Wenn eine selbsternannte Elite anfängt, Menschen existenziell zu schädigen, dann ist das Stadium der gesellschaftspolitischen Degeneration erreicht. Jede Reform, die sich gegen Menschen richtet, ist ein Rückschritt im Humanen und damit höchst bedenklich. Ein Fall aus meiner Praxis: Zwei Menschen begegnen sich im Studium. Die Frau wollte vorerst den brieflichen Kontakt (sie hatte eine gescheiterte Beziehung zu verkraften), die Auseinandersetzung auf einer geistigen Ebene, der Mann (Dozent) beendete hartherzig und abrupt den Briefkontakt auf Anraten seines Lehrers (Professor). Die Frau war noch nicht geschieden, war aber von ihrem Mann getrennt, was sie dem Dozenten auch mitteilte. Der Dozent misstraute ihr. Der Kontaktabbruch stürzte die Frau in eine tiefe und lähmende Krise. Aus finanziellen Gründen arbeitete sie in einem Verlag. Im Hintergrund ließ der Lehrer seine Beziehungen spielen und veranlasste den Promotionsausschuss, diese Frau existenziell schwer zu schädigen (Prüfungsdurchfall wegen Nichtanmeldung zur Prüfung bei Aufforderung des sofortigen Abschlusses und bei Verweigerung einer Rechtsbehelfsbelehrung, ohne vorher mit der Frau gesprochen zu haben). Die unter Schock stehende Frau verlor später wegen dieser Überlastung im Studium (Depression) nachfolgend ihren Besitz, der auch noch hoch versichert war, und ihre Wohnung. Die Versicherung zahlte nicht. Wer seinen Besitz (Bücher, Aufzeichnungen, Zeichnungen etc.) verliert, verliert auch die Identität und den Schutz vor einer doch sehr profanen Welt. Man kann verstehen, dass sich hier viele Menschen das Leben nehmen. Es geht hier nicht um die Materialität der Dinge, sondern um ihren ideellen Wert.
Die Frau wurde in der Folge aus genannten Gründen krank, verlor auch ihren Job, vor allem aber ihre Kreativität, die sie sich über außerinstitutionelle Bildung angeeignet hatte. Beide hatten der Frau das Leben ruiniert, waren auch bemüht, der Frau zu versichern, wie bedeutungslos sie sei – und wie bedeutend sie selbst im Gegensatz dazu seien… Männlicher Chauvinismus und Frauendiskriminierung liegen ja eng beieinander. Dennoch sind solche Vorkommnisse doch erschreckend, ernüchternd und alarmierend. Frauen werden heute noch in gewissen Kreisen als Hexen denunziert und informell „verbrannt“. Die Scheiterhaufen der Moderne sind nicht weniger wirksam als die des Mittelalters. Wenn eine Frau ahnungslos und gutgläubig ist, kann es sie sehr schwer treffen. Psychologischer Kriegsführung bei Anwendung von struktureller Gewalt sind Frauen selten gewachsen. Das wissen solche Männer nur allzu gut. Man möchte meinen, dass Bildung vor solchen Untaten schützt oder zumindest eine allgemeine Achtung vor dem Menschen und seinem Leben, das für niemanden zur Disposition steht. Es gilt besonders für Frauen, zu ihren individuellen Lebenswegen zu stehen und sich selbstbewusst gegen diesen narzisstischen Männerwahn zu wehren.
Der Dozent wurde später Professor an einer christlichen Institution. Nach etlichen Jahren veröffentlichte dieser Professor ein Buch, in dem er sich nicht etwa entschuldigte oder Einsicht in das Verursachte im Sinne einer Kultur der Fehlerkorrektur zeigte, nein, er beschuldigte die Frau weiter, diskriminierte sie wegen ihrer Krankheit auch noch auf das Schwerste (alles Unterstellungen, die nicht der Wahrheit entsprachen). Eine veröffentlichte Diskriminierung ist für einen kranken Menschen eine weitere schwere Verletzung. Die Frau konnte sich wegen ihrer Krankheit nicht orientieren und bat den Dozenten auch noch mehrfach um Hilfe, nicht realisierend, dass die beiden Genannten die Täter und keine Helfer in Not sind. Für eine rechtzeitige rechtliche Bearbeitung der Vorgänge fehlte ihr die Kraft, auch die Wehrhaftigkeit. Sie suchte in ihrer Fassungslosigkeit nach Antworten. Der Dozent bezeichnete ihr Ansinnen als lästige Störung; seine negativen Unterstellungen, die er ja auch noch veröffentlicht hatte, sollten diese Haltung zementieren. Verletzungen, Beleidigungen, Denunziationen und letztlich Sabotage als Formen der Gewalt einer Frau gegenüber, die sich in einer schwierigen Lage befand, machen fassungslos. Nun, da hilft wohl kein Beten mehr gegen ein Schmoren der Schuldigen in der Hölle. Beide verstehen sich aber als fromme Christen und gaben sich alle Mühe, der Frau nur Schlechtes und Schlimmstes nachzusagen, um ihre Taten zu rechtfertigen. Primitiv und extrem rücksichtslos, aber leider wahr. Die Frau hatte sich trotz aller Schwierigkeiten auf ein gewisses kulturelles Niveau in dieser doch akademischen Sphäre verlassen, das normalerweise ein tieferes Verstehen ermöglicht – das ist ja auch der Sinn von Kultur. Leider war das ein folgenschwerer Irrtum.
