Wir sind den Selbstheilungskräften auf der Spur und müssen sie wohl im voll entfalteten Großhirn lokalisieren. Das hat Konsequenzen für die Behandlung von mentalen und organischen Krankheiten
Viele berichten über ihre spektakulären Heilungen selbst von vermeintlich unheilbaren Krankheiten. Die werden als Einzelfälle abgetan, da man sie nicht erklären kann. Nun sind wir eventuell ein Stück weiter gekommen und erkennen, dass die Selbstheilungszentrale das komplexe Großhirn ist, das sich entfalten will und muss gegen jede Form der Untätigkeit und Degeneration. Es will sich lebenslang entfalten und kennt keine Altersgrenzen. Wie wichtig es also ist, sich entsprechend seiner Interessen, Fähigkeiten und Begabungen zu individualisieren, wäre damit bewiesen. Individualisierung hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern ist gesunde und notwendige Selbstwerdung für Arbeit und Privatleben sowie für eine aktive Mitgliedschaft in einer Gesellschaft. Höchstmögliche Integration ist so möglich und notwendig, damit Abbauprozesse unterbunden werden. Wir müssen viel tun, um die Leistungsfähigkeit des Großhirns in Gang zu halten. Das gilt auch für Menschen mit nicht intellektuellen Tätigkeiten. Alzheimer und Demenz ist kein Altersschicksal, sondern vermeidbar bei entsprechender Einsicht und Vorsorge. Das Großhirn will und muss arbeiten, darf durch nichts stillgelegt werden. Es darf auch nicht durch Stress, Gewalt und Zwänge gegen die Entfaltung beschädigt werden. Hier können schwere Störungen entstehen, die aber reversibel sind, wenn man das Großhirn verstanden hat in seiner enormen Reparaturkapazität. Das Großhirn scheint die Schwächen und Degenerationen im Gehirn und im Körper zu erkennen und kann darauf reagieren, indem es zu einer gesunden Funktionalität zurückkehrt. Die höheren Stufen des Bewusstseins (Großhirnentfaltung bzw. -aufbau) heilen die unteren. So können Traumata überwunden werden.
Es gibt keine genuinen Grenzen
Wir sind davon ausgegangen, dass alle mentalen Erkrankungen Großhirnleistungsstörungen sind, d.h. die Homöostase ist mehr oder weniger gestört. Von Großhirn selbst gehen keine Erkrankungen aus, es darf auf keinen Fall behindert oder determiniert werden, denn der Entwicklung sind keine genuinen Grenzen gesetzt, es ist unendlich konstruiert auch im Sinne einer evolutiven Schöpfung. Das hat Konsequenzen für die Behandlung von mentalen Erkrankungen. Psychopharmaka sind demnach eigentlich kontraindiziert, die Eingriffe ins Gehirn sind gefährlich, weil sie die Selbstheilungskräfte aussetzen bzw. das Großhirn in seinem kontinuierlichen Aufbau beschädigen und degenerieren. Zukünftige Behandlungen müssen so aussehen, dass das Großhirn wieder aktiviert und in seiner Kontrollarbeit unterstützt wird. Wie diese zukünftigen Behandlungen von Störungen konkret aussehen könnten, muss erarbeitet werden (z.B. sensorische Impulsgebung für die Aktivierung). Vieles, was wir tun, ist nicht förderlich für die freie Entwicklung des Großhirns und seiner Kompetenzen. Hoch individualisierte und hoch kreative Menschen wie der gestern verstorbene Pierre Cardin beweisen die Richtigkeit der Hypothese. Bis ins hohe Alter von 98 Jahren war er produktiv und natürlich sehr erfolgreich. Nur ein passives Lernen von etwas baut wohl nicht so intensiv auf wie die eigene Produktivität. Sie ist in uns angelegt. Die Conditio humana will tätig sein, aber hier auch immer gefordert und interessiert bleiben. Ein Großhirn geht nicht in Rente und es steuert auch den Rest des Körpers, erkennt hier die aufgetretenen Fehler und mobilisiert die Gegenmittel. Es ist so oder so hoch intelligent.
