Eine Renaissance der 70er Jahre

Die Bewusstseinswissenschaften wurden durch den Materialismus und die Naturwissenschaften vollkommen verdrängt. Aber nun regt sich ein zartes Pflänzchen und zeigt uns die Fehler

Das 21.Jahrhundert hat seine konventionelle Fratze gezeigt. Der kritische und tolerante Liberalismus der 70er Jahre wurde sukzessive unterminiert. Nun stehen wir da und langweilen uns gegenseitig mit Ideologien, Mainstream und Verschwörungstheorien, weil das kritische Denken nicht mehr kultiviert wird. Sicher die gedankliche Befreiung der 70er Jahre korrelierte mit der sexuellen „Befreiung“ der 68er (pleasure). Doch das war nur ein kurzes Vergnügen. Heute wissen wir allerdings, dass auch und gerade die Sexualität in die Verblödung (und zur Kriminalität) führt und die Bewusstseinswissenschaften sich eher auf den Geist beziehen sollten und auf sein noch nicht voll entwickeltes Potenzial, auch innere Freiheit ohne den Konsum von Drogen zu erreichen. Wir haben also heute die Möglichkeit, uns geistig zu befreien, ohne die Fehler von damals, die die Sexualität und Drogen glorifizierten, zu wiederholen. Ken Wilber hat 1977 sein Buch Das Spektrum des Bewusstseins mit 28 Jahren geschrieben, aber wir haben ihn damals in Deutschland so gut wie gar nicht registriert. Hätte man  ihn damals gelesen, hätte man viele Fehler im Leben nicht gemacht trotz kritischen Verstandes. Menschen wie Ken Wilber begeistern, weil sie die Propaganda infrage stellen, die die Anpassung an ein desolates und konkurrierendes Bildungssystem erzwingt. Außergewöhnliche und interessante Charaktere finden wir heute selten und sie werden immer weniger. Der Befreiungsimpuls von damals sieht heute natürlich etwas fragwürdig aus, aber Menschen wollten nicht einfach alles mitmachen, was da so gefordert wurde. Die Sexualität ist gewiss nicht der Grund für Frieden und Freiheit. Dieses Missverständnis haben wir ausgeräumt und vertrauen nun der Spiritualität und dem entwickelten Geist, dem sich die Bewusstseinswissenschaften annähern. Sexualität ist auch Opium fürs Volk. Sie ist nicht die Ursache für mehr Geist, sondern eher das Gegenteil und noch eine zu starke Verkörperung, die, wie wir ja wissen, viele Probleme verursacht, denn die Sexualität öffnet nicht das System, sie ist nur eine Illusion von Öffnung. Die Meinungen gehen hier auseinander, was  die Grundbedürfnisse, zu denen auch der Trieb zählt, betrifft. Der geistige Mensch wählt Yoga und Meditation, um in den höheren bzw. universalen Geist zu kommen für mehr und bessere Einsichten und für fortune (das Amerikanische kennt fünf verschiedene Worte für Glück). Aber es sei darauf hingewiesen, dass auch Sicherheit, Entwicklungsfähigkeit, Selbstverwirklichung als Grundbedürfnisse thematisiert werden. Die Welt ist pluralistisch und nicht primär dualistisch, was Ken Wilber als Problem erkannt hat.

Die materialistischen Feinde der 70er halten uns weiter in Schach

Wenn man über die Bewusstseinswissenschaften nun also zum kritischen Denken der 70er Jahre zurückfinden könnte, hätten wir viel erreicht und Reformen könnten endlich auch umgesetzt werden, bevor wir diesen Planeten ganz verwüsten im Zuge des Materialismus und einer gewissen Menschenverachtung. Auch als Autor will man zurück in die 70er Jahre, wo es noch Meinungsfreiheit gab, die man heute offensichtlich der gesamten Menschheit nicht so zugestehen will, weil mit ihr der Terror in Verbindung gebracht wurde. Aber Gewalt ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Solange der Mensch anderen keinen Schaden zufügt, kann er denken, was er will. Faktisch ist es aber anders. Es gibt Menschen, die fügen anderen Schaden zu, auch um sie zur Anpassung zu zwingen und nehmen hier keine Rücksicht.  Die Zwänge sind längst salonfähig geworden und so mancher versteht sich im Dienste der Anpassung gegen jedes kritische Hinterfragen. Ohne demokratische Kritik steuern wir in die Autokratie. Eine lebendige, mitfühlende und kluge Gesellschaft sind wir nicht. Menschen haben große Schwierigkeiten, sich wahrhaftig zu verständigen, um Fehler und Schäden zu vermeiden. Aber selbst Akademiker haben das bis heute nicht begriffen und basteln weiter an ihren menschen- und demokratiefeindlichen Ideologien. Sie wollen  sich abheben vom Rest der Menschheit und begehen Menschenrechtsverletzungen, die schon dort beginnen, wo man den Wunsch und die Notwendigkeit auf Verständigung aussetzt. Das ist nur eine Form und der Beginn der weiteren Gewalt.

