Wer gerne Musik hört – insbesondere Jazz , der hat die Möglichkeit, belastende, eingefahrene Denkmuster aufzulösen. Mentale Erkrankungen beinhalten nicht nur negative Erinnerungen, sondern die Unfähigkeit, Verletzungen und Verluste zu überwinden oder abzuschwächen. Es ist unter Einfluss der Musik möglich, das Gehirn zu flexibilisieren für Erneuerungen, für den Wandel. Gewohnheiten schwächen die Neuroplastizität des Gehirns, das immer wieder Traumata reproduziert und die Kreativität beträchtlich einschränkt. Man kann sich auch negative Gedanken verbieten wie im Raja Yoga. Besser ist es jedoch, ich mache neue positive Erfahrungen, so dass die alten negativen ihre Bedeutung verlieren. Mentale Erkrankungen beruhen auf dem Verlust, Sinn und Fülle zu empfinden. Musik aktiviert das Großhirn und beruhigt das limbische System. Ängste treten in den Hintergrund. Die meisten Krankheiten sind eigentlich Angsterkrankungen, die das Gehirn dann falsch überwinden will. Verletzungen steigern die Angst erheblich, so dass das Gehirn mit Krankheitssymptomen reagiert. Es ist schwer, diesem Kreislauf zu entkommen, wenn man nicht wüsste, dass auch alles ganz anders gesehen werden kann auch durch Musik.
Sowie die Selbsterkenntnis zu einem besseren Weltverständnis führt, gelingt es dem Geist, das Gehirn zu durchschauen. Musik erlaubt es, zu sich selbst in Distanz zu treten und die Perspektive zu wechseln. Hier ist das Bewusstsein hoch beweglich und kann tiefe Einsichten in Zusammenhänge bewirken. Die geistigen Lockerungsübungen verhindern das Einrosten virulenter und konventioneller Gedankengänge. Wahrer Wandel im Verständnis vollzieht sich leichter unter Einwirkung von Musik. Die alten Zöpfe haben hier keine Chance. Musik kann sogar zur Erleuchtung werden und damit zu einem höheren Bewusstsein bezüglich des Wesentlichen, das man im Leiden immer wieder aus den Augen verliert. Vom Leid kann ich mich distanzieren, indem ich innerlich und geistig aktiv werde, so dass ein Wandel eintreten kann. Das ist kein einfacher Prozess, aber immerhin möglich. Lesen, schreiben und Musik hören können Veränderungsprozesse in Gang setzen, die stressresistenter machen und die Selbstreflektion mobiliseren, ohne die wir den Anderen auch nicht erkennen können. Wer sich selbst gut kennt, der erfasst auch andere in ihrem Sosein, d.h. im Wesenskern und öffnet die Wahrnehmungsfähigkeit auch hinsichtlich der vielen Informationen, die wir verarbeiten, wenn wir im Modus der Kreativität sind. Wer hier seinen Ausdruck findet, der kann auch mit Heilung rechnen. Über geistige Prozesse gewinne ich Macht über mein Gehirn, das geschädigt wurde. Diesen Schaden kann ich beheben, wenn ich mein Gehirn nicht mit meinem Geist gleichsetze.
Man kann also über sich selbst hinauswachsen und so zu einem Bewusstsein kommen, dass sich nicht länger versklaven lässt. Der Flow der Kreativität befördert auch die Selbsterkenntnis und die wahrhaft innere Freiheit, das Leiden zu beenden in einem Akt der Entscheidung und des Willens. Ohne Rationalität geht es also nicht. Aber Rationalität allein überwindet das Leid nicht, das in tieferen Regionen des Gehirns wirksam ist. Mit Hilfe von Musik gelingt die Entscheidung einfach leichter, nicht mehr länger belastet zu sein. Sie bahnt sich den Weg zur Selbstwerdung, durch die das Leiden und die Ängste schwinden. Letztlich muss auch jeder begreifen, wo er selbst Fehler gemacht hat. Einsicht schützt vor einseitigen Urteilen. In der Musik wie in jeder Kunst geht es ja auch darum, den eigenen Horizont gefühlsmäßig zu erweitern, um so auch den produktiven Handlungspielraum zu vergrößern. Wer selbst Musik macht, darf sich glücklich schätzen.

