Wachstum ermöglichen

Schopenhauer wusste, dass die meisten Beziehungen aus Selbstsucht geschlossen werden. Da kauft man der Freundin Goldketten für die erwiesene Gunst, anstatt sich zu fragen, was dieser Mensch braucht, um zu wachsen und zu sich selbst zu finden. Die Idee, dass man nur durch einen anderen zu sich selbst käme, entspricht nicht der Realität. Ein Partner unterliegt der Selbstsucht des Eros und ordnet meistens alles andere dieser Haltung unter. Die eigenen Bedürfnisse stehen also im Vordergrund. Nicht selten ist dieser Egoismus dann an Narzissmus gekoppelt. Man akzeptiert nur das Eigene im anderen und empfindet das Verschiedene als Bedrohung und selten als Bereicherung, als eine Herausforderung für Entwicklung. Ja, der Mensch ist schwach und will so gar nicht stärker werden im Laufe des Lebens, zu bequem ist der Weg der Eliminierung von Unterschieden. Aber die gibt es trotz aller Gleichheit und wird dann als Gefährdung erlebt, wenn die verantwortungsvolle Liebe für den Anderen nicht in den Vordergrund tritt auch auf die Gefahr hin, dass Trennendes entsteht und man neu beginnen muss mit der Liebe und dem Vertrauen. Wachstum und Entwicklung gehören zu den gesunden Bedingungen menschlichen Daseins. Wo der Mensch unterdrückt oder gewalttätig in  ein Korsett gezwängt wird, fehlt es an Selbstbewusstsein des Verursachers, der selbst den Partner nicht in die Freiheit des Selbstseins entlassen kann, weil er gesellschaftliche Zwänge internalisiert hat und alles auf eine Linie bringen möchte. Wer sich entfaltet hat, gönnt auch anderen die Entfaltung des eigenen Potenzials. Und nicht jeder Weg ist ebenmäßig.

Viele Beziehungen werden beendet, weil der Reiz des selbstsüchtigen Eros erlahmt und an diese Stelle keine tiefe seelische Liebe getreten ist. Menschen sind nicht in der Lage, den Anderen als Herausforderung zu erkennen, selbst zu wachsen und zu reifen. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen, kann sich bis ins hohe Alter fortsetzen, wenn man durch die Einzigartigkeit eines Menschen fasziniert bleibt und er auch dadurch den Erfolg durch Inspiration im Leben hat, den er sich wünscht. Nicht Neid und Missgunst vergiften die Partnerschaft, sondern liebevolle Freundschaft des Verstehens der wahren Bedürfnisse nach persönlichem Wachstum bei entsprechenden Erkenntnissen. Wenn ich die Schwäche im anderen entdecke, muss ich nicht überheblich werden, sondern begreifen, wo die eigene Schwäche liegt, die den Anderen wahrscheinlich auch irritiert. Jeder Mensch hat Schwächen, sie an sich selbst zu leugnen ist extrem unreif und wenig reflektiert. Der Eros als solcher ist nicht in der Lage, Ordnung zu schaffen, die wir Menschen brauchen, um die Sicherheit zu gewinnen, dass auf den anderen Verlass ist. Wenn ich die eigenen Bedürfnisse also zurückstellen kann, damit der andere sich entfaltet, bin ich auf einem guten Weg zu wahrer Liebe, die geben kann und nichts wegnimmt.  Nimmt man dem Anderen die eigenen Chancen, beruht dieses Verhalten nicht nur auf überdimensionaler Selbstsucht, sondern auf Verachtung und ist damit das Gegenteil von Liebe. Ich will den Anderen nur so akzeptieren, wie ich ihn mir vorstelle, aber nicht, wie er ist in seinem Suchen und seinem Zweifeln.

Es ist der liebevolle Wunsch, den Anderen wirklich zu erkennen und zu erfassen, anstatt ihn zu unterwerfen. Wer unterwirft, der hat selbst ein Problem mit der Macht. Geiermäßig hackt er in den Unzulänglichkeiten anderer herum, ohne die eigene zu antizipieren. Dieses Eingeständnis macht vorsichtig, gütig und großzügig. Die Güte eines Menschen erkennt man also nicht an seiner Selbstsucht, sondern am Verstehen dessen, was dem Menschen widerfahren kann, wo er sich durcharbeiten muss, um nicht den Halt zu verlieren. Jemandem den Halt im Leben zu nehmen ist ein brutaler Akt der psychischen Vergewaltigung. Man dringt erst in den innersten Raum eines Menschen ein und zerstört dann diese innere Burg wie ein Trojaner, weil der Andere nicht das tut, was man von ihm erwartet. An diesem Punkt sucht jeder gesunde und entwickelte Mensch das Gespräch, die Verständigung, anstatt einen Schaden zu verursachen. Wahre Liebe kann gar nicht schädigen, so sehr ist sie vom anderen ergriffen und ein Teil seiner Sorgen und ein Teil seiner Sehnsucht nach der Harmonie des Selbst- und Mitsein, das in ständigem Dialog sich an ein Ideal annähert, das trägt und erkennt. Wer also seinen Partner erschauen kann, der erfährt auch das Glück tiefer Dankbarkeit und Erlösung. Der nicht zu sich selbst Gekommene ist eine Belastung für die Gesellschaft, weil er in Bezug auf andere ausgrenzend, restriktiv und repressiv wird.

