Das Vokabular der Propaganda

Wie die Diffamierung von Menschen als sozial Schwache, so enthalten und generieren Begriffe ein zwanghaftes Weltbild, das eigentlich längst überholt ist. Dennoch sprechen wir von Leistung, Schuld (außerhalb des juristischen Kontextes und ausgenommen die tiefe Schuld der Deutschen gegenüber den Juden), Pflicht (extrinsische Motivation), institutionalisierter Bildung, die sich auf Zertifikate stützt, darwinistischer Unterscheidung von sozial Schwachen und sozial Starken, die sich am Materialismus orientiert, von Individualismus im Sinne von Egoismus,  anstatt neutrale Begriffe zu verwenden wie Verantwortung, Berufung, Interesse, Produktivität und Fehlern. Fehler kann man auch gut korrigieren, um zu innerem Wachstum zu kommen.  Es liegt dem Menschen offensichtlich  im Blut, sich als besser zu betrachten und sich dadurch abzugrenzen bzw. andere auszugrenzen. Der Kriegszustand hat sich eigentlich nur verinnerlicht. Auch Freud sprach ja von einem Trieb zum Krieg. Wir moralisieren und bewerten lieber, als dass wir  verstehen und befördern. Die Befürchtung, Menschen würden sich nicht mehr anstrengen, wenn man sie nicht antreibt und diffamiert, gehört in eine Zeit des generellen Pessimismus der Nachkriegszeit und der schwarzen Pädagogik.

Aber erst die intrinsische Motivation des Findens einer Aufgabe, die Sinn stiftet, verbessert das Menschsein, das nicht nur die eigene Entfaltung anstrebt, sondern sie allen Menschen gönnt. Der Mensch ist begeisterungsfähig für die gute Sache, für die man möglichst alle gewinnen muss, damit eine Gesellschaft zusammenhält. Würde sich jeder für diesen Planeten verantwortlich fühlen, käme man zu wirklich schnellen Lösungen. Verzicht ist nur so lange notwendig, bis tragfähige neue Lösungen erarbeitet worden sind. Eine Gesellschaft, die auf Leistung und Konditionierung getrimmt wurde, sieht aber nicht ein, wieso sie auf etwas verzichten sollte, bis die Wirtschaft umgebaut wurde. Die Devise lautet: weniger Egoismus und dafür mehr Individualisierung, von der auch die guten und hilfreichen Ideen kommen, denn der Entfaltete fühlt sich für den allgemeinen Fortschritt verantwortlich. Repressive Methoden haben keine Konjunktur, sie führen in die Rezession. Humankapital ist wichtiger als technologische Fortschritte, da es  im Sinne der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung eingesetzt werden kann. Der voll entfaltete Mensch muss nicht dreimal im Jahr in den Urlaub fliegen, um sich zu erholen von den Entstellungen des Arbeitsalltags, der keinen Raum für ein Nachdenken lässt. Dieses Nachdenken fordert Rücksicht auf die Natur und den Planeten, der bewohnbar bleiben muss. Leistung wird von einer Industriepolitik  gefordert, die ein Interesse an Hierarchisierung hat und mit der Angst spielt, völlig mittellos dazustehen.

In den meisten Religionen spielt die Askese, der Verzicht eine große Rolle. Das Haben wird durch ein spirituelles Sein abgelöst. Es sind Nischen der Achtsamkeit, die unser aller Leben korrigieren könnten und zwar weg vom Konsum der andauernden Selbstbelohnung, weil das eigene Leben zu wenig Sinn ergibt und wir nicht in unser eigenes Potenzial kommen. Die sprachlichen Konventionen und Parolen wirken sich schwächend aus. Menschen weiter zu schwächen, anstatt sie zu befähigen, hat negative soziale Konsequenzen. Die Dystopie wäre Verteilungskriege, die Utopie eine materielle Gerechtigkeit, durch die der Mensch gestalten und organisieren kann. Weltwirtschaftskrisen wurden nicht selten von einem Mangel an staatlicher  Flexibilität ausgelöst. Wir sind auch an einem Punkt angekommen, wo sich kein Rückschritt mehr einschleichen darf, da der technologische Fortschritt uns zum individuellen Fortschritt zwingt in Bezug auf unser Menschsein als Ausdruck der Demut dem Leben gegenüber, die aber nie Unterwerfung werden darf. Hören wir also auf zu moralisieren und widmen uns der neutralen Beobachtung von Tendenzen und schaffen Verhältnisse, in denen sich die Produktivität verbessern ließe für eine Gesellschaft, die sowohl  mitfühlt und vergibt, als auch vor allem qualitativ wächst. Hier kommt es auch auf jeden Einzelnen an und wie sehr er sich von der Propaganda manipulieren lässt. Hoffnung und Verantwortung sollten universelle Werte sein in Verbindung mit Wahrhaftigkeit. Die Angst vor dem grundlegenden Wandel darf sich nicht radikalisieren.

4 Antworten auf „Das Vokabular der Propaganda“

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