Eine Hypothese über den so wichtigen Präfrontalcortex

Wir sind damit konfrontiert, dass Politik zunehmend autoritärer wird. Das gilt dann aber auch für die Wissenschaften, die sich zunehmend abschotten gegen Kritik und neue Ideen. An neuen Ideen mangelt es eben auch der Politik. Einfallslosigkeit ist ein Syndrom dieser Zeit. Dabei steht so manche Theorie auf sehr wackligen Füßen. So werden weiterhin Dinge behauptet, die nicht hinreichend begründet sind und für die es wahrscheinlich nie einen Beweis geben wird. Dies gilt insbesondere für die Genthese in Bezug auf mentale Erkrankungen. Wir wissen, dass diese These zum Genozid geführt hat. Daran festzuhalten, obwohl vieles dagegen spricht, kann nur als Ausdruck dessen gewertet werden, keine neuen und affirmativen Behandlungen anzustreben, die Menschen wieder vollständig ins gesunde Leben integrieren können. Man will hier Kritiker vorschnell in die Ecke der Verschwörungstheoretiker stellen, anstatt zu überlegen, wo vor allem diejenigen Recht haben könnten, die es gut beurteilen können. Die Abwertung von Kritik ist ebenfalls Ausdruck eines sich zu autoritär gebenden Wissenschaftsselbstverständnisses und einer rücksichtsloser werdenden Politik. Neue Ideen beinhalten aber immer Fundamentalkritik und wurden eigentlich oft mit ihrer Entstehung auch in der Geschichte von Wissenschaft torpediert. Das Prestige von Wissenschaftlern steht auf dem Spiel und auch hier entwickelt man ungern eine Kultur der Fehlerkorrektur. Gute Gründe jedoch müssen zu einem Umdenken führen.

Wenn gute Gründe sabotiert werden durch Verweigerung des Diskurses beispielsweise sind wir an einer sehr gefährlichen Grenze angekommen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Wissenschaft von neuen Ideen lebt, die dann evaluiert werden müssen. In Bezug auf mentale Krankheiten bewegt man sich schon viel zu lange auf eingetretenen Pfaden und begreift nicht, dass es hier so etwas wie einen informellen Genozid gibt. Diese Strukturen sind nicht überwunden und tiefe Skepsis sollte uns bleiben angesichts der Vorkommnisse vor über 72 Jahren. Wohin haben also Kraepelin und Konsorten geführt? Es sind Thesen, die nicht wahrer werden, wenn man sie immer wieder zitiert. Man unterlässt  heilende Therapien, wenn man eine Krankheit als genetisch abstempelt. Es wird also behauptet, man könne nichts anderes machen, als dagegen Tabletten schlucken, die den frühen Tod bedeuten. Und bedenken wir, dass Menschen mit mentalen Krankheiten rechtlich und medizinisch nicht gut behandelt werden. Eine Gesellschaft reagiert dann in der Folge atavistisch mit Ablehnung und Aggression. Das ist nicht so weit entfernt von den Gräueltaten der Nationalsozialisten.

Wenn wir bedenken, dass die meisten Todesfälle durch iatrogene Einwirkungen verursacht werden, sollten alle Maßnahmen ergriffen werden, die das Problem auf natürliche Weise lösen. Und hier sollten wir überlegen, ob nicht für alle mentalen Erkrankungen ein Ausfall oder eine Schädigung des Präfrontalcortex verantwortlich ist. Hinter fast jeder Erkrankung steckt eine Blockade oder ein Zusammenbruch eines Organs. Und ich behaupte, dass das evolutionsbiologisch jüngste Gehirn, der Präfrontalcortex, auch der anfälligste Teil ist.  Negative Umwelteinflüsse aller Art setzen ihm zu wie auch schwere Identitätsverletzungen. Es ist auch deutlich, dass mit diesem Zusammenbruch die Immunisierung gegen negative Informationen verloren geht. Diese Abwehr ist gestört, der Leidende fühlt sich überall betroffen und verliert so sein gesundes Selbstbewusstsein. Damit werden auch alle Bewusstseinsfunktionen eingeschränkt und es kommt zu Unordnungen in untergeordneten Zentren. Dieser Kontrollverlust zieht die Zerstörung der inneren Homöostase nach sich.  Eine Heilung von mentalen Erkrankungen sähe dann so aus, dass man den Präfrontalcortex wieder aufbaut und alles unterlässt, was ihn destabilisiert, also: Alkohol (Drogen aller Art), Sexualität, Stress, gedankliche Trägheit, Fernsehkonsum, überhöhte Nahrungsaufnahme etc. Sexualität hemmt den PFC und verschlimmert dadurch alle mentalen Probleme. Sie ist ein rein körperlicher Vorgang, der die geistige Kontrolle verdrängt. Wie auch das Fasten den Organismus heilen kann, so kann auch die Askese das Gehirn heilen. Psychopharmaka schädigen bzw. schwächen den PFC und machen so eine Heilung unmöglich, d.h. sie wird chronifiziert. Ein Entkommen aus diesem virulenten Kreislauf wird so sehr schwer.