So funktioniert das wohl in gewissen Kreisen. Beide hatten keine Ahnung, wer die Frau ist, was sie macht, was sie denkt, worum es ihr geht, womit sie zu kämpfen hatte. Sie stellten ihr nicht einmal eine Frage, bevor sie sie schädigten bzw. schädigen ließen. Und es war ihnen bewusst, dass es eine Schädigung sein würde. Die Frau selbst hatte niemanden geschädigt, versuchte, auf alle Rücksicht zu nehmen und verlor beinahe ganz ihr Leben. Sie brauchte viele Jahre, um halbwegs zu gesunden – ohne jede Hilfe auch von ärztlicher Seite – hier aus Inkompetenz. Jeder Dialog wurde beharrlich verweigert, man kaprizierte sich auf indirekte Mitteilungen, die wieder nur negative, verletzende Informationen enthielten. Diese Gefühllosigkeit hat etwas Erschreckendes, ist Ausdruck auch eines männlich pervertierten Leistungsdenkens, das über Leichen geht. Man wähnt sich aber auf der richtigen Seite gegen einen vermeintlichen Verfall der Sitten. Sie verstehen sich weiterhin als Hüter der Moral und als Bewahrer eines allerdings erstarrten politischen Systems, das sich gegen jede Veränderung hoch gerüstet hat. Als Frau sollte man in diesem System gleichberechtigt sein, ohne sich den männlichen Paradigmen unterwerfen zu müssen. Darin liegt die Kunst.
Wir bemerken, dass solches Verhalten Aggression und irgendwie auch Hass bedeutet. Hass allein schädigt Menschen. Hintergrund hier: Die beiden homosexuell Liierten (davon führte einer eine sogenannte gute katholische Ehe) fühlten sich durch die Einsichten dieser Frau (die wurden durch einen weiteren Professor bestätigt) ertappt und empfanden die Schädigungen der Frau auch deswegen als angemessen (eine Form der Genugtuung). Sie hatten kein Interesse daran, dass sie sich erholte. Der Frau war die Beziehung der beiden zueinander ziemlich gleichgültig, sie versteht nur nicht den moralischen Impetus, den beide an den Tag legten. Sie versteht nicht die Denunziationen, die von Menschen ausgehen, die sich selbst nicht an Regeln halten und dies bei anderen glauben bemängeln zu dürfen im Hinblick auf eine Scheidung, so dass sie Schädigungen als das Mittel der Wahl einsetzten. Der gesunde Weg wäre der einer hochentwickelten Toleranz sowie eines erweiterten Verständnisses anderen gegenüber gewesen. Für sich postulieren sie aber tatsächlich die Ausnahme, die sie anderen nicht zugestehen. Das ist Herrschaftsmoral.
Wer möchte in so einer verdrehten Welt leben? Irrsinnige Verhältnisse, die man gut durchschauen muss, um sie zu überwinden, lähmen den Fortschritt und sind für viele Erkrankungen verantwortlich. Und vergeben kann man nur dem Einsichtigen, nicht dem Dauerschädiger, der jede Schuld von sich weisen will. In seinem Buch kritisierte der Professor auch, die Frau habe eine Narbe (für die sie wirklich nichts kann) über dem rechten Auge, was wohl auch Ausdruck einer inneren Asymmetrie sei – er meinte wohl, das sei ein Zeichen einer inneren Disharmonie-, geschrieben von einem selbst adipösen (das hat der selbst zu verantworten) und doch gebildeten Menschen, dessen Äußeres allerdings eventuell auf ein wenig harmonisches Inneres schließen ließe: Gier, Begierde, Maßlosigkeit, Unbeherrschtheit, Aggressivität, Neid, Selbstverherrlichung treiben hier oft ihr Unwesen (natürlich nicht immer!). Das ist fies, aber nicht so gehässig wie die vorausgehende Anmaßung, die sich auf eine Operation bezieht.