Weisheit und höhere geistige Vermögen bleiben dem Menschen vorbehalten

Wir wollen den Frieden, aber das gesamte Bildungssystem ist auf Selektion und Konkurrenz aufgebaut. Intrinsische Motivation und Ehrgeiz sind natürlich wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung der Menschheit. Aber die Selbständigkeit im Denken ist nicht so richtig gewollt, die aber ist in Zukunft die Rettung und nicht die Anpassung. Hier müssten wir uns dann der KI unterwerfen. Wer so auf Digitalisierung drängt, sollte bedenken, dass der Mensch sich weiter und besser entfalten und seine noch nicht entwickelten Potenziale in die Waagschale werfen  muss. Dafür sind die Voraussetzungen nicht geschaffen worden und auch deshalb könnte die KI eine Bedrohung werden, die die Kreativität von Menschen unterbindet und ersetzt durch Technologien, die keine Verantwortung übernehmen können, weil sie nicht in der Lage sind, die Folgen ihres Handelns einzuschätzen.  Eine Weisheits-KI wird es wohl nicht geben, denn es gibt für sie keine Algorithmen.  Die hoffnungsvollen Anfänge der 70er Jahre in Bezug auf die Bewusstseinsforschung wurden völlig unterbunden und vor lauter Konsum und Freizeitvergnügen haben das die Meisten wohl nicht einmal bemerkt, was man ihnen da genommen hat. Der Terror in der Welt hat kleinlaut gemacht und der wirklich kritische Journalismus ist verschwunden. Wer noch Glück hatte und in eine liberale Schule gegangen ist damals, der sieht heute den Abstieg deutlich. Kritikfähigkeit ist ein Wert, der vielen heute nichts mehr gilt und das verschafft nur Unbehagen. Viele glauben nicht mehr an die Demokratie. Aber jeder kann etwas dazu beitragen, dass diese Werte wieder belebt werden können und die Dinge in Bewegung kommen für eine bessere Vorbereitung auf die Zukunft. Und die, die Verständigung für nicht nötig halten, dürfen wir ruhig an den Pranger stellen, denn sie sind es, die Menschen  missachten, demütigen und ihnen das Selbstbewusstsein nehmen wollen auch mittels dogmatischer Überzeugungen. Es werden immer noch Hexen verbrannt auf den Scheiten der Ideologien – so Konstantin Wecker in den 70er Jahren. Und wenn der demokratische Gedanke endlich bei allen ankommen würde, begreifen wir, dass das Leben ein einziges komplexes Aushandeln ist und kein Kampfplatz der Dualitäten. Bewusstsein ist ein unaufhörlicher Prozess, der Einheit in der Vielheit möglich macht.

Ken Wilber: The spectrum of consciousness. Quest 1977

 

 

 

Das chronifizierende Denken

Besonders bei psychischen Krankheiten zeigen sich die Folgen des begrenzten Denken. Auch die Unterlassung der Bearbeitung von diesen Inhalten macht eine Heilung unmöglich. Krankheit als Reinigung und Durchgang im Hinblick auf eine Transformation zu sehen wäre die notwendige Anleihe aus der Mystik und der ethnischen Tradition der Schamanen

Unser westliches Verständnis gerät mehr und mehr unter Beschuss, denn es verursacht hohe Kosten, ist zum Teil sehr menschenfeindlich und menschenunwürdig und es chronifiziert Krankheiten, weil es sich der Krankheit und ihrer Bedeutung, ja ihres Sinns nicht annehmen will. Sie muss eliminiert werden möglichst durch unterdrückende Medikamente. Die Sinnfindung hier verlangt ein hoch differenziertes Denken, das nirgendwo gelernt wird, das sich aber immer wieder einzelne Wissenschaftler aneignen und mahnen. Aber dabei darf es nicht bleiben. Der Westen rühmt sich seines Gesundheitssystems, aber das ist alles andere als heilsam. Insbesondere die Psychiatrie ist eines der schlimmsten und menschenverachtenden Chronifizierungssysteme, weil es die Inhalte von psychischen Erkrankungen ablehnt – zumindest ist das beim deutschen Kassensystem der Fall. Selbst Psychotherapeuten interessieren sich nicht für die Inhalte, die einfach nur als „Denkstörungen“ abgetan werden. Dabei wissen wir, dass der gesamte spirituelle Komplex transrational ist und unsere Rationalität oft nur Begrenzung und begrenztes Denken ist, das so vieles nicht erfassen kann und will, weil es mit seinen Konstrukten die Absicht hat, Menschen einzuschränken, weil man sie prinzipiell für schlecht hält. Die Frage, wie hier die Verteilung in der Bevölkerung ist,  lässt sich wohl schwer ermitteln und Statistiken sagen auch nicht immer die Wahrheit.

