Der heutige Konsens hält den Dualismus Descartes für vollständig überholt. Demnach sind Körper und Geist eine Einheit, der Geist nur ein Epiphänomen neuronaler Strukturen. Somit wären Geist und Körper identisch. Der Materialismus hat Folgen, denn dem Geist wird keine eigenständige Macht zugeschrieben. Wenn man den Geist heilen will, behandelt man lediglich den Organismus. Diese Reduktion hat etwas Inhumanes und enorm Resignatives, ja etwas bedenklich Profanes. Der Mensch wird nicht mehr als Individuum mit eigener Lebensgeschichte und eigenen Erfahrungen betrachtet, sondern als Fall einer ohnehin fragwürdigen Diagnose. Also wird man dem Menschen an sich nicht gerecht und kann auch mentale Erkrankungen nicht heilen, denn dafür muss ich das persönliche und sehr individuelle Problem eines Menschen kennen. Das dürfte einleuchten.
Es ist bisher nicht bewiesen worden, dass der Mensch in einer Sphäre der Emergenz organische Bedingtheiten nicht überwinden kann, wie dies vermutlich aber bei Spontanheilungen geschieht. Wir hätten also nicht nur ein Empfinden von Freiheit und Energie, sondern das wäre dann eben die innere Freiheit von Determinierungen und damit von allerlei Erkrankungen. Es geht hier um eine vertikale Orientierung der Transzendenz, die wir als Verbindung zu etwas Höherem bzw. Göttlichem wahrnehmen. Alle Religionen streben auf diesen Zustand der Emergenz hin. Er ist erreichbar durch eine Reihe von Maßnahmen, die jeder anwenden kann, allerdings unterscheiden die sich von Religion zu Religion oder Weltanschauung. Diese Form der höchsten Ordnung und auch der stoischen Reorganisation ist nicht dem Zufall zuzuschreiben, sondern eben bestimmter Methoden der Disziplinierung bzw. der Askese, weil ihr eine hohe ordnende Energie zukommt gegen die Zerrüttungen durch unterschiedlichste Emotionen. Hier kennen sich vor allem Buddhisten gut aus. Die horizontalen Ärgernisse können durch eine vertikale Ausrichtung relativiert werden und selbst Traumata können überwunden werden: Es handelt sich um verletzende Prägungen, die das Gehirn in schwere Unruhen versetzen können.
Der Alltagsverstand ahnt meistens wenig von den Emergenzmöglichkeiten des Menschen. Deshalb brauchen wir Tage der Kontemplation, um diese Möglichkeit von Freiheit, Glück und Gesundheit zu erreichen. Emergenz kann also eine Homöostase bewirken, ist aber nicht die Folge einer Homöostase. Weil aber kranke Menschen diese Emergenz erfahren können, spricht sie gegen die These einer Identität von Geist und Körper. Es ist eine durchweg spirituelle Erfahrung höchster Energien, die auf den Organismus zurückwirken. Religion ist also nicht nur ein soziokulturelles Phänomen, sondern beinhaltet eine Heilungskraft, die wir als Selbstheilung bezeichnen. Dafür muss ich das horizontale Durcheinander verlassen können, mich herausnehmen aus den Dingen des verstörenden Alltags. Das ist der Grund, warum einige Menschen in Klöster eintreten. Sie wollen ihre Emergenz erhalten, so dass es zu einer Art Evolution des Bewusstseins kommt, durch das wir neue Erkenntnisse und Einsichten gewinnen, vor allem aber unsere Urteilskraft weiter entwickelt wird. Ich selbst habe es in der Hand, ob mein Geist organisch determiniert bleibt oder ob ich ihn sukzessive herauslöse und mich in dieser inneren Freiheit als innere Burg mit Öffnung nach oben geborgen fühle und zu einem Urvertrauen zurückfinde, das im Laufe des hektischen und auch rücksichtslosen Lebens verloren geht.