Die selbsternannte Elite

John Stuart Mill meinte einmal, es sei besser, ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein. Die meisten arrangieren sich mit den Unzulänglichkeiten und pflegen ihren Hedonismus. Was geht sie auch die Welt da draußen an. Auch wenn man sie auf Missstände aufmerksam macht, verunglimpfen sie nur die Kritiker. Dass solche Bequemlichkeiten überhaupt möglich sind, liegt an einem System, das man auf der ganzen Linie als überholt bezeichnen muss. Universitäten sind heute nur noch Sprachrohre des Mainstreams. Das kritische Vermögen wurde abgeschafft, die Studenten werden mit Inhalten bombardiert, die kein Nachdenken mehr zulassen. Dem vermeintlichen Wettbewerb wurde alles geopfert und entsprechend verhalten sich nun auch die Professoren, die ja als Beamte wenig zu einem reflektierenden Klima eines besseren Urteilsvermögens beitragen, sich aber doch als die Elite bezeichnen. Nun die Denkelite bewegt sich heute außerhalb der Universitäten. Und die wenigen Ausnahmen haben es nicht leicht, denn weder Wirtschaft noch Politik will diese subventionieren.

Massenuniversitäten bezeichnen sich gerne als Eliteuniversitäten, die die vermeintlich Besten ausbilden will. Aber wer sind die? Es sind diejenigen, die schon in der Schule brav das gemacht haben, was man ihnen vorgesetzt hat. Eigeninitiative in der Schule wird bei diesem Ausbildungssystem oft zum Problem. Wer zu viel Persönlichkeit zeigt, kann unter die Räder kommen, weil schon die Schule auf Eigenarbeit nicht vorbereitet ist. Nun geht es in der Universität weiter so. Es wird gestrebt im Kampf um die besten Noten für den Zertifizierungswahn. Andere, die viel Eigenitiative zeigen, werden in der Universität gebrochen, weil man auf die Besonderheit von Menschen nicht eingehen gelernt hat. Dafür bedarf es Menschen, die Menschen einschätzen und ihr Potenzial erkennen können.  Wer an solchen Schulen gewesen ist, wo dieses Vermögen auch eingesetzt wurde, darf sich glücklich nennen. Kreative und produktive Menschen haben es eher schwer auf solchen Schulen und Universitäten, sie sind es aber, die die Menschheit voranbringen. Die Professorenlaufbahn bleibt ihnen oft versagt, weil die mit enormen – wohl auch verbiegenden – Anpassungsleistungen verbunden ist. Viele innovative Unternehmer meiden daher die Universität, weil sie auf Potenzial nicht reagiert, sondern Leistungen bewertet, die eben nicht innovativ sind.

Wohin also bewegt sich ein Land, das Bildung und Kreativität einem spezialisierten Wissen opfert? Müssen wir nicht Leistung neu definieren und einen erweiterten Bildungsbegriff einführen, um die Gesellschaft zu öffnen für neue Projekte und für neue flexiblere Strukturen, die auch denjenigen gute Chancen anbieten, die sich nicht mit alterhergebrachtem Wissen abfinden möchten? Eine Gesellschaft, die nur noch das Gleichartige akzeptiert, verliert die Kraft der Innovation und das Urteilsvermögen, für das man sehr viel tun muss. Und nur Menschen, die selbst sehr kritisch denken, erkennen das Potenzial zur Erneuerung bei anderen und müssen nicht selektieren, sondern integrieren in einen Kontext der Vielfältigkeit. Dafür bedarf es starker Charaktere, die ein reines Anpassungssystem nicht hervorbringt. Und was passiert, wenn menschliche Schwäche überhand nimmt, wissen wir Deutschen im Besonderen. Elite integriert, motiviert, erkennt Potenziale, kommuniziert  und verzichtet auf jede Art von Schädigung.  Elite findet gute und affirmative Lösungen für Probleme und geht nie den Weg  der Diskreditierung und nie den Weg der Gewalt.  Davon sind wir in Deutschland allerdings weit entfernt.

Die Vergiftung der Politik durch negative Anthropologien

Medial scheint es mal wieder Mode zu sein, denjenigen das Wort zu erteilen, die ein schlechtes Menschenbild propagieren. Das Böse würde in uns allen lauern und sein Unwesen ständig treiben. Politisch bedienen sich die reaktionären Parteien gerne und ausgiebig dieses negativen Denkens und wollen in diesem Sinne immer wieder restriktive und repressive Gesetze erlassen. Befürworter dieser Haltung gibt es viele auch unter denen, die es besser wissen müssten aus Vernunftgründen, denn die Realität gibt diesen Pessimisten durchaus nicht recht. Aber man beharrt konstant auf negativen Anthropologien und der sogenannten Sündhaftigkeit des Menschen, um Menschen schädigen, diskriminieren  und stigmatisieren zu können. Es scheint so zu sein, dass diese menschliche Schwäche einen Gegenpol konstruieren muss. Man erträgt nicht, dass das Böse oft ein archaischer Affekt ist bis auf sehr wenige psychopathische Anwandlungen. Das sind Ausnahmen. Die Regel sieht ganz anders aus. Da sterben Menschen lieber, anstatt durch den Verzehr von Menschenfleisch zu überleben (Flugabsturz in den Anden). Die guten Taten überwiegen eindeutig vor den schlechten. Wir könnten sonst gar nicht überleben. Aber der Mainstream beharrt auf der These, der Mensch sei im Grunde seines Wesens schlecht und man unterstellt ihm dann auch im Zweifelsfalle lieber das Schlechte, anstatt ihn als Gottes Schöpfung zu begreifen. Das Szenario der negativen Unterstellungen ist vielfältig und enorm produktiv, weil es Argumente liefert für die Unterdrückung von Menschen, anstatt sie zu fördern und zu unterstützen auch in schweren Zeiten.