Ferdinand von Schirach beleuchtet das Thema Schuld als ehemaliger Strafverteidiger literarisch und will verdeutlichen, dass Straftaten auf einem Brechen des dünnes Eises beruhen. Er hat hier viele Nachfolger, die betonen, dass ein Verbrechen in jedem in uns angelegt sei als Mittel der Konfliktbewältigung und auch als Ausdruck zutiefst archaischer Motive, die den/die Geschwächte(n) und Geschädigte(n) weiter schädigen, anstatt zu helfen und zu schützen. Dieses brutale und teilweise bestialische Prinzip macht auch vor Bildungskreisen keinen Halt. Menschen in Umbruchphasen ihrer Ordnung sind meistens geschwächt. Schwäche allerdings schädigt niemanden, das tun nur Menschen, die ihre Macht missbrauchen, um andere schwerstens zu instrumentalisieren und zu unterwerfen. Dieser Destruktivitätstrieb wird nicht selten von Männern der gesamten Bevölkerung unterstellt. Da wird Schwäche als Angriffsmodalität uminterpretiert. Mal abgesehen davon, dass der Destruktivitätstrieb, der geschädigte und irritierte Menschen weiter schädigt, ein männliches Prinzip ist. Was Menschen aber hinsichtlich ihrer Empathiefähigkeit unterscheidet, muss näher ergründet werden. Was eine Gruppe von maskierten Männern in Volksfest (Ferdinand von Schirach) veranlasst, eine zu Boden gestürzte Frau, die sich auch noch an den Biergläsern geschnitten hat, massenhaft zu vergewaltigen, muss analysiert werden und darf nicht jedem Menschen als Potential zur Destruktivität unterstellt werden und schon gar nicht Frauen. Was aber macht den Unterschied aus, der Menschen hier eindeutig trennt. Bildung allein ist es nicht und auch nicht die Gnade Gottes. Es ist ein Wissen um die Welt und ein reines Herz, das liebt, auch wenn es nicht in derselben Weise geliebt wird. Und das ist die Frau.
Die Macht der Sprache zu entdecken liegt lange zurück. Damit verbunden war die sogenannte geistig-seelische Reifung und das ungetrübte und glückliche Bewusstsein, dass Probleme lösbar sind. Wer gerne liest und sich von der Ausdruckssprache faszinieren lässt, der redet auch viel. Man liebt den Dialog und denkt, dass alle so denken und danach handeln. Die Sprache ist es auch, die zu einem höheren Bewusstsein führt. Diese Gewissheit ermutigt, auch in Differenzen eine Haltung zu artikulieren. Hier müssen wir nicht verschreckt auseinander laufen, sondern sind herausgefordert, in den Fluss des Sagens zu kommen. Ich teile mich mit, damit der andere versteht, worum es mir geht und weshalb ich ihn erwählt hatte, sich auf sprachliches Neuland zu begeben. Konfuzius meint, dass die einen auf den Wind der Neuerungen mit dem Bau einer Mauer beantworten und andere Windmühlen bauen. Der erzkonservative Fundamentalist hat wenig Verständnis für das Anliegen, den Einzelfall zu benennen und zu besprechen und versteckt sich hinter Konventionen. Jede sprachliche Schöpfung kann Anlass zu solchen Erneuerungen sein, weil sie den Handlungsspielraum erweitert. Lesen, sprechen und schreiben sind daher elementare Tätigkeiten, die auch einen existenziellen Status haben. Vermutlich weiß das jeder, aber diese Fähigkeiten werden immer wieder sabotiert, was den Fortschritt im Miteinander sehr behindert. Wer geistig in Bewegung ist, der verweigert nicht die Sprache. Das tun nur die, deren Anliegen nicht rein sind; sie produzieren Sackgassen und können zum Verlust der Sprachfähigkeit bei denen bewirken, die sich frei verständigen und vor allem in Kontakt bleiben wollen.
Im Rahmen der Gesundheitsphilosophie spielt die Resonanz ein zentrale Rolle. Psychische Erkrankungen beruhen nicht selten auf einem Verlust der Resonanzfähigkeit zwischen Menschen. Dieser Verlust kann zu schweren Störungen führen, die, wenn man die Ursachen kennt, aber auch wieder neue Orientierung möglich macht. Hintergrund der Resonanz sind positive verbindende Energien, die befreien, inspirieren und aktivieren. Wer aus der Resonanz herausfällt, befindet sich nicht selten im Irrtum. Diese Verirrung neigt zu einem Hineinsteigern in Polaritäten, denen nichts entspricht. So verliert man die Stimmigkeit, ja sogar die eigene Wahrhaftigkeit und gerät in ein Fahrwasser des Energieentzugs. Gegensätze ziehen sich auch nur bedingt an. Eigentlich sucht man das Gleiche und Ähnliche, weil man sich nicht ständig darüber verständigen will und muss, was nun eigentlich Sache ist. Resonanz ist ein Zeichen von Gesundheit und von Menschenfreundlichkeit, die für die Weiterentwicklung gegen Stagnation gebraucht wird. Wo eine Resonanz ganz zur Polarität entartet ist, da treten nicht selten seelische Schmerzen auf, die belasten, behindern und letztlich krank machen.
