Ein wirklich guter Staat

Ein demokratischer und ethisch verantwortlicher Staat hat das Wachstum und die Entwicklung des Einzelnen zu garantieren sowie die Gesundheit seiner Bürger zu schützen. Also besteht Gerechtigkeit immer in der Wahrung der Heterogenität und deren positive Einflüsse auf die Gesellschaft. Bei aller Rede um Integration darf also nicht vernachlässigt werden, dass jeder einzelne Bürger auch die Gesellschaft mehr oder weniger kulturell beeinflusst, sich also eben nicht gnadenlos anpasst, sondern auch neue Impulse setzt. Diese Kultur der Offenheit und Durchlässigkeit etabliert ein Gesundheits- und Entfaltungssystem, denn wir leben vom lebendigen Austausch. Eine Zelle, die sich abschottet und ausgrenzt, stirbt ab – so die Gesetze des Organischen. Jede Gesellschaft braucht kulturelle Erneuerung, um nicht zu degenerieren. Das gegenseitige Beweihräuchern in einschlägigen Blasen der Gleichgesinnung ist nur eine Art Inzest, der die Schwächen potenziert und zementiert. Für den Andersgesinnten hat man nur noch Hass und Ressentiment übrig und will ihm die Stimme nehmen. Heribert Prantl stellt zurecht fest, dass die Hölle des Dritten Reiches Anlass für unser Grundgesetz gewesen ist. Die Grundrechte stehen aber doch ständig auf der Kippe, wenn allgemeine Interessen gegen Einzelinteressen ausgespielt werden und die Instrumentalisierung von Menschen als legitim betrachtet wird.

Dort, wo der Staat Menschen sichtbar zu schädigen beginnt, zeigen sich seine eigenen Schwachstellen, seine Unzulänglichkeit. Deshalb ist es wichtig, hier aufmerksam zu bleiben und diese Tendenzen auch deutlich zu kritisieren. Das fängt schon bei einem notenzentrierten Leistungsdenken in der Schule an. Wir wissen heute, dass Noten und Intelligenz nicht immer oder auch immer seltener korrelieren, legen aber immer mehr Wert auf diese doch fragwürdigen Unterscheidungskritierien, die dann zur Hierarchisierung einer Gesellschaft führen sollen. Elite ist dann das, was sich anpasserisch hochgebuckelt hat und nun nach unten tritt. Primitivsmen haben immer Hochkonjunktur. Letztlich geht es aber nicht in erster Linie um Systemunterwerfung, sondern um Systemerweiterung und -erneuerung wie bei der Autophagie der Zelle. Und nur der behinderungsfreie Informationsfluss aller Zellen garantiert die Gesundheit des Ganzen. Unbeliebte und entwicklungsferne Jobs müssen demnach gut bezahlt werden, damit hier ein gerechter Ausgleich stattindet. Es müssen Anreize geschaffen werden, anstatt Zwänge zu etablieren und Menschen zu diskreditieren. Das ist und war nie eine Lösung, aber es wird weiter polarisiert. Sanktionierungen und Schädigungen von Menschen dürfen niemals als Möglichkeit staatlicher Intervention salonfähig werden. Wenn ein Staat zu viele kranke Menschen hervorbringt und sie existenziell schädigt, liegt er auch in den letzten Zügen. Anstatt Menschen zu schwächen, sollten die Selbstheilungskräfte aktiviert werden für ein menschenwürdiges und glückliches Leben in Aktivität und Kontemplation.

Und sollte ein Staat nicht wie in Bhutan sich für das Glück der Menschen verantwortlich zeigen? Wir haben die Relikte des Dritten Reiches noch lange nicht bewusstseinsmäßig überwunden, auch wenn sich so viele ständig empören. Glück besteht auch  in der Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Wir müssen in unserer freien Zeit zu Bewusstsein kommen dürfen, was wir wirklich brauchen und was nicht. Das sinnlose Antreiben einer Maschinerie von Arbeit und Konsumverhalten ist destruktiv und führt dazu, dass sich Menschen dauernd entschädigen durch Schädigung der Umwelt, der Natur und anderer Menschen und letztlich ein Klima der Spaltungen akzeptieren. Die aggressive Dynamik schafft Unfrieden und verletzt die Würde. Toleranz ermöglicht eine Kultur des Gönnens und der Dankbarkeit und vor allem der Achtung. Kritik hat die Funktion des Willens zum Bessermachen für ein neues Bewusstsein, das uns tiefer blicken lässt gegen simple Propaganda und Populismen. Wer hier wen stabilisiert und bestätigt muss neu überdacht werden. Das Vordergründige ist eben selten die Wahrheit.

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