Der Sozialdarwinismus greift also um sich und vergiftet das gesamte gesellschaftliche Klima. Es fehlt komplett die Einsicht, dass Menschen sich so verhalten, wie sie behandelt werden. Klügere Menschen begreifen diesen Zusammenhang und bleiben fair. Pessimisten  suchen Gründe für ihr Fehlverhalten, für fehlende Empathie in den vermeintlichen Defiziten der Anderen, ohne die eigenen Maximen zu hinterfragen. Ein geistig-seelisches Wachstum ist nicht jedem vergönnt. Dieses Gift der Verdächtigungen verunstaltet nur die Verdächtigten. Das wirklich Tragische an diesen Negativhaltungen: Es gibt keine Heilung. Und so verliert man nach und nach auch das Wissen um Heilung, Ganzheit und Gesundheit. Die Realität wird in ein Korsett der Unwissenheit gezwängt, durch das Probleme zementiert, aber nicht mehr gelöst werden. Es fehlt der humane Weg, der sich verantwortlich fühlt und das Bestmögliche aus jeder Situation machen möchte. Ich muss also überzeugt sein, dass sich diese Anstrengungen lohnen und am Ende Heilung und Frieden entstehen, wenn das negative Denken, das zu Schädigungsverhalten führt, enttarnt worden ist. Macht und Machtmissbrauch bedienen sich gerne der negativen Anthropologie, weil man Menschen nicht ernst nehmen muss in ihren Nöten und Sorgen. Die stößt man dann noch gerne nach  unten, weil ja Hierarchie als notwendig erachtet wird. Aber das hat Folgen für den Zusammenhalt in einer Gesellschaft. Spaltungen führen zu Krankheiten und Schwächungen, die keiner wollen kann.

Es wird Zeit für eine positive und humane Anthropologie, die vorsätzliche Schädigungen aus Konkurrenz und vermeintlichen Wettbewerbsgründen unterlässt. Eine Politik, die Menschen instrumentalisiert, hat ihren Ruf verspielt und sollte sich eher fragen, wie man das Beste aus Menschen herausholt, anstatt sie mit dem Übelsten eines schlechten Menschenbildes zu konfrontieren. Das gilt für ein konstruktiveres Ausbildungs- und Bildungssystem, das sich immer mehr dem unklugen Mainstream verschreibt, weil das heute die Karriere sichert.  Menschenfreunde bringen es nicht fertig, andere gezielt zu schädigen. In diesem negativen Bewusstsein zu handeln setzt wohl sehr viel Selbstgerechtigkeit voraus oder eben niederste Rachemotive. Dabei ist es wirklich kein Verbrechen, Zusammenhänge aufzudecken und zu klären, damit weniger Verlogenheit das Zusammenleben belastet. Menschenfreundlichkeit erlaubt mehr Authentizität, das zu sein, was man ist: ein guter Mensch mit guten Absichten und dem Wunsch nach Verständigung. Wer andere Menschen schädigt, hat keine guten Absichten. Er ist der Vergifter und meistens auch derjenige, den er im Anderen bekämpft. Aber die Menschheit besteht nicht aus derart unreflektierten Menschen, die ihre Macht missbrauchen und gerne auf der Schlechtigkeit des Menschen bestehen, um ihre Taten zu legitimieren. Das scheint das eigentlich Böse zu sein. Diesem schleichenden Gift kann man sich nur entziehen, indem man denen den Spiegel vorhält, die immer wieder nach repressiven Gesetzen und nach Gewalt gegen Menschen schreien.

Vom Wert einer philosophischen Praxis

Wer hat nicht schon einmal erlebt, dass es in therapeutischen Gesprächen keine Verständigung gab. Ein Therapeut legt Wert auf ein Gefälle zwischen ihm und dem Klienten, dem schon per se nicht viel zugetraut wird. Sicher gibt es auch sehr verständnisvolle Therapeuten, aber die meisten sind ideologisch gefärbt und berufen sich auf eine Reihe von psychologischen Vorurteilen, die leider zum gesellschaftlichen Konsens gehören. Was Konsens ist, muss aber nicht immer richtig sein. Die Wahrheit ist vielschichtig und unterliegt der Fähigkeit, sie zu offenbaren in Korrelation zur Einzigartigkeit jedes Menschen und seines Problems.

Der Fokus in einer philosophischen Praxis liegt also nicht in der Einordnung stereotyper Haltungen und Ereignisse, sondern in der Herausstellung des individuellen Merkmals des Einzelnen und der  Geschehnisse. Keine Vorannahmen stören den Prozess der Wahrheitsfindung. Der betroffene Mensch wird nicht kategorisiert oder pathologisiert, sondern gerade aus diesen Korsetten, die immer auch viel Falsches beinhalten, befreit und kann so uneingeschränkt zu sich selbst kommen gegen eine Wand von Vorurteilen, die niemandem gerecht werden. Wir wünschen uns von anderen Menschen diese unvoreingenommene Sichtweise, denn sie ist die einzig humane Lösung. Aber die Realität sieht anders aus: Schwache Menschen berufen sich gerne auf Vorannahmen und verstecken ihr eigenes Unvermögen dahinter. Die Urteilskraft von Menschen ist oft etwas sehr Fragwürdiges und wenig Ausgearbeitetes. Nicht selten verbirgt sich dahinter fehlende Selbsterkenntnis.

Die philosophische Praxis ist eigentlich keine Beratung im Sinne des Besserwissens, sondern ein Akt der guten Verständigung zwischen zwei gleichberechtigten Menschen. Man will gemeinsam zu einem guten Ergebnis für das Leben kommen und alles Verstellendes entlarven. Die symmetrische Kommunikation erlaubt diesen objektiven Zugang, der das Subjekt ganz in den Vordergrund stellt, ohne es zu bewerten. Dieser Prozess der Objektivierung erlaubt Distanz, aus der heraus die Probleme gemildert werden können, damit einer Bearbeitung nichts im Wege steht. Intensives Zuhören ist notwendige Bedingung. Erst, wenn man wirklich verstanden hat, kann es zu einer Interaktion kommen, durch die Probleme bewusst werden. Der Bewusstseinsprozess muss empathisch begleitet werden, so dass dem Betroffenen Veränderung möglich wird, wenn diese gewollt ist.  Manch einer möchte aber endlich auch nur verstanden werden in seinem Leid. Und leider leben wir in einer Welt, in der Menschen wenig achtsam miteinander umgehen und erleben immer wieder Menschen, die Rücksichtslosigkeit und Unachtsamkeit rechtfertigen wollen. Die philosophische Praxis sensibilisiert aber auch für eigenes Unvermögen, sich durchzusetzen, sich gut zu positionieren und deutlich zu sagen, was man eigentlich will.  Gelingen des Lebens hat sehr viel mit Selbsterkenntnis zu tun, da wir zu sehr auf bestimmte Lebensweisen konditioniert werden. Gelingendes Leben ist selbstbestimmtes Leben. Dafür braucht man manchmal Unterstützung, um klarer zu sehen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen.