Kurt Tepperwein behauptet in seinen Vorträgen, dass es keine unheilbaren Krankheiten gibt, sondern nur Symptome, die nicht verstanden worden sind. Wir müssen also unser Problem genauestens erforschen und analysieren, wodurch wir eine Krankheit erkennen. Die Lösung müssen wir durch und in uns selbst finden, die kann ein anderer nur anstoßen. Wir werden selbst ermächtigt, wenn wir ein Problem erfasst haben und es benennen können. Hier müssen wir die Ursache-Wirkungskette verfolgen, um dann in der Lage zu sein, durch Setzung einer neuen und affirmativen Ursache alte Muster aufzuheben. Das ist ein schöpferischer Prozess der Entscheidung. Und Entscheidungen sind Vernunft- und Verstandesleistungen. Verletzungen aber sind Gefühle, auf die der Verstand nur einwirken kann, wenn er sich mit neuen positiven Gefühlen verbindet, um die alten verletzenden überschreiben zu können. Gefühle liegen tiefer im Gehirn als Denkleistungen. Es ist also nicht ganz einfach, sich für Gesundheit zu entscheiden, wenn man die Rechnung ohne die Gefühle macht, die eine Verbindung zum Körper herstellen. Allein auf der Verstandes- und Vernunftebene können wir nichts verändern. Der tiefgreifende Wandel ist nur in Korrelation mit Gefühlen möglich, die ja auch über Gesundheit und Krankheit entscheiden. Eine neue Ursache zu setzen für ein ganzheitlich gesundes Leben ist also ein komplexer Vorgang, den man aber erlernen kann gegen die Widrigkeiten des Lebens. Verletzungen heilen, wenn wir uns als selbstwirksam erleben und so merkliche Fortschritte im Heilungs- und Bewusstseinsprozess machen.
Jeder Paradigmenwechsel ist auch ein Wechsel der Perspektive. Man kann lernen, Dinge von einer anderen Seite aus zu sehen, wenn wir uns entwickeln oder neue Prämissen und Werte für eine Haltung finden. So ist die Bewusstseinsarbeit keine Psychoanalyse, die in Relation zu den freudianischen Annahmen steht und die Übertragung beabsichtigt, die aber dann meistens wieder therapeutisch überwunden werden muss. Die Bewusstseinsarbeit kommt ohne den Therapeuten aus und bezieht sich auf die Möglichkeiten der Selbsterkenntnis, für die man niemanden braucht. Aber eine gute Introspektion ist notwendig. Die Annahme, nur ein Gegenüber kann die Wahrheit ans Licht bringen, ist einfach falsch. Der Dialog mag gewisse Anteile erhellen, aber die Wahrheitssuche ist ein Prozess der Anschauung des Selbsts, die für jedermann mit Bildung und religiöser Orientierung möglich ist. Letztlich ist die Psychotherapie hierarchisch, man traut dem Klienten oder Patienten nicht viel zu, sieht ihn als Gefangenen seines Denkens und Empfindens. Sicher, meistens sind es verhärtete Standpunkte, die aber durch tiefe Einsichten aufgelöst werden können. So manche verfahrene Situation beruht auf ichhaften , subjektiven Regressionen, die aber erkannt und überwunden werden können. Ich und Selbst sind nicht dasselbe. Das Ich will Recht behalten, will sich gegen andere durchsetzen, anstatt die Situation zu harmonisieren, damit sich jeder verstanden und respektiert fühlt. Aber auch die Grenzen eines Menschen müssen akzeptiert werden. Die virulente Ursache-Wirkungskette kann durch wahrheitsmäßige Einsicht umgewandelt werden, auch durch die Übernahme von Verantwortung und das Setzen einer neuen Ursache, die aus dem traumatisierenden Kreislauf herausführt.