Auch Wissenschaften denken in begrenzten Kategorien

Selbst die Philosophie ist schuld an einer Beschränkung unserer Wahrnehmung und unseren Erfahrungen, die wir abtun, weil sie dem rationalen Denken nicht entsprechen. Die Erfahrungen von Einheit und Verbundenheit mit dem Kosmos, mit einem universalen Geist, der weitaus mehr ist als reine Rationalität und Informationen vermittelt, sind nicht rational, sondern Intuitionen als Leitfaden für eine bessere Welt, die wir unbedingt kultivieren müssen. Hier sind und fühlt sich der Mensch auch verantwortlich für andere und für die Natur, für diesen Planeten. Moralische Appelle helfen hier eher wenig, aber diese spirituelle Einstellung vermag eine neue Ethik zu begründen, die weit über rationale Begründungen hinausgeht. Sie berührt unsere positiven Gefühle, unser Fähigkeit zu Mitgefühl auch mit anderen Generationen, die nach uns kommen. Wir sind hier aus der Egosphäre befreit und das hat einen doppelten Nutzen: Das eigene Leid wird vermindert und das allgemeine Leid möglichst verhindert. Wir wissen, dass begrenztes Denken, auf das uns die westliche Welt einschießen möchte, sehr viel Leid produziert. Der Einzelne soll für sein materielles Fortkommen sorgen, also arbeiten, Steuern zahlen und konsumieren, dann wäre die Welt schon in Ordnung. Aber sie befindet sich am Rand eines Riesendesasters auch auf der mentalen Ebene, denn es werden immer mehr Menschen krank, weil das Grundbedürfnis nach Sinn nicht erfüllt wird.  Hierfür bedarf es einer Erweiterung unseres Denkens und eines damit verbundenen Erfahrungsaustausches, für den wir eine Sprache entwickeln müssen. Vieles gibt es schon sehr, sehr lange, aber dieses alte Wissen wurde verdrängt, weil sich kein Geld damit verdienen ließ und der Mensch nicht beherrschbar ist. Leider ist das immer noch die Intention: Die Kontrolle über das Denken.

Die Bewusstseinswissenschaft initiiert unser Weltverhältnis und damit unseren Geist

Wir sind nicht so weit gekommen mit unserer Aufklärung, die sich vor allem an den Naturwissenschaften orientiert hat. Heute wissen wir, dass wir darunter leiden und viele Krankheiten nicht mehr heilen können. Der Mensch ist komplexer in seinen geistigen Vermögen wie auch diese Wirklichkeit, die wir nicht mit einer wie auch immer geschaffenen Realität verwechseln dürfen. Wir sollen realistisch sein, d.h. uns anpassen und nicht über den Tellerrand schauen. Diese Verlockungen will man schlichtweg unterbinden, was sich gerade bei psychischen Erkrankungen deutlich zeigt, denn die sprechen eine Sprache, die wir entschlüsseln müssen und viele machen eigentlich nur spirituelle Erfahrungen im Gegensatz zu Kriminellen, die schlechte Absichten haben. Beides darf man nicht in einen Topf werfen und das auch nicht entschuldigen, denn andere zu schädigen ist kein Leid, sondern Aggression. Man geht heute davon aus, dass dieser Übergang fließend ist und schädigt eine ganze Gruppe von Menschen. Es ist kein Fortschritt, Gewalttaten anderer als Krankheit einzustufen, denn der Betreffende ist Täter und nicht Opfer. Jeder hat die Wahl, wie er im Leben handelt. Eine psychische Erkrankung ist nicht die Aussetzung dieser Wahl. Diese Scheinliberalität beschwert allen psychisch Erkrankten ein System, das höchst repressiv ist und Menschen wie die Allerletzten behandelt und entsprechend diskriminiert. Solche Rückschritte sind nicht hinnehmbar. Gerade psychische Erkrankungen können reinigen im Sinne auch einer Katharsis, die man erlebt in Bezug auf erfahrenes Leid. Auch für die Schamenen liegt in einer solchen „Erkrankung“ eine Berufung zum Heiler. Wir müssen heute weiter denken und uns von den eigenen verpassten Fesseln wieder befreien, um zu heilen und nicht abzuwerten, was einer beschränkten Welt nicht entspricht, denn sie ist nicht der Weisheit letzter Schluss und führt letztlich auch in eine Zerstörung unserer Lebensgrundlagen wie auch des Sinns dieses Daseins, das nicht darin besteht,  ständig zu zergliedern. Unser Verstand ist nicht das höchste Vermögen. Deshalb sollten wir auch die Kranken hören, die uns etwas von dem Verlorenen mitteilen. Die gelingt uns heute vor allem mit der Bewusstseinswissenschaft, die das Leid beheben kann, das das beschränkte Denken immer wieder verursacht im Privaten wie im Institutionellen.