Sokrates hat mit seiner Methode viel Unbehagen ausgelöst, da es auch einen Widerstand gegen Wahrheitsfindungen gibt, die gesellschaftlichen Konsens immer hinterfragen. Wer glücklich ist im einfachen Mitmachen und Anpassen, der geht wahrscheinlich nicht in eine philosophische Praxis, dem ist auch alle Philosophie suspekt, die sich ja gerade nicht korrumpieren lässt, wenn man sie ernst nimmt. Werte sind gut, aber man muss über sie auch konstruktiv streiten können und darf sie nicht absolut setzen. Das lehrt uns doch wohl die Geschichte der Philosophie. Dogmatismus hat hier nichts verloren. Man muss sie aushalten diese Dynamik des Denkens, die sich letztlich an dem Schönen und Guten im Menschen orientiert und nicht so sehr Abgründe sucht, die gar nicht vorhanden sind. Ein guter philosophischer Praktiker muss zutiefst Humanist sein, denn jeder Mensch will in seinem tiefsten Wesen erschaut und erkannt werden.

Die Liebe und die Ehe

Immer wieder versuchen Philosophen über die Liebe zu schreiben, was sie funktionalisiert, aber sie dennoch nicht erfasst. Die Liebe ist ein Geheimnis, eine Kraft, die uns im tiefsten Inneren unserer Seele erfasst. Sie lässt sich nicht instrumentalisieren und sie will auch nicht instrumentalisieren. Sie besteht auch nicht aus Komponenten oder Phasen, sondern ist ein Mysterium wie die Offenbarung Gottes. Wenn sie einem begegnet, wissen wir, was wir geahnt haben. Diese Liebe erleuchtet das Leben und verwandelt den Alltag in eine Messe, in ein heiliges Fest.

Liebe ist nicht Trieb und nicht Kalkül. Sie lässt sich nicht berechnen. Sie erfüllt unser Herz und entwickelt Ideen für ein gemeinsames Leben. Sie ist kreativ und absolut unkorrumpierbar. Ihre Unplanbarkeit ist nicht identisch mit Unordnung, sondern ordo amoris, wie Max Scheler richtig erkannte (aber privat nicht das Wesen dieser Ordnung verstanden hatte), also höchste Ordnung, der man sich nicht entziehen kann. Sie wirkt bis in das Denken hinein und transformiert das gesamte Leben. Sie will das Zusammensein in dieser höchsten Ordnung, alles andere wird undenk- und unlebbar. In dieser Liebe spüren wir die Kraft Gottes . Er zwingt uns zur Veränderung und lässt uns keine Wahl. Angesichts Gottes sind wir machtlos. Wenn Liebe diese Offenbarung ist, kann sie kein Mensch lösen. Scheitert sie, kostest es die Liebenden die Gesundheit oder das Leben angesichts des unaussprechlichen Unglücks einer Trennung, die Gott nicht gewollt hat. Diese Bitterkeit des menschengemachten Scheiterns bezeugt die Unfähigkeit, sich dem Wesen ihrer Liebe anzuvertrauen gegen Widerstände. Diese Liebe ist nicht alltäglich. Es ist der erkannte Dreierbund zwischen Gott und den Liebenden, den keine Kirche herstellen kann. Aber sie kann sie verstärken im ewigen Bund der Ehe auch gegen etwaige zivilrechtliche Abmachungen.  Das Scheitern der von Gott offenbarten Liebe übersteigt die menschliche Kraft.

Es ist Gottes Wille, einen Menschen zu finden in dieser Spiritualitiät der Gefühle gegen das bloße Eingehen von Partnerschaften. Den ewigen Bund zwischen zwei Menschen kann nur Gott knüpfen. Wenn diese Verbindung in der höchsten Instanz gelingt, ist die Ehe für diesen Menschen nicht auflösbar, denn diese Liebe ist als Offenbarung Gottes zu begreifen. Sie ist der Bund mit dem höchsten Dritten für die ewige Liebe. Kein Mensch will diese Ehe beenden. Die Kirche kann nur prüfen, ob dieser Dreierbund besteht. Wo Gott nie war, da kann es auch keine unauflösliche Ehe geben. Wer das Begehren mit Liebe verwechselt, für den gibt es ein böses Erwachen. Wenn mir ein Mensch begegnet und ich habe die deutliche Idee von Gott und seinem Ruf, dann kann ich mich dem nicht entziehen. Mein Herz ist nicht mehr frei und nichts und niemand wird diese Stelle besetzen können. Hier ist Gott erbarmungslos und ausschließlich. So war die Ehe gemeint, aber als Zwang zur Gemeinschaft durch eine Institution  ist sie unheilig und eine Sünde.  Wahre Liebe ist die höchste Wahrhaftigkeit und ein Geschenk des Himmels. Aus ihr heraus wachsen die Kräfte für ein achtsames und verantwortungsvolles Miteinander, denn diese Liebe will das Glück mit anderen teilen. Und so bringen es Gerald Hüther, Maik Hosang und Anselm Grün auf den Punkt: Liebe ist die einzige Revolution (Freiburg im Breisgau 2017).

