Die Bedeutung bzw. Wirkung von Büchern wurde oft informell bestritten, ihr Ende sogar prophezeit. Bücher werden aber angesichts einer komplexer werdenden Welt immer wichtiger. Wer die Zeichen der Zeit richtig versteht, der suche eine Bibliothek auf und bilde sich eine eigene Meinung
Die Anfänge der Bibliothek gehen auf die Ägypter zurück und deren Aufzeichnungen auf Papyrusrollen 1866 v. Chr.. Das Wort Bibliothek stammt allerdings aus dem Griechischen und umfasste die Schriften der Zeit für die gebildete Elite. Im Mittelalter waren es vor allem die Klöster, die handschriftlich Texte verfassten und reproduzierten in erster Linie für den Klerus. Der Buchdruck von 1440 sowie die Erfindung der Papiermaschine von 1799 und die Übersetzungen machten Bücher für die Öffentlichkeit zugänglich. Bibliotheken erfassen, erhalten und veröffentlichen auch ein kulturelles Erbe und waren oft Ziel der Zerstörung. Deshalb werden heute viele wichtige Dokumente im stillgelegten Barbarastollen aufbewahrt für die Nachwelt. Die Erzeugnisse einer Kultur sind heute für jeden zugänglich und einsehbar auch unabhängig von irgendwelchen institutionellen Ausbildungen. Diese prinzipielle Zugänglichkeit beinhaltet die uneingeschränkte Möglichkeit, sich Bildung anzueignen ohne großen Kostenaufwand. Voraussetzung hier ist eine hohe intrinsische Motivation, sich ohne weiteren Zwang einen Eindruck zu verschaffen in die Produkte des Geistes. Jeder ist hier seiner Bildung Schmied und hat es in der Hand, wie weit er sich informieren und wie tief er in die Materie einsteigen möchte auch über Fachzeitschriften. Die Bibliotheken bieten auch hier ihre Hilfe an, um die Recherchen intensivieren zu können. Prinzipiell wird zwischen wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken unterschieden.
Bibliotheken haben therapeutische Wirkungen
Das Lesen wurde oft als etwas verschrien, das nichts bewirken könne außer eben Wissen zu vermitteln. Aber das Lesen von Büchern bewirkt sehr viel in den Rezipienten. Wer sich nicht gut fühlt, sollte sich in einen der Lesesäle begeben und sich dort auf ein Buch oder seine geistige Arbeit konzentrieren. Nach einer halben Stunde ist er an diesem Ort vollständig angekommen und spürt die geistigen Synergien in diesem Raum der Konzentration. Nach ein paar Stunden Aufenthalt ist der Besucher ein anderer durch die kontemplativen Schwingungen, die seinen Geist erfasst und modifiziert haben. Er wird den Rest des Tages aufgebaut und glücklich sein im Bewusstsein, dass sein Geist sich in einer höheren Sphäre bewegt. Insofern kann man einen längeren Aufenthalt in einer Bibliothek immer auch als eine Art Therapie betrachten, die von den Alltagsproblemen ablöst und sie relativiert. Die bleiben draußen. Der Mensch wird eins mit dem Geschriebenem und Gedachtem und so befreit von der Enge des eigenen beschränkten Bewusstseins. Viele Schriftsteller arbeiten auch deshalb in einer Bibliothek, weil hier eine Konzentration möglich ist, die sich durch die Konzentration der Mitbesucher steigert und somit die Kreativität befördert. Wer eine Arbeit zügig erledigen will, tue dies in einer Bibliothek und nicht zu Hause.
Für eine Promotion ist es nie zu spät
Rosemarie Achenbach hat mit 94 Jahren über den Tod promoviert und freut sich noch mit 96 Jahren über ihre Autonomie. Sie organisiert ihr Leben rundum selbst, ist nicht auf Hilfe angewiesen. Sie hat nicht aufgegeben, ihren Traum vom Leben zu erfüllen, obwohl man es ihr schwer gemacht hat. Dieses Nichtaufgeben geistiger Arbeit und mentaler Anstrengung ist auch die Voraussetzung für lange Gesundheit und Beweglichkeit in Kombination mit gesunder Lebensführung. Die Bibliothek ermöglicht auch die Informationen mittels Datenbanken über themenrelevante Veröffentlichungen für die jeweilige wissenschaftliche Arbeit, die sich mit dem Denken anderer Wissenschaftler auseinandersetzt. Diese Suche beginnt auch mit dem Literaturverzeichnis von Fachbüchern und Aufsätzen unter den dafür eingerichteten Suchoptionen, die tiefer in die Materie einführen. Die Komplexität der Recherchen kann auch durch die Angestellten der Bibliothek erleichtert werden. Sie geben gerne Auskunft. Letztlich geht es aber um die selbständige Erarbeitung eines Themas, für das ein großes eigenes Interesse besteht mit der Möglichkeit, einen Doktorgrad zu erwerben und somit einen Beitrag zu leisten für den wissenschaftlichen Diskurs. Jeder neue Beitrag ist eine Bereicherung und eröffnet einen neuen Blickwinkel durch die Individualität des jeweiligen Menschen. Jeder sollte die Möglichkeit erhalten, sich frei und selbstbestimmt einer solchen Herausforderung zu stellen. Das intensive Bearbeiten eines Themas im Rahmen einer Bibliothek verleiht Flügel und führt in den berühmten Elfenbeinturm aller geistigen Ambitionen. Dafür sollte man die Stimmung und die Atmosphäre einer Bibliothek nutzen. Auch wer sich umfassende Kenntnisse über den Rest der Welt und andere Kulturen verschaffen möchte, kann dies über das Sprachenlernen und schriftliche sowie bildliche Dokumentationen erreichen. Man kann auch Grenzen überwinden, ohne zu verreisen.