Lehrstuhl für angewandte Bewusstseinswissenschaft Regensburg:

www.bewusstseinswissenschaften.de

S.E.N. spiritualememergencenetwork: www.senev.de

ISEN International : www.spiritualemergencenetwork.org

Die Wirkungen der Meditation

Viele Therapien werden angeboten und sind nicht so überzeugend, heilen nicht. Eine der besten Selbsttherapien ist die Meditation für die eigene Entwicklung, für die Kontemplation und die Gewinnung von Weisheit und Gesundheit

Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel gegen den stumpfen und banalen bzw. unzureichenden Materialismus, der Menschen auch viel Leid zumutet, das nicht sein müsste, wenn er aufgeklärter wäre. Die Schulmedizin ist schnell dabei, organische und mentale Erkrankungen als unheilbar einzustufen zum Leidwesen des Betroffenen. Aber es gibt Wege aus dem Fatalismus, den man sich nicht einreden lassen sollte. Es ist das Unvermögen der Schulmedizin und nicht die Krankheit an sich, auf die immer Einfluss genommen werden kann auch über die psychischen Energien und Kräfte, die wir vor allem in der Meditation erreichen. Es sind nicht unbedingt wieder andere Drogen wie LSD oder Psycholibin, die zu anderen Bewusstseinsebenen führen und dadurch heilen sollen, sondern die Erweiterung des Bewusstseins durch Meditation, die das oft enge Egosystem mit seinen erstarrten Glaubenssätzen öffnet für neue Perspektiven und Erzeugung von Ganzheit gegen alle möglichen Fragmentierungen und Ambiguitäten. Wir haben die Möglichkeit, auf unser organisches und mentales System einzuwirken über diese einfache und völlig unschädliche Maßnahme. Auch die Einsicht in Gesundheitswissen in Bezug auf den eigenen Körper und die Seele wird so möglich. Wir wissen dann, was uns gut tut und was wir besser vermeiden, um mental zu gesunden oder gesund zu bleiben. Wir können uns nicht in alles hineinbegeben, was uns das Leben abverlangt, aber wir müssen auch gleichzeitig offen und wachsam bleiben für die vielen Denkalternativen, um nicht selbst völlig einzurasten in ein determinierendes Glaubenssystem. Meditation bewirkt die Dynamik in einem Top-Down-Prozess des Transpersonalen mit einem Bottom-Up-Prozess des eigenen inneren Selbsts. In dieser Dynamik entwickelt der Mensch nicht nur gedankliche Flexibilität, sondern auch die innere Freiheit, die letztlich zu mehr Wohlbefinden führt und das Loslassen einer belastenden Vergangenheit initiiert. Im Loslassen kommen wir zum Selbst, das sich angenommen weiß im Göttlichen und hier auf seinen Weg zurückfindet in die Gemeinschaft mit der universalen Einheit dieses Daseins für die Gestaltung von geistiger Welt und Welten.

Meditation führt in die transpersonale Freiheit und Ganzheit

Der Mensch wird im Laufe seines Lebens mit Traumata und Determinierungen konfrontiert, die zu Blockaden und Krankheiten führen. Etwas ist nicht mehr im Fluss, die Energien sind gestaut. Oft zeigt sich das auch im Äußeren. Nun ist das kein Grund zu verzweifeln, sondern der Anlass zu einer Änderung im Verhalten. Alle Widrigkeiten können in der Erfahrung eines höheren transpersonalen Ganzen aufgelöst werden. Wir sind nicht das Produkt eines Umfeldes, das uns traktiert, sondern haben die Freiheit, erweiterte Erfahrungen zu machen, die unser eigentliches und unverletzbares Selbst offenbaren. Wir müssen deswegen nicht alles hinnehmen, was im Leben nicht in Ordnung ist, aber wir können etwas dagegen tun, uns schützen und uns wieder regenerieren, auch wenn die Einwirkungen sehr negativ sind oder waren. Ich entschädigen mich selbst durch die Meditation und erwarte dies nicht (mehr) von außen oder anderen. Dieser Erkenntnisfortschritt ist ein Meilenstein in der Gesundheit, denn viele wird eingeredet, er sei nicht in der Lage, seine Gesundheit selbst zu rehabilitieren, was oft mit wirtschaftlichen Interessen zusammenhängt. Wir müssen auch anerkennen, dass Menschen in unterschiedlichen – mehr oder weniger geistigen Welten leben – so der Philosoph Markus Gabriel. Wir kommen auf der Ich- und Egoebene oft nicht zu einem Konsens, die Haltungen bleiben konträr und disparat und können viel Stress und Unbehagen verursachen. Menschen leben in unterschiedlichen Kontexten, die Nähe verhindern. Die Gnade der Seelenverwandtschaft ist  ein eher seltenes Phänomen. Darum kommt es auch zu oft schweren Missverständnissen in der Kommunikation, die letztlich auch ein Kapitel für sich ist in ihren vielen Facetten und Ebenen. Wer hier nicht mit genügend Bewusstsein ausgestattet ist, zettelt den Streit an.

