Die reaktionäre Rede von Exzellenz

Wir werden mittlerweile mit einer Horde der gute Noten Schreiber konfrontiert, die an der Universität dann so weitermachen, um sich vom so genannten Pöbel der Nichtstreber zu unterscheiden im Wettkampf um die besten Stellen. Aber was sich heute Exzellenz nennt, ist noch lange nicht die Geisteselite, es ist die Streberfraktion, die das wiedergibt, was man ihr eingetrichtert hat. Eigentlich kann sie auch nichts anderes. Entsetzt ist man schon in Interviews mit denjenigen, die sich zur Exzellenz zählen. Auf komplexe und schwierige Fragen werden platteste und simpelste Antworten gegeben. Man hat weder gelernt, dialektisch zu denken, noch seine Statements zu relativieren angesichts doch sehr umfangreicher Kontexte und diffiziler Inhalte. Das Differenzierungsvermögen läuft gegen Null. Man kennt solche Antworten vor allem aus der absolutistischen CSU, die es ja noch nie nötig hatte, Dinge differenziert zu sehen. Dieses Differenzierungsvermögen ist trotz der immer neuen Etikettierungen von Streberleistungen abhanden gekommen. Da bedienen heute junge Wissenschaftler, ohne mit der Wimper zu zucken, schlimmster Vorurteile und liefern so weitere Berechtigungen für politisch eindimensionales und sogar schädigendes Handeln. Sie sind Sprachrohre einer dumpfen Politik geworden um der Karriere willen. Die Politsprache hat sich ihren Weg in die Wissenschaft gebahnt und gibt sich hier den Anschein von Exzellenz, die qua ihrer Institutionalisierung Kritik von vornherein unterminiert und damit den Dialog auf Linie zwingt. Exzellenz ist lediglich die dekorierte Karriere des Mittelmaßes.

Dass Politik kein intelligentes Unternehmen ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dass aber Parteipolitik sich institutionalisiert und die Wissenschaft beherrschen will, indem sie nur noch das Konforme zulässt, ist ein Angriff auf die Demokratie. Hinter dem Exzellenzbegriff verbirgt sich der Wille zur Macht, zur Abgrenzung vom Rest der Menschheit, den man als untauglich einstuft im Sinne eines weiter zementierten hierarchischen Systems, das Menschen kategorisiert, anstatt einen heterogenen und flexiblen Wachstumskontext zu etablieren, der es Menschen ermöglicht, sich je nach Lage weiterzubilden und aufzubauen. Wir wissen heute , dass IQ und Noten nicht korrelieren müssen.  Und es gibt wichtige Begabungen wie beispielsweise die Menschenkenntnis, die man nicht lernen kann, aber die einige Menschen besitzen. Sie erkennen Zusammenhänge durch Intuition und Kombination. Aber es sind viele andere wichtige Begabungen, die die Schule überhaupt nicht abdeckt und die man sich nach dem Schulunterricht aneignen und kultivieren muss, was auf Kosten der ach so guten Noten geht. Einstein war ein denkbar schlechter Schüler, aber einer der intelligentesten Menschen dieser Welt. Erklärt hat man sich das, indem man ihn pathologisiert hat. D. h. wer sich nicht an den Schulstoff anpasst, ist krank (derzeitiges Exzellenzwissen…). Viele aber sind anderweitig interessiert, lesen komplexere Bücher, machen sich Gedanken, die die Schule nicht einmal annähernd aufgreift. Genialität lässt sich nicht aneignen. Man hat sie oder man hat sie nicht. Und sie ist alles andere als konform. Kein Ausbildungssystem wird Genialität erkennen, da es sich der Konvention widersetzt. Dieses konventionelle Denken  ist oft dumm und falsch, es schärft nicht das Urteilsvermögen und dient denjenigen, die sich ständig profilieren müssen, als Selbstbestätigung. Sogenannte Exzellenz, die dem alten Leistungsbegriff der Quantität unterliegt,  und niedere Instinkte liegen nahe beieinander.

Es wird Zeit, Menschen anders zu sehen und über andere Schulen nachzudenken, die viel stärker auf das individuelle Potenzial eingehen können, das wir in Zukunft verstärkt brauchen, denn das Meiste, was in der Schule gelernt wird, können Computer einfach besser.  Bildung ist nicht Wissen und Weisheit ist nicht Bildung. Es fehlt leider auf der ganzen Linie die Einsicht und die Weisheit, dass viel Intelligenz brach liegt und gebrochen wird. Das liegt an ungeeigneten Lehrern und an einem völlig überalteten Bildungssystem, das sich nicht eingestehen will, dass Intelligenz keine feste Größe ist, sondern von Förderung, von Sympathien und anderen Subjektivismen abhängt. Wer in einer Fernsehsendung als Professor behauptet, zunehmdende psychische Erkrankungen bei Jugendlichen hätten etwas mit mangelnder Intelligenz zu tun, den sollte man umgehend entbeamten. Diese (CSU) Politik der Verblödung hat ein großes Interesse an einem Gefälle, dem real nicht viel entspricht. Schule macht dumm und wer  kennt nicht die vielen, die gute Noten geschrieben haben, aber nicht komplex denken können. Sie erfassen keine Zusammenhänge und richten in der Gesellschaft großen Schaden an durch fehlendes Urteilsvermögen.  Hinter dem Begriff der Exzellenz steckt nun der Versuch, ein sinkendes Schiff zu retten. Für den Klassenerhalt gibt es wenig gute Gründe, denn vorangebracht haben uns ohnehin nur die wirklich Genialen und die kann keiner erfassen. Es sind diejenigen, die sich durchsetzen trotz dümmster Konventionen und himmelschreiender Vereinfachungen, die dann nur noch Falsches generieren.  Und so kommt es, dass geniale Autodidakten fundierter argumentieren und den Bluff der Blender demaskieren. Leider sind die Medien immer seltener in der Lage, Schwachsinn von Geist zu unterscheiden, denn auch hier zieht die Generation der Bulämielerner und der inhaltslosen Studiengänge ein.

Und.: Genialität und Intelligenz sprechen für sich. Da verweist man nicht auf gute Noten, sondern auf die Einsicht, dass das Maß der Dinge eben nicht die Selektion ist, sondern die Offenheit für Querdenken, Andersdenken und Zweifel, der jeden Dogmatismus hinterfragt.  Wo der Zweifel stirbt und einfache scheinbare Wahrheiten kommuniziert werden, sollte der Denkende hellhörig werden gegen einen zunehmenden Sozialdarwinismus der Platt- und Falschheiten. Aber viele, die sich zur Exzellenz zählen, entlarven sich in ihrer Dummheit selbst und das freut dann den Kritiker.

 

2 Antworten auf „Die reaktionäre Rede von Exzellenz“

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