Emergenz macht das Leben erträglicher und es finden sich oft gute Lösungen für alte Probleme. Wir bezeichnen diese Fähigkeit als Macht und Vollkommenheit Gottes. In diesem Zustand der völligen Emergenz mögen sich Jesus Christus und andere Heilige befunden haben. Wir können lernen, uns selbst in diesen Zustand zu versetzen, indem wir uns beschränken in Gier, Begierde und anderen Emotionen, die nicht selten zu Illusionen und sogar zu Halluzinationen führen (starke Aktivierung der rechten Gehirnhälfte). Wer aber die Wahrheit liebt, der bleibt skeptisch gegenüber den doch oft extremen Schwankungen des menschlichen Gemüts. Um Dinge verändern zu können, muss ich sie durchschaut haben bei einem gut funktionierenden Urteilsvermögen. Auch kann der Mensch sich selber ändern durch die hohe Transformationskraft in emergenten Zuständen der Komplexität. Über die vertikale Orientierung kann der Mensch sich selbst aus dem Sumpf ziehen, was nicht länger als ein unmögliches Münchhausen-Syndrom verschrien ist und sich hier der Mensch in Abhängigkeit zu anderen Menschen begeben müsste. Mit der vertikalen Bewegung ist auch zugleich ein Abstand zu den subjektiven Regungen gegeben. Ich bin so in der Lage, mich selbst zu objektivieren und kann hier über die Bewusstseinsarbeit an mein Innerstes herankommen und es verändern. Wer die Welt ändern will, ohne sich selbst zu ändern, der läuft gegen eine Wand und wird krank an den bestehenden Verhältnissen. Und die eigene hohe innere Beweglichkeit verändert auch immer äußere Bedingungen.

Der Fall Mollath hätte eigentlich zu einem Umdenken in psychiatrischen Kreisen führen müssen, aber nichts hat sich geändert. Die Psychiatrie verabreicht Menschen seltsame Diagnosen, die oft die Wahrheit des Betroffenen verfehlen. Wer psychisch erkrankt, ist Opfer geworden von Ungerechtigkeiten, Formen der Gewalt und von Stress. Man kann das gar nicht oft genug thematisieren. Eine mentale Krankheit entsteht nicht aus dem Nichts und schon gar nicht sind die Betroffenen selber schuld. Die Frage der Schuld und der Schuldigen muss aber beantwortet werden, um den Kern der Erkrankung zu ergründen. Was oberflächlich oft als Wahn bezeichnet wird, ist nicht selten der Versuch, Gerechtigkeit herzustellen und auf Vergehen anderer hinzuweisen wie auch auf das Verschulden einer Psychiatrie, die Menschen über Rechtsverletzungen zur Einnahme von Medikamenten zwingt, aber kein einziges Problem löst. Das reine Wegdrücken von Symptomen ist nicht deren Heilung. Man sollte dringend darüber nachdenken, Menschen mit mentalen Erkrankungen zu Hause zu behandeln, da Einweisungen in Kliniken nur die Traumata verschlimmern und die schlechten Erfahrungen vermehren. Ein mental kranker Mensch hat das Vertrauen ins Leben verloren. Er gewinnt es durch erneute Gewalt gegen ihn nicht zurück. Menschliche Zuwendung des Verständnisses könnten ihn auf den gesunden Weg zurückbringen.
Dass es immer noch Leugner der Freiheit gibt auch im Bereich der Neurowissenschaften, ist eigentlich kaum verständlich, denn wir haben aus der Medizin immer wieder die Bestätigung, dass über willentliche Maßnahmen der Organismus verändert werden kann. In der Folge heißt das auch, dass selbst der Körper nicht durchgehend determiniert ist, obwohl er den Gesetzen der Kausalität unterliegt. Schon Kant wusste um die Kausalität aus Freiheit, die den Menschen zum Menschen macht, indem er sich entscheiden kann, zum Beispiel etwas für seine Gesundheit zu tun. Wir sind selbst in der Lage, über die Epigenetik Einfluss auf die Genexpression zu nehmen. Der innere Arzt ist also in uns angelegt und der Widerspruch zwischen res extensa und res cogitans ist nicht so groß, wie wir ständig denken. Der Organismus ist dann ein offenes System, wenn ich mir der Freiheit bewusst werde, auf ihn einwirken zu können und Vorgänge dadurch beeinflussen kann. Gesundheit ist also an dieses Geistbewusstsein von Freiheit gekoppelt. Und für dieses Bewusstsein kann ich täglich etwas tun, damit diese Einflussnahme weiter zunimmt. Ohne Freiheit wäre das kaum möglich. Und die Willenskräfte unterliegen auch dieser Übung, Freiheit als Aufgabe zu verstehen. Freiheit ist also mit unserem Denken, mit dem Geist verschränkt, durch den ich die Macht der Freiheit erkenne und ausübe.