Gegen die Selbstidolisierung

Meditation erhöht die Chance auf mehr Bewusstsein auch den eigenen Reaktionsweisen gegenüber, man wird zum Beobachter seiner selbst und kann so in die Supervision emergieren. Die Selbstreflektion erreicht eine andere Dimension, ist über die Meditation, die Distanzierung zu sich selbst erlaubt, erst wirklich möglich. Ich trete mir selbst gegenüber und sehe, wo das Problem liegt – bei  mir selbst und bei anderen, die allerdings nicht offen sind für eine Klärung, wenn sie selbst nicht meditieren und deswegen nicht sofort in die Angriffshaltung mutieren, weil sie sich abgelehnt fühlen. Meditation will die Wahrhaftigkeit und hält  sich nicht bei Unwichtigem Kleinkram auf, in den sich der wenig Bewusste verstrickt und seine eigene Befangenheit nicht sieht. Er poltert los und meint, sich damit positionieren zu müssen. Ein fataler Denkfehler, denn so gehen Beziehungen auseinander und Befremdung tritt ein. Die Meditation schafft den Freiraum – die Buddhisten sprechen von der Leere, die besser nicht mit Leerheit verwechselt werden sollte, denn es werden neue Inhalte vermittelt und neue Informationen möglich durch Meditation-, den wir brauchen, um flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können gegen Erstarrungen. In deren Folge idolisieren sich Menschen selbst  und merken nicht, dass sie festgefahren sind in Programmen, die sie für ihre Identität halten. Aber die sollte wandelbar sein, was die Buddhisten auch richtig erkannt haben. Individualisierung heißt nicht, dass ich über feste Überzeugungen eine Identität erhalte, sondern durch mein Verhalten, meine Tätigkeiten, meine Aufgabe, meine Intention, ein gutes Leben zu führen etabliert, die sich aber nicht kritiklos allem aussetzt, was an Unzulänglichkeiten vorhanden ist und dann auf mich einwirkt, wenn ich es nicht analysiere und thematisiere. Wir wollen nicht die unpolitische Gleichgültigkeit, die nur in den Rückzug von der Öffentlichkeit führt.

Mit der Meditation haben wir eine Möglichkeit, mehr Gesundheit, höhere Einsichten, mehr Frieden und bessere Verständigung zu erreichen durch eine Verankerung im universellen Ganzen, das seine Weisheit preisgibt, wenn man spirituell danach sucht, und einen Zugang zum Unbewussten zu erhalten, um diesen in mehr Bewusstsein zu transformieren. Die Meditation erweitert den begrenzten Verstand und ist die Vorbereitung für die Kontemplation.

Kyong Mipham: Den Alltag erleuchten. Die vier buddhistischen Königswege. München 2007

Stanislav Grof: Spirituelle Krisen. Chancen der Selbstfindung. München 1990

S.E.N. Spiritual Emergency Network

Der neue Heilungsweg: raus aus den Konzepten

Der Psychotherapeut Sylvester Walch unterscheidet Ego, Ich und Selbst, um die diversen Instanzen unseres Daseins zu thematisieren, die Bewusstsein generieren und damit entsprechende Wahrheiten, die nicht alle miteinander vereinbar sind.

