Demokratie ist nicht in erster Linie eine Frage des Vertrauens in die Politik, sondern der eigenen ganz persönlichen Haltung. Hier liegt auch der Keim für antidemokratische Entwicklungen durch Menschen, die selbst nicht ins Ganze gekommen sind und damit Zusammenhänge nicht durchschauen und Möglichkeiten nicht ergreifen
Die Welt gerät aus den Fugen und Rückschritte geschehen auf vielen Ebenen im Weltgeschehen. Auch die westlichen Länder sind davon betroffen. Der mündige Bürger wird zwar beschworen, aber auch immer wieder durch geschaffene starre Strukturen und menschenfeindliche Gesinnungen ausgehebelt. Die Destruktivität ist nicht so offensichtlich, aber sie ist noch lange nicht überwunden. Jeder Einzelne muss sich fragen, welchen demokratie- und menschenfeindlichen Strukturen er dient. Was trägt er zu einem besseren Verstehen und Verständigen bei und wo blockiert er freie Energien? Viele reden von Konstruktivität und erkennen ihre eigene Destruktivität nicht, die sich als nicht diskursfähig zeigt, sondern die eigenen Ansichten verabsolutiert und andere der Lüge bezichtigt. Das ist Antidemokratie pur, denn die will alles disqualifizieren (eliminieren), was nicht der eignen Meinung entspricht. Solche Menschen finden dann zwar noch ein paar Gleichgesinnte gegen Andersdenkende, aber sie desintegrieren sich selbst. Und dieses ausgesprochene Dagegen wird mehr und mehr zum Problem, denn die Menschheit einigt sich nicht auf Werte und sucht die Kompromisse und Synthesen nicht, sondern will klammheimlich vernichten. Diese Impulse sind die Gefährdung der Zivilisation und beinhalten so ungeheuerliche Rückschritte, dass die Welt an den Rand des Abgrunds rutscht. Wir im Westen sind nicht ausgeschlossen, denn auch hier sind Züge erkennbar, die zuschlagen, ausgrenzen, abwerten wollen, weil die Kenntnisse fehlen. Unwissenheit allgemein verursacht sehr viel Leid in allen Bereichen dieses Lebens. Leider besteht die Welt nicht aus Universaldenkern.
Die geschaffenen antidemokratischen Strukturen überwinden
Dabei wünscht sich jeder Mensch einen vollkommen verständigen Menschen wie Jesus Christus, dessen ganzheitliches Verständnis vom Leben aber auf Widerstand gestoßen ist, weil Dummheit sich immer wieder Macht verschafft. Und so ist es mit allem, was nicht in Ordnung ist und trotzdem etabliert wurde: Es wird repressiv und gewalttätig, es hat nicht die Kraft zu überzeugen, zu verbessern, deshalb manipuliert es und beginnt zu schädigen. Wir sind davon nicht frei, die Methoden sind eventuell subtiler, verstecken sich hinter vermeintlicher Wissenschaft, die oft deutlich nur Pseudowissenschaft ist und mit Vorurteilen operiert. Ganzheitlichkeit bedeutet immer, dass der Mensch zu sich selbst und nur so zu anderen kommt. Er wird hier nicht zum Objekt, sondern zum individuellen anerkannten Subjekt und kann sich entfalten in die uneingeschränkten Dimensionen des Daseins. Strukturen, die dagegen arbeiten, gefährden die Gesundheit und das Zusammenleben in einer Gesellschaft. Die Tendenz, Menschen zu unterwerfen ist da besonders groß, wo die Selbstwerdung nicht gelungen ist. Hier beginnt der Mensch auch qua Institution andere zu schädigen und rechtfertigt dies mit der Erfüllung von Vorgaben, die Menschen ins Korsett zwingen, aber nicht ins innere Wachstum bringen. Wer selbst die Erfahrung gemacht, dass Leben innere Entwicklung ist, der freut sich an den befreienden Erkenntnissen anderer und kann davon auch profitieren. Wer seine eingeschränkten Erkenntnisse autokratisch übertragen will, der macht seine unterbelichtete Unbeweglichkeit zum Maßstab und Prinzip und demontiert alles Andersartige. Hier lauert der Krieg in jedem, der nicht bereit ist zu lernen, nicht eine Fehlerkorrektur kultiviert, die wir ständig unternehmen müssen und so aus Fehlern lernen. Nur mit solchen Menschen ist ein gutes Auskommen möglich, die an sich arbeiten, um die Ganzheitlichkeit der ständigen Vervollkommnung als Motivation zu erkennen. Sie ist nie abgeschlossen, sondern dynamisch und bedarf der Besonnenheit.