Die Frau litt unter Ängsten, die beide in ihr ausgelöst haben. Sie hatte das Vertrauen in das Leben durch diese negativen Erfahrungen verloren. Die Begegnung mit diesen Menschen war traumatisch. Aber das lässt sich nicht rückgängig machen. Es kostet viel Kraft, die Energie zu entwickeln, diese Erfahrungen zu neutralisieren und bei Bewusstsein zu bleiben gegen diese Formen struktureller und informeller Gewalt, die sie ertragen musste. Negative Informationen allein schon können die Gesundheit ruinieren. Als Frau spürt man deutlich, dass solche Männer für das Elend in der Welt verantwortlich sind. Das lässt sich nicht einfach transzendieren, das hat eine verdammt lange Tradition. Frauen dürfen hier nicht spirituell ausweichen oder unpolitisch werden. Es ist Zeit für einen selbstbewussten humanistischen und ökologischen Feminismus, für eine Wandlung dieser männerdominierten gewalttätigen Konkurrenzwelt in eine weibliche und fürsorgliche für ein qualitatives Wachstum und Gesundheit in Entfaltung ohne Ausbeutung.
Viele Menschen sind in der Folge durch universitäre „Reformen“(Säuberung der Universität – man kennt ja solches Ansinnen…) geschädigt worden in ihrer Identität, in ihrer Existenz und damit in ihrer Gesundheit. Eine „Gerechtigkeitslücke“ wollte man füllen – perverserweise durch einen Akt der Gewalt. Diese Verdummungsrhetorik hat Methode, denn Gerechtigkeit ist in erster Linie ein Gefühl und kein wissenschaftlicher Begriff. Gerechtigkeit setzt Kommunikation und Konsens voraus. All die Querdenker, Neudenker, Autodidakten, Kreativen, Künstler, Skeptiker, Zweifler, Universalisten, Holisten, tiefer Denkende, Kritiker sowie Verzweifelte, Kranke und gesundheitlich Eingeschränkte hat die Ultrakonservative als faul diffamiert und rausgeworfen. In dieser Welt der Eindimensionalen gibt es nur Angepasste, der Rest wird verurteilt. Hier zählt nur die Reproduktionsleistung. Diese Gleichschaltung gipfelte dann in Bologna. Derartige Reformen wiederum führten zu einer Verarmung der Arbeitswelt. Unternehmen üben wieder sehr viel Druck auf die Arbeitnehmer aus, anstatt die Arbeitswelt den Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Eine Arbeitswelt, die Entfaltung ermöglicht, ist schließlich keine Utopie. Der alte Wagen soll aber weiter rollen, auch wenn die Wege ganz offensichtlich in die Sackgasse und zu einer Beschädigung der Volksgesundheit führen. Diejenigen, die herausführen könnten, hat man abgehängt und ist auch noch sehr stolz darauf. Das heilsame Ganze funktioniert aber nur in der Vielfalt der Kräfte. Entwicklung ist ein komplexer Prozess aus vielen Komponenten, die alle einen Sinn machen. Für diese Einsichten braucht man allerdings tiefer und umfassender denkende Menschen. Die hat man aber sozialdarwinistisch an den Rand des Abgrunds gedrängt.
Sabotage, Zwang und Repression also statt Redefreiheit, Kommunikation und Kooperation? Julian Assange meint, dass die Unterdrückung von Kommunikation den Ausdruck dessen behindert zu sagen, was uns wirklich wichtig ist. So verlieren wir nur den Kontakt zu uns selbst und auch zu unseren Mitmenschen. Die Wirklichkeit entzieht sich und wird mit allerlei Blödsinn und Unzutreffendem gefüllt. Der freie Fluss von Informationen ist deswegen so wichtig, weil wir nur so handlungsfähig bleiben. In diesem Sinne müssen wir bessere Demokraten werden, anstatt am Wert der Demokratie zu zweifeln und auch noch für eine Epistokratie zu werben. Was sich in diesem Sinn als wissend geriert, ist nämlich leider wieder nur eine Version männlichen Machtstrebens. Als Frau kann man nicht begreifen, wie es zu völlig unnötigen und derart destruktiven Verhaltensweisen von Männern kommen kann, wo es doch konstruktive und affirmative Möglichkeiten gegeben hätte. Es ist nur ein weiteres dunkles Kapitel der Einisicht in die doch kriegerische Natur des Mannes – wohl ein Atavismus.
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