Das Wesen von Nichtkooperation und Ostrazismus

 

Wir erleben immer wieder auch in existenziellen Lagen, dass Menschen die Kommunikation, die Auseinandersetzung verweigern. Das ist nicht Ausdruck von Stärke oder auch Hilflosigkeit, sondern ist eine Machtdemonstration. Jemand will die Oberhand erhalten und andere in die Knie zwingen. Er fühlt sich selbst als der Rechtschaffene und möchte andere ins Unrecht setzen. In Bezug auf strittige Fragen wählt der aufgeklärte und offene Mensch den Diskurs und kapriziert sich nicht auf seine egozentrisch-verweigernde Haltung. Dass die nicht philosophisch ist, leuchtet uns ein. Aber dass sie auch unmenschlich,  ja grausam ist, sollte uns zu denken geben. Begeben wir uns auf die Spur des nicht-kooperativen Menschen und bleiben hier investigativ, anstatt uns stressen oder gar verletzen zu lassen von Menschen, die keine Humanisten sind und dafür auch immer neue Argumente suchen. Die Folgen von Ostrazismus (griechisch: Ausgrenzung von Andersdenkenden) sind schlimm. Menschen werden hier existenziell an den Rand gedrängt und geschädigt. Der sogenannte Rechtschaffene beruft sich dann auch auf fadenscheinige Gerechtigkeitsparadigmen, weiß aber in keiner Hinsicht Bescheid, ihm fehlen die Informationen, aber er urteilt. Das ist nicht nur extrem unklug, sondern ebenfalls Machtmissbrauch.

Diese Menschen sitzen an vielen Stellen in der Gesellschaft, sie sind zutiefst undemokratische (meist frustrierte)  Wesen und halten prinzipiell andere für beschränkt und sich selbst für die Elite, die das Maß festsetzt und den Ton bestimmt. Sie entwickeln sich geistig und seelisch nicht weiter (dafür wachsen sie dann körperlich oft in die Breite), sehen keine Schuld ein und setzen alles daran, den Anderen, der investigative Einsichten gewonnen hat, auszugrenzen und mit Ignoranz zu strafen. Wer sich nicht wie sie gnadenlos unterworfen hat, wird eben kalt gestellt. Man wittert die Kritik, die das eigene Gebäude ins Wanken bringen könnte gegen einen unreflektierten Dogmatismus, der Menschen bevormunden und beherrschen will. Es ist billig und eindimensional, nicht über Werte streiten zu wollen. Hinter solchen Haltungen stecken verhärtete Analcharaktere, die zu Sadismus neigen. Ihr Blick ist nicht mehr offen, sie verschweigen und verleugnen sich auch gerne selbst um der angeblich guten Sache willen. Sie haben gelernt, es anderen recht zu machen, ohne auf die eigene innere Stimme zu hören und setzen diesen Schaden nun in einer unheilvollen Tradition fort. Es sind autoritäre Systeme, die so etabliert und zementiert werden sollen gegen Menschen, die sie als zu gering verachten und denen sie gerne die Stimme nehmen würden. Wer andere mundtot machen möchte, der muss sich den Vorwurf der Charakterlosigkeit wohl gefallen lassen. Mitläufer in autoritären Systemen waren schon immer eine Gefahr. Es ist hier nur ein kleiner Schritt in Richtung Schädigung von Menschen. Dies geschieht dann oft aus dem Hinterhalt: Mobbing, Datenschutzverletzungen, Sabotage bis hin zu schweren existenziellen Schädigungen werden dann auch noch gerechtfertigt, indem man den Geschädigten wegen seiner Nichtkonformität anklagt.

Man kann nur jedem Betroffenen und Geschädigten raten, den Mund aufzumachen und solche Maßnahmen zu entlarven, die es für nötig befinden, andere Menschen an den Rand zu drängen, die sich nichts zu Schulden kommen lassen haben. Das ist keine adäquate Lösung für Probleme, die man eben nur durch offene und wertschätzende Kommunikation lösen kann. Aber diese Ausgrenzer haben ein Interesse an Asymmetrie und damit am Willen zur Macht, der ihre Winzigkeit ein wenig beschwichtigen soll. So trösten sie sich selbst unaufhörlich und suchen Gleichgesinnte, die ihrem Ego auf die Sprünge helfen sollen. Demokratie ist kein Einheitsbrei, sie wäre dann Diktatur. Demokratie ist ständig in Bewegung – im Kleinen wie im Großen. Wo allerdings eine gewisse Lähmung und ein Reformstau eingetreten ist, da sollte der Bürger wach werden und sich besinnen, wem er wirklich seine Stimme geben möchte. Konservativismus wird da zur Falle, wo er Menschen offenkundig zu schädigen beginnt. Jedes Symptom hat eine Ursache, über die man sich verständigen muss, anstatt anzufangen, ein Symptom rücksichtslos zu bekämpfen. Es ist nie zu spät, einander zu verstehen und zu begreifen, dass jeder Mensch anerkannt und wertgeschätzt werden will und sein  Möglichstes in jeder Situation tut. Ein Klima des Misstrauens, des Hasses und der Hetze vergiften die Demokratie. Das gilt auch im Zwischenmenschlichen.

