Das Paradoxon der Abschreckung ist ein Pulverfass
Bertha von Suttner war nur zwei Wochen im Dienst als Privatsekretärin bei Alfred Nobel, woraus eine lebenslange tiefe Freundschaft -dokumentiert in Briefen – wurde zwischen dem Dynamit-Erfinder und der Pazifistin, die mit ihrer Schrift „Die Waffen nieder“ großes Aufsehen erregte. Alfred Nobel wurde vom schwedischen König abberufen, wodurch ihre platonische Liebe zu Alfred Nobel durch Heirat mit Arthur von Suttner ausgesetzt wurde. Alfred Nobel hat seinen Weggang später zutiefst bedauert. Beide liebten die Bücher und verstanden sich auf Anhieb, teilten denselben Humor und waren Seelenverwandte. Dass die Erfindungen für den Krieg instrumentalisiert wurden, war Alfred Nobel nicht recht. Er war Wissenschaftler und experimentierte mit Stoffen, die für den Berg- und Tagebau gedacht waren und nicht für die Zerstörung von Leben. Bertha von Suttner erlebte den russisch-türkischen Krieg und seine Grauen unmittelbar und wurde so für dieses Leiden sensibilisiert, die sie in ihrer journalistisch Arbeit thematisierte.
Bertha von Suttner und Alfred Nobel verabscheuten die Dummheit. Krieg ist die Abwesenheit der Vernunft und löst kein einziges Problem. Deshalb investierte Nobel sein Vermögen in die Vermeidung von Krieg und der Instrumentalisierung seiner Erfindungen für militärische Zwecke.. Ähnlich erging es auch Einstein, wodurch sich die Frage stellt, was die Entwicklung von Waffen angeht, die darauf aus sind, möglichst viele Menschen zu töten, anstatt den Krieg als etwas zu Grausames zu verhindern. Wir leben heute mit der Bedrohung durch Atomwaffen mit enormer Reichweite der Zerstörungskraft. Beiden Wissenschaftlern lag an der Abschreckung wegen dieser Folgen für die Menschheit. Die derzeitigen Waffen könnten die ganze Welt vernichten, werden aber nicht aufgegeben , sondern als permanente Drohung erhalten. Der Mensch ist in seinem Wesen eben kriegerisch und weniger pazifistisch – so zumindest sieht es die Politik. Der Frieden ist eher ein Sitz auf dem Pulverfass und damit keine Selbstverständlichkeit. Wir sind abhängig von einer Weltvernunft, die das Schlimmste verhindern muss und nie wieder zu Atomwaffen greift. Aber die Erfindungen von Alfred Nobel werden in Kriegen dieser Welt eingesetzt und verursachen großen Schaden.
Das Paradox besteht darin, dass 1905 der Nobelpreis für Frieden an Bertha von Suttner ging – gestiftet von Alfred Nobel, der sich damit gegen den Einsatz von Nitroglycerin für Kriegszwecke ausgesprochen hatte und die Friedensbewegung damit unterstützte. Die Stiftung konnte aber nicht den Verbot ausrichten. In gewisser Weise wird der wirtschaftliche Reichtum durch die Herstellung von Dynamit für die Finanzierung des Friedensnobelpreises herangezogen, was ziemlich widersinnig ist. Mit Waffen wird ein Milliardenvermögen stabilisiert, deren Abschreckungspotenzial heute gegen Null geht. Es bleibt die Frage, wann es einen Nobelpreis für die Abschaffung von Waffen geben wird. Dafür muss sich Politik und Gesellschaft evolutionieren. Bisher ist sie primitiv, was die Austragung von Gegensätzen betrifft. In der Relativierung der Synthese liegt alle Hoffnung auf Bereinigung von Konflikten gegen die Schwarz-Weiß-Malerei. Weder reiner Kommunismus noch reiner Kapitalismus sind die Heilsbotschaften für unser Zusammenleben. Extreme gefährden den Frieden. Wir sind angehalten, uns zu verständigen in einem immer währenden Annäherungsprozess auch an die Wahrheit. Die freundschaftliche Liebe zwischen Bertha von Suttner und Alfred Nobel war erst der Anfang einer weitreichenden Fragestellung, was den Frieden wirklich sichert.

Hochsensibilität ist Chance und Gefährdung zugleich. Luca Rohleder versucht dem Phänomen ohne Pathologisierung auf den Grund zu gehen. Hochsensible haben oft Schwierigkeiten im Arbeitsleben, was an der Intensität ihrer Informationsverarbeitung liegt, die Normalsensible gar nicht nachvollziehen können. Erstere leben in einer Welt des höheren Wissens, das aber oft durch Störungen aller Art blockiert sein kann.
