ist durch eine hohe Form der Übereinstimmung im Bewusstsein. Wir haben hier nicht die Wahl, ob wir uns hineinbegeben oder nicht. Diese Begegnung erfasst uns im Innersten und hebt unser Getrenntsein, unser halbherziges Abwägen und Überlegen auf. Sie ist weder unvernünftig noch vernünftig, sie schwingt einfach mit in der emotionalen Bewegung des anderen in der symbiotischen Verschmelzung mit dem Du, das sich als komplementären Teil des Eigenen entwirft und nicht mehr wegdenkbar ist. In der Literatur wird die wahre Liebe oft beschrieben, aber nur wenige erleben sie wirklich. Sie ist reines Gefühl und reine Liebe und reines Denken, was in die Verbindung will und die Trennung nicht erträgt. Zwei Menschen werden eins von Angesicht zu Angesicht und sehen sich für einen Moment auf den Grund der Seele. Es sind nicht die Äußerlichkeiten und nicht die Erwartungen, sondern das unverstellte Sein, das sich zeigt und ergreift. Für Momente ist alles klar und deutlich, in welcher realen Lage sich man auch befinden mag. Die ist nicht mehr wichtig, sie verschwindet im Hintergrund zur Fassade, die sich auch als solche begreift und zurücktritt.

Wahre Liebe versteht die Welt

Wir denken oft,  dass wir über solche Begegnungen hinwegkommen, dass wir sie überwinden könnten, wenn äußere Widerstände auftauchen. Diese Liebe ist hoch verletzlich und sie wird verletzt, wenn sie nicht als das bewusst wird, was sie ist: eine Ausnahmeerscheinung mit höchster Priorität. Es gibt kein Zurück in alte Rollen des Durchhaltens aus gesellschaftlicher Konvention. Diese Liebe verlangt Mut, damit sie nicht untergeht im täglichen Einerlei der Notwendigkeiten und falschen Auffassungen. Sie reißt aus den halbherzigen Vereinbarungen heraus in die Welt der Wahrhaftigkeit. Dieser Anziehung ist nichts entgegenzusetzen. Die eigene Machtlosigkeit ist kein Verlust an Kompetenz, sondern die Gnade der Erfüllung des Gemeinten, durch den anderen ganz zu werden in welcher Form auch immer. Das Defizit der alltäglichen Begegnungen mit ihren Korruptionen, Kompromissen  und Täuschungen ist überwunden. Die Sphäre der Unmittelbarkeit der Wahrheit erbebt in den Stand des tiefen Wissens und der Einsichten in die Wirkkräfte das Daseins. Es ist die Sphäre der Unschuld, der reinen Erkenntnis des Wesentlichen und Schönen. Wer diese Liebe erfährt, ist nicht mehr offen oder frei für die faulen und schalen Kompromisse dieser Welt, die sich in Foren und Plattformen zusammenraufen, um ihr Vergnügen zu vermehren. Die reine und wahre Liebe ist Seligkeit von Anfang, sie ist höchstes Glück allein schon durch die Begegnung und sie kennt kein Zurück in diese Welt der Halbheiten und Berechnungen, ob dieser Mensch nun etwas vermehrt oder nicht. Sie wägt nicht ab, denn sie ist, was sie ist und kann nicht anders.

Das schale Los der Kompromisse

Wir wollen aber alles berechenbar machen und erkennen die Grenzen unserer eigenen Vermögen nicht an, die nicht selten in die Unwahrheit und die Uneigentlichkeit führen, wir werden regelrecht indoktriniert, Kompromisse zu machen und halten uns für aufgeklärt, obwohl wir eigentlich nur enttäuscht sind und aufgegeben haben, unserer Intuition zu vertrauen, die den Weg weist und uns führt in das Reich höchster Einsichten und Ergriffenheiten. Wir reden hier nicht über das gewöhnliche Verliebtsein, das vergeht und sich beruhigt, sondern über das Wissen über einen Menschen im Zulassen der höchsten Vermögen der bewussten Seelenschau. Dass diese Lieben oft tragisch enden, liegt an der Welt, ihrer oberflächlichen Auffassungen und ihren neidischen Vertretern, die Menschen verunsichern bezüglich ihrer Einsicht und Erfahrung. Und weil sie sich selbst nicht mehr trauen, werden sie zu höchsten Verletzern und Zerstörern unter Berufung auf Allgemeinplätze, als wüsste man, worum es geht. Aber niemand anderer kann in die Seele von zwei Menschen schauen, die sich erkannt haben und sich nicht ständig erklären müssen. Gegen diese Intensität ist kein Rat hilfreich. Wer sie nicht erlebt hat, wird sie negieren und sie in den Bereich des Gewöhnlichen und Vorübergehenden einordnen. Doch die Ironie des Geschehens beruht in der extremen Verunstaltung der Wahrheit und ihrer verheerenden Folgen für ein ganzes Leben. Wer die wahre Liebe verfehlt, bleibt ein Leben lang auf der Suche und reist er noch in den letzten Winkel der Welt. Sie hat sich eingebrannt und ist ein Teil von einem selbst geblieben und wehrt das Profane ab bis zur letzten Stunde.

Die Spiritualität der Liebe

Kirche und Staat möchten die Liebe gern in ein Korsett stecken, da  sie auch selten spirituell ist. Wer aber den Hauch des Überweltlichen gespürt hat. der wird hellhörig bezüglich des Banalen unserer Existenz und verweigert sich den Konventionen der Beschwichtigung. Wir Menschen sind fähig, wirklich hohe Gefühle zu entwickeln, die dann auch über die eigene Existenz wie bei der heiligen Elisabeth von Thüringen hinausführen. Es existiert der Wunsch, auch andere zu befähigen, höchstes Glück zu empfinden und vor allem die Not zu mildern. Wir sind hier nicht nur mit den privatesten Emotionen konfrontiert, sondern mit der Aufgabe, ein System zu heben und uns als Beförderer der Humanität zu verstehen. Wir können dann das Erlebte weitergeben als Auftrag für die Entdeckung des Menschenmöglichen. Das Banale und Profane kann den Hass in der Welt nicht besänftigen. Dafür bedarf es der höchsten Liebe, die immer auch eine Liebe in Gott ist. Diese Gesellschaft drängt auf das Funktionieren von Menschen und ihre Instrumentalisierbarkeit macht sie stumpf und unempfindlich. Die Versklavung von Menschen ist noch lange nicht beendet und ihre wahre Freiheit besteht in der Entdeckung von wahrer Liebe, die durch die Vermassung immer unwahrscheinlicher wird. Die Kultur und die Literatur erinnern uns an diese Möglichkeit von wahrhaftiger Existenz in Einklang mit der Schöpfung. Wer uns zu den höchsten Fähigkeiten führt, ist eine Begegnung in Gott. Die Hindernisse der Welt müssen davor die Waffen strecken, was auch für die Kirche gilt, die ihren Einfluss nicht selten gegen Menschen einsetzt, anstatt den spirituellen Raum tiefer Begegnungen zu öffnen und zu segnen.