Es soll aber nicht nur bei Kritik bleiben, sondern denjenigen Mut machen, die von Ignoranz und Ostrazismus betroffen sind, sich zu engagieren gegen einen Misthaufen sich selbst verherrlichender Schädiger,  die den Balken im eigenen Auge nicht sehen wollen. Es gilt, sich von solchen Institutionen und Menschen nicht einschüchtern zu lassen, sondern deren Defizite öffentlich zu machen und anzuprangern, denn diese  wirken oft im Geheimen und haben nicht selten einiges zu verbergen. Sie leben selbst nicht authentisch und wollen das anderen auch verweigern. Sie fühlen sich in einem Klima der Zwietracht wohler als in einem Klima der Verständigung. Sie setzen herab, entwerten Menschen, was schnell zur Schädigung von Menschen führt. Darüber sollten wir uns immer im Klaren sein, wenn wir Menschen nicht integrieren in Gesellschaft  und Diskurs. Ist der Andere mir als Mensch bewusst, gehe ich behutsam mit ihm um und fühle mich verantwortlich. Wir sind alle miteinander verbunden und sollten lieber konstruktiv streiten, als uns ganz zu ignorieren. Hier wird dann ein Feindbild konstruiert, dem in der Realität nichts entspricht. Das ist unchristlich und eine reale Sünde im Gegensatz zu den vielen angeblichen Sünden, die keine Begründung finden. Und: Integration darf nicht als vollständige Anpassung verstanden werden. Wir wollen die Vielfalt und nicht die Einfalt und schon gar nicht das Nichtwissen.

Die Folgen struktureller und psychischer Gewalt

Wir wissen, wie verheerend und verletzend physische Gewalt ist. Aber ist uns auch klar, dass strukturelle und psychische Gewalt dieselben Schädigungen im Gehirn bewirken wie physische? Die Zunahme mentaler Erkrankungen steht im Zusammenhang mit der Zunahme an struktureller und psychischer Gewalt in den westlichen Ländern. Selbst Bildungsinstitutionen bedienen sich struktureller Gewalt, um Menschen zu schaden. Was steckt hinter dieser Entwicklung?

Eine Politik der Bevormundung und der Konkurrenz scheint sich seit Jahren weiter zu etablieren, die Menschen auf Linie trimmen will entgegen vieler Forschungen, die besagen, dass der Mensch er selbst sein sollte, damit er nicht psychisch krank oder gar dement wird. Das Gehirn und unsere Seele sind vielfältigen Gefahren ausgesetzt, die man nicht auch noch durch zusätzliche absichtliche Schädigungen verschlimmern muss. Überhaupt ist nicht begreiflich, dass Bildungsinstitutionen zu Maßregelungen greifen, deren Auswirkungen absehbar negativ sind. Keine Volkswirtschaft kann sich so ein Verhalten leisten, aber es wird täglich praktiziert: Menschen werden geschädigt und vom Staat ruiniert, ohne dass eine Notwendigkeit besteht, denn jeder Mensch ist begabt und hat Fähigkeiten, die er einsetzen will und kann, wenn man ihn entsprechend begleitet. Was stimmt also mit einer Politik nicht, die dies nicht auf ihre Fahne schreibt, Menschen nach bestem Gewissen und Wissen zu fördern, auch wenn Wege uneben sind und nicht der Norm entsprechen. Viele Wege führen nach Rom und wir brauchen Menschen, die ungewöhnliche Wege einschlagen, weil gerade hier das kreative Potential höher ist als beim reproduktiven Ottonormalverbraucher.

Vorsätzlich Leid zu verursachen hat eine lange Tradition, die wir im 21. Jahrhundert nicht mehr dulden sollten im Rahmen von Bildung und Ausbildung. Der Mensch ist selbstverantwortlich und muss seine eigenen Erfahrungen machen. Das Leben ist ein Abenteuer, für das man nicht die Neugier und das Interesse verlieren sollte. Deshalb darf auch kein Mensch auf diesem Weg von Bildungsinstitutionen gestört, gebrochen oder verletzt werden, denn er kann dadurch seine Gesundheit verlieren und damit seine Handlungsfähigkeit. Damit wäre dann der schlimmste Fall eingetreten: das Abhandenkommen der Selbstwirksamkeit. Der verletzte Mensch erlebt sich als ohnmächtig und verliert seine Kompetenzen, die er braucht, um ein vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft zu werden. Eine Demokratie funktioniert nicht mehr, wenn sie nur noch Geschädigte produziert durch ein falsches Selbstverständnis der Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen. Fördern statt frustrieren und schädigen lautet die Maxime. Schädigende Handlungsweisen sollten rechtlich angeprangert werden und unter Strafe stehen, denn der Mensch will seine Entfaltung einsetzen und damit ein Förderungssystem etablieren, dass auch anderen optimale Entwicklungschancen sichert. Angeblich sind wir ein reiches Land, das sich hier immer noch ein Armutszeugnis ausstellt und den Auftrag noch nicht richtig verstanden hat. Darum prüfe sich, wer Lehrer oder Dozent werden will, ob er dieser Herausforderung gewachsen ist. Der Mensch ist es wert, dass man ihn schützt vor staatlicher Gewalt und ihn in eine bessere Gesellschaft begleitet, die tolerant und liberal dem Anderen und dem Fremden sein Wohlergehen gönnt.

Es ist merkwürdig, dass ausgerechnet christliche Parteien immer wieder strukturelle Gewalt befürworten und rechtfertigen. Sind Christen keine Humanisten? Der Verdacht drängt sich immer wieder auf. Und was hat Konservatismus mit Gewalt zu tun? Man ist offenbar bereit, für den Erhalt von Strukturen Menschen zu schädigen. Das ist menschenverachtend und menschenfeindlich. Dabei wäre Förderung der heilsame und gute Weg in eine bessere Zukunft, an der den schwarzen Kommunitäten nicht viel zu liegen scheint. Sozialdarwinismus ist hier der unheilvolle Hintergrund. Man will die Konkurrenz und das Konkurrenzsystem, das Menschen an den Rand drängt. Aber wir Menschen sind von Zeit zu Zeit geschwächt und verdienen genau hier den Schutz der Gesellschaft. Menschen vorsätzlich zu schädigen ist und bleibt eine der miesesten Handlungsweisen, die das Gelingen des Lebens schwer beeinträchtigen. Wollen kann man das nach Kant eben nicht, aber es wird getan und soll auch salonfähig bleiben. Dafür sorgen diese ach so christlichen Parteien.