Der Psychoneuroimmunologe Christian Schubert hat den Zusammenhang von schweren Erkrankungen und Stress erforscht. Er analysierte soziokulturelle Veränderungen und Ereignisse wie z.B. die Finanzkrise, die das Immunsystem von Menschen negativ beeinflussen können über sogenannte Top-down- und Bottom-up-Prozesse. Der systemtheoretische Ansatz bezeugt die Wirkung von komplexen Systemen auf weniger komplexe Systeme und umgekehrt. Wie Wahrnehmung auf unser Denken einwirkt, ist weiterhin ungeklärt. Die Tatsache, dass es eine Korrelation gibt, ist aber unbestritten. Bei Stress als mentalem Zustand spielt die Erfahrung der Ohnmacht eine große Rolle. Erlebe ich Prozesse und Entwicklungen als nicht beeinflussbar, entsteht existenzieller Stress, der Gehirn und Körper erheblich schädigt. Die Psychosomatik geht davon aus, dass Körper und Geist eine Einheit bilden und nicht zwei voneinander getrennte Entitäten sind, die aufeinander wirken. Den Dualismus hat man aufgegeben, weil man nur über die Quantentheorie erklären kann, wie der Geist auf den Körper wirken könnte. Das scheint vielen nicht auszureichen bzw. es wird bestritten, dass wir ein Quantengehirn hätten. Deshalb wurde der Dualismus angezweifelt. Sind Körper und Geist aber eine Einheit, ein wesensmäßiges Ganzes, dann kann man nicht erklären, wieso über Meditation, d.h. über eine freie und willentliche Maßnahme, das Gehirn verändert werden kann. Ich muss also eine unabhängige Kraft voraussetzen, die auf den Körper einwirkt. Dass es so ist, hat Richard Davidson weitgehend bewiesen. Damit steht die Identitätstheorie im Verdacht, etwas zu vereinfachen, was doch komplexer ist.
Die Gründung einer gemeinnützigen Organisation für ganzheitliches Heilen – human-holistic-health-project – richtet sich vor allem an Menschen, die unter mentalen Erkrankungen leiden und wenig Geld haben. Sicher, Geld ist manchmal auch eine Erleichterung, aber die Gründung einer Stiftung ist bisher nur angedacht. Zunächst sollen aber die Maßnahmen thematisiert werden, die jeder auch ohne Vermögen vornehmen kann, um seine gesundheitliche Lage zu verbessern und mehr Lebensqualität zu erreichen. Die Schulmedizin unternimmt in dieser Hinsicht so gut wie gar nichts und die derzeitige Politik hat wieder begonnen, Menschen mit mentalen Erkrankungen extrem zu stigmatisieren und zu diskriminieren. Hintergründe sind ein negatives Menschenbild und horrende Vorurteile, die wegen einer menschenfeindlichen Politik eher wieder zunehmen. Hier war man in den 70er Jahren schon sehr viel weiter. Gegen Rückschritte hilft nur die Aufklärung und eine massive Gegenbewegung auch gegen die Vorherrschaft der Pharmaindustrie, die ein erhebliches Interesse daran hat, Menschen einseitig und schädigend zu behandeln. Medikamente können kurzfristig helfen, sind aber nicht die Lösung des Problems. Auch die Psychotherapie ist hier weitgehend negativ infiziert und nicht bereit, entstandene Probleme intensiv durchzuarbeiten. Betroffene werden schlichtweg oft nicht ernst genommen.
Wir Frauen dachten eigentlich, dass die Zeiten für uns besser geworden seien. Aber die Realität zeigt ein anderes Bild. Es geht nicht nur um physische Gewalt gegen Frauen, sondern auch um strukturelle und psychische Gewalt, deren Aufklärung oft schwierig und langwierig ist. Viele der betroffenen Frauen werden arbeitsunfähig und das ist das größte Problem, denn zu den traumatischen Gewalterfahrungen kommt die schwierige soziale Lage hinzu. Beides erfordert viel Kraft und Energie, um diese Hürden gegen ein gelungenes und emanzipiertes Leben zu beseitigen. Die Me Too Bewegung ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Offenheit, über Gewalterfahrungen zu sprechen und Täter auch öffentlich anzuklagen. Frauen suchen oft den schwierigen Weg einer Verständigung, um keine Fehler zu machen. Das ist aber nicht immer der klügste Weg, denn wenn Gewalterfahrungen schwerwiegende Folgen haben, dann kann es nicht nur bei einer Debatte bleiben und dem Wunsch nach Aufklärung. Wir sehen, dass selbst Richter des Supreme Courts offenbar schuldig und eben auch mit allen Wassern gewaschen sind, sich gegen berechtigte Vorwürfe zu wehren. Da werden Professorinnen als unglaubwürdig hingestellt und entsprechend zusätzlich gedemütigt.