Diese Welt ist voller Konflikte und Ambiguitäten. Wir sind Angriffen und Existenzstress ausgesetzt, der extrem schädlich ist, was mittlerweile wissenschaftlich bewiesen ist. Niemand darf sich solche Unterminierungen der eigenen Existenz gefallen lassen. Zunächst aber gilt es, die eigene Gesundheit zu schützen und in die Sphäre des höheren Bewusstseins einzutreten.
Die Frage nach der Identität ist eine, die im Zuge der Individualisierung in den Vordergrund unseres Daseins getreten ist. Sie ist eine Kategorie des Seins und der Reflektion sowie der Arbeit. Der promovierte Diplompsychologe Hermann Rühle nähert sich in seinem Buch ‚Was bin ich? Wie bin ich? Wozu bin ich?‘ dem schwierigen Thema an, indem er zunächst die misslungenen Formen der Identität aufdeckt, um dann zu den Bedingungen der Entwicklung einer wahren Identität vorzudringen.
Die Kirche will laut Kardinal Reinhard Marx den synodalen Weg beschreiten auch für die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale. Aber ist sie wirklich bereit für Veränderungen und in welche Richtung? Eine De-Sakralisierung ist nicht erwünscht, aber hinter der Fassade befindet sich nur noch wenig Spiritualität.
Zu oft hört der Patient: Ihre Krankheit ist unheilbar! Aber gibt es überhaupt wirklich unheilbare Erkrankungen oder nur ein Gesundheitssystem, das nicht die Kompetenz hat zu heilen, weil es von der Kompetenzerweiterung abgeschnitten ist? Viele sprechen heute von ihren erfolgreichen Selbstheilungen oft sehr schwerer Erkrankungen durch affirmative Suggestion
Thomas Hohensee hat ein Buch geschrieben mit dem Titel Das Lob der Faulheit. Es geht hier aber nicht um das Nichtstun, sondern um die Abwehr des blinden Aktionismus. Er meint, wir sollen nachdenken über das, was wir tun und sollten uns nicht ständig verbiegen. Herauszufinden, was man wirklich gerne tut und damit auch noch seinen Lebensunterhalt verdient, kann glücklich machen. Deutschland hat vermeintlich das beste Gesundheitssystem der Welt und prozentual die meisten Kranken. Da fällt wohl jedem auf, dass hier etwas im Lande nicht stimmt. Preußische Tugenden wie Disziplin und Fleiß sieht Hohensee besonders kritisch, denn sie sind Ausdruck von Zwang und Fremdbestimmung, die früher oder später eben krank machen oder doch sehr, sehr unglücklich, denn man erfüllt nur anderer Leute Vorstellungen und hat nicht seine Fähigkeiten optimal entwickelt, die sich durch Motivation und Freude an der Arbeit auszeichnen. Die dritte industrielle Revolution (gleichnamiges Buch) , die sich nach Jeremy Rifkin als lateraler Markt in und durch Vernetzung von Mikrokraftwerken ohne fossile Brennstoffe etablieren könnte, bedarf anderer Einstellungen und vor allem der Fähigkeit zum Selbstdenken, Selbstorganisieren und der Reflektion, die reines Funktionieren infrage stellt, wie Armin Nassehi in Muster andeutet.
Vor allem in der indischen Tradition hat die Askese eine wichtige Funktion. Dabei ist zu betonen, dass sie nicht nur persönlich spirituelle Vorteile hat , sondern sich auch auf die Gesellschaft auswirkt. Der Vegetarismus im Jainismus beispielsweise beinhaltet das Nichttöten von Tieren, auch weil Gewalt in jeder Form abgelehnt wird. Eine gewaltlose Gesellschaft ist etwas äußerst Erstrebenswertes. Auch der Nebeneffekt einer ökologischen und ethischen Haltung der Tierwelt gegenüber wäre damit verbunden – unabhängig davon, ob man an Wiedergeburt glaubt oder nicht. Also es geht um weniger Aggressivität durch Askese, die sich durchaus auf den Verzicht der Sexualität bezieht, die ja auch von aggressiven Impulsen durchsetzt ist. Eine so besänftigte Gesellschaft entwickelt keinen Hass gegen andere, der ja ohnehin eine Selbstschädigung ist, denn er stresst den Organismus erheblich. Bei Asketen handelt es sich um Menschen, die zu einer hohen Selbstkontrolle selbst über körperliche Funktionen in der Lage sind. Es ist damit eine Vervollkommnung des Menschseins für eine evolutionierte Gesellschaft verbunden und nicht nur eine individuelle Entscheidung ohne Auswirkungen.