Das Licht in dunklen Zeiten

Ken Wilber meinte, wer eine Bewusstseinskultur etabliert, nähert sich auch durch mehr Klarheit der Wahrheit. Doch die will nicht jeder hören. Wer sich entwickelt, kann mit den Profiteuren der Nichtenwicklung nichts mehr anfangen

Wir leben leider in dunklen Zeiten der Scheinliberalität. Wer heute heiße Eisen anpackt in einer sogenannten freiheitlich demokratischen Republik, wird vor allem von denen angegriffen, deren Horizont denkbar klein geblieben ist und denen alles Intellektuelle nur suspekt ist. Mittlerweile ist es so, dass Menschen, die berechtigte Kritik äußern, tatsächlich von inhaltlichen Widersachern pathologisiert werden auch noch in der Absicht, sie in die Psychiatrie einzuliefern. Nun wird überall kräftig gewettert und geschimpft, aber wer mit guten Argumenten operiert, der lebt in diesen Zeiten nicht ungefährdet. Man fragt sich, wohin wir hier gekommen sind. Was hier verschwindet, ist der Umgang mit Kritik. Keiner will  sie hören, aber jeder will sich das Recht herausnehmen, sie zu artikulieren. Da ist ein Fehler im System und letztlich auch eine Unterwanderung der Diskurskultur, die ja doch nur wenige wirklich beherrschen, denn man muss auch diese Kultur wie auch die Bewusstseinskultur üben. Weit sind wir mit beidem nicht gekommen und befinden uns auch schon lange im Rückwärtsgang.

Das Gerangel der Unterbelichteten

Höheres Bewusstsein schafft Klarheit auch in Bezug auf Feind und Freund. Wir wollen eigentlich eine friedliche Welt, die aber nicht den Kopf in den Sand steckt, sondern mit viel Durchblick eine besser Welt schafft. Aber da sind die Missgünstler, die Neider, die Widersacher und die Saboteure. Die dürfen wir nicht aus den Augen verlieren wie Hanns Guck-in-die-Luft in der Geschichte von Heinrich  Hoffmann, denn die nächste Grube ist nicht weit. Bewusstseinsarbeit darf also keine Schönfärberei werden und in eine naive Vertrauensseligkeit führen, sondern sie muss wachsamer werden auch bezüglich der Fallen, die einem andere Menschen stellen, anstatt in den fruchtbaren Diskurs zu treten, der uns alle ein wenig befreit und für den Wandel öffnet. Aber gerade gegen diesen Wandel richtet sich ein Klientel, das selbst keine Bewusstseinsfortschritte machen will, da sonst das eigene Gefüge ins Wanken geraten könnte. Die Zurechtlegungen und Rechtfertigungen könnten platzen, d.h. sich als unhaltbar erweisen. Viele Menschen klammern sich an ihre Konstrukte und wollen keinen Widerspruch. Ihr Leben funktioniert lediglich über ein Herrschen und damit über ein Dominanzstreben. Hier gibt es keine Debatte, sondern nur den Wunsch, andere unterzuordnen und klein zu machen. Der Mensch wird hier primitiv und ist über Vernunft auch selten erreichbar. Er kapriziert sich auf seinen äußerst begrenzten Verstand und kann nicht in dem neuen Kontext mitschwingen. Er wird zum Angreifer, weil ihm auch schlichtweg der Durch- und Überblick fehlt.

Wachsamkeit für mehr Klugheit

Man muss also allen Bewusstseinsinteressierten doch zur Vorsicht raten, denn für Offenheit stehen die Zeiten schlecht. Unterstellungen, Vorurteile und vorsätzliche Missverständnisse haben mal wieder Hochkonjunktur. Auch wer aufklären will, hat keinen leichten Stand. Wir wissen, dass wir die Komplexität des Menschen nur erfasssen, wenn wir ganzheitlicher denken und handeln, ohne aber unkritisch zu werden. Von integralen Denkweisen sind wir denkbar weit entfernt, weil Menschen ihre Beschränktheit zum Maßstab machen und nicht begreifen, dass ihr Verstand nicht ausreicht, um Dinge zu beurteilen. Dieses Übel ist weit verbreitet und richtet überall enormen Schaden an. Alle Bewusstseinswissenschaftler warnen, dass sich bei Entwicklung, Transformation und Wandel die Spreu vom Weizen trennt. Wir erkennen also, was wir loslassen müssen, damit wir keinen Schaden nehmen. Wer in der alten Matrix bleibt, muss sich nicht wundern, wenn er in die Grube fällt. Gutgläubigkeit ist nicht angessagt in Zeiten der Unsicherheiten, denn hier wird doch der Mensch des Menschen Wolf.  Man kann nur raten, sehr vorsichtig zu sein, um sich selbst zu schützen, denn noch immer werden Menschen von sehr dubiosen Interessen geleitet. die der Allgemeinheit nicht nur nicht nützen, sondern auch schaden. Wir leben alle in einer Welt, aber leider mit völlig disparaten Zugangsweisen. Nicht alle befördern eine Bewusstseinskultur, die letztlich vieles zur Sprache bringt in der Absicht, sich klüger zu verhalten. Blindes Vertrauen kann nicht der Rat der Stunde sein.  Die offene Gesellschaft und ihre Freinde – wir sollten das Werk von Karl Popper noch einmal genau lesen.

Karl Popper. The Open Society and Its Enemies. Princeton 1971

 

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