Es gibt immer wieder Versuche, durch empiristisches Denken das menschliche Schicksal zu verändern. Wir wollen uns aber nicht nur verändern, sondern wir sehnen uns nach ganzheitlicher Heilung. Dafür brauchen wir aber die Metaphysik und die Spiritualität. Beides entdeterminiert und eröffnet freiheitliche Daseinsmodelle. Die Tendenz, Therapien zu verwissenschaftlichen, beraubt den Menschen seines höchsten Vermögens der Transformation durch Entbindung von Mechaniken und damit der Überwindung des Reiz-Reaktionsschemas, dem das Tier weitgehend ausgeliefert ist. Es ist nicht plausibel, dass die Veränderung von Reiz-Reaktionsmechanismen Heilung verschaffen soll, dies auch gar nicht kann, weil Glück eben nicht ein Resultat dieses Prinzips ist, sondern die Erfahrung von Freiheit und Selbstbestimmung. Das Selbst ist also vielmehr als eine Befriedigung von Trieben. Es denkt und will verstehen. Lust und Unlust sind empiristische Reaktionssweisen, die den nicht denkenden Menschen charakterisieren. Der rationale Mensch bedarf der Metaphysik, um sich selbst ganz erfassen zu können und um sich nachhaltig verändern zu können.
Wir erkennen den Hochstapler daran, dass er Entwicklung und Wahrheitsfindung ablehnt, denn sein Metier ist die Täuschung und die Selbsttäuschung bzw. die Selbstlüge. Er kann auch zwischen Lüge und Wahrheit nicht differenzieren, weil sein Dasein ein unechtes ist, das bei genauem Hinsehen keiner Prüfung standhält. Der Hochstapler gewinnt überall dort Land, wo nicht richtig durchgeblickt wird oder sich Menschen finden, die sich täuschen lassen, weil sie den Impetus der Täuschung gar nicht antizipieren. Hintergrund der Täuschung ist völlig fehlende objektive Selbsterkenntnis in Verbindung mit der Unfähigkeit zur Selbstkorrektur. Das Ego ist dermaßen falsch aufgebläht und falsch stabilisiert, dass eine korrigierende Besinnung keine Chance hat. Hier werden andere Menschen instrumentalisiert, um das falsche Selbstbild zu bestätigen. Eigentlich ist es ein tiefes Minderwertigkeitsgefühl, das hier kaschiert werden soll, denn es ist für den oft narzisstischen Autisten unerträglich, in den Spiegel zu sehen, sich selbst als das zu begegnen, was er ist mit der Chance auf gesundes Wachstum, das zu entsprechenden Maßnahmen führen könnte. Doch von Realität hält er nichts. Dabei geht es ja nicht um Fatalismus, sondern um die richtige Einschätzung für einen Wandel im Bewusstsein und um ein Loslassen des Falschen und Unpassenden oder des sich Sperrenden.
Etwas als Trieb zu bezeichnen bedeutet zu behaupten, er unterliege nicht unserem Willen und wäre damit ein natürliches Phänomen, dem man Rechnung zu tragen habe, d.h. den man akzeptieren sollte als etwas, dem man Folge leisten müsse. Freud hat letztlich dafür gesorgt, dass Menschen hinsichtlich des Triebes dahingehend indoktriniert wurden, ihn als genuin und damit als gesund zu betrachten. Also leben die meisten Menschen ihre Triebe einfach aus und kultivieren den Eros als Ausdruck einer Haltung des Aneignenwollens, als unhinterfragbare Intentionalität des Daseins. Die europäische Kultur speist sich seit über 2300 Jahren aus diesem Denken der Ichzentrierung.
Ein demokratischer und ethisch verantwortlicher Staat hat das Wachstum und die Entwicklung des Einzelnen zu garantieren sowie die Gesundheit seiner Bürger zu schützen. Also besteht Gerechtigkeit immer in der Wahrung der Heterogenität und deren positive Einflüsse auf die Gesellschaft. Bei aller Rede um Integration darf also nicht vernachlässigt werden, dass jeder einzelne Bürger auch die Gesellschaft mehr oder weniger kulturell beeinflusst, sich also eben nicht gnadenlos anpasst, sondern auch neue Impulse setzt. Diese Kultur der Offenheit und Durchlässigkeit etabliert ein Gesundheits- und Entfaltungssystem, denn wir leben vom lebendigen Austausch. Eine Zelle, die sich abschottet und ausgrenzt, stirbt ab – so die Gesetze des Organischen. Jede Gesellschaft braucht kulturelle Erneuerung, um nicht zu degenerieren. Das gegenseitige Beweihräuchern in einschlägigen Blasen der Gleichgesinnung ist nur eine Art Inzest, der die Schwächen potenziert und zementiert. Für den Andersgesinnten hat man nur noch Hass und Ressentiment übrig und will ihm die Stimme nehmen. Heribert Prantl stellt zurecht fest, dass die Hölle des Dritten Reiches Anlass für unser Grundgesetz gewesen ist. Die Grundrechte stehen aber doch ständig auf der Kippe, wenn allgemeine Interessen gegen Einzelinteressen ausgespielt werden und die Instrumentalisierung von Menschen als legitim betrachtet wird.