Heute wird viel von Degrowth und Postwachstum im Materiellen geredet, obwohl seelisches Wachstum den Menschen befördert – psychisch und spirituell
Aber es geht nicht um beliebiges Wachstum, sondern um reflektiertes und qualitatives Wachstum. Wer kontinuierlich psychisch wächst, kann die Probleme, die oft andere Menschen verursachen, überwinden. Der Mensch hat die Pflicht, sich und andere vor der Bodenlosigkeit der Existenz zu bewahren. Wer meint, dass ein Vakuum zur Wahrheit führt, unterliegt einer faschistoiden Propaganda, die nicht selten anderen das eigene Unvermögen, Sinn nicht schaffen zu können, unterstellt. Dieses Unvermögen kann Menschenleben zerstören. Wir haben die Pflicht, andere aus dieser Sachgasse zu befreien. Wer Sackgassen konstituiert und manifestiert, ist nicht so interessiert an der Annäherung an die Wahrheit, die komplex ist, aber nicht undurchschaubar. In vielen Situationen ist es gütig und realistisch festzustellen, dass man der Komplexität nicht gewachsen und mit vorschnellen Urteilen eher vorsichtig ist.
Wohlwollen statt Missachtung
Das Natürliche ist das Wachstumsphänomen zumindest was den Menschen betrifft. Er muss seine Fehler einsehen und sich von seiner Rolle auch wieder distanzieren können. Wir sind nicht qua Beruf in der Wahrheit, sondern sind hier in erster Linie einem Dogma unterworfen, das Menschen belehren will und nicht in die Lage der Selbsterkenntnis befördern könnte. Selbsterkenntnis ist immer auch Erkenntnis des anderen. Ohne Selbstzweifel ist sie auch nicht zu haben. Inneres Wachstum ist ein Prozess der Annäherung und der Sinnfindung in Auseinandersetzung und nicht in der Vermeidung des Dialogs. Wo das Wohlwollen verschwindet, ist der Zerstörung Tür und Tor geöffnet. Wer nur schlecht vom anderen denkt, der hat ein Problem mit sich selbst, spielt überall nur eine Rolle, ist aber im Grunde nur der Schatten seiner selbst und stellt sich nicht der Verantwortung. Das Sein ist nicht das Wesen und verunstaltet Umwelt und das Eigene. Ich bin nicht lebendig, wenn ich die Erwartungen von anderen erfülle, sondern wenn ich die Ungereimtheiten thematisiere, die unser Leben vergiften – im Privaten wie im Beruflichen. Das Gute ist das emotional Erkennende, das den Abgrund als Verirrung identifiziert und verhindert. Wir geraten in die Irre, wenn wir uns nicht wahrhaftig begegnen und uns entsprechend zuwenden in Anerkennung dessen, was wir wirklich wollen und leisten.
Defizite behindern das Wachstum
Menschen verletzen aufgrund ihrer Beschränktheit. Die Opfer müssen oft lebenslang dagegen arbeiten und Energie investieren gegen dieses Unvermögen zum Wohlwollen. Die, die viel über dieses Thema reden, sind oft faktisch nicht in der Lage, es zu praktizieren. Hohle Reden führen nicht zu einem Vermögen der Einsicht. Aber der Verletzte hat immer die Möglichkeit, solche Defizite aufzudecken und sich zu erheben gegen den Irrsinn der Negativität. Wer Negatives in die Welt setzt, ist meistens kein Menschenfreund, sondern oft nur ein Narzisst der fehlgeleiteten Selbstliebe, der äußerlich wenig entspricht. Entziehen kann sich der darunter Leidende über die Reflektion, die die Defizite anderer von sich fern hält und zu einer inneren Position der Gelassenheit und des Durchblicks gelangt, um die Virulenz des Unvermögens anderer zu beheben. Bin ich zum Opfer solcher Menschen geworden, liegt es an mir selbst, die Unwissenheit und Borniertheit anzuklagen und sie zu beheben, indem ich mich in einer notwendigen Hybris über dieses Unvermögen hinwegsetze. Menschen brauchen die Heilung. Sehr viele werden krank, weil sie mit der Schlechtigkeit anderer nicht gerechnet haben. Sicher, wir leben nicht im Paradies, aber wir dürfen die Achtung vor anderen, die nichts verbrochen haben, nicht aufgeben. Es tut uns weh, wenn andere missachten und dafür irrsinnige Gründe suchen. Sie haben ihr Urteilsvermögen völlig verloren und bewegen sich in einem Zustand der Unreife und der Uneinsichtigkeit. Der Panzer der Ideologien wird mit den Waffen des Angriffs verteidigt, anstatt Achtsamkeit und Wohlwollen zu bemühen, um sich wieder den wahren Umständen zuzuwenden und den interessanten Dialog unter Gleichberechtigten zu führen.
Verletzungen des Verletzten
Viele kranke Menschen haben die Erfahrung gemacht, durch andere Menschen geschädigt worden zu sein. Selten ist die Version der Verständigung unter Verletzern und Verletzten. Die ist nur möglich, wenn beide Seiten zur Selbstkorrektur fähig sind, wofür ein hohes Bewusstsein notwendig ist. Das Ausweichen löst kein Problem, sondern nur ein über sich selbst Hinauswachsen in die Sphäre der Überlegenheit. Stoisch sehen wir die vielen Versuche der Verletzung als Ausdruck des Verletztseins, das sich nicht bemüht, eine Sprache zu finden. Hier hat inneres Wachstum nicht stattgefunden, sondern weicht nur aus, indem es andere Schlachtfelder betritt, die ebenfalls nur Probleme verursachen. Das Ignorieren und Missachten fällt auf einen selbst zurück und verhindert Wachstum. Davon sollte sich aber keiner beeindrucken lassen, sondern den Weg des inneren Wachstums weiter gehen bis zur Lösung von Negativismen. die sich nicht zerstörerisch auf das eigene Leben auswirken dürfen. Mit dieser Psychohygiene verhindern wir das Schlimmste: die Abwertung des eigenen Lebens in der Übernahme der Verletzung des Nichtwissenden. Die meisten Tragödien entstehen durch die Aussetzung des Verständigens. Keine Philosophie kann darüber hinwegtäuschen.