Bücher steigern die Komplexität und den Durchblick und damit die Veränderung
Bücher verändern das Bewusstsein und beinhalten ein hohes Potenzial der Selbstorganisation und Selbstfindung für ein gelingendes Leben. Die Erreichung einer Komplexität durch Lesen erhöht die Chance auf eine geistige Beweglichkeit, die sowohl im Privaten wie im Beruflichen einsetzbar ist. Wer also mal Schwierigkeiten auf dem einen oder anderen Gebiet hat, der suche eine Bibliothek auf und organisiere sich neu. In dieser Atmosphäre der Gleichheit gibt es keine sozialen Unterschiede, denn der freie Erwerb von Wissen unterliegt keinen Restriktionen. Der Staat finanziert Weiterbildungen oft nicht. Aber wer sich selbständig Wissen und geistige Kompetenzen aneignet, der hat auch durch die damit verbundene Überzeugungskraft wieder neue Chancen. Der Mensch hat hier die Möglichkeit, mit vielen anderen in einen virtuellen Kontakt zu treten und durch diese Kontakte zu profitieren in ganz persönlicher Hinsicht bis hin zu Erreichung von kleinen mentalen Emergenzen (neue Zustände mit neuen Erkenntnissen auch für die eigene Transformation) für mehr Durchblick und Urteilsvermögen, die auch insgesamt die Gesundheit befördern. Das gilt für Bücher allgemein und potenziert sich über die freie Verfügbarkeit in einer Bibliothek, die über jede private Bibliothek hinausweist in den Bereich der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine gute Bibliothek sollte immer auch zusätzlich eine Möglichkeit der Begegnung schaffen durch eine Cafeteria, denn Besucher von Bibliotheken haben viel Gemeinsames und möchten sich auch austauschen, was in den Lesesälen nicht so möglich ist. Hier verständigt man sich vorwiegend mit Blicken. Sie ist ein Ort interessanter Begegnungen von Wissenschaftlern, Autoren und Studenten aller Altersgruppen. Selbstständige Weiterbildungen durch und in einer Bibliothek sollten unbedingt anerkannt werden, auch wenn am Ende kein Zertifikat steht. Selbstständigkeit wird noch viel zu wenig honoriert und das ist ein Mangel in der Kultur. Wer viel liest, hat einen weiten Horizont und lässt sich nicht indoktrinieren. Der mündige Bürger liest Bücher und bildet sich eine eigene Meinung. Die Meinungsbildung sollte man nicht allein den vermittelnden Medien überlassen, weil hier vertieftes und unmittelbares Wissen oft nicht möglich ist. Es geht aber nicht nur um die eigene Kultur, sondern auch um die geistigen Erzeugnisse anderer Kulturen, die wir begreifen und integrieren müssen.
Geistige Bereicherung, die sich auch materialisieren lässt
„In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet.“ Dies Johann Wolfgang von Goethe zugeschriebene Zitat erklärt den Tatbestand der geistigen Bereicherung, die nachhaltig und zugleich eine Investition in die Zukunft ist. Niemand kann sich hier ausgeschlossen fühlen vom kulturellen Diskurs seiner Zeit, denn Bibliotheken sind auf dem neuesten Stand und der Nutzer kann auch seine Anschaffungswünsche äußern, sollte ein Buch nicht vorhanden sein. Und wer sein eigenes Buch für die Nachwelt erhalten wissen will, der bietet es eben den großen Bibliotheken an. Auch die digitale Nutzung der Bibliothek als Sammlung elektronischer Medien spielt im Kontext der Digitalisierung eine entscheidende Rolle, wenn auch das gebundene Buch immer noch ein haptisches Vergnügen bleibt und sich hoffentlich nie ganz überholt. Es ist nicht übertrieben, Bibliotheken als wahre Heilanstalten zu bezeichnen, denn es ist immer auch der Kontakt mit der Welt und ihrem kulturellen Erbe des Erhabenen gegen eine allzu profane und materielle Welt der Notwendigkeiten. In diese geistige Welt einzutauchen ist ein Abenteuer, denn man verlässt den Lesesaal anders, als man in betreten hat. Das hat sich herumgesprochen und die Lesesäle sind heute sehr gut besucht auch wegen der Mitnahmemöglichkeit der eigenen Computer für Abschlussarbeiten an den Universitäten und für private Kreativerzeugnisse. Wer sich also aufbauen will, der verlasse seine Wohnung und begebe sich an diese atmosphärischen Orte des Denkens und der Wissensaneignung.
Bild: Staatsbibliothek München