Die arme Britney Spears und die Misere der Psychotherapie

 

 

 

 

Das Psychotherapeutengesetz von 2020 sieht vor, dass die Psychotherapie in einem Bachelor- und Masterstudiengang vermeintlich gelernt werden kann. Voraussetzung hier seien sehr gute Noten…

Britney Spears ist eine Sängerin, deren Vermögen auf 59 Millionen Dollar geschätzt wird. Es müsste sich doch hier ein ausgezeichneter Therapeut finden lassen, der ihr beim Wiederaufbau ihrer geistigen und psychischen Vermögen helfen könnte bzw. ihres Bewusstseins. Dies scheint aber nicht der Fall  zu sein. Britney bleibt beeinträchtigt durch Dinge, die wir nicht so ohne weiteres nachvollziehen können. Dafür bedarf es eines Spezialisten für Bewusstseinsforschung. Die derzeitige Lage im medizinisch-klinischen Milieu sieht nur medikamentöse Behandlungen vor, die allerdings meistens die Gehirntätigkeit einschränken und nicht befördern. Das gilt im Grunde für alle Psychopharmaka, auf die sich die heutige Medizin nur allzu leichtfertig verlässt. Die Tendenz ist hier steigend, da die Kompetenzen von Therapeuten und Ärzten nicht entsprechend der Zunahme von psychischen Erkrankungen angewachsen sind. Dieses Missverhältnis ist tragisch auch für die Volkswirtschaft, denn viele Medikamente schränken die Leistungsfähigkeit sehr ein oder können sie auch nicht wiederherstellen. Wirklich verstanden haben wir das Gehirn nicht, aber wir haben eine Möglichkeit, die Person zu verstehen und ihr jeweiliges Problem, das entstanden oder verursacht wurde.

Das neue Zeitalter der Therapie ist vertan

Es ist vor allem notwendig, dass der Mensch sich selbst versteht, auch seine Ziele, seine Wünsche, seine Fähigkeiten, ohne ständig die Erwartungen anderer zu erfüllen, die nicht zu einer klaren Struktur des Eigenen führen. Die aber ist unabdingbar, wenn es um eine Heilung einer psychischen Erkrankung geht, durch die sich der Mensch meist selbst verloren hat. Hier sind Ratschläge anderer Personen keine Hilfe. Die Person muss zu sich selbst kommen und ihr tiefstes eigenes Wesen verstehen. Das vermag oft selbst die derzeitige Psychotherapie nicht, die zwar unterstützend ist, aber bei komplexeren Problemen auch versagt. Sie muss in der Lage sein, an die Ursachen der Beeinträchtigung oder Krankheit zu kommen, die sehr individuell und komplex sind. Dafür muss ein Therapeut stark von sich selbst absehen können und sich wie in der Meditation frei machen von eigenen Beschränktheiten und Begrenzungen oder Vorurteilen. Es ist nicht nur die Empathie oder das Einfühlungsvermögen, sondern auch die Übernahme der Perspektive eines anderen – eine Fähigkeit höchster Selbstaufgabe für einen Moment des Verstehens in Kombination mit Kreativität und höchstem Vorstellungsvermögen. Diese Verstehensmöglichkeiten hat der Mensch und er hat sie sicher nicht durch sehr gute Noten, die im Grunde nur die Kompetenz dokumentieren, das gut zu erledigen, was andere vorgeben.  Hier ist keine Kreativität im Spiel, sondern Pflichterfüllung, die benotet wird. Die weitere Verschulung der Psychotherapie durch einen Bachelor- und Masterstudiengang ist ein weiterer Rückschritt auf dem Gebiet der Seelenheilkunde, die ganz andere Fähigkeiten voraussetzt. Gute Noten verraten nichts über einen weiten Horizont und nichts über Weisheit, die alles Menschliche durchschaut und auch erschaut. Psychotherapie ist eigentlich keine Aufgabe für 30-, 40- oder 50-jährige.  Das eigene Leben muss hier schon gelebt  und in seinen Tücken und Brüchen erkannt worden sein. Sicher, wir wollen keine Scharlatane in der Psychotherapie, aber die komplette Verschulung ist kontraproduktiv. Gute Noten sind etwas rein Quantitatives (inhaltliche Reproduktion), die wenig über die Qualität aussagt und schon gar nichts über menschliche Fähigkeiten.

Flächendeckende Inkompetenz

Wer also wirklich Heilung will, muss sich an sehr erfahrene Menschen wenden, damit er die Chance auf Gesundheit nicht sinnlos verfehlt. Wer sich intensiv weiterbildet durch das Lesen intelligenter Bücher kann sich auch selbst therapieren, wenn er die Kraft dafür findet. Die Außenwelt wird ihn eher nicht unterstützen, darüber muss sich der Betreffende im Klaren sein, wenn er dieses Projekt angeht. Eine ganzheitliche bzw. integrale Psychologie vertreten heute einige Ärzte und Psychologen, die aber einfach ein gewisses Alter erreicht haben müssen, um den Prozess der Heilung überhaupt in Gang setzen zu können. Was den einzelnen Menschen aus der Bahn geworfen hat, muss er selbst erkunden. Der Therapeut kann nur die Hilfestellung leisten, denn er steckt selbst nicht in der Person, auch wenn er sie erfassen kann. Dieses Erfassen des Leidens eines Menschens setzt viel Lebenserfahrung und tiefste Menschenkenntnis voraus. Hier darf nichts abgetan, beschönigt oder verharmlost werden.  Es gilt, sich der Sache, des Problems so weit zu nähern, dass man es beschreiben kann. Leid ist oft nicht genau thematisierbar. Aber genau das ist die Aufgabe. Wünschen wir Britney Spears an ihrem heutigen Geburtstag, dass sie einem Therapeuten begegnet, der ihr wieder zu sich selbst verhilft und sie ein freies und gesundes Leben führen kann. Dies gilt auch für die viel zu vielen Erkrankten, denen das derzeitige System nicht helfen kann, da die Immanenz des Problems nicht begriffen wird. Flächendeckende Inkompetenz bleibt wohl das Schicksal. Die Probleme, die heute verursacht werden, können so nicht gelöst werden. Qualifikation besteht eben nicht darin, dass ich Krankheiten benennen kann und fröhlich pathologisiere, sondern ist eine Frage besonderer persönlicher Befähigung, die Welt und den einzigartigen Menschen zu verstehen.

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