Ernährung als Medizin

Offenbar ist das Verhältnis zu Lebensmittel in den westlichen Ländern eher gespalten. Unmengen von Lebensmitteln werden weggeschmissen und viel zu viel wird trotzdem konsumiert. Das Angebot an Lebensmitteln scheint die meisten Menschen zu überfordern und viele Zivilisationskrankheiten werden durch das unreflektierte Essen verursacht. Es ist also an der Zeit sich zu fragen, was der eigene Organismus wirklich braucht und auf was man am Besten doch eher verzichtet, besonders wenn  schon Entgleisungen des Stoffwechsels durch Blutanalysen festgestellt wurden. Auch wer noch keine Beschwerden hat, sollte seine Essgewohnheiten hinterfragen. Übergewicht macht krank, das haben etliche Studien bewiesen. Man sitzt auf einem Pulverfass.

Dabei haben Lebensmittel einen hohen Gesundheitswert, wenn man sie gezielt einsetzt gegen zu hohe Blutfettwerte, gegen Blutzucker sowie gegen Fettleibigkeit und viele andere Beschwerden. Nahrung kann also Heilmittel werden bei verschiedenen Erkrankungen. Wichtige Informationen dazu liefert das zentrum-der-gesundheit.de. Es ist also sinnvoll, zum Ernährungsberater für die eigene Gesundheit zu werden, anstatt sich mit Medikamenten, die oft schädliche Nebenwirkungen haben, zu versorgen. Diese Autonomie vermittelt ein gutes Lebensgefühl. Selbstwirksam sein Problem anzugehen macht glücklich gegen einen zunehmenden Fatalismus im Gesundheitssektor. Bewusstes Gegensteuern und Unterstützen vermittelt wieder die Selbst-kontrolle, die uns frei und gelöst macht. Ich kann etwas tun, ohne dass ich mich von Pharmaprodukten abhängig mache. Ich bin also wieder Herr im eigenen Haus und löse die Probleme selbst durch ein neues Gesundheitsbewusstsein in Bezug auf Ernährung.

Ein weiterer Vorteil ist die geistige Erneuerung, die auch insbesondere nach einer Nahrungskarenz eintritt. Mit der richtigen und gesunden Auswahl an Lebensmitteln kann ich diese Wirkung fortsetzen und vertiefen. Der Umstieg auf vollwertige und ökologische Nahrung ist eine sinnvolle Maßnahme, die den Organismus mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt und Krankheiten vorbeugt. Auf Fertignahrung und leere Kohlenhydrate sollte man ganz verzichten wie auch auf zu viel Süßes. Der Körper dankt es einem mit Gesundheit und auch die seelische Verfassung verbessert sich, da Darm und Gehirn korrelieren. Entwickeln wir also eine Bauchvernunft, die ein langes Leben ohne Beschwerden ermöglicht und wir auch frei bleiben von Schmerzen und Entzündungen. Nahrungsergänzungsmittel können Probleme lindern, wenn sie korrigierend und unterstützend eingesetzt werden. Auch darüber informiert das Zentrum der Gesundheit. Gesundheitsprävention ist Aufgabe des Einzelnen. Dieses Bewusstsein sollte sich langsam durchsetzen und die eigene Ernährung kritisch hinterfragt werden. Ich bin, was ich esse. Wirklich genießen kann man nur das. was der Gesundheit dient.

Die Heilkraft des Fastens

Das Fasten war lange Zeit zu Unrecht umstritten. Aber der Mensch hatte in Vorzeiten nie ständig Nahrung zur Verfügung und alle Religionen betrachten das Fasten auch als spirituelle Erneuerung, als eine Besinnung auf das Wesentliche.  Es scheint so zu sein, dass der Körper diese Ruhezeit einer Nahrungskarenz braucht, um lange gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden durch die Autophagie (Reinigungsprozess) der Zellen. Angesichts der vielen und zunehmenden Erkrankungen im Alter erhält das Fasten eine neue Dimension der Aufmerksamkeit. Geistige und körperliche Energien zu erneuern ist also gar nicht so schwer, wie man denkt. Der Arzt und Psychotherapeut Rüdiger Dahlke ist der Auffassung, man könne sogar durch das Fasten die Demenz abwenden. Viele Krankheiten wären vermeidbar, wenn man dem Körper die Möglichkeit zur „Entschlackung“ geben würde, damit er zu einer physiologischen Homöostase zurückfindet.

Die Arte Dokumentation vom 06.03.2015 (Link siehe unten) erklärt die enorme Heilkraft des Fastens selbst bei schweren psychischen Erkrankungen. Die Studie des Psychiaters Juri Nikolajew könnte bahnbrechend werden, da Psychopharmaka Körper und Gehirn schädigen. Auch einer Humanisierung der Psychiatrie stünde nichts mehr im Wege.  Der Gerontologe Valter D. Longo hat herausgefunden, dass sich nach zwei bis drei Tagen des Fastens die Genexpression ändert und die Selbstheilungskräfte so aktiviert werden können. Der Körper ist in der Lage, ein physiologisches Gleichgewicht herzustellen, das durch verschiedene Ursachen aus der Balance geraten ist. Diese Homöostase erreicht kein einziges Medikament, das ja immer mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden ist. Die Heilkraft der Natur ist kostenlos und unproblematisch. Die meisten Menschen können davon profitieren und ihre Gesundheit auch präventiv befördern – geistige Klarheit inbegriffen. Das Gehirn wird robuster und leistungsfähiger.

