Wir wissen, wie verheerend und verletzend physische Gewalt ist. Aber ist uns auch klar, dass strukturelle und psychische Gewalt dieselben Schädigungen im Gehirn bewirken wie physische? Die Zunahme mentaler Erkrankungen steht im Zusammenhang mit der Zunahme an struktureller und psychischer Gewalt in den westlichen Ländern. Selbst Bildungsinstitutionen bedienen sich struktureller Gewalt, um Menschen zu schaden. Was steckt hinter dieser Entwicklung?
Eine Politik der Bevormundung und der Konkurrenz scheint sich seit Jahren weiter zu etablieren, die Menschen auf Linie trimmen will entgegen vieler Forschungen, die besagen, dass der Mensch er selbst sein sollte, damit er nicht psychisch krank oder gar dement wird. Das Gehirn und unsere Seele sind vielfältigen Gefahren ausgesetzt, die man nicht auch noch durch zusätzliche absichtliche Schädigungen verschlimmern muss. Überhaupt ist nicht begreiflich, dass Bildungsinstitutionen zu Maßregelungen greifen, deren Auswirkungen absehbar negativ sind. Keine Volkswirtschaft kann sich so ein Verhalten leisten, aber es wird täglich praktiziert: Menschen werden geschädigt und vom Staat ruiniert, ohne dass eine Notwendigkeit besteht, denn jeder Mensch ist begabt und hat Fähigkeiten, die er einsetzen will und kann, wenn man ihn entsprechend begleitet. Was stimmt also mit einer Politik nicht, die dies nicht auf ihre Fahne schreibt, Menschen nach bestem Gewissen und Wissen zu fördern, auch wenn Wege uneben sind und nicht der Norm entsprechen. Viele Wege führen nach Rom und wir brauchen Menschen, die ungewöhnliche Wege einschlagen, weil gerade hier das kreative Potential höher ist als beim reproduktiven Ottonormalverbraucher.
Vorsätzlich Leid zu verursachen hat eine lange Tradition, die wir im 21. Jahrhundert nicht mehr dulden sollten im Rahmen von Bildung und Ausbildung. Der Mensch ist selbstverantwortlich und muss seine eigenen Erfahrungen machen. Das Leben ist ein Abenteuer, für das man nicht die Neugier und das Interesse verlieren sollte. Deshalb darf auch kein Mensch auf diesem Weg von Bildungsinstitutionen gestört, gebrochen oder verletzt werden, denn er kann dadurch seine Gesundheit verlieren und damit seine Handlungsfähigkeit. Damit wäre dann der schlimmste Fall eingetreten: das Abhandenkommen der Selbstwirksamkeit. Der verletzte Mensch erlebt sich als ohnmächtig und verliert seine Kompetenzen, die er braucht, um ein vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft zu werden. Eine Demokratie funktioniert nicht mehr, wenn sie nur noch Geschädigte produziert durch ein falsches Selbstverständnis der Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen. Fördern statt frustrieren und schädigen lautet die Maxime. Schädigende Handlungsweisen sollten rechtlich angeprangert werden und unter Strafe stehen, denn der Mensch will seine Entfaltung einsetzen und damit ein Förderungssystem etablieren, dass auch anderen optimale Entwicklungschancen sichert. Angeblich sind wir ein reiches Land, das sich hier immer noch ein Armutszeugnis ausstellt und den Auftrag noch nicht richtig verstanden hat. Darum prüfe sich, wer Lehrer oder Dozent werden will, ob er dieser Herausforderung gewachsen ist. Der Mensch ist es wert, dass man ihn schützt vor staatlicher Gewalt und ihn in eine bessere Gesellschaft begleitet, die tolerant und liberal dem Anderen und dem Fremden sein Wohlergehen gönnt.
Es ist merkwürdig, dass ausgerechnet christliche Parteien immer wieder strukturelle Gewalt befürworten und rechtfertigen. Sind Christen keine Humanisten? Der Verdacht drängt sich immer wieder auf. Und was hat Konservatismus mit Gewalt zu tun? Man ist offenbar bereit, für den Erhalt von Strukturen Menschen zu schädigen. Das ist menschenverachtend und menschenfeindlich. Dabei wäre Förderung der heilsame und gute Weg in eine bessere Zukunft, an der den schwarzen Kommunitäten nicht viel zu liegen scheint. Sozialdarwinismus ist hier der unheilvolle Hintergrund. Man will die Konkurrenz und das Konkurrenzsystem, das Menschen an den Rand drängt. Aber wir Menschen sind von Zeit zu Zeit geschwächt und verdienen genau hier den Schutz der Gesellschaft. Menschen vorsätzlich zu schädigen ist und bleibt eine der miesesten Handlungsweisen, die das Gelingen des Lebens schwer beeinträchtigen. Wollen kann man das nach Kant eben nicht, aber es wird getan und soll auch salonfähig bleiben. Dafür sorgen diese ach so christlichen Parteien.