Viele Menschen auch in höheren Positionen vertreten keine demokratischen Werte, sondern betrachten sich als die Liga der Herrscher über das dumme Volk. Nun ist es aber so, dass das vermeintlich dumme Volk dasjenige ist, das die Evolution befördert und nicht diejenigen, die davon profitieren, dass sich die Praxis nicht verbessert trotz bahnbrechender Erkenntnisse.
Wer in diesen modernen Zeiten nur polarisiert und die Uhr zurückdrehen will, agiert ganz sicher nicht klug, aber hat natürlich das Recht, solche Rückschrittsthesen zu vertreten. Das müssen wir aushalten und mutig die Thesen vertreten, die allen auf dieser Welt eine Chance geben auf Wohlstand und Glück und nicht einigen wenigen, die ihre Pfründe verteidigen und sich als die Besseren hinstellen. Demokratie ist Klugheit gegen alle Formen auch der strukturellen Gewalt, die selbst in höheren Kreisen als Mittel der Wahl eingesetzt wird, um denjenigen, die unangenehme Fragen stellen, den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Diese Primitivität ist überall am Werk auch in Bildungsinstituten, die das Selbstdenken nicht befördern, sondern wenn es denn tatsächlich eintritt, sabotieren. Selbst in der Kirche bezieht man nicht klar Stellung gegen diejenigen, die sich hier als weise und klug gerieren und letztlich nur die Handlanger von üblen Ideologien sind,. Sie sind bereit, andere in den Abgrund zu stoßen, die ihre Werte und Haltungen nicht teilen und herausfordern aus den Komfortzonen der gedanklichen Bequemlichkeit, die man dann auch oft körperlich erkennen kann… Und um Menschen beurteilen zu können, sollte man sie erst einmal kennen lernen und sie das sagen lassen, was sie sich erarbeitet und erkannt haben, anstatt sie mundtot zu machen, weil in ihren Worten eine kritische Haltung durchscheint.
Manche Menschen sehen und erkennen mehr als die institutionell Gebildeten
Wir erleben in einen Paradigmenwechsel, der aber bitte keine weiteren Opfer produzieren darf. Diktatoren kämpfen gegen vermeintliche Demokratien, die selbst von diktatorischen Anwandlungen durchsetzt sind bis in gebildete Kreise hinein. Warum ist das so? Der Mensch glaubt immer noch, er hätte die Kriterien erkannt, um Menschen einzuordnen und zu verpflichten. Das gelingt seit geraumer Zeit immer weniger und so schwinden auch die Mittel der Macht gegenüber Menschen, die ihre Wege finden, wenn sie denn nicht vorsätzlich gebrochen werden aus dem Willen zur Zerstörung, die überall grassiert. Man beschuldigt auch noch, wenn man diese beabsichtigten Zerstörungen nicht überlebt oder nicht gesund übersteht. Strukturelle Gewalttäter sitzen überall. Niemand ist auf sie vorbereitet, weil man höheres Bewusstsein voraussetzt und sich oft darauf verlässt. Wir brauchen aber das Vertrauen in andere Menschen. Wenn dies Vertrauen schwer verletzt und missbraucht wird, um Menschen in Schach zu halten und sie zu unterwerfen, ist ein gelingendes Leben kaum noch möglich. Manche Menschen sind in ihrem tiefsten Inneren Vernichter anderer Menschen Leben. Sie haben nicht einmal etwas gelernt aus der Vernichtung von Jesus Christus und warum wir Demokratie dringender brauchen als je zuvor, um das rettende Potenzial zu befördern, das nicht aus Universitäten und Kirchen zu erwarten ist. Dies liegt auch an ihren Strukturen.
Überaltete inhumane Institutionen
Wer in seinem Studium beispielsweise an den Punkt kommt, wo er erkennt, dass das Vermittelte nicht ausreicht, um Menschen und die Welt zu verstehen, sondern stattdessen eine Gesamtschau thematisiert werden muss, kann es für ihn das Ende des Studiums bedeuten, da einfach der institutionelle Horizont fehlt. Die Entwicklung eines weiten Geistes sperrt sich gegen die Scheuklappen, die uns verpasst werden, damit das Ding am Laufen bleibt. Viele gehen auch durch Ausbildungen hindurch, die sie dann als untauglich und für sie unpassend empfinden. Nun macht das keinen Sinn und sollte auch nicht als solcher verkauft werden. Es ist Zeitvergeudung und liegt daran, dass wir Menschen nicht befähigen, genau auf ihre innere Stimme zu hören und sich dessen bewusst zu machen, was sie wirklich begeistert. Anstatt also zu sabotieren und zu schädigen, wodurch viele dann komplett den Halt verlieren und sich nicht mehr aufbauen können, muss in jeder Situation das Ziel die Beförderung sein und nicht das Gegenteil des gewalttätigen Aussortierens. Wenn wir so weiter machen, produzieren wir weiterhin viel zu viele kranke Menschen, die nicht mehr dann die überdimensionale Kraft haben, ihr Leben so zu gestalten, dass sie damit gesund und glücklich leben können. Menschen, die andere schwer schädigen, behaupten dann auch noch, die wären sowieso zu nichts im Stande… Wie lange will man sich das noch mit ansehen und diese alte Form der Selektion der vermeintlich Besseren ertragen, die nur die Anpassung an das Bestehende repräsentieren, aber keinen Fortschritt für die Menschheit leisten. Manchmal muss man sich von allem frei machen, um dann wieder das Wesentliche zu sehen und all die Blender und Verwalter ihrer eigenen Vorteile und Vorurteile zur Verantwortung ziehen, denn sie sind es, die Veraltetes und Inhumanes nicht aufgeben wollen zum Schaden von viel zu vielen Menschen. Wir sehen an vielen Stellen, dass das Beschneiden von Menschen zu enormen Ungerechtigkeiten und Ausgrenzungen führt. So eine Gesellschaft kann nicht überleben. Bildung heißt Freiraum geben wie auch in jeder guten Erziehung. Und für alle ewig Gestrigen: Wir haben die Fähigkeit zu sprechen und zuzuhören, damit Gewalt in jeder Form aufhört auch im Sinne eines Quantenbewusstseins der Kooperationen.
Gabor Maté: Der Mythos des Normalen. Wie unsere Gesellschaft uns krank macht und traumatisiert. München 2023