Ein weiterer Aspekt ist die Entwicklung von mehr Bewusstsein für die eigene Gesundheit und für die Umwelt. Auch die Gesundheit anderer ist ein Anliegen derjenigen, die einen gesunden Weg eingeschlagen haben, um beispielsweise einen hohen Cholesterinwert zu senken, anstatt Statine einnehmen zu müssen. Auch der Blutdruck kann über das Fasten gesenkt werden, so dass heilender Einfluss genommen wird auf die vielen Herz-Kreislauferkrankungen. Im Fasten halte ich inne nicht nur in der vorösterlichen Zeit, sondern immer wieder mal im Jahr oder Monat, wenn die Beschwerden zunehmen und sich kein gutes Körpergefühl einstellt.  In Verbindung mit Yoga und Meditation lässt sich also ein besseres Lebens- und Körpergefühl bewirken. Wir nehmen bewusster wahr, was wir alles so zu uns nehmen, ohne uns Gedanken zu machen, was das für den Organismus bedeuten könnte. Aber es geht hier nicht um Genussfeind-lichkeit, sondern um mehr Genuss bezüglich dessen, was wir essen und trinken. Es stellt sich auch tiefe Dankbarkeit ein, dass wir nicht unfreiwillig hungern müssen. Diese Dankbarkeit darf nicht zu überflüssiger Nahrungszufuhr führen als einer Art Kompensationsleistung. Auch der Umgang mit Lebensmittel muss geübt werden und sollte auch in Schulen gelehrt werden.

Tatsache aber ist, dass wir mit der hohen Verfügbarkeit von Lebensmitteln die Übersicht über gut und schädigend verlieren.  Alles Fasten nützt nicht so viel, wenn es danach nicht zu einer bewussteren und ökologischeren Haltung führt.  Intervallfasten – also kein Essen für einen langen Zeitraum innerhalb von 24 Stunden – und der Verzicht auf eindeutig belastende Lebensmittel muss folgen. Vor allem aber muss Qualität vor Quantität gehen. Die Sättigungsgrenze darf nicht überschritten werden. Wer hierfür das Gefühl verliert, setzt Fett an, das den gesamten inneren physiologischen Haushalt schädigen kann. Krankheiten sind vorprogrammiert. Die können wir durch Selbststeuerung vermeiden. Ist es nicht ein Geschenk der Natur, auf so einfache Weise wieder zu Gesundheit und Wohlbefinden kommen zu können?

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Die Schwierigkeit mit dem Zölibat

Es verwundert, dass eine Kirche, die mit so vielen Vorwürfen des Kindesmissbrauchs konfrontiert ist, sich erlaubt, wiederverheiratete Geschiedene zu diskriminieren. Dieser moralische Missstand verursacht großes Unbehagen, wenn er nicht zum Austritt zwingt. Das Zölibat ist nichts für jeden und die Kirche beherbergt zu viele, die sich nicht an das Zölibat halten können. Dabei geht es ja nicht nur um die Ehelosigkeit, sondern um den Verzicht auf Sexualität. Kindesmissbrauch ist nicht als unreife Sexualität zu werten, sondern als Kriminalität, denn diese Menschen zerstören anderer Leute Leben durch ihre triebhafte Veranlagung. Der Nachwuchsmangel in der Kirche, was das Priestertum angeht,  führt zu einer unkritischen Auswahl der Kandidaten, die besser einen anderen Weg einschlagen sollten, denn das Zölibat hat auch wirklich seine Vorteile, wie uns die mehrtausendjährige Überlieferung lehrt.  Die Überwindung der eigenen Triebhaftigkeit setzt seelische und geistige Energien frei, die nicht nur glücklich machen, sondern auch anderen Menschen zugute kommen wegen einer höheren Empathiefähigkeit und Intuition.

Man wundert sich auch, warum nicht endlich Frauen zum Priesteramt zugelassen werden, wenn schon ein eklatanter Mangel an Männern aufgetreten ist, die sich zum Zölibat bekennen können. Nicht von einer eigenen Familie absorbiert zu werden und den Blick gezielter auf die Gemeinde richten zu können ist ein Vorteil und kein Nachteil.   Es werden andere Fähigkeiten entwickelt. Das Zölibat sollte nicht abgeschafft werden, aber die Auswahl an Kandidaten muss dringend überdacht werden. Es reicht nicht, an Gott zu glauben, sondern man muss sich selbst sehr gut kennen und in der Lage sein zu verzichten auf diese Organisationssexualität in einer Ehe. Um die Eignung festzustellen, sollte also jeder Priesteranwärter eine entsprechende Therapie machen müssen, damit sich Triebhaftigkeit nicht an Minderjährigen vergreift und so zu einem Verbrechen wird.

Geschiedene haben ihre Gründe, warum sie die Ehe mit einem Partner nicht fortsetzen können oder wollen. Es sind die Wenigsten, die eine Ehe aus Triebgründen beenden. Meistens sind es gegenteilige Entwicklungen, die zu Konflikten führen. Nicht alle Konflikte sind in einer Therapie lösbar, wenn sie Grundsätzliches beinhalten. Wir entwickeln uns ein Leben lang und manchmal wird man sich dadurch fremd und kann sich an Gemeinsames nicht mehr erinnern. Ein zölibatärer Priester darf sich hier nicht als Konservierer einer Ehe verstehen, sondern muss die Wege der Partner begleiten, auch wenn sie in eine neue Beziehung bzw. Ehe führen, denn in erster Linie geht es um die Gesundheit von Menschen und um ihr Wohlergehen. Krankheit ist ein hoher Kostenfaktor und mindert die Lebensqualität erheblich. Das kann niemand wollen. Ein Priester kann dafür sorgen, dass Menschen die Ehe ernst nehmen, aber dass sie dabei auch eben heil bleiben und sich nicht einer Moral unterwerfen, die ihnen schadet.  Durch diese Begleitung kann die Kirche  nur gewinnen, anstatt die Moralkeule zu schwingen, wo sie doch selbst innerlich schwerstens erkrankt ist: Verkrüppelte Menschen sind eine Gefährdung für die Gesellschaft.