Schädigungen des Großhirns und seiner Entfaltung sind Menschenrechtsverletzungen
Zu jeder Zeit ist also durch das Großhirn kontrolliertes (ist keine Beschränkung) und reguliertes Wachstum möglich und muss entsprechend unterstützt werden. Alles, was das Großhirn beschädigt, muss unterlassen werden, da die Selbstaufgabe durch Einschränkungen und Determinierungen auch durch Dequalifizierungen dasselbe unfähig macht, die Reparaturmechanismen in Gang zu halten und zu setzen. Wer dann auch noch zu Drogen greift, macht die Arbeit des Großhirns unmöglich wie auch einige Medikamente wie Neuroleptika, die eindeutig das Großhirn schädigen und einen Aufbau aussetzen. Wer sich frei entfalten kann, ist ein glücklicher und zufriedener Mensch. Er ist vor allem leistungsfähig für den Erhalt der Lebensgrundlagen und nicht auf Alimentation angewiesen. Das eher passive Schul- und Bildungssystem fördert das Großhirn nur bedingt. Für die volle Entfaltung des ganzheitlichen Großhirns bedarf es vor allem der Kreativität, der Ideenfindung, des Forscher- und Entdeckungsdrangs, was nicht nur wenigen zukommt wie Alexander von Humboldt, sondern der ganzen Menschheit. Eine Gesellschaft und Politik, die selektieren will, weil es wenig attraktive Berufe gibt, hat nicht verstanden, dass es hier ein Umdenken geben muss. Großhirnförderung muss die Pflicht werden auch aus volkswirtschaftlichen Gründen, um Krankheiten vorzubeugen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren für lebenslange Gesundheit, die nicht vor dem Fernsehapparat enden darf oder im Drogenmissbrauch, weil der Frust zu groß wird. Gesunde Lebensführung ist Bildungssache und Aufklärung über die Leistungen unserer höheren Vermögen Pflicht. Erkenntnisse über die wunderbaren Leistungen unseres Gehirns müssen zu politischen Neuerungen führen. Verletzungen der Identität des Menschen können das ganze Leben zerstören und zu schweren Erkrankungen führen. Deswegen ist Hartz IV eine Menschenrechtsverletzung, denn es ist hier ein Abbauphänomen integriert, anstatt Menschen nach Kündigungen wieder aufzubauen und zu fördern für die Wiedergewinnung von Selbstbewusstsein und Kompetenz.
Das Wissen um sich selbst
Großhirnaufbauleistungen können meines Erachtens nicht allein durch Therapien gewährleistet werden. Wer schwer geschädigt ist, braucht Impulse von außen und soll sich seiner Fähigkeiten wieder bewusst werden. Bewusstseinsprozesse dürfen nicht von außen gestört und manipuliert werden. Es darf allerdings für den Erhalt des Urteilsvermögens vorsichtig korrigiert werden. Aber es gilt vor allem, das Ureigene zu entdecken und freizulegen und so zu initiieren, dass alle Fremdbestimmungen eliminiert werden, die ebenfalls das Großhirn behindern. Wo die Entwicklung des Eigenen unterbrochen wurde, kann es wieder aufgenommen werden gegen jede Resignation und auch Gleichgültigkeit der Umwelt. Die intrinische Motivation muss aktiviert werden für die Selbstorganisation und Selbstbestimmung. Hier sind wir immer noch mit dem Vorurteil konfrontiert, dass Individualisierung entgesellschaftet. Das ist falsch, denn der Mensch braucht gute Beziehungen, um weiter zu wachsen und sich geborgen zu fühlen gegen jede Form der Isolation und Geworfenheit. Wenn also unsere gesamte Gesundheit und Leistungsfähigkeit vom Großhirn und seinen wundertätigen Leistungen abhängt, dann müssen wir umdenken. Der naive Hedonismus fördert nicht eine einzige neue neuronale Verschaltung und hat mit Gesundheit nichts zu tun. Menschen durch schädigende Medikamente zum Vegetieren zu verurteilen, ist eine Ungeheuerlichkeit im 21. Jahrhundert. Und reden wir nicht andauernd von Digitalisierung, sondern von der Entwicklung des Menschlichen, damit sie mit einer Digitalisierung auch human umgehen kann. Und zu allerletzt ist das Gute und Schöne und Wahre das entfaltetes Großhirn, das alle Unterzentren im Auge hat und Störungen selbst beheben kann, wenn es um sich selbst weiß. Und Komplexität wird vor allem durch Produktivität (Selbstdenken) erwirkt für eine offene Wachsamkeit und Lebendigkeit.