Der Mensch ist  auf der Suche nach Sinn und bestenfalls nach Gesundheit. Hier gibt es unzählige Angebote, die den Menschen aber auch viel Geld kosten können. Je weniger jemand weiß, desto eher muss er fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Dagegen hilft immer noch das Lesen von Büchern intelligenter und weiser Menschen. Es gibt also immer die andere Lösung: sich selbst immer weiter zu bilden und damit zeit des Lebens auch nicht aufzuhören. Dieser Motor ist der gesündeste Impuls, weil er der lebenslang bestehenden Entwicklungsfähigkeit gerecht wird. Wer hier schon früh auf irgendwelchen vermeintlichen Wahrheiten beschränkt bleibt, wird einrosten mit allen Nachteilen, die diese Haltung mit sich bringt. Neues wird hier kaum noch zugelassen noch überhaupt erfasst. Die Identität wurde an bestimmte Erkenntnisse gekoppelt und wird nicht mehr aufgegeben oder hinterfragt. Mit der Unterscheidung von Ego, Ich und Selbst sind Weltverhältnisse gemeint und nicht in erster Linie psychische Zustände im freudianischen Sinne. Beginnen wir beim Ich. Hier zeigen sich die Widersprüche, die Ambiguitäten, das Licht und der Schatten (auch der eigene), Gut und Böse, die Rationalität eben. Der Mensch folgert daraus zwei verschiedene Möglichkeiten des Verhaltens: entweder gleitet er in den Egoismus ab (nimm Dir, was Du kriegen kannst) und wird so des Menschen Wolf im ewigen Kampf oder er macht die Erfahrung, dass  sein innerstes Selbst dann einen Anschluss an die All-Einheit hat, wenn er sie sucht als eine mögliche Erlösung von Leid und Widersprüchen  und Mehrdeutigkeiten sowie auch Komplexität so ausgehalten werden können. In der Sphäre des Ichs muss alles durchdacht werden, deswegen retten sich viele in den dogmatischen Egoismus als vermeintliche Erleichterung. Das Ich ist ständig in Aktion und angesichts der Komplexität auch oft überfordert nicht selten bei Verlust der eigenen Identität. Der Mensch sucht also den Therapeuten oder den Guru auf und profitiert von transpersonaler Psychologie.

Das Selbst ist eine spirituelle Instanz

Das Selbst stellt sich allerdings die Frage, was den Menschen in seiner Individualität, in seinem tiefsten Inneren ausmacht und er begibt sich deswegen selbst auf diese Suche in einer vertikalen Ausrichtung für die Verankerung in einer universalen Ebene. Der Blick in Bezug auf die Möglichkeit einer Selbstbeobachtung von diesem übersinnlichen Standpunkt aus reicht so in die Tiefe des Unbewussten, das mit dem Bewusstsein wieder in Einklang kommen kann trotz negativer Erfahrungen, die dieses Leben mit sich bringt und die gespeichert wurden. Es ist kein Eskapismus, denn diese Selbstforschung führt in das Engagement, weil hier klar wird, dass es auf jeden Einzelnen ankommt für das große Ganze, das gestaltet werden muss. Wer auf der Ebene des Ichs bleibt, erschwert sich das Dasein, weil keine Entspannung, keine Entlastung stattfindet und jede Idee an eine höhere Macht negiert wird angesichts des Elends in der Welt. Gott kann demnach nicht allmächtig sein. Aber dies Denken greift zu kurz, denn so viele Menschen machen eine Erfahrung mit einer höheren Macht, die aber erst wirksam wird, wenn ich das Ego- und Ichsystem öffne für eine höhere Energie, die Einheit, Glück und Frieden schafft. Hier waltet nicht mehr nur die Rationalität, sondern die Intuition, die höheren menschlichen Fähigkeiten zu Mitgefühl und Toleranz gegenüber der Vielfalt auf diesem Planeten. So ist der Dualismus von Geist und Materie ein gedachtes Resultat der Ichfunktionen. Das Selbst generiert hier Einheitserfahrungen, die die Priorität des Geistes gegenüber der Materie annehmen muss, um das Grundlegende dieses Lebens zu erfassen: willkürliche Materie ohne Plan kann es nicht geben, sie führt niemals in eine so überwältigende Ordnung. Am Anfang war der Geist (Logos wird in der Bibel mit Wort übersetzt).