Ich möchte auch die Hypothese dahingehend erweitern, dass ich davon ausgehe, dass es nur einen graduellen Unterschied von mentalen Erkrankungen gibt und nicht einen prinzipiellen. Eine Psychose (der Psychiatrieprofessor Jim van Os plädiert auch für eine Aufgabe der Bezeichnung „Schizophrenie“) beinhaltet so viele unterschiedliche Symptome, dass es nicht gerechtfertigt ist, sie eindeutig zu beschreiben. Eine nichtbehandelte Depression kann somit zu Halluzinationen führen, weil eben der Präfrontalcortex den Überblick verliert und die Neurotransmitter für dessen Aufrechterhaltung nicht mehr durchkommen und sich so in den Wahrnehmungszentren ansammeln. Wer schon immer zu gewalttätigen Phantasien neigt (oder gewalttätige Filme ansieht), wird auch entsprechende Halluzinationen haben. Wer romantisch veranlagt ist, sieht dann eben Engel und nette Menschen. Keine Krankheit hat genuin etwas mit Gewalt zu tun! Es ist meines Erachtens deutlich, dass in allen Fällen der Präfrontalcortex in Mitleidenschaft gerät durch schwerwiegende Verletzungen und schwere anhaltende Konflikte. Auch Gewalt und dysfunktionale Systeme können eine solche Schädigung hervorrufen. Gesunde Menschen suchen deshalb den Austausch, den aber oft Uneinsichtige und doch auch irgendwie Gestörte verweigern. Würden wir einsehen, dass man wirklich über alles reden kann, hätten wir keinen Krieg mehr. Dieser kleine harmoniesüchtige Herrscher (Präfrontalcortex) ordnet nicht nur die inneren Vorgänge, sondern er intendiert auch die Harmonie in der Außenwelt. Hören wir ihm also genauer zu.

Diese These hätte allerdings Folgen. Wir müssen unseren Umgang miteinander und das Wirken von Institutionen überdenken. Der Buddhismus rät daher zu mehr Rücksicht und Achtsamkeit und wo man nicht genau Bescheid weiß, da kommuniziert man gegen jede Art der Spekulation ins Unendliche. Erhabenheit und Überheblichkeit haben hier keine Chance. Wo Fragen gestellt werden, müssen sie auch beantwortet werden. Wir brauchen diese Orientierungen. Das Aussetzen dieser conditio humana (Kommunikation, Entwicklung) hat schwerwiegende Folgen, wie uns viele Menschen immer wieder berichten. Wir müssen uns alle fragen, was wir im Kleinen tun müssen, damit die Dinge auch im Großen gelingen. Wer sich nicht an die eigene Nase packt, der hat kein Recht, sich über andere zu beschweren. Der bewusstere Umgang miteinander verbietet destruktive Verhaltensweisen. Und wo ein Mensch nicht zur Einsicht fähig ist, da bleibt er auch in anderen Anteilen stecken. Alles wirkt zurück und wir merken, dass wir uns nicht entkommen können. Wäre es nicht ein Fortschritt zu begreifen, dass dieses so geniale Gehirn eben die Harmonie, die Welt der schönen und klugen Dinge will und das dann die Fähigkeit besitzt, sich selbst – auch den Organismus- zu heilen durch die Kraft eines eigenwilligen und doch auch mächtigen Gehirns, das aber angewiesen ist auf ein affirmatives Miteinander? Jeder sollte deshalb auf einer Suche nach positiven Lösungen insistieren. Die Selbstheilungskräfte liegen in uns, keine Tablette kann sie ersetzen, viele Medikamente machen sie sogar unmöglich. Wir sind aufgefordert, Lösungen zu finden, die aus den vermeintlichen Determinierungen herausführen. Eigentlich ist das eine Pflicht!

Auch wenn Joachim Bauer die oben erwähnte These nicht antizipiert, möchte ich auf sein Buch „Selbststeuerung“ hinweisen. Er belegt hier die Relevanz des Präfrontalcortex für unsere Gesundheit, die ohne Autonomie, Selbstbestimmung, Selbsterkenntnis und vor allem Selbstverwirklichung nicht möglich ist. Da wir hier ganz Mensch sind und auch irgendwie auch evolutive Schöpfung, muss der PFC gefördert und geschützt werden. Anders als Joachim Bauer bin ich der Meinung, dass nicht immer ein Du für das Erkennen des Selbsts notwendig ist, denn wir können zu uns selbst in Distanz treten, kommen bei Entwicklung von höherem Bewusstsein an alle unsere Programmierungen und Blockaden heran und können sie auflösen. Ein Du (in einer Therapie)  kann auch immer Verzerrung und Ablenkung vom Wesentlichen bedeuten. Wir sollten das Problem nicht kleinreden. Auf Kommunikation bleiben wir allerdings angewiesen. Sie führt heraus aus einem lähmenden Konventionalismus, der extrem konservativ ist.  Ganz in diesem Sinne plädiert auch Pierre Rosanvallon in „Gegendemokratie“ für mehr Demokratie, die auch den Präfrontalcortex herausfordert gegen Repression, Manipulationen und verdummende Propaganda.  Anders als Joachim Bauer halte  ich die Nichtentwicklung des Präfrontalcortex für eine Ursache des Nationalsozialismus und nicht die Unterdrückung von Trieben. Basisimpulse (die immer auch archaisch sind) sind auch viel simpler zu erfüllen (entsprechend simpel ist auch dann das ganze System) als die Impulse des PFC.

Joachim Bauer: Selbststeuerung. Die Wiederentdeckung des freien Willens. München 2015  1. Auflage

Pierre Rosanvallon: Gegen-Demokratie. Politik im Zeitalter des Misstrauens. Hamburg 2017

11 Antworten auf „Eine Hypothese über den so wichtigen Präfrontalcortex“

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