Wir müssen dringend lernen und nicht die KI beschwören
Wer nicht wirklich bei sich angekommen ist, der gönnt es auch anderen nicht und will das Co-Defizit, um wenigstens noch zu einer gewissen Gemeinsamkeit zu kommen. Aber das ist nicht der Weg in das Heil- und Ganzwerden, das aus dem Mangel herauskommt in die Fülle des Daseins und seiner Möglichkeiten, etwas zu schaffen, was der Menschheit weiter hilft. Einen Nutzen schaffen, damit sich all die Dinge verabschieden, die in die Gegenrichtung der Unterwerfung, Unterdrückung und Schädigung weisen. Paradoxe Argumente verdeutlichen den Rückschritt: Was schädigt, kann nie Gutes und Heiles bewirken. Das sagt uns der gesunde Menschenverstand, aber der wird oft genug in den Wind geschossen. Der Mensch ist überheblich geworden und glaubt, er hätte schon alle Antworten und damit das Recht, weiter Denkende anzuprangern und abzuwerten. Viele sprechen vom Abgrund, in dem wir uns schon befinden, ich will vom Umbruch reden. Dieser Umbruch bedarf der Einbeziehung der Bedürfnisse der Natur, des Erhaltes und Förderung der Demokratie sowie des sich frei entwickelnden Menschen, gerade dann, wenn er durch Schädigungen blockiert wurde. Hier gibt es viel zu tun, denn die Menschheit hat sich unmerklich aus vielem heraus gestohlen und erträgt die geistigen Öffnungen nicht, weil das eigene beschränkte Lebenskonzept hier infrage gestellt wird. Wandlungen können schmerzhaft sein, aber wenn wir uns auf Entwicklung fokussieren, werden wir einander vielleicht wirklich zuhören und begreifen, das nicht das Stehenbleiben die Antwort ist, sondern die Bewegung und das Hinterfragen von Etabliertem, das nicht in der Lage ist, aufzubauen und zu unterstützen, sondern in den Regressus steuert. Eine bessere Welt ist nur dann möglich, wenn wir uns nicht indoktrinieren lassen und die Propaganda durchschauen und aufdecken. Das ist Zivilcourage auch im Kleinen. Nur so wächst der Mensch und bleibt nicht das „krumme Holz“, das Immanuel Kant dem Menschen zugeschrieben hat. Steht ein für Eure Rechte, für Eure Mündigkeit und verurteilt diejenigen, die Euch die Würde, die Entfaltung und die Rechte nehmen wollen. Manche Schäbigkeit wird schon in diesem Leben auf subtile Weise geahndet durch eine höhere Gerechtigkeit. Ergehen wir uns hier aber nicht in Schadenfreude, sondern bedauern die Zurückgebliebenheit solcher Menschen, die sich überall rächen für Ungelebtes. Achten wir also auf unser Innerstes, dass es demokratisch- ganzheitlich wird. Demokratie muss Antidemokratie nicht tolerieren. Das wäre Selbstsabotage. Nur eine demokratische Gesinnung öffnet sich für Neues und Hilfreiches auch aus der geistigen Welt, die uns beistehen will und die weder Dämonen noch andere böse Geister beherbergt. Es ist die Welt Gottes, die wir einbeziehen müssen, damit es eine lebenswerte Zukunft gibt. Und bitte die boshafte Dummheit nicht unterschätzen, die uns geistlose Materialisten antun.
Yuval Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert. München 8.Auflage 2018
Dirk Neubauer: Rettet die Demokratie. Eine überfällige Streitschrift. Hamburg 2021
Peter Kemper. The sound of rebellion. Zur politischen Ästhetik des Jazz. Stuttgart 2023