Das gnadenhafte Selbst braucht keine Konzepte

Die höheren geistigen Energien führen uns zu unserem tiefsten Inneren nicht durch Konzeptualisierung und Fremdbestimmung, sondern einfach nur durch die Tatsache des Angenommenseins als Voraussetzung für die Individuation, des Teils einer Einheit, die Gutes, Wahres und Schönes schaffen will als anthropologische Konstitution. Dass dieser Weg ins Innere von jedem selbst erfahren werden kann und wohl auch muss, wird hier mehr als deutlich. Genau das wird immer noch bestritten, weil viel Geld verdient wird mit der Haltung, der Mensch könne nicht sich selbst zum Objekt der Betrachtungen machen und verlöre sich im Subjektiven. Aber der universelle Geist ist teilweise eben auch kollektiv und schützt vor egozentrischen Entwicklungen des reinen Gegeneinanders und aller damit verbundenen Probleme. Auf der Ebene des Ichs entstehen die psychischen Erkrankungen, weil die Erfahrung des Unperfekten, des Unerträglichen dieses Leben überhand nimmt. Es fehlt die Hoffnung, die Zuversicht, der Optimismus, die Tatkraft und leider oft auch die Selbstreflektion. Damit die sich nicht verirrt, braucht der Mensch den universalen Geist der Weisheit, die nicht ein reines inneres Geschehen ist, sondern eine Auseinandersetzung mit den höchsten Instanzen, die nicht determinieren oder sonstwie festlegen, sondern unsere Freiheit sichern, auch das zu werden, was wir im tiefsten Inneren schon immer sind und was verschüttet wurde. Wer hier wieder mit anderen Konzepten daherkommt, verfehlt diese Möglichkeit, das Leben für sich zu öffnen und so das Einströmen von Energien zu ermöglichen. Das Ego blockt diese Energien ab und das Ich kann sie nicht halten. In Bezug auf das Selbst ist alles tägliche Übung und nie abgeschlossene Entwicklung. Die tägliche Meditation befreit von Programmierungen und damit verbundener Blockaden. Schon wer lange in den Himmel schaut, wird von einer Empfindung der Entgrenzung und einer damit verbundenen Harmonie überwältigt. Ohne eine spirituelle Orientierung wird dieses Leben zu schwer und richtet über kurz oder lang Schaden an. Nur wer sich selbst auch von außen sehen kann, ist in der Lage, sich zu entwickeln, zu wachsen und weise zu werden. Selbsterkenntnis beruht immer auch auf einer getragene Distanzierung als Gnade.

Sylvester Walch. Vom Ego zum Selbst. Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes. München 2011

Die Kunst der Kritik für eine demokratische Kultur

Deutlich erkennbar leben wir in einer Zeit der Resignation, die sich vor allem in der Politik zeigt und zu einem Zynismus der Passivität führt sowie in den Rückzug der dogmatischen Privatheit.

Demokratie ist eine öffentliche Instanz, die bestenfalls bis in die Privatsphäre reicht, wo  Themen und Meinungen ausgehandelt werden müssen, um vielleicht zu höheren Erkenntnissen zu kommen im Sinne des Hegelschen dialektischen Denkens, das Meinung und Gegenmeinung abwägt, zu Synthesenbildung in der Lage und die weiseste Form des Dialoges ist. Man schmeißt sich hier nicht rechthaberisch die eigene Meinung an den Kopf, sondern man erarbeitet sich gemeinsam Standpunkte, die dann auch zum politischen Engagement führen könnten. Realpolitik ist ein schwieriges Aushandeln unterschiedlichster Interessen. Dies darf nie zum Stillstand kommen. So verstandene Demokratie ist ein Schutz vor Diktatur auch eines Mainstreams, weil hier das Selberdenken eher nicht mehr funktioniert. Solche Simplifizierungen reichen dann auch in die private Kommunikation hinein. Kritik und kritischer Verstand sind die Voraussetzungen für Gestaltung, denn ich muss wissen, was nicht geht, was nicht trägt und was immer wieder zu Störungen und Missverständnissen führt. Jeder kennt diese Leute aus dem Privatleben. Sie verstehen jede Kritik als Ablehnung. Das schwache Ich kann nicht differenzieren, denn Kritik will ein besseres Verständnis, eine neue Basis für positive Veränderungen. Wer aber diese Fähigkeit zum neutralen Diskurs nicht gelernt hat, der wird auch mit einer Demokratie nicht einverstanden sein und nicht zurechtkommen. Im anspruchsvollen dialektischen Denken finden die Kommunikatoren eine Synthese, eine gemeinsame Basis für weitere Entwicklungen. Wer aber in excessi die eigene Meinung dann auch oft noch aggressiv vertritt, der klammert sein kleines Ego an Standpunkte, die absolut gesetzt werden. Diese Neigung zur Absolutheit ist zutiefst undemokratisch. Hier darf man Bedenken äußern, ober der Mensch wirklich zur Demokratie fähig ist.

Das Anerkennen von Vielfalt ist politisch gewollt und scheitert oft schon im Privaten

Reifung besteht darin, andere Standpunkte gelten zu lassen und auch die eigenen zur Disposition zu stellen. Ein Thema will von vielen Seiten erörtert werden. Einfache Lösungen gibt es in einer Demokratie nicht.  Das müssen wir eben auch aushalten, denn das Herunterbrechen auf simple und vermeintliche Wahrheiten führt in die schleichende Abschaffung der Demokratie. Es geht hier nicht um die oft heuchlerische political correctness, durch die der Einzelne nun glaubt, er stünde auf der richtigen Seite. Diese Fallen des Nichtdenkens laueren überall. Konsens muss aber erarbeitet werden und manchmal bleibt auch etwas kontrovers, aber immerhin doch in  Bewegung. Jeder sollte sich  mal fragen, wie viel Demokratie er in seinem Privatleben erlaubt, in der Meinungen auseinander driften. Starke Charaktere können das aushalten und verstehen Kritik als Interesse an Wandel und Entwicklung, schlichtweg klüger und interessierter zu werden. Auch kein Spiritualismus darf ins Unpolitische abgleiten, weil Demokratie eben auch eine Anstrengung ist für persönliche Reifung und weiteren Horizont, den ich zwar spirituell öffnen kann, damit ich handlungsfähiger und aktiver werde in der Gestaltung unsere privaten und öffentlichen Lebens, aber der nicht zur Untätigkeit verkommen darf. Dazu sind wir alle aufgerufen, jeder nach seinen Fähigkeiten. Die Einübung in die Demokratie besteht nicht im passiven Hinnehmen von Lernstoffen, sondern in der Fähigkeit, von sich selbst absehen zu können im aktiven Überdenken anderer Meinungen und Erkenntnissen. Es ist eine Frage der Supervision sich selbst gegenüber und bestenfalls eines Humors, der es erlaubt, sich nicht ständig so wichtig zu nehmen. Selbstwerdung besteht nicht im Dogmatismus des ewigen Besserwissens, Festlegens und Determinierens, sondern im Mitschwingen auch gerade in und durch die Verschiedenheit, die Unterschiedlichkeit von Menschen, die eben auch anders denken. Wer hier nicht demokratisch konstituiert ist, gerät in die Konfrontation, in den destruktiven Streit und in die Ablehnung. Wir leben hier noch lange nicht in der Hochkultur des Diskurses und damit gefährden wir die Demokratie.

 Politik ist immer auch Psychologie

Jürgen Habermas hat Bücher über Glauben und Wissen sowie über Erkenntnis und Interesse geschrieben. Selbst unser Wissen ist durch Interessen eingeschränkt und nur wenig ist hier für die Ewigkeit. Aber wir brauchen eine Instanz, die in der Lage ist, zu revidieren, zu verbessern und zu relativieren. Viele meinen, die Vertretung von dogmatischen Meinungen mache ihren Charakter aus. Aber der hoch Gebildete weiß um die Beweglichkeit und Vorläufigkeit unseres vermeintlichen Wissens. Und letztlich ist es eine Frage des eigenen beweglichen Geistes gegen  eine rigorose Vertretung von Statements, mit der sich der Ichschwäche identifiziert. Solche Identifikationen können sehr destruktiv werden, denn es geht ihnen immer um die Durchsetzung und Zementierung der eigenen  Meinung, die sie nicht zur Disposition stellen wollen. Demokratie ist hier nicht verwirklicht und findet offenbar nur in ganz elitären Kreisen statt, in denen man Freude hat am Denken, am Nachdenken, an Kontroversen, an der Kritik, die immer Voraussetzung für die Gestaltung ist, denn ich muss wissen, was kein Fundament sein kann. Ein Haus aus Sand will auch keiner bauen. Kritik zu verteufeln verrät nur die eigene Ichschwäche, denn es ist sicher die bessere Wahl, sich mit einem dialektischen Geist zu identifizieren als mit allzu eingeschränkten Meinungen. Der fluide Geist leidet unter solchen Borniertheiten, die auch langweilig sind, weil sie nicht mehr weiter bedacht werden. Alles abzulehnen, was nicht in den eigenen beschränkten Horizont passt, ist autoritär und isolierend. Wir haben es auch nicht geschafft, Verbundenheit über die hohe Kunst der Debatte, die sicher ein hochfrequentes Unternehmen ist, zu erreichen. Ein reines Gefühl der Verbundenheit bleibt etwas suspekt, denn die Realität zeigt, dass das ein frommer Wunsch ist, dem nicht so viel entspricht. Spiritualität kann uns dazu verhelfen, die Kunst der Kommunikation zu erlernen für wahrhaftige demokratische Haltungen, die eine Multiperspektivität zulassen kann, anstatt sich in simplen Eindimensionalitäten bequem zu machen. Das Leben ist nur in einer beweglichen Kommunikation, in der keine Denkverbote existieren und Bedenken nicht als Affront verstanden werden, sondern als Wille zum Diskurs. der unser aller Leben verbessern kann. Wir sind demnach keine Gemeinschaft der Gleichgesinnten, sondern der Diskursfähigen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und er kann völlig scheitern.

Sylvester Walch. Vom Ego zum Selbst. München 2011

Theodor W. Adorno: Studien zum autoritären Charakter. Frankfurt am Main 1950

Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Frankfurt am Main 1947

Jürgen Habermas: Glauben und Wissen. Frankfurt am Main 2001

Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